Full text: St. Ingberter Anzeiger

dem vistrenden Beamten: „Nein Herr, ich 
t visitt sein, ich warte schon fünf Tage darauf, 
w seine Arbeit und kann nicht aus München 
. Ohne aufzusehen schreit der Beamte ihn 
bu ‚Halit Er's Maul. sonst wird Er —— 
ineg unterbricht ihn der Kronprinz. „Sehen 
yven Sie vor sich haben.“ Der Schreck des 
* war groß, als er nun Ludwig erkannte. 
darauf war er trotz aller Bitten mit zehn 
uspendirt. 
wdn nn Orte für die in diesem Sommer 
jeindenden allerlei Tage empfiehlt Sch. F.⸗“Bl. 
hnde: Für den Juristentag Streitberg oder 
Hen, für den Aerztetag Ruhrort oder Pest. für 
aoche Essen, für den Schornsteinfeger Kamin, 
rden Schützentag Treffurt oder Scheibenberg, 
s den Sängertag Quakenbrück. 
Gera, 1. August. Gestern Abend ertränkte 
q in sogenannten Erdwall ein Liebespaar, von 
in das Mädchen, eine iunge Näherin, kaum 16 
pͤhte alt war. Der Jüngling, Sohn eines Mau⸗ 
eisters, ist 17 Jahre ait. 
pDresden. Von dem Turnfest wird noch 
Algendes ergötziiche Vorkommniß erzählt: Als der 
zug die Wilsdrufferstraße passirte erscholl vor 
n Laden, in dessen gänzlich ausgeräumtem Erker 
ie Anzahl junger Damen Platz genommen, um 
in Zug anzusehen, ein nicht endenwollendes „Gut 
—X Die Zuschauer konnten sich nicht erklären, 
ehalb gerade hier die Turner ihr „Gut Heil!“ 
hflerk ertoͤnen ließen, bis man endlich den Grund 
aldedte, worauf sich erst recht eine kolossale Heiter⸗ 
it det Menge bemächtigte. Der Laden war 
mlich ein 50-Pfennig⸗Bazar und beim Ausräumen 
ute man vergessen, die Plackate zu entfernen 
cud füt Stück nur 50 Pfennige.“ J 
Aachen, 29. Juli. Ueber einen neuen 
aunerkniff berichtet das „Echo d· G.“ Im Laufe 
vorigen Woche saß ein Herr in einer hiesigen 
rcdauration, trank sein Glas Bier und studirte 
je Feitung, unbekümmert um seinen neu hinzuge 
nmenen Tischnachbar. Als der betreffende Herr 
uch einigen Minuten wieder von dem Bier trinkt, 
inmt er einen sonderbaren Geschmack an demselben 
uhr; gleich nachher verspürt er Uebelkeiten, infolge 
acen er sich zur Retirade begiebt, wohin ihm sein 
hnachbar folgt, um ihm anscheinend beizustehen. 
uh lurzer JZeit war mit der Uebelkeit nicht nur 
in Portemonnaie, sondern auch der fremde Herr“ 
cichwunden. Es sei hiemit vor dieser Kunst“ 
warnt. 
sDer Riesen⸗Elefaut auf Coney Island, 
at den zur Zeit als man ihn noch projektierte, 
wel geschrieben wurde, ist nun fertig gestellt 
uden. Wie das Patent⸗ Bureau von Richard 
hers in Goͤrlitz mittheilt, hat man die ursprüng⸗ 
e Ider- denselben als Hotel einzurichten. auf⸗ 
den und werden die großen Säle im Innern 
SVhieres vielmehr zu Konzerten, das 180 Fufß 
he Kückenzelt aber zu astronomischen Beobachtungen 
dergleichen benutzt werden. Der Koloß wiegt 
Kleinigkeit von 2 Millionen Zentner. Ein 
d einhalb Millionen Quadratfuß Holz sind zum 
m betwendet worden und nicht weniger als 700 
ist Kagel. Außerdem waren aber noch 140 
uiner Schraubendolzen erforderlich und zur Be⸗ 
dung 388000 Quadratfuß Blech. Die Maßver 
Unise find so enorm, daß in jedem der Hinter 
un die bekanntlich die Treppen enthalten, der 
cle lebende Elefant bequem promenieren kann. 
