Sl Jugherter Ahzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Dder St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonnmtag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗
klatt und Sonntags min Sseitiger illuftrirter Beilage. Das Blat koflet vierieljahrlich 1A G60 A einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschließlich
O Zuftellungzgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Sarmondzeile oder deren Naum betrãgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solche
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 4. Neclamen 30 . Bei 4mmaliger Ginrückung wird nur dreimalige berechnet.
—33 195. D
Montag, 5. Oktober 1885. —
20. Jahrg.
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Bestellungen
4 auf den—
„St. Ingberter Anzeiger“
füt ddeesssss
ilV. Quartall
werden von sämmtlichen Postanstalten, den Aus—
trägern und der Expedition enigegengenommen.
Volitische Uebersicht.
Eines der bedeutungsvollsten Ge—
reze,“ welches aus den Berathungender letzten
Keichstagssession gereift hervorgegangen ist, das
Unfallversicherungsgesetz, ist bekanntlich
im 1. Olkltober in seinem vollen Umfange in Krafi
setreien. Wenn wir dieses Gesetz „gereift“ nennen,
o wollen wir hiermit nicht gerade die Meinung
uussprechen, als ob dasselbe keine erkennbaren
Nangel an sich hätte. Aber gegenüber den eben⸗
alls die Unfallverficherung der Arbeiter betreffenden
Vorlagen früherer Reichstagssessionen hat das vom
Reichstage in seiner letzten Session mit nicht un⸗
dedeutender Majoritat gutgeheißene Gesetz doch ge⸗
waltige Fortschritte gegenüber den friheren Ent⸗
vürfen aufzuweisen und braucht man hierbei blos
die Einbeziehung der in der Forst und Landwirth⸗
chaft, in den Transportgewerben u. s. w. beschäf⸗
aigten Arbeiter unter die Wirkungen des Gesetzes
zu erwähnen. Es steht sicherlich zu erwarten, daß
die dem Gesetze noch anhaftenden Maͤngel noch beseitigt
werden, wenn man nur erst Gelegenheit gehabt haben
wird, die praktische Wirkung desselden eine Zeit lang zu
beobachten. Auf alle Falle hat nunmehr eine
ztoße humane, arbeiterfreundliche Reform ihre
Uebertragung und Anwendung auf das praktische
deben gefunden und darf man nur hoffen und
wünschen, daß die Unfallversicherung endlich auf
derjenigen Seite, wo man alle Ursache hat, diese
o wohlthatige Institution mit Freuden zu begrüßen,
nämlich auf Seiten der Arbeiter selbst, die ihr
jebührende Anerlennung finden möge.
*Den Untergang der Kreuzercorvette
„August a“ mit ihrer gesammten Besatzung muß
man nunmehr als eine leider feststehende Thatsache
betrachten. Eine offizielle Bekanntmachung im
Reichsanzeiger“, welche vom Chef der Admiralität
ausgeht, macht auch den letzten Hoffnungen, daß
die Augusta“ noch existiren üönne, ein entschiedenes
Ende. Älle Rachfragen nach dem Schiffe, die von
der Reichsregierung angestelit worden sind, haben
sich als vergeblich erwiesen, auch die Erwarlung.
die „Augusta“ werde auf irgend einer Insel des
Stillen oder des Indischen Oceans etwaige Be—
hadigungen ausbessern, hat fich nicht erfllllt
eͤndlich ist sie auch in Älbany in Australien, wo⸗
gin die Corvette die Ersatzmannschaften für die
auftralische Station bringen sollte, eingetroffen, ob⸗
wohl vier volle Monate vergangen find, seit das
Schiff Perim am Rothen Meere veriassen hat und
in dieser Zeit haätte seine Ankunft in Albany be⸗
limmi ersolgen müssen. selbst wenn das Schiff nur
uf seine Segel angewieien gewesen wäre. Man
uß also mit Gewißheit annehmen, daß die
Augufta“ dem furchibaren Ciclone,welcher in
r Nacht vom 1. zum 2. Juni im Golf von
Iden wuͤthete, zum Opfer gefallen ist. Mit ihr
uhen die 223 brabe Manner, welche die Besahung
us Schifses hildeten. auf dem Grunde des Meeres
und es bleibt dem Vaterlande nur die Ehrenpflicht
übrig, für die Hinterbliebenen der in ihrem Berufe
derunglückten Seeleute zu sorgen. Es ist anzu⸗
aehmen, daß dem Reichstage in seiner nächsien
Session eine bezügliche Vorlage zugehen wird, aber
immerhin ist zu wünschen, daß die Regierung in
diesem Liebeswerke von der privaten Mildthatigkeit
unterstützt wird. Mit Genugthuung kann die
Mittheilung verzeichnet werden, daß sich in Berlin
unter dem Vorfitze des Oberbürgermeisters ein
domité aus Reichstagsabgeordneten, Fabrikanten
Zaufleuten und Bantiers gebildet hat, um einen
Fonds zur Unterstützung der Hinterbliebenen der
Augusta“ anzusammeln.
