Full text: St. Ingberter Anzeiger

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xt. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingber. 
—. St. Jugberter Auzeiger“ erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal pobchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
Jau und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blati koftet vierteljahrlich 1 4 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen M 764, einschließlia 
Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr far die 4gespaltene Garmondizeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 8, Neclamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
X 167. 
Politische Uebersicht. 
* UNeber die jüngsten Beschlüsse der Berliner 
nternationaln Telegraphen⸗Konferenz 
bird von offiziöser Seite geschrieben: Außer dem 
pichtigen Beschlusse der Konferenz in der Sitzung 
om 22., betreffend die Annahme des einheitlichen 
arifsystems für ganz Europa, find in derselben 
ʒitzung noch verschiedene Rebenfragen erledigt wor⸗ 
en. Unter denselben ist für das Publikum beson⸗ 
eers der Beschluß von Interesse, daß künftig die 
gezeichuung des Bestimmungsortes für e in Wort 
erechnet werden soll, auch wenn begleitende Zusätze 
ur näheren Bezeichnung erforderlich find. Danach 
bird z. B. Frankfurt an der Oder nicht mehr für 
sondern künftig nur für 1 Wort gerechnet 
gerden. 
— — — 
* Die Massenausweisungen russisch⸗pol⸗ 
rischer Unterthanen aus den öͤstlichen 
reußischen Prodinzen durften doch zu einem diplo⸗ 
natischen Schriftenwechsel zwischen Berlin und 
zetersburg führen. Der russische Generalkonsul 
n Danzig, Baron Wrangel, empfing ˖namlich eine 
deputation russischer Untertharen, der er u. A. 
rklaͤrte, die westpreußischen und posenschen Hilfs⸗ 
zmitee's für die Ausgewiesenen möchten ihm eine 
detition mit dem Nachweise sämmuicher Beschwerden 
er Ausgewiesenen übermitteln, er würde diese Peti⸗ 
jon in Petersburg mit allen Kraften unterftützen. 
* Einer der Veteranen der deuisch- liberalen 
hartei Oesterreich ˖ Ungarns, der Prasident des ober⸗ 
sen Gerichtshofes, Ritter Anton v. Schmer⸗ 
ing beging am Sonntag seinen 80. Geburtsiag. 
Jer Kaiser richtete aus diesem Anlaß ein Außerft 
erzliches Glückwunschstelrgramm an Herrn v. 
Schmerling nach Aufsee. Aeußerst zahlreich waren 
uch die Kundgebungen, welche dem Jubelgreis aus 
yen Kreisen der deutsch⸗osterreichischen Bevolkerung 
u seinem Ehrentage zugegangen sindd. 
*In der afghanischen Grenzfrage 
errschen jetzt die friedlichen Klänge entschieden vor. 
dem englischen Kabinet sind neue Vorschläge Ruß⸗ 
ands zugegangen, nach denen Rußland definitiv 
uuf den Zulficarpaß verzichtet und würde derselbe 
xmnach bei Afghanistan verbleiben. Nur die be⸗ 
jachbarten Weidegründe werden russischerseits bean⸗ 
prucht und da es England hauptsächlich nur darum 
u thun ist, daß der wichtige Paß von Zulficar 
ucht in die Hände der Russen fällt, so werden die 
jemeldeten ruͤssischen Vorschläge in London jeden⸗ 
alls auf eine guͤnstige Aufnahme zu rechnen haben. 
Im Uebrigen wird auch die afghanische Grenzfrage 
n der nächsten Zeit die englische Regierung weit 
deniger in Anspruch nehmen, als edied bezüglich 
er egyptischen Angelegenheiten der Fall sein wird. 
dinmai erfordert die Anwesenheit Sit Drummond 
Wolff's in Konstantinopel, welcher dort mit den 
naßgebenden Personlichkeiten behufs Förderung 
einer egyptischen Misfion konferirt, die Aufmerk⸗ 
amkeit des Londoner Kabinets, dann aber sind 
us dem Sudan wiederum schlimme Nachrichten 
ingetroffen. In Berber haben infolge Mangels 
m Lebensmitteln blutige Tumulte stattgefunden. 
geitet istaberdongola mit 42000, mit Geschutz versehenen 
dewischen besehe worden. Weder der Tod Achmei 
Nohammeds, noch auch derjenige; seines Rachfol - 
ets, des neuen Mahdi Abdullah — letztere Rach⸗ 
icht bedarf freilich noch immer der Bestatigung — 
·27 
Donnerstag, 27. August 1888. 