weilen macht die Aklien Geseuschaft. die Eigen 
agetin des Kolossalbaues ist, gute Geschäfte mit 
— des Tier⸗Innern gegen angemessenes 
un ge 
Der theuerste Winkel in Deutsq⸗ 
Am 80. Juli Vormittags wurde auf dem 
use zu Bresla u ein Bietungstermin 
deierdetpachtung der ünks vom Cingange nad 
Shweidniter Keller neben der Treppe belegenen 
en Vertaufsftelle abgehalten.“ Bestbielender 
nit 5500 Mi. pro Jahr ver Wurstfabrikani 
unn. Das Ergebniß des Termins ist fuͤr die 
mmune ein ungunstiges, indem die Wurstchen⸗ 
— gegenwariig einen Pachtertrag von 
. aljo 1080 Mi. mehr ms nunmeht 
chefert. Die ¶Verloufssielle ist nut eine 
— in welcher eben ein Tischchen 
du gestelltem Wurstkessel Platz hat. 
* erste Gesellschafisreise nach Kamerun 
er .bon Karl Stangen in Berlin vor— 
e Dieselbe ist bereits vollstandig in ihren 
festgesett und sechs Theimehmrer haben siag 
auch schon gemeldet. Sobald noch eine gleiche An⸗ 
zahl sich der Fahrt anschließt, ist das Unternehmen 
psichert und die Abreise wird bekannt gemacht. 
Der Ausschiffungshafen wird Bremen sein und soll 
e einige Tage Station in Lissabon, Logas und 
diberia gemacht werden. Als Reisedauer hat man 
ieun Wochen in Aussicht genommen und der Be— 
heiligungspreis ist auf 2800 Mark fixirt. Der 
Plan bezwedt natuürlich, Interessenten eine günstige 
Helegenheit zu bieten, die neue Kolonie kennen zu 
lernen und die Anknüpfung von Handelsberbind- 
ungen zu erleichtern, von welchem Gesichtspunkte 
aus der Idee einer solchen Gesellschaftsreise die 
Anerkennung nicht versagt bleiben kann. 
x Dieser Tage wurde ein Spediteur aus 
Berlin, der bei dem Begräbnisse des Onkels 
einer Frau zu Leipzig sich hochst roh benommen, 
»em Todten in's Grab gespuckt und sogar ein 
Du Lump“ nachgerufen hatte, vom Leipziger 
randgericht zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt 
fF Eine Naturfreundin. „Sie kommen 
a aus den Prozessen gar nicht heraus!“ sagte der 
borsitzende des Berliner Gerichtshofes zu der An⸗ 
jeklagten, welche fich wegen Unterschlagung zu ver⸗ 
intworten hatte. „Ick werde mir so lange ver⸗ 
rozessiren, bis Se mir freijesprochen haben, wo ick 
nir bei meinem ausjebildeten Rechtsjefühl nich werde 
noblens knoblens verknaxen lassen,“ erwiderte die 
Angeklagte. — Vors.: Sie haiten in derselben An⸗ 
zelegenheit bereits mehrere Termine vor dem Civil⸗ 
gericht? — Angekl.: Wat kann ick vor de Bejriffs⸗ 
derwirrung von die Herrens. Bald rufen se mir 
nach de Judenstraße, bald muß ick mir nach Mo— 
abit bemühen; det is 'ne Unsicherheit in de recht⸗ 
lichen Zustände, über die ick jerichtlich beklage. — 
Vors.: Sie haben von einem Goldwaarenhändler 
eine goldene Uhr und zwei Ohrringe auf Leihkon⸗ 
trakt genommen und verpflichteten sich zu wöchent⸗ 
ichen Ratenzahlungen. Als Sie diese nicht leisteten, 
lagte der Händler auf Herausgabe der eninomme⸗ 
nen Waaren. Sie wurden hierauf vom Civilgericht 
ur Herausgabe der Uhr und der Ohrringe verur⸗ 
heilt. — Angekl.: Det stimmt Alles uffallend. — 
Vors.: Sie haben aber die Herausgabe der Uhr 
»erweigert. — Angekl.: Det wollsen wir nich so 
chroff hinstellen, Herr Jerichtshof, indem ick doch 
nich verweijern kann, wat ick nich habe. — Vors.: 
Was wollen Sie damit sagen? — Aungekl.: Ick 
jab' de Uhr verloren, wat mich von wejen den Leih⸗ 
fritzen in de Seele weh dhut, wo ick ihm den Scha⸗ 
»en nich ersetzen werde, indem ick mich de Iroschens 
nich selber modliren kann. — Vors.: Es wird 
Ihnen zur Last gelegt, daß Sie die Uhr noch immer 
besizen. Deshalb sind Sie jetzt wegen Unterschla⸗ 
zung angeklagt. — Angekl.: Na, brat mir Eener 
