xt. Jugherter Amzriger.
der ‚St. Iugberter Anzeiger“ erscheint vbchentlich fünfmalz Am —ontag, Dienstag, Nnnerstag, Sarstag und Sonutag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungt⸗
IX&XRXX& Beilage. VDas Blatt koftet vierteljahrlich 1 A 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Volt bezogen 14 75 H, einschließlu⸗
O ⸗Zustellungsgebuhr. Die Einrücknugsggebühr fur die 4gespaltene Garmondzelle oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solch n
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 —0, Neclamen 30 —. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
—
Deutiches Reich. .*
Munchen, 17. Nos. Der Landtag er⸗
rdigte verschiedene Rechnungs⸗Nachweisungen ohne
debatte. Der Antrag Burger, beim Etat der
ndirekten Steuern die Rückhvergütung für ausge⸗
sührtes Bier um 20 Pf. pro Hektoliter herabzu⸗
— Finanzministets aus volks⸗
virthschaftlichen und allgemeinen Gründen bekämpft.
die Debatte wird um 841 Uhr, nachdem noch
duhl, Walter und Marcer gesprochen, auf morgen
deriagt. — Die „N. N.“ dementiren das Gerücht
der „Fr. Z.“, wonach russische Studenten wegen
nihilistischer Umtrieber aus München ausgewiesen
werden sollten. F
München, 18. Nov. Die Abgeordneten⸗
ammer erledigte heute den Zolletat. Der Antrag
der Klerikalen auf Herabsetzung der Bierexportver⸗
uütung um 20 Pfennig per Hektoliter wurde nach
weitagiger lebhafter Debaite bei der namentlichen