—— 20. Jahrg. 
haben demnach die aufftändische Bewegung im Sudan 
in ihrer Weiterverbreitung verhindern können und 
zach Kassala ist nun auch das wichtige Dongola 
n die Hände der Rebellen gefallen. Mit der Be⸗ 
etzung dieses Platzes sind aber letztere den Grenzen 
dberegyptens bedenklich näher gekommen und die 
ngliche Regierung wird sich nun doch wohl allen 
zrustes auf die Vertheidigung des eigentlichen 
xgyptens einrichten müssen. Weittragende Beschlüffe 
nach irgend einer Richtung scheint aber das eng⸗ 
ische Kabinet noch nicht fassen zu wollen, da der Pre— 
nier, Marquis Salisbury, nach einer Unterredung, 
zie er in London am Montag mit dem Botschafter 
Rußland's, Baron Stall, hatte, sich auf das Land 
zegeben hat. Ferner ist vom Kriegsdepartement 
die Demobilifirung der Armeereserve angeordnet 
vorden. — Die „Times? sagen, die Zulficarfrage 
dürfe bis auf einige die Tracirung der Grenzlinie 
zetreffende Details als geldst gelten.. 
schließen sich der gestrigen Kundgebung an. — In 
Spanien kamen gestern 5831 Erkrankungs⸗ und 
1930 Todesfälle an Cholera vor. » 
TCC eer.IS- 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
N St. Ingbert, 27. August. Das Aller⸗ 
zöchste Geburts und Namensfest wurde dahier auch 
jeuer in recht feierlicher Weise begangen. Unsere 
Ztadt prangte zu Ehren desselben in vollem Fest⸗ 
chmucke. Schon Abends vorher wurde das Fest 
hurch Böllerschüsse und Zapfenstreich der Bergkapelle 
ingeleitet. Am Festtage selbst ertönten wieder in 
aller Frühe Böllerschüsse, und die Bergkapelle spielte 
die Tagreveille. Um 10 Uhr fand in beiden 
Zirchen Festgottesdienst statt, zu dem die gesammte 
nappschaft mit der Musik an der Spitze ausgerüdkt 
war. Mittags vereinigte die Bergleute mit ihren 
Beamten ein Festessen und Abends ein Ball in den 
Lokalitäten der Herren Baumann und Horst. 
—St. Ingbert. Eine große Zahl aktive und 
dassive Mitglieder der ‚Gemüthlichkeit“ hatten sich am 
Dienstag Abend im Vereinslokale bei Herrn Wirth 
Beirich eingefunden, um das Geburts⸗ und Namens 
fest unsers geliebten Königs zu feiern. Das Vereins⸗ 
iokal war, eingedenk der Worte unseres Landes⸗ 
daters „Man ehrt mich in meinen Farben“, nur 
in den bayerischen Landesfarben recht finnig ge⸗ 
schmüctt. Klavbier⸗ und Gesangpiecen wechselien 
in schoͤner Harmonie mit Deklamationen. Herr 
Lehrer Peill gedachte mit begeisterten Worten unseres 
erhabenen Landesvaters Sr. Majestät König Ludwig V. 
don Bayern und brachte den ftürmisch aufgenom⸗ 
menen Konigstoast aus, nach welchem die bayerische 
Nationalhymne stehend gesungen wurde. Herr 
Lehrer Schlaudeder danlte in ruührenden Worten 
für die ihm am Vorabend zu seinem Namensfeste 
dargebrachte Ovation und drachte ein Hoch aus. 
auf das fernere Gedeihen des Männergesangvereinẽ 
„Gemüthlichkeit“. Zu der annimierten Stimmung, 
n welche alle Anwesenden alshald versetzt wurden, 
rugen wesentlich mehrere ·gelungene komsche Couplei⸗ 
ver, welche · von Mitgliedern des Vereins zum Vor⸗ 
rage kamen. Erst in spater Stunde fand diese 
ccht patriotische Feier ihren Abschluß J 
ꝰ St. Ingbert, 26. Auguft. BGestern 
Abend hatte Der Turnwerein zu Ehren des GBehutte 
ind Namenssestes Sr. Majestat des Konigs 
udwig I. im Saale der Frau Wiw. Grewons 
eine Festineipe vetanstaltet. Toaste, Wes e 
und Musikstücke wechselten int Laufe * Abends 
nit einander ab und hielt die Turner in frohester 
Stimmung / bis zu später Stunde vereinigt. 
