Full text: St. Ingberter Anzeiger

ten Attestes von der Firma engagirt, die jedoch 
zald darauf von demselben um ca. 4000 Mt. ge⸗ 
daͤdigt wurde. Diese stellte nun Klage auf 
Schadenersatz gegen die Auskunftgeberin, welche auch 
urch Urtheil der Handelskammer für ersagßpflichtig 
rklärt wurde; zugleich wurde Beweisbeschluß er⸗ 
assen auf Feststellung des durch den empfohlenen 
kteisenden der klägerischen Firma zugefügten Schadens. 
(Ertrunken) Das „Bamb. „Tgbl.“ 
chreibt unter dem 25. Januar: Soeben kommt 
ns die traurige Nachricht zu, daß Herr Michael 
Reichert, adsolvirter Philologe, im vorigen 
Jahre Einjährigfteiwilliger beim 5. Infanterie⸗ 
regiment dahier, Sohn des verlebten Herrn Bezirks- 
zerichtsdirektors Reichert, beim Stlittschuhlaufen 
im Starnbergersee ertrunken ist 
Gas Einkommen der Rothschild.) 
Die Gebrüder Freiherren v. Rothschild in Frankfurt 
1. M. haben jüngst ihr Einkommen zum Zweck der 
Besteuerung angegeben, und zwar hat der jüngere 
Bruder nach dieser Angabe das größere Einkommen, 
denn er ist für das laufende Jahr mit einem solchen 
don 4,788,000 Mk. eingeschätzt. Während Baron 
Willy Rothschild diese Summe angegeben hat, wird 
»on Baron Mayer Carli ein Einkommen von 
1,360,000 Mark versteuert. Nach diesen für die 
Besteuerung angegebenen Ziffern würde Baron Willy 
m jedem Tage die ganz nette Einnahme von 
13, 120 Mk. hahen — eine Summe, mit der eine 
Familie ein Jahr lang recht angenehm leben kann. 
Für jede Stunde berechnet sich das Einkommen des 
garons Willy Rothschild auf 546 Mk.; für jede 
Hinute auf 9 Mark und demnach für jede Sekunde 
zuf 16 Pfg. Das letzlere klingt am Ende nicht 
sehr hoch, — aber das Jahr hat eben 31,536,000 
Sekunden! Wenn Baron Willy Rothschild 40 Jahre 
der Selbständigkeit für sein Leben rechnet und wenn 
er jährlich eine volle Million ausgiebt, dann würde 
eder der beiden Brüder, Zins auf Zins gerechnet, 
nach seinem Tode ungefähr vierhundert Millionen 
Mark mehr hinterlassen, als er seiner Keit von 
einem Vater ererbte. 
F Der untere Theil des Bodensees, von 
der Reichenau bis Hegne und Radolfzell, ist zuge⸗ 
roren. Von Frankfurt sind bereits Mitglieder des 
Schlittschuhklußss hingereist, um auf jener weiten 
Fisfläche ihren Sport in ausgiebigfter Weise zu 
genießen. — Auch der Starnberger See ist zuge⸗ 
froren; derselbe ist 5 Wegstunden lang, 1 St 
breit und mißt 13 St. im Umfang. 
F Bingen, 23. Januar. Zwischen Ingen⸗ 
heim und Engelstadt soll gestern Mittag ein Reisender 
von zwei Handwerksburschen die sich unterwegs zu 
ihm gesellt hatten, seiner Barschaft von 1200 Mt. 
beraubt worden sein. Als der Angegriffene sich zur 
Wehr setzte, schoß einer der Stromer seinen Revolver 
anf ihn ab und verletzte denselben derart am Kopfe, 
daß der Todt sofort eintrat. Der Verbrecher ent⸗ 
floh, während sein Complice festgenommen werden 
bonnte. 
F Weitmar bei Bochum, 25. Jan. 
