Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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da ‚Et. Jugberter Anzeiger“ erscheint wdcherie fünfmelz Am Gontag, Aeunc, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
datt und Sonntagt mi birne illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.M 60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen ) 78 —, einschließlir 
Zultellungtgebühr. Die Einrücknugsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 o, bei außerpfalzischen und solche 
auf wmelche die Expedition Auskunft ertheilt, 153 8, Neclamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
200.. 
Deutsches Reich. 
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4.) Die zur Vertheilung gekommene Sitzordnung 
Abgeordneten mit beigefügter Parteibezeichnung 
zist 77 Abgeordnete von der Fraktion der Rechten, 
9 Liberale, 4 Konserdative und 9 „Wilde“ 
darunter 1 Agrarier) auf. Es sind also doch 
voch Einige (früher der damaligen äußersten Rechten 
mgehörig), aus der Fraktion der Rechten ausge⸗ 
ieden. Die Gesammtzahl der Abgeordneten be⸗ 
gigt 139, die absolute Mehrheit berechnet sich auf 
, eine Zahl, welche von der Fraktion der Rech⸗ 
en für sich allein also nicht mehr erreicht wird. 
Der Reichsskanzler Fürst Bismarck 
eidet seit einigen Tagen wieder an seinem alten 
lehel, an rheumatischen Gesichtszügen. — Aus 
ztraßburg wird zur Uebernahme des Statt⸗ 
Alerpostens durch den Fürsten Hohenlohe offiziell 
meldet, daß derselbe die landesherrlichen Befug⸗ 
se vom 16. d. M. ab wahrnehme. Bezüglich 
übrigen Geschäfte wird der neue Statthalter 
ahrend seines bis Ende Oktober reichenden Ur— 
uhes durch Staatssekretär v. Hofmann vertreten sein. 
Anusland. 
Bien, 16. Oltober. Ein Theil der naͤchst 
sch konzentrirten serbischen Armee hat gestern 
chmittag die Grenze (7) überschritten. Serbien 
vtestirte gegen die Beschlüsse der Botschafter — 
die in Berana befindlichen turkischen Bataillone 
urden in Eilmärschen nach Pristina dirigirt. 
Wien, 16. Oltober. Eine Monturlieferung 
zehntausend Mann wurde von Serbien mit der 
inderbank abgeschlossen. 
*An diesem Sonnabend oder Sonntag wird 
auigzzar aus Dänemarcdckhin Petersburg 
rückerwariet und die Idylle von Fredensborg er⸗ 
icht hiermit ihr Ende. Ueber das geheimnißvolle 
Attentat“, welches angeblich im Parke von Fredens⸗ 
Ag gegen den russischen Herrscher versucht worden 
hist keine Aufklärung erjolgt. Vermuthlich wird 
aber nicht sehr ernster Natur gewesen sein, denn 
mandern Falle würde Alexander III. bei seiner 
xlannten mißtrauischen Natur schwerlich noch so 
aue nach dem Vorfalle in Fredensborg geweilt 
hen 
Loker⸗und pfal⸗ische Nadqridten. 
) Schnappach. Sicherem Vernehmen 
ach soll Herr Direktor Weyrich einen Kürbis be⸗ 
sen, der bei 1,48 Mir. Umfang nicht weniger 
480 Pfund wiege. Gewiß ein Kuriosum, das 
hi der Sl. Ingberter Fruchtausstellung auch hätte 
iinen Platz behaupten können. 
— Der Münchener „N. Nachr.“ wird aus 
eustadi geschrieben: Daß Undank der Welt 
ehn ist, mußie der auch in Munchen wohlbekannte 
adenieur Hauber erfahren, und zwar ist in diesem 
ale der Undank um so kränkender, weil er ge⸗ 
tden wurde fur großartige Wohlthätigkeitsspenden 
id von den engeten Landsleuten des Spenders. 
ihenieur ¶ Hauber, aus der Nordpfalz gebürtig, 
auht bekannslich von dem großen Vermoͤgen, das 
— die Verheirathung mit der Wittwe des 
nh grundbesihers Heinrich Wolf aus Wachenheim 
warb, den schönstän Gebrauch, indem er im Ver— 
Sonntag, 18. Oktober 18883. 
