Full text: St. Ingberter Anzeiger

solchen Grad von Fülle, *Reinheit, Frische und⸗ 
Schiagfertigkeit im Vortrag von gemischten Chören 
rifft man selten. Mogen die Herren welche uns 
durch den Vortrag der Instrumentalstücke erfreuten, 
sowie der Kirchenchor den eingeschlagenen Weg nicht 
verlassen! Sie werden, auch wenn wir nicht mehr 
das Gluck haben, eine begabte Fachkünstlerin mit⸗ 
wirken zu sehen, immer im Stande sein, durch 
Aufführung eines wohlgelungenen Konzertes in 
ernster Mufik eine zahlreiche Zuhdrerschaft zu fesseln.“ 
»6 —138 * 
“St. Ingbert, 2. August. Bezüglich der 
diesjührigen Uebungen der Ersahzreservisten 1. Klasse 
wurde vom t. Generdt⸗Kommando angeordnet, daß 
die erste (zehnwöchige) Uebung vom 27. August 
bis A Nedember, die zweite (vierwöchige) vom 8. 
Oitober bis 4. November vorzunehmen sei; zu 
rslerer sind 1.280, zu leßzterer 780 Mann einzu⸗ 
siehen; die zu einer dritten (vierzehniagigen) Ueb⸗ 
ung heranzuziehenden Mannschaften der Fuß—⸗ 
irillerie sind vom 24. September bis. T. AMober 
nach dem Lechfelde einzuberufen. Fur das nachste 
Jahr ist zum ersten Mal eine vierte (14tàgige) 
Uebung in Aussicht genommen.. 
An die k. Bezirksamter ist dieser Tage 
eine Entschließung des k. Staatisministeriums des 
Innern, Abtheilung für Landwirihschaft, Handel 
und Gewerbe gelangt, betreffend die Enquete 
iber Sonntagsgerbeit In der Entschließung 
st bemerlt, daß das gesammelte Material nebst 
einer gutachtlichen Aeußerung bis spätestens 15. 
Zeptember eingereicht sein muß. Von Seiten der 
Bezirksämter werden in den nächsten Tagen die 
näheren Schritte gethan werden, und werden wir 
auf die Sache alsdann nochmals zurückkommen. 
— pirmafens, 1. August. Durch die 
kgl. Gendarmerie wurde den hiesigen Bierwirthen 
m Auftrage des kgl. Amtsgerichts mitgetheilt, daß 
jach Ablauf von 14 Tagen der Bierausschank mit⸗ 
telst Pressionen eingestellt werden müsse. (P. A.) 
—A Dahn;, 81. Juli. Gestern Aben d wurde 
hei Bundenthal au einem; ledigen Burschen ein 
Kaubmord derübt. Der Thäter soll aus Bunden ⸗ 
thal sein. ne t P. Anz.) 
— AQaiserslautern, L. August. In der 
gestrigen Feriensitzung der Strafkammer des hiefigen 
Zandgerichtes kam die Anklage gegen Wilhelm 
Michel, Postexpeditor in Rockenhausen, zur Ver⸗ 
Jandlung. Zur Last gelegt wurden ihm drei Reate: 
i. In feinem Amte als Posterpeditor den Betrag 
on 2000 Mart welche er für die Post einge 
sommen, für fich behalten zu haben. 2. Als 
dassier des Vorschußbereins Rockenhausen 7000 
Mk. die dem Vereine gehörten, im Jahre 1881 
an fich genommen und für seine eigene Zwecke 
erwandt zu haben, und 8. die in seiner Eigen⸗ 
Hiehe warne Jedermann, meiner 
Frau, geb. Elisabetha Lehmaun, 
von Si. Ingbert gebürtig, weder 
was zu borgen, noch auf meinen 
stamen verabfolgen zu lassen, indem 
y von heute ab für nichts mehr ga⸗ 
antire. 
WGeorg Lindner, Ottweiler. 
uft als Agent der Lebensversicherungsgesellschaft 
Kosmos“ in den Monaten Januar und Februar 
885 eingenommenen Pramiengelder ꝛtc⸗ in der 
Ibhe von 787,97 Mt« ebenfalls an fich genommen 
ind für sich verwandt zu haben. Nach 3/ stün⸗ 
iger Verhandlung nerklärt das Gericht den Ange⸗ 
lagten der drei Reate für überführt und erkannte 
iuf eine Gesammistrafe von drei Jahren Gefängniß. 