Hier wurde gestern ein Tischlergeselle verhaftet, 
welcher 11 Dynamitpatronen, die er gesunden haben 
will, bei sich trug. 
fF Goslar. Daß ein Hund volle 30 Tage 
ohne jegliche Nahrung — auch ohne jeden Trank 
— leben kann, wird wohl Manchem noch nicht 
bekannt sein. Vor etwa einem Vierteljahre besuchte 
der hiesige Bürger B. seinen Schwiegervater, wel⸗ 
cher im Dorfe Wehre wohnt. Der Hund, ein 
treues Thier, machte die Vergnügungsreise eben⸗ 
falls mit. Im Hause des Schwiegervaters wurde, 
wie es Brauch und Siltte ist, dieser oder jener 
neue Gegenstand in den verschiedenen Kammern 
besehen. Bei der Abreise vermißte man den Hund, 
derselbe war verschwunden. Nach vier Wochen 
entstand in Wehre Feuer, und bei dieser Gelegen⸗ 
heit wurde im gedachten Hause eine Kammer' ge— 
öffnet, die seit der Zeit des Besuches nicht weiler 
betreten wurde. Hier entdeckte man in einer Ecke 
den vermißten Hund. Das Thier war völlig zum 
Skelett abgemagert und ohnmächtig. Es wurde 
ihm sofort ein Löffel voll Milch eingeflößt, worauf 
es bald zu sich kam. In wenigen Tagen hatte 
sich der Hund, welcher volle 80 Tage gehungert 
und gedurstet, bei dieser Milchkost wieder erholt. 
F Nach dem Bericht des Fabrikinspektors für 
Brandenburg gibt es in Berlin 1287 Fabriken 
mit Dampfbetrieb und 1618 Anlagen ohne Mo— 
toren; die Gesammtzahl der in diesen Etablisse⸗ 
ments beschäftigten Arbeiter betrug 9319, die Zahl 
der jugendlichen Arbeiter 4611. 'die der Lehrlinge 
de 
seh. 
iter 
be. 
ltur 
inge 
stet 
u 
ner 
ila, 
atit 
at⸗ 
oot 
ster 
ner 
ster 
ch 
m 
je 
8 
f⸗ 
cfit 
Ii' 
ing 
ilß⸗ 
en, 
ad 
zu 
— 
el⸗e 
et 
⸗ 
3 
zen 
n. 
N 
7 
A 
3735; die Dauer der Lehrzeit betrug zumeist vier 
Jahre. In Fabriken beschäftigt waren 22572 Ar— 
heiterinnen. 
Die Geheimnisse der Briefmarken⸗ 
prache werden in „Schorers Familienblatt“ 
allen denen mitgetheilt, die sich in derselben Lag⸗ 
wie weiland Hero und Leander befinden und sich, 
wvie diese, nur ganz geheime Winke über die Stim— 
mungen ihres Herzens geben können. Befindet sich 
die Briefmarke 
techts oben aufrecht: Ich wünsche deine Freundschaft 
— „quer: Liebst Du mich? 
F „verkehrt: Schreibe nicht mehr. 
schräg: Schreibe sofort. 
unten aufrecht: Deine Liebe macht mich glücklich 
ints oben aufrecht: Ich liebe dich. 
* „quer: Mein Herz gehört einem Andern 
unten aufrecht: Treue findet ihren Lohn. 
„ quer: Laß mich allein in meinem 
Schmerz. 
In einer Linie mit dem Familiennamen aufrecht: 
Nimm meine Liebe an. 
quer: 
Ich sehne mich, dich 
zu sehen. 
verkehrt: 
Ich bin vergeben. 
Hoffentlich giebt es außer dem Erfinder dieser 
neuen „Sprache“ wirklich zwei Liebende, die si⸗ 
erstehen. 