20. Jahrg. 
zg mit seiner gleich Sbehnaben Gattin seinen Schiftsbericht 77 Ned Star Line. 
ächsten Gutes thut. So hat er u. A. in Wachen⸗ itgetheilt von 
Jeim eine Roiffeisen'sche Dariehenskaffe gegrundet Jearn Peert rs, Haupt, Passage-Agentur St. e 
ind das Geld hiezu dorgeschossen; dieselbe gedeiht Der Po stdampfec „Noordland. welcher 
rireffuͤch / Weners han cemit Aufwand von Qltobet von Antwerben direlt abging. ist am 15. 
28 000 Mt. ein Spiial gebaut und es der Stadi Oktober wohlbebalten in New-⸗Nork angelommen. 
Wachenheim geschenkt. Dahier bauten die Gatten 
ine große Wohlthätigkeitsanstalt, legten mit Auf⸗ 
vand von mindestens 50,000 Mk. am Abhang des 
Nollenberges eine große Kunststraße an, welche für 
insere Stadt einen herrlichen Spaziergang bildet. 
dazu wollten die Hauber'schen Ehegatten den 
anzen Abhang des Nollenberges in eine großartige 
Ibstanlage nur nach den besten Mustern umwan⸗ 
deln, wosür eiwa 50,000 Mk. in Aussficht ge⸗ 
rwmmen waren. Das letztere Projekt bleibt leider 
anausgeführt, weil es die beiden Wohlthäter der 
Pfalz endlich dech verdroß, für all' das Gute nur 
Undank in der abscheulichsten Form zu ernten. 
Jede Schöpfung des Hauber'schen Ehepaares wurde 
aämlich von giftigen Lokalgrößen und klatschfüchtigen 
Fraubasen dazu benützt, die Stifter in der nied⸗ 
cigsten Weise anzugreifen, ja man entblödete sich 
nicht, die Frau Hauber in pzrsontihd Weis zu 
»erunglimpfen. Wer will es da den beĩden edlen 
Menschen verargen, wenn sie sich zurückziehen ?“ 
— Frankenthal, 15. Oktober. Vor 
dem hiesigen Landgericht kam folgender Fall zur 
Verhandlung: Magdalena Koenig, 24 Jahre alt, 
edige Büglerin aus Speher, war angeklagt des 
kErpressungsversuchs, verübt durch zwei an Dr. 
Welz, pralt. Arzt in Speyer gerichtete Briefe. Der 
Sachverhalt ist nach Ergebniß der Beweisaufnahme 
'olgender: Herr Dr. Welz unterhielt mit der 
damals 19 Jahre alten Koenig, die bei ihrer 
Tante — an der Schwimmschule bezw. Bleiche 
— domicilirt war, ein intimes Verhältniß das — 
nach bestimmtee Angabe der Angeklagten — nicht 
ohne Folgen geblieben sei. Bei ihrer Niederkunft, 
die in Heidelberg erfolgte, zahlte Herr Dr. Welz 
alle Kosten und will, trotzdem er sich dazu durch⸗ 
aus nicht verpflichtet fühlte, ca. 4000 Mk. an die 
Angeklagte gehängt haben. Dieselbe wurde, nach— 
dem sie eine Reise nach Amerika angetreten und 
wieder zurückgekehrt war, mit ihren Geldforderungen 
mer dreister und frechet, die Sache kam der 
Familie des Herrn Doktor W. zu Ohren, was 
diesen veranlaßte, die zwei letzten Briefe, mit denen 
Erpressungen versucht wurden, dem Staatsanwalt 
zur weileren Amtshandlung zu übergeben. — Ur⸗ 
thein: 4 Monaie Gefängniß, (davon gehen jedoch 
ca. 3 Monate Untersuchungshaft ab) und Kosten. 