S⸗rttcoes Re
München, 2. Oktober. GBayerischer Land—
ag.) Der Finanzausschuß ist in vollstandiger Ver⸗
chiebung begriffen. Als erster Vorsitzender wurde
n der gestrigen Abendsitzung an Hexrn Rupperts
Stelle Herr Walter gewählt. Das Kultusreferat
rhalt Herr Dr. Daller; den Etat über das Fi—⸗
anzministerium Herr Luthardt; den Militär⸗Etat
herr Dr. Frankenburger. Die vollstandige Ver⸗
heilung der Referate erfolgt heute durch den 1.
Vorsitzenden. Die erste Sizung des Finanzaus⸗
chusses wird schwerlich vor Dienstag über acht Tage
tattfinden koönnen, da Herr Dr. Frankenburger
zur Bearbeitung des Militäretats vorausichtlich die
nachste Woche brauchen wird. Am Montag den
12. ds. Maximilian, sind die Herren Miinister
yerhindert, einer Sitzung anwohnen zu koͤnnen,
zaher wohl am Dienstag den 13. ds. der Finanz⸗
ausschuß seine Berathungen beginnen wird. —
derr Abg. Schmelcher ist aus der patriotischen
Fraktion ausgetreetien.
Munchen. Speziell für die Pfalz sind im
Boranschlag des Finanzministeriums folgende For⸗
derungen vorgesehen: Beitrag aus Staatsfonds zur
Erhaltung des Gymnasiums in Neustadt a. d. H.
10,000 Mk. In Maßweiler soll eine Kaplanei—
in Ludwigshafen eine zweite protestantische Pfarrei,
in Kaiserslautern ein zweites Stadwikariat und in
Kusel ein ständiges Vilariat errichtet werden. Für
rine Kaserne in Speyer wird als erfte Rate
33,500 Mk. verlangt. Für das Amäiggerichtsge⸗
jängniß in Ludwigshafen 26,700 Mtu, für jenes
in Speyer 18,400 Mi., in Kaiserslautern 27,800
Rark gefordert. 2 Für Homburg ist der Neubau
»ines Bezirksamtsgebaͤudes in Aussicht genommen.
Berlin, 3. Oktober. Der Kaiser hat den
Inhalt der deutschen Antwortnote auf das Ent⸗
chuldigungsschreiben der spanischen Regierung ge⸗
aehmigt. Dieselbe geht morgen ab und wird Mitte
der Woche in Madrid überreicht werden. Alle
Nachrichten betreffend Einzelnheiten des Inhalts der
RPote,“ Details über das Material, welches dem
Papst überreicht waͤre, sowie über die Beilegung
des Konflilts haben auf Authenticität durdaus
keinen Anspruch.
Berlin, 3. Oktober. Said Pascha, bisher
ürlischer Botschafter in Berlin, ist nach Baden⸗
Baden gereist, um fich von den kaiserlichen Maie⸗
nauten zu verabschieden.
AUAnsland.
Wien, 3 Oktober. Gestern iß die Prin⸗
zeshin Wilhelm von Preußen hier ein⸗
zetroffen. Dieselbe wurde am Bahnhofe von dem
ronprinzen Rudolf, dem deutschen Botschafter
Prinzen Reuß und jammilichen Mitgliedern der
Zotschaft empfangen. Ihr Gemabl. Prinz Wildvelm.