— Eine sehr praktische Mama gab jüngst ihrem 
Sohn, als derselbe das heirathsfähige Alter erreicht 
hatte und unter den Töchtern des Landes Umschau 
zu halten begann, folgende nach ihrer Behauptung 
auf langjährige Erfahrung gestützte Winke und Rath— 
chläge in Bezug auf musikalische junge Damen; 
„Lieber Junge, erkundige Dich ja immer bei Zeiten 
aach dem Lieblingskomponisten der jungen Mädchen, 
nit denen Du in Gesellschaft zusammenkommst, 
Ddu hast dadurch eine gute Handhabe zur Beur—⸗ 
heilung ihres Wesens und Charakters. Schwärmt 
das Fräulein für Liszt, so ist sie ehrgeizig und 
cuhmredig; für Beethoven, dann ist sie unpraktisch; 
zür Offenbach, dann ist sie albern und gedanken— 
ios; für Strauß, so ist sie oberflächlich und frivol; 
ür Verdi, dann ist sie sentimental; für Gounod, 
o ist sie selbstgefällig; für Chopin, so ist sie lei⸗ 
zenschaftlich und unbeständig; für Flotow, so ist 
ie gewöhnlich, u. s. w. Findest Du aber ein 
unges Mädchen, welches, ohne eine besondere Vor⸗ 
cjebe für irgend einen Komponisten, das „Gebel 
der Jungfrau“, die „Silberfischchen“, „Kloster⸗ 
zlocken“ und dergleichen Stücke herumhämmert, 
dann kannst Du beinahe sicher sein, daß sie in der 
stüche und im Hauswesen ganz tüchtig ist und, 
wenn auch nicht gerade übertrieben geistreich, doch 
eine recht gute Frau abgeben wird.“ 
4Eine interessante Sammlung kommt nächstens 
nn Paris zur Versteigerung. Der Graf v. Na⸗ 
zaillac hat lauge Jahrzehute hindurch alle Bücher, 
Flugschriften, Karrikaturen, Zeitschriften, Mauer⸗ 
anschläge, Bilderbücher, kurz alles gesammelt, was 
n Schrift und Bild über und während der fran⸗ 
zösischen Revolution erschienen ist. Es finden sich 
darunter die Werke Marats in 12 Bänden mir 
Randbemerkungen des Verfassers; alle Pamphlete 
zegen Ludwig XVI. und die Königin Maria An⸗ 
foniette; die Satyren der Sanskülotten ⁊c., über⸗ 
haupt Schriften und Bilder, von denen man sich 
heute kaum einen Begriff zu machen im Stande 
st. Selbst die National⸗Bibliothek zeigt hinsichtlich 
der Revolution viele Lücken gegenüßer der Samm- 
ung Nadaillac. 
Gyrenäentunnel.) Zwischen der 
ranzösischen und der spanischen Regierung ist eine 
Finigung betreffs des beiderseits erstrebten Baues 
Pyrenäentunnels dahin erfolgt, daß der Tunnel 
in die Richtung Canfranc—Lerida zu liegen kommen 
und binnen 10 Jahren nach Abschluß des endaül⸗ 
tigen Vertrages hergestellt werden soll. 
Die Berichte aus den von Erdbeben 
heimgesuchten Probinzen Spaniens stellen die 
Lage in denselben immer trauriger dar. So schreibt 
der Correspondent der „Times“, welcher den König 
auf seiner Rundreise begleitete, untern 19. d. M.: 
Als wir heute auf unserem Wege nach Canillas 
wieder durch Velez kamen, konnte man recht klar 
das traurige Loos vor Angen sehen, das der Be— 
wohner harrt, wenn sie, wie es nicht unwahrscheinlich, 
gezwungen sind, während der schweren, von Hitz 
begleiteten Regen im Frühjahr und unter einer 
raft afrikanischen Sonne im Sommer und Herbsßs' 
in Hütten zu leben. Velez und andere Orte, die 
in gleicher Weise von den Erdbeben gelitten haben, 
werden wahre Treibhäuser für Typhus, Cholera 
und Krankheiten aller Art werden, und so mag 
ein zweites Unheil über die Provinzen Granada 
und Malaga hereinbrechen. Armuth und unge⸗ 
nügende Ernährung der Bevölkerung werden das 
Umsichgreifen von Epidemien mächtig befoördern. 
Energische Maßregeln müssen ergriffen werden, um 
Diejenigen, welche für ihre Existenz von der Zucker⸗ 
rohr ˖ Ernte abhängen, in ihrer Gesundheit zu schützen 
und ihnen Beschäftigung zu geben. Die Eigen— 
hümer von Land, Weingärten und Zuckerrohr⸗ 
Pflanzungen sind ebenso schlimm daran als die 
Arbeiter. 