Als Einsatzstrafen waren für das erste Reat! 
Jahr 5 Mon., für das zweite 1.Jahr 8 Mon. 
indg für das dritte x Monate ausgesprochen wor⸗ 
ʒen)* Von Aberkennung der bürgerlichen Ehren ⸗ 
Lchte wurde abgesehen. (f. Vollsbl.). 
— Zu der auch von uns nach der „Pf. Pr.“ 
zebrachten Nachricht von der beabsichtigt gewesenen 
frmordnung eines Klassenlehrers an der Studien⸗ 
instalt in Speyer sagt die · „Sp. Ztg.“: Wer 
ickt solche Rarthelten im die Welt ? ¶ Derartigen 
dorrespondenten sosste man doch tüchtig Jquf die 
Finget klopfent 
zistorie vom Schneider Tomatschek hier in moa. 
ichster Kürze wiederholt. Es waren zwei —* 
Wilhelm und August, die in Berlin die Schneidere 
n ziemlich ausgedehnter Weise betrieben. Wilhelm 
der altere, hatie sein Leben zu Gunsten seinen 
zruders bei einer Lebensversicherungs ⸗Gesellschaft 
nit 10,000 Thaler versichert. Ein ganzes Jaht 
vurde die Pramie auch pünktlich bezahlt. Doa 
vurde der Versicherte plötzlich krank. Der Haus, 
irzt der Brüder kam täglich mehreremale vorge. 
ahren uͤnd machteein immer bedenklicheres Gesicht 
zugelassen zum Krauken wurde niemand, denn die 
drankheit sollte ansteckend sein. Nach sechs Wochen 
sieß es, Bruder Wilhelm sei tödt. Der Hausarzt 
lellte, den Todesschein aus und Wilhelm Tomatschel 
vurde begraben. Einen, Tag zuvor war ein Ab— 
gesandter der Versicherungsgesellschaft im Trauerhaus 
am. sich die Leiche anzusehen; doch der Sarg war 
chon geschlossen, denn die Leiche hatte einen so 
auligen Geruch, daß das kleine Leichengefolge“ fast 
hnmachtig wurde. Die Versicherungssumme.wurde 
)em überlebenden Bruder ohne Weiteres ausgezahlt, 
ind damit waren die Akten über Tomatschek ge⸗ 
chlossen. Ein Jahr später meldete sich ein Berliner 
kuchhändier beim Polizeipräsidenten und erklärte 
Folgendes: „Ich war mit zum Begräbniß des 
„chneider Tomaischek. Jahre lang habe ich mit 
ym in Geschäftsverbindung gestanden und kannte 
yn wie mich selbst. Vor einigen Wochen war ich 
n Kopenhagen. Da begegnete mir auf der Straße 
er Begrabene, wie er leibt und lebt, namentlich 
nacht ihn eine rothe Narbe quer über die Nase 
inderkennbat. Ueberrascht rufe ich ihn an: To⸗ 
natschek!Im ersten Augenblick war er wie ver⸗ 
leinert; doch bald ermannte er sich und sagte: 
Zie irren, mein Herr; ich heiße Danske; dann 
sing er eilig weiter. Ich beantrage, Herr Prufi⸗ 
zent, den betr. Sarg auf meine Kosten ausgraben 
u lafsen und den Inhalt zu untersuchen.“ Dem 
Wunsche des Kaufmannes wurde nachgegeben und 
er Sarg in aller Stille aus der Gruft geholt. 
Als man den Deckel abhob, was fand man: Ein 
nit Rinderkaldaune dick umwickeltes Plättbrett. 
hierzehn Tage später saß der angebliche Kopenhagener 
Ddanske mit Bruder August in der Stadivogtei. 
der Arzt, der um den Betrug wußte und der den 
Todtenschein um 500 Thaler ausgestellt hatte, 
nußte der Dritte zum Bunde — im Zuchthause 
machen. Die Frau des Todtengräbers. welche 
zei Oeffnung des Sarges zugegen war, schlug, als 
ie das Plaltbrett nebst Zubehör sah, die Haͤnde 
iber dem Kopfe zusammen und rief erstaunt: 
Jott, wie kann sich der Mensch verindern!“ 
Vermischtes. 