Die Allgemeine Versorgungs⸗-Anstalt zu 
starlsruhe, unter den deutschen Lebensversicherungs⸗ 
Anstalten nunmehr hinsichtlich der versicherten 
Summe die 5., während sie nach ihrem Alter die 
22. ist, hat soeben ihren Rechenschaftsbericht für 
1884 ausgegeben. Die Geschäftsergebnisse waren 
ibermals sehr günstig, Das Kapitalvermögen hat 
um 3,948,596 Mt. zugenommen und beträgt nun⸗ 
mehr 42, 169,838 Mi. Bei der Hauptabtheilung 
ver Anstalt d. i. beider Leben Sversicherung 
janden statt 59060 neue Anmeldungen mit 
13,563,656 Mk. Kapital, wovon 4925 Personen 
mit 19,476,338 Mk. Kabitab Aufnahme fanden. 
Der reine Zuwachs an Versicherungen betrug 3734 
mit 15,0883,377 Mtk. Kapital.“ Hiernach sieht die 
Bersorgungs-Anstalt bezüglich des reinen 
Zugangs in der ersten Reihe der Deutschen Lebens⸗ 
sicherungs-⸗Anstalten. Der Gesammtversicherungs⸗ 
Bestanrd — erreicht in 20 Jahren — stellt sich 
nunmehr auf 389,234 Versicherungen mit 
157,492, 219 Mk., wovon auf die letzten 10 Jahre 
allein 122,978,240 Mtk. entfallen. Die Sterblich⸗ 
eit verlief sehr günstig. Nach den der Rechnung 
zu Grunde liegenden Sterblichkeitstafeln sollten 407 
Personen mit 1,713,325 Mt. Kapital sterben; in 
Wirklichkeit starben aber nur 803 Personen mit 
1,183,820 Mk. Kapital; sonach 104 Personen 
mit 579,505 Mlk. Kapital weniger. Der statutarische 
Dedungsfonds beträgt 17, 9006,271 Mt.; der reine 
Ueberschuß ergab 1,806,002 Mk., wovon 578,941 
Mark als Dividende an die Versicherten vertheilt 
werden; nach deren Vertheilung besteht die Reserve, 
welche im Falle einer, bei der Versorgungs⸗Anstalt 
edoch noch die eingetretenen Ueberslerblichkeit Zu⸗ 
chusse gewährt und sonst zur Sicherstellung der 
Dividenden dient, noch in 3,238,903 Mtk. d. i. 
in nahezu 3facher Höhe des statutarischen Maxi—⸗ 
mums. Die im Dividendenbezug stehenden Jahr⸗ 
zänge (1864 — 1880) erhalten wie in den 2 letzten 
Jahren eine Dividende von 406 ihrer Deckungs⸗ 
kapitalien; umgerechnet auf die Prämie der ein⸗ 
'achen Lebensversicherung ergibt dieser Satz durch⸗ 
chnifilich 55— 12 04. 
f*Stuttgart, 15. Oktober. Generallieute⸗ 
nant a. D. v. Reitzenstein, Führer der Württem⸗ 
zerger bei Champigny, ist gestorben. 
FMünchen, 12. Oktober. Der Gemeine 
darl Schneid des 3. bayer. Inf.Regts. vergriff 
sich in der Trunkenheit thätlich an einem ihn zur 
Rede stellenden Unteroffizier, indem er demselben 
mehrere Schläge und Stiche mit seinem Yatagan 
beibrachte, die jedoch keine erheblichen Folgen hatten. 
Der Thater wurde vom hiesigen Militärbezirkagerich! 
zu 5 Jahren 7 Monaten Gefängniß verurlheilt. 
Vermischtes. 
Viele Personenklagen darüber beim 
Aufstehen von Husten, Rauheit und Druck im Halse 
und auf der Brust beläftigt zu werden. Dieses 
rührt daher, daß sich während der Nacht die Schleim⸗ 
drüsen der Luftroͤhre fullen und die meist zähe 
Masse nur mit großer Anstrengung, welche sich oft 
bis zum Erbrechen steigert, zu entfernen ist. Als 
außerordentlich losend und erleichternd erweist sich 
dier einziger Schluck des ächten rheinischen Trauben⸗ 
Brust Honigs von W. H. Zickenheimer in Mainz. 
Dieses Traubenpräparat ist nicht allein als das 
hbequemste und wirksamste anerkannt, sondern zeichnet 
iich auch aus durch koͤstlichen Geschmack und if 
'owobl Erwachsenen wie Kindern aleich diens: 
stur die Nedaktion veranwortlich: F. AX. Demeß. 
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