F In den letzten Tagen sind ia Italien 
viele Unglücksfälle durch Lawinenstürze verursacht 
worden. So werden aus Cuneo, Ivrea und Susa 
neue Unfälle durch Lawinen gemeldet. 18 Leichen 
sind bereits hervorgezogen worden. — In Biossaco 
wurden 8 Personen verschüttet und nur 1 davon 
gerettet. — In Sparone wurden 14, in Musca 
7 Leichen ausgegraben. — In Exilles wurden 63 
Personen verschüttet, davon 30 als Leichen, 20 
lebend ausgegraben. — In Frassinere wurden 11 
Leichen ausgegraben. — Behörden, Militär und 
Bevölkerung wetteifern in den Rettungsarbeiten. 
FPetersburg, 19. Januar. In einem 
zroßen Theil des Nordens von Rußland herrscht 
Zungersnoth. Die Bauern des Kreises Mesen, 
Gouv. Archangel, haben bereits um Hülfe gebeten 
ind im Petschora-Gebiet soll bereits der Hunger—⸗ 
typhus ausgebrochen sein. Selbst die ältesten Leute 
wissen sich nicht zu erinnern, daß jemals ein solcher 
Mangel an Brodkorn gehertscht habe. Auch im 
Bouvernement Wologda sind die Vorboten einer 
Dungersnottz erschienen. 
4 Im Norden und Osten Rußlands herrscht 
furchtbare Kälte. In Archangel vbrachte dieselbe 
das Quecksilber in den Thermometern zum Gefrieren 
und die Spiritusthermometer zeigten am 8. Januar 
54 Grad Celsius. In Jekaterinenburg waren vor 
einigen Tagen 53 Grad Kälte. 
Der Unterschied in der Qualität des 
Fleisches von gemästeten und 
mageren Thieren. 
Das Fleisch gemästeter Thiere ist weit werth— 
vosler, als das von mageren. Der Wosserge halt des 
Fleisches vom mageren Rind beträgt 66,7 pPCt., 
»om halbfetten 51,6 pGt., vom fetten 45,5 pCt. 
Das Fleisch von einzelnen Körpertheilen enthält 
nach Untersuchungen von Sie gert folgende pro— 
zentige Mengen von Bestandtheilen: 
a. beim mageren Ochsen 
Hals. Lende. Schupp. 
Wasser 77,5 77,4 76,5 
Fett 0,9 1,1 1,8 
Muskelsubstanz 20,7 20,3 21,0 
Trockensubstanz 22,5 22.6 23,5 
beim gemästeten Ochsen 
dals. Lende. Schupp. 
Wasser 733,,5 63,4 50,5 
Fett 5,08 16.7 34,0 
Muskelsubstanz 19,5 18,8 14,5 
Trockensubstanz 265 366 49.85 
Sterbefalle. 
Gestorben: In Haardt Frau Julchen Bauer. 
geb. Ruprecht 29 J. alt; in Gimmeldingen Herr 
Ph. Fluck 65 J. alt. 
Für die Redaklion verantwortlich: F. X. Demeß. 
Für die Frauen. 
Geehriester Herr! Das Verlangte habe ich erhalten 
und drücke Ihnen hierdurch meinen Dank aus. Meine 
Frau gebraucht Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen 
jegen Verstopfung und Aufblähung, meistens aber gegen 
dopfweh. Ich weiß, daß meine Frau Morgens früh 
das Bett nicht verlassen konnte, dann nahm sie 8 von 
Ihren Pillen und gegen 9 Uhr konnte sie wieder ihren 
häuslichen Verri tungen obliegen. Meine Frau hat früher 
auch den Magenkrampf gehabt. Ich habe auch schon einige— 
mal von den Schweizerpillen genommen und wir bekamen 
»ieselben recht gut, besonders wenn mir der Appetit fehlte. 
Ich kann die sogenannte; Schweizerpillen (erhältlich à M.] 
in den Apotheken) nur empfehlen und habe es auch schon 
sehr oft gethan. L. Bachmann Sohn, Zimmermeister in 
Frnstweiler bei Zweibrücken. Rheinpfalz.