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nimmt an den Jagden des Hofes in Steiermark
heil. — Der Unterrichtsminister lud die ausländi⸗
chen Regierungen zu einer internationalen
Konferenz in Wien für Ende Oktober ein zur
Bewinnung eines einheitlichen musitalischen Normal⸗
tones.
Solale und po che Nachrichten.
*St. Ingbert, 5. Olt. Die Jiehungs—
list e der Zweibrücker Pferde⸗rc. Lotterie kann don
Interessenten in der Expedition dieses Blattes ein⸗
gesehen werden.
— In der Verlustliste der verschollenen, Augußa“,
deren Bemannung 223 Personen stark war. finden
wir außer dem bereits im St. Ingb. Anzeiger er⸗
wahnten Adolf Konrad Panzerbieter von hier
noch einen Pfalzet, Josef Schmalz aus Stein⸗
feld bei Speyer, aufgeführt.
Das Pfalz. Kursbuch fur den Winter⸗
dienst, ca. 200 Seiten umfassend, ist eben neu
exschienen, enthält die Fahrpläne der pfälz. Eisen⸗
hahnen. der Bahnen in Baden, Bayern, Elsaß⸗
dothringen, Hessen, Nassau, Rheinpreußen, Würt⸗
emberg. der Schweiz und anschließender Verkehrs⸗
inien nebst Kursplan der Rhein⸗ und Bodensee⸗
Dampfboote. den pfälzischen Postverbindungen,
Bestimmungen über den Post- und Telegraphen⸗
derkehr ꝛc. Dasselbe hat seiner Zwedmaßigkeit
halber auch außerhalb der Pfalz eine große
Verbreitung gefunden, so daß dessen jährlicher Ab—
at 15.000 Exemplare beträgt, wodurch es moglich
st, das Kursbuch wieder zu dem billigen Preise
»on 40 Pfg. zu erlassen. Dasselbe kann bei den
Bhahneinnehmereien wie auf dem Buchhändlerwege
ofort bezogen werden.
*Bei der leten Austellungs⸗Prufung für Poft⸗
adspiranten haben sich die Pfalzijschen Candidalen unter
82 folgende Platze erworben: J. Ottokar Deppisch 8.
2. Konrad Fritz 28. 3. Gustav Hopp 40. 4. Karl On—
nann 45. 5. Heinrich Graß 50. 6. Karl
sarst 65. 7. Karl Stark 74. 8. Adolf Müller 82.
—Kaiserslautern, 3. Okiober. In
der gestrigen Sitzung des hiesigen Schöffengerichies
wurde Herr Bierbrauereibesitzer Schuck wegen Be⸗
eidigung des Herrn Bürgermeisters Hohle gelegent⸗
lich der Enkenbacher Kirchweihe zu einer Strafe
pon 80 Marl und in die Kosten verurtheilt. Der
Amtsanwalt hatte 100 Mark Geldstrafe beantragt.
die Vertheidigung führte Herr Anwait Neumayer
ir. Die Klage wurde von der Staatsbehörde be⸗
zrieben. —2 F ——
sRKaiserslautern, 4. Oktober. Heute
Nacht um 11 Uhr erscholl Feuersignal. In der
Rauchkammer des Herrn Mezßger Fischer war Feuer
ausgebrochen, das aber durch die rasch herbeigeeilte
Feuerwehr im Keime erstickt wurde.
—BDie Weinese beginnt in Landau, Al⸗
bersweiler, St. Martin, Maikammer, Kirrweiler,
Walsheim, Alsterweiler, Leistadt und Bergzabern
am 5., in Siebeldingen und Niederhorbach am 6.
in Heuchelheim, Arzheim und Diedesfeld am 7.,
in Ilbesheim, Virkweiler und Leinsweiler am 8.
8 Mis.
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Beem
f Von der Saar, 1. Olktober. Ein überaus
beachtenswerthes Ergebniß der Grube Koͤnig“ bei
Reunkirchen verdient als Anregung zur weiteren
Irprobung bei der Kohlengewinnung die allgemeinste
Aufmerksamkeit. Hert Galloway hatte kürzlich den
Bedanken zur Ausfübrung gebracht. Doönamisichüs
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