Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒt. Iugherter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
a „St. Jugberter Anzeiger? er Jeint wochentlich fünfmalz: Am Monutag, Dienssstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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MW 163. 
Samstag, 22. August 18883. 
20. Jahrg. 
l 
Die Aufgabe der deutschen Politische Ueberficht. 
Auf Herausgabe empfangener Parteidiäten find 
zom preußischen Fiskus mehrere Reichstagsabgeord⸗ 
nete der deutsch⸗freifinnigen und der sozialde⸗ 
nokratischen Pariei verllagt worden. 
Aus Madrid wird der „Daily News“ ge⸗ 
ueldet: „Die Artikel der deutschen Presse über 
die Besitzergreifung der Karolinen-— 
Inseln haben peinliches Aufsehen in Spanien 
erzeugt. Spanier aller Rangklassen fangen bereits 
in zu verstehen, daß Proteste und Vorstellungen 
iber diesen Gegenstand vergeblich sein werden. 
kmpfindlich und stolz finden sie ihre Lage um so 
kuter, weil hintereinanderfolgende Regierungen in 
„panien es zu einem hervorstechenden Charakter 
hrer auswärtigen Politik gemacht hatten, um die 
Freundschaft Deutschlands zu buhlen und diese 
Freundschaft gegen die franzoͤsische Republik spielen 
u lassen.“ Ein Madrider Telegramm des „Stand⸗ 
ard“ meldet: „Die spanischen Regierungsorgane 
hemühen sich, die öffentliche Meinung in Sachen 
her deutschen Annexion der Karolinen⸗Inseln zu 
heschwichtigen, da eingesehen wird, daß keine Aus— 
icht auf einen Rückzug Deutschlands vorhanden ist. 
In Madrid kurfieren Gerüchte, daß Senior Elduayen 
u demissionieren gedenke und das ihm jüngst von 
Deutschland verliehene Großkreuz zurückweisen werde; 
aß der spanische Gesandte in Berlin abberufen 
verden würde, weil er über die deutschen Pläne 
nicht besser unterrichtet gewesen, und daß Graf 
Solms, der deutsche Gesandte am spanischen Hofe, 
dereits einen markanten Wechsel in der Haltung 
des Hofes und der amtlichen Kreise gegen ihn 
vahrgenommen habe.“ — Die „Nat.⸗Ztg.“ führt 
in, daß bis jetzt in Berlin noch jede offizielle 
sachricht über die Befitzergreifung auf den Karo⸗ 
ineninseln fehle. Das widerspricht aber der aus 
Madrid gekommenen Meldung, daß dem spanischen 
MNinisterrath eine die Besitzergreifung ankündigende 
Feutsche Note vorgelegen habe. Aufklärung des 
Widerspruchs bleibt abzuwarten. 
demjenigen der unter englischem und holländischem 
Protektorat stehenden Länderstrecken im wefstlichen 
Theile der Südsee: unter englischem Schutze be— 
inden fich auf dem Festlande von Neuguinea inkl. 
»en vor dem Fly⸗Flusse liegenden Inseln 225,463 
Quadratkilometer, auf den im Südosten liegenden 
Inseln 7575 Quadratkilometer, zusammen somit 
233,038 Quadratkilomeier, während unter hollän⸗ 
dischem Schutze ein auf ein Neuguinea gelegenes Gebiet 
don 390,560 Quadratkilometer steht. 
Industrie. 
In immer weitere Kreise dringt die Ueberzeu⸗ 
aug, daß die wirthschaftlichen Fortschritte Deutsch⸗ 
inds vorzugsweise von der Stellung der deutschen 
ndustrie auf dem Weltmarkt abhängen. Eine 
ühende Industrie beschäftigt nicht nur lohnend 
zdillionen von Arbeitern, sondern sie ist auch, sei 
in der Fabrikation, sei es in der Versorgung 
t Arbeiter, die sicherste und zahlungsfähigste Käuferin 
et landwirthschaftlichen Produkte. Im Austausche 
er landwirthschaftlichen und industriellen Produkte 
egt dann aber auch der Hebel für den Handel und 
dlann eben nur eine blühende Industrie den 
irthschaftlichen Kreislauf recht günstig gestalten 
ud erhalten. 
Welche Mittel müssen nun aber vorzugsweise 
agewandt werden, um der deutschen Industrie den 
ebührenden Platz auf dem Weltmarkte zu geben? 
Wer hier mit einem Schlagworte ins Feld 
aden oder der Industrie durch gesetzliche Maßregeln 
uf die Beine helfen wollte, würde sich in einem 
toßen Irrihum befinden. Recht anerkennenswerth 
nd ja gesunde, ehrliche Urtheile über die deutsche 
ndustrie, auch wenn sie nicht immer deren Lob 
igen, hoch zu achten sind auch die Stützen, welche 
e deutsche Industrie an der geeinten Macht des 
aterlandes, an der Kriegs- und Handelsflotte be⸗ 
zt und dankend erkennt man auch in allen in⸗ 
isttiellen Kreisen die Fürsorge an, welche Regier⸗ 
agen und Parlamente ihrem Gedeihen widmen; 
er wahre Hebel für die Industrie liegt aber auf 
len diesen Gebieten nicht. 
Sehen wir uns nur auf dem Markte an, welche 
vaare siegt. Das Gute, das Dauerhafte, „das 
iöglichst vollkommene, das wirklich Schoöne wird 
ei angemessener Preisstellung doch immer die 
windelhafie, die billige und schlechte Waare aus 
em Felde schlagen und sich dauernde Kundschaft 
wwerben, von der allein der wirthschaftliche Erfolg 
dhängen kann. Die Qualität der Industriepro- 
ulte hangt nun aber offenbar in der Hauptsache 
ur von dem Fabrikanten ab, also sind die Fort⸗ 
qritte und Leistungsfähigkeit der Industrie auch 
at in die Selbsthuͤlfe der Fabrikanten zu legen. 
achdereine zur Hebung gemeinsamer Interessen 
iögen sich allerdings bilden, zumal können kost⸗ 
ielige Vertretungen im Auslande und Studien 
ausländischen Industrie⸗Verhaltnisse durch Ver⸗ 
ngung entfprechender Groß oder Klein⸗Industriellen 
altfinden, aber die Haupistütze lege jeder Industrielle 
die eigene Kraft. Jeder Einzelne suche auf 
mem Gebiete und mit seinen Mitleln und Kräften 
as moͤglichst Beste zu leisten, dann kommt der all⸗ 
meine Fortschriit auf industriellen Gebiete von 
lbst. Nur bor zwel Itrrthuͤmern wäre dabei noch 
warnen. Wer einen Fortschritt errungen hat, 
ite sein Erzeugniß nicht in eitier —A 
tdas Beste, sondern strebe immer nach weiterer 
wolllommnung. Desgleichen stelle aber auch 
emand, der eiwas Tüchtiges leistet, sein Lichi 
ater den Scheffel und produzire nur für enge 
7* Das Ausland zumal muß ein starkerer 
hmer fur aute, deutsche Industrieprodukte werden 
wn Eroberung ausländischer Abnehmer dürfen 
eutschen Indusiriellen weder Mühen, noch 
nen scheuen 
*Achmet Mohammed, der von den Blattern 
ahingeraffte Führer der sudanesischen Rebellen, ruht 
aum einen Monat in seinem palmenumschatteten 
Brabe zu Chartum, und schon soll ihm auch der 
ieue Mahdi. Abdullah, in das Reich der 
Schatten nachgefolgt sein. Wie in Kairo eingegangene 
Nachrichten berichten, wäre Abdullah bei einem am 
26. Juli in Chartum angeblich ftattgefundenen Auf⸗ 
tande getödtet worden. Falls fich diese Meldungen 
estätigen, so würden fie vor Allem beweisen, daß 
n Chartum und überhaupt im Sudan die voll⸗ 
jändigste Anarchie herrscht und daß darum vielleicht 
jerade jetzt der günstigste Augenblick ist, dieses 
ändergebiet dem Khedive und der Civilisation wieder 
zurückzugewinnen. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 19. August. In der Tarifkommission 
der Telegraphenkonferenz ist der deutsche Vorschlag 
hezüglich Einführung telegraphischer Einheitstaren 
nit neun gegen sieben Stimmen abgelehni worden. 
Es scheint jedoch. daß man deutscherseits hofft, im 
Plenum der Konferenz noch eine Aenderung dieses 
Beschlusses herbeizuführen. 
Berlin, 20. August. Auf Grund des 
Sozialistengesetzes ist die Vereinigung der Metall- 
arbeiter Deutschlands mit dem Sitze in Mannheim 
don der badischen Behörde verboten. 
Ausland. 
Jschl, 19. August. Zur Beglückwünschung 
—A geftern 
der König von Danemark und der Koͤnig von 
Griechenland hier ein; dieselben nahmen aͤn dem 
Familiendiner beim Kaiser Theil und kehrten nach 
demselben nach Gmunden zurück. 
Kontre⸗Admiral Knorr ist mit Se. Maj. 
Kreuzerfregatte „Bismarck“ am 19. ds. Mts. 
hor Zanzibar eingetroffen. 
Einer Reuter'schen Depesche aus Zanzibar vom 
18. d. zufolge ist dort gemeldet worden, daß Dr. 
Reichardt aus Kaiserslautern, der einzige Ueber— 
bende der deutschen internationalen Forschungsexpe 
»ition in einem Kampfe mit den Eingeborenen 
don Ugogo getödtet worden sei. 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
*St. In gbert, 21. August. Am nächsten 
Sonntag feiert in der hiefigen kath. Pfarrkirche der 
Peopresbyter Herr Nikolaus Ju n g von hier seine 
rimiz. 
Sit. Ingbert, 21. August. Dem Ver⸗ 
jehmen nach ging das in der Ludwigsstraße gelegene 
Wohn und Wirthschaftsgebäude des Wirthes Herrn 
rudwig Weirich durch Kauf um die Summe von 
14000 Mark in den Besitz des Bäckers Herrn 
dudwig Feger über. 
*St. Ingbert, 21. August. Das Aller⸗ 
höchfte Geburts· und Namensfesi wird von der 
hiesigen Knappschaft in der bisher üblichen feier⸗ 
ichen Weise begangen werden. Festessen und Ball 
indet für die Knappschaftsangehörigen bei den 
Wirthen Herrn Baumann und Herrn Horsi 
tatt. 
— Aus Limbach wird dem „Zw. Tgbl.“ 
derichtet: Die starken Fröste der letzten Nächte 
jaben in den Garten und auf dem Feide belrädt. 
sichen Schaden verursacht. In jenen haben Boh⸗ 
nen, Gurken u. dergl. Gewächse Noth gelitten und 
In einem Separatabdruck aus den „Mittheil⸗ 
ingen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg“ 
eroffentlicht L. Friederichsen interessante Angaben 
iber den Umfang des unter Verwaltung der Neu— 
juinea⸗Kompagnie gestellten deutschen Schutz 
lebietes im wefstlichen Theile der Südsee 
diernach beträgt das gesammte, unter das Protel⸗ 
orat des Deutschen Reiches gestellte Gebiet im 
daiser Wilhelmsland und im Bismarch. Archipel 
331,427, 48 Quadratkilometer oder 4203, 13 deutsche 
Zuadratmeilen. Hiervon entfallen auf das Kaiser⸗ 
Wilhelmsland 179,250 Quadratkilometer und auf 
„ie Inseln des BismarcdArchipels 52,177,48 
Zuadratkilometer. Interefsant ist eine Vergleichung 
des Umfanges dieser deutschen Schutzgebiete mit