O. St. Ingbeert, 27. August. Roch ind 
die Konzerte der Kapelle Recheh in angenehner 
ẽrinnerung, und schon wicder sieht ein Fegtaennt 
venn auch anderer · Art in Aussicht Wieni 
nämlich aus zuverlässiger Quelle erfahre, will Herr 
Zapf, Dirigent Lines Zela anß 
zus Wiesbaden, am nächfien Sam ag un Bau— 
mannschen Saale dahier konzertieren. Dieses 
Quartett, das ssets nur Gediegenes zund Vorzug⸗ 
iched in hoͤchst aee p Vorteqge 
zringi, hatin lehler Zeil auch“n — ———— mit 
zrotzem Erfolge konzertiert. Gewiß sind auch hier 
jeine Leistungen vom vorigen Jahre noch in ange⸗ 
nehmer Erinnerung. Hoffen wir daher, daß das 
stonzert desselben sich auch dieses Jahr eines zahl⸗ 
reichen Besuches zu erfreuen hat. 
Auf dem Prada in Madrid hat am 
Sonntag anläßlich des Zwischenfalles mit Deutsch- 
and eine große Demonstration stattgefunden 
m welcher angeblich 1860,000 Personen mit 60 
zahnen theilnahmen. Die Demonstranten zogen 
vor dem Minisierrathshotel vorüber: „Es lebe die 
Integritͤt Spaniens! Es lebe die Armee! Das 
hebaude der deutschen Gesandtschaft wurde indessen 
n einer Weise belaͤstigt, zumal da die Regierung 
um Schutze desselben ihre Vorkehrungen getroffen 
hatte. J 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 24. August. Der deutsche Kron⸗ 
prinz trifft am 81. August zur Besichtigung der 
davallerie in Regensburg ein und verweilt bis zum 
J. September. Der Konig stellte dem Kronprinzen 
zas Schloß und den Marstalldienst zut Verfügung 
und orduneie den Obersthofmarschall Malsen zu jeiner 
Repräsentation ab. 
Ausland. 7 
Zürich, 25. August. Heute fand die Ent⸗ 
jüllung des Zwingli⸗Monumentes bei prächtigem 
Wetter und unter Theilnahme der ganzen Bevol« 
lerung siatt. Das Monument übt eine schöne 
Wirkung aus. 
Paris, 25. August. Bel Toul finden bis 
15. September wichtige Belagerungsmanodver statt. 
10 Bataillone Infanterie, J Bataillone Artillerie 
ind 4 Kompagnien vom Geniekorps werden daran 
Theil nehmen, ebenso eine große Anzahl don Re⸗ 
erdeoffizieren und Offiziere von der Territorial⸗ 
armee. 
Madrid, 285. August. Der gestrige Minister⸗ 
rath unter dem Vorsitz des 5 beschäftigte sich 
nit den auf die Karolinen⸗ nseln bezüglichen diplo⸗ 
natischen Schriftstücken. Der Minister des Aus— 
värtigen theilte ein Telegtamm von Berlin mit, 
velches den zweiten Protest Spanjens hbeantwortet. 
Ddie deutsche Regierung tllart daß der Zwischenfall 
die guten Beziehungen Deutschlands zu Spanien 
aicht rriten könne; 3 denselben eine Wich⸗ 
iigkeil bei: sie betrachten die Karolinen bis zum 
Peweise des Gegentheils als Niemand angehoͤrig, 
denn Spanien habe dot keinerlei Behoͤrden einge⸗ 
setzt. Weitere Erklärungen wütden; durch: einen 
sourier erfolgen. 
aoaup⸗ 24. August. Im Marineministerium 
Jerrscht großé Thatigkeit; alle beurlaubten Marine. 
Offhrziete wurden einberufen. Die Provinz⸗ Journale 
*77— a ——