nen Storch! Icksoll die Uhr in meine Besitzung 
jaben, un ick hab' ihr doch uff de Pfingstreife in 
Verlust jebracht. — Vors.: Sie wollen also die 
Uhr auf der Pfingstreise verloren haben? — An⸗ 
gekl.: Det versichere ick mit meine anjeborene Je⸗ 
wifsenhaftigkeit. Se jlooben det nich? Det mag 
'd uff den erschten Oogenblick komisch klingen, 
aberscht wenn Se Ihnen in meine dazumalige Lage 
voll Stimmung und Bravour rindenken. denn wer⸗ 
den Se de Unjlooblichkeit verlieren. Schonst lange 
jatte mich mein Gemuthsfreund 'nen Extrazug nach 
Freienwalde versprochen, aberscht niemals nich je⸗ 
zalten, denn warum? Jott behüte, det de Unter⸗ 
lassung aus Jefühlskälte don den Jungeken verur⸗ 
sacht is, wir sind blos von wejen dessen nich ge⸗ 
jahren, weil de verdammten Moneten merschtendeels 
n jroßer Mangelhaftigkeit sind, indem et 'ne trau⸗ 
riges Geschick is, det man mit det Bezahlen det 
nerschte Jeld ausjiebt. Aber doch endlich is det 
iebliche Pfingsten jekommen, wo wir de Romantit 
on de märkischen Schweiz jottvoll jenießen konnten. 
Ick schwarme vor de Natur un mein Heinrich ooch. 
— Vors.: Lassen Sie jetzt Ihre Schwaͤrmerei, und 
ommen Sie zur Uhr. — Aagekl.: Wo ig ihr ver ˖ 
oren habe, det lann ick Se in meenem jehabten 
Raturgenuß nich sagen. Ic weeß nur, dei se fort 
var un wie ich diese unanjenehme Bemerkung 
nachte, lamen mir jleich janz von unjeführ de 
Schmerzensdrahnen zwischen de Wimpern, aberschi 
nein Heinrich küßte mir un sagte, Herzelen, sagit 
r, ween' doch nich, bezahlt haste se ja aoch nich 
Jott sei Dank ooch, sag ich denn, der Handler 
vird de Uhr aber haben wollen. Ach wal, sagte 
nein Heinrich, zerbrech' Dir jetzt nich dem Uhren⸗ 
riten seinen Kopp, un det dhat ick denn ooch. — 
Da der Angellagten nicht das Gegentheil ihrer 
Angaben nachgewiesen werden konnte, so mußte sie 
von der Anklage der Unterschlagung freigesbrochen 
verden. * 2 
.Ein medtenburgischet Papagei. 
der Rentier S. in Gustrow befaß einen sprechenden 
hapagei, der sich mit einem sehr gelehrigen Bolog⸗ 
ieser Hündchen in die Gunst seines Herrn theilte. 
Den letzteren pflegte sein Herr des Morgens damit 
u begauftragen, eiwas zum Kaffee zu holen. Er 
rief ihm alsdann zu: „Signora, gah taum Bäcker!“ 
ind wehbonam stellte sich der Hund mit einem Körb⸗ 
hen im Maul vor seinen Herrn, bis dieser entweder 
in Geldstück in den Korb warf oder dem Hund 
urief: „Ilp Pump!“ da der Bäcker duch auf 
Zredit verabfolgte. Der Hund macht sich auf den 
Weg, und, hatte er den Auftrag zur Zufriedenheit 
eines Herrn ausgeführt, so erhielt er als Belohn⸗ 
ing ein Stück Backwerk; war das nicht der Fall, 
zer Hund z. B. zu lange geblieben, so jagte ihn 
ein Herr mit einem energischen Wiste rut zur 
Thür hinaus. Seit einiger Zeit nun war es dem 
Rentier aufgefallen, daß die Rechnung des Bäckers 
nicht ganz stimmte, es kam ihm vor, als ob der 
selbe mit doppelter Kreide schtiebe. Die Losung 
des Räthsels fand er indeß, als et eines Morgens 
der Zeuge folgender Szene wurde. Signora, gah 
taum Bäcer!“ herrschte nämlich der Papagei den 
ruhig hinter den Ofen liegenden Bologneser an, 
und gehorsam fiellte sich dieser mit dem Korbchen 
im Maul vor seinen gefiederten Gebieter Up 
Pump!“ fuhr dieser fort, und Signora trollte sich, 
um pünbktlich mit dem Korbchen vou Backwerk wiede 
ju erscheinen. Statt die erwartete Belohnung zu 
erhalten, wurde er aber von seinem Auftraggeber 
nit einem kategorischen „Wiste rut!“ davongejagt 
und dieser machte fich gemüthlich übet das Gebag 
der. Der Erzähler verfichert der Volksztq.“, die 
Beschichte sei wahr. 
fBrüunm, 1. August. Zwischen Arbeitern 
und Arbeitgebern in Lomniß ist unler Mitwwirkung 
des Bezirkshauptmannes ein Uebereinkommen erzielt, 
vonach die Arbeiter eine Lohnerhöhung erhalten 
uind in der kommenden Woche die Arbeit wieder 
rufnehmen. 
tGastein, 2. August. Der Kaiser hat in 
Anerkennung der Verdienste des Hofschauspielers 
Berndal um die königlichen Schauspiele die Ueber⸗ 
ührung der Leiche desselben nach Berlin auf kaiser⸗ 
iche Koften verfuͤgt. 
F Triest, 8. August. Die —XXXC 
yxdnete für Probenienzen aus franzöfischen Mittel⸗ 
meerhaͤfen, deren mehrere choleraverdachtig find, so⸗ 
wie aus Algier, eine zehntägige Odsechalionste- 
serbeenn. 
f Die Durchbohrung des Siem plon geht 
ihrer Verwirklichung entgegen, nachdem die italien⸗ 
ische Regierung eine Unterstützung des Unternehmens 
zugesagt hat. Mit den Arbeiten wird voraussicht⸗ 
lich noch vor Jahresschluß begonnen. Die Bahn 
vird eine Länge von 51 Kilometer haben (wovon 
12,000 Meter auf den eigentlichen Tunnel ent⸗ 
jallen), eine Arbeitsdauer von gehn Jahren und ein 
Baukapital von 80 Mill. Lire erfordern. Auf der 
scchweizerischen Seite wird die Tunnelmüundung in 
ꝛinet Seehöhe von 689 Meter, auf der italienischen 
n einer solchen von 627 Meter zu liegen kommen. 
Die Bohrarbeiten im Tunnel schaßt man auf 2222 
Tage. 
FParis, 1. August. Rachdem gestern der 
portugießsche Konsul in Narseille, sowie der Polizei⸗ 
Inspeltor Charridre der Cholera exlegen sind. wi 
zjugegeben, daß dieselbe seit dem 11. Jull dort 
serrscht. Am 29. Juli starben 6, am 80. 14 
Personen an der Cholera. Auch in Lyon kauen 
wei Todesfaͤlle vor. (Man scheint in Frankreich 
die Seuche wieder damit vertreiben zu wollen, daß 
nan die Existenz derfelben verheimlicht.) — 
t. Bei den vielbeschäftigten Arzt Dr. Morison 
n Paris erschien vor einigen Tagen ein Fremder 
and verlangte den Arzt zu sprechen. In das Zimmer 
deffelben gefuhrt. erliarte er. daß er lungentrant 
ei und man ihm als einziges Rettungsmittel den 
Benuß einer Menschenleber empfohlen habe. Etr 
volle mit Morison's Leber diese Kur versuchen. 
hach diesen Worten zog er ein Stilet. Der Arst vetlot 
die Geistesgegenwari nicht, ging scheinbar auf die 
Idee des Wahnsinnigen ein, bemerlte ihm aber, 
zaß er kein geeignetes Objekt, da er seit Jahren 
eberfrank sei. Er wolle ihn zu einem Kollegen 
Ahren, an dem sie den Versuch machen könnteen, 
der Irre stimmte ber und ließ Morison 
um Zimmer hinaus. Derselbe holte Polizisten, 
velche sich des Fremden bemächtigkten und