pMünchen, 31, Juli. Ein Freundschafts⸗ 
ienst. Ein Ausgeher eines größeren Geschäfts⸗ 
auses sollte gestern Abend einem Fremden noch 
inen Brief auf die Bahn nachtragen. In der 
dähe seines Hauses begegnete ihm sein Vorgänger, 
en er wohl oberflächlich kannte und nachdem dieser 
ie Kommission erfahren, sagte er, er wolle ihm 
en Gang ersparen, er kenne den Fremden recht 
jut und werde ihm den Brief wohl einhändigen. 
der Ausgeher war über den Freundschafts dienst 
janz froh, aber nicht der Prinzipal, denn der vorige 
lusgeher war wegen verschiedener Unregelmaßig⸗ 
eiten Intlassen worden und es war sehr zu befürchten, 
vaß der Brief, der außer 1000 Mark in Noten 
ine Anweisung an ein Augsburger Haus auf 
2000 Mk. enihielt nicht in die Hande des Fremden 
am. Die telegraphische Verständigung ergab nun, 
aß der Brief wirklich nicht an die vermeinte 
dresse gelangte. Die 1000 Mt. sind nun mit 
em dienstfreundlichen Ausgeher fort und der 
dollege wird den Freundschaftsdienst theuer bezahlen 
nüssen. 
Als Kuriosum wird dem „L.⸗Anz.“ aus 
gurg bei Magdeburg mitgetheilt. daß vor einigen 
vochen daselbst der Schneider T omatschek, der 
ort lange Jahre unter dem Namen Müller gelebt 
ind sich als Flickschneidet ernährt hat, nun im Alter 
on 82 Jahren wirklich gestorben ist. Wir und 
vohl noch viele Andere hielten ihn längft für todt. 
Zein ersies Begräbniß in Berlin, vor etwa 35 
Jahren, machte der Rebenumstände halber unge⸗ 
seures Aufsehen, und die tragischkomische Geschichte 
—XL I Sprachen. Dem 
üngeren Geschlechte zu Nutz und Lehr sei die 
Agenten und Reisende 
verden fur den Verkauf von Kaffee 
an Private gegen Fixum und Pro⸗, 
vision gesucht. J 
—. m. Carl Held⸗ 
VHamburg, Grimm 22. 
Dee Unterzeichnele halt fich im M lIl IILE 
Hemden · und Kleider⸗ 8cheine 
machen, in und außer dem Hause. . 
inem geehrten hiesigen Publikum für die Bemeindekrankenver 
zeftens empfohlenn. geeu vob siherung 
AM-A FelKo, finb zu haben in der Druckerei 
, in Snieschen haufe a d. Meß. Jdes „8t. —IIL 
— 25225ee—— 
Nsbp ud voielin, 
aart 
WeiIn-VBMisuetts 
vorrathig; auch loͤnnen dieselben mit jeden beliebigen Eindruck ver⸗ 
iehen werden. —— 
Ball- und Tanzkarten 
werden sofort angefertigt in der A 
*73 —Buch⸗ un“ Steindruckerei 
f. beme 
————— St. Ingbert. 
MaIM shan 
ä 
A⏑ä⏑ 
- —— —⸗i æ— 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demes. 
—ü UOUUU— — 1 
tix⸗ * 
AACSs 
oppel &tarke 
Anigorrabrixanth.daek. um aD.) 
v—Bewakrtestes d rollsstandig 
msehãdliches Starkrernittel — 
ꝛewãhrt grõsesto EXrlelehteruns 
im Platton u. eonthalt allo er 
raeriichon Zuaitro zur siohe 
n —————— ron blendend 
——,————— 
nogenannter ——I ; 
IeBer2B9 —2 
A 6 x. 
Am hilitlenn 8* 7 7 die alten⸗ 
Aunoucen⸗Expedition . *8 — — ** 
AHaasenstein & Vogler, 
—Mannheim, O. 4. 5 
Inserate für sammtliche Zeitungen und Fachzeitschriften zu Originan 
Freisen ohne weitere Spesen. Bei größeren Annoncen und aͤfteren 
Wiederholuͤngen Bewilligung höchsten Rabattes. 
Rath in Insertionsangelegenheiten wird durch obia 
Firma, gestützt auf die während des 30jahrigen Bestehens der 
Liben gemachten reichen Erfahrungen, gewissenhaft und kostenfre 
ertheilt, auch werden auf Wunsch der e die geeignetsten Blaͤtter 
in Vorschlag gebracht. J 
Der zusfuhrliche Zeitungskatalog pro 1835 steht jedem In 
zerenten auf Wunsch gratis und frauco zur Verfügung. 
e V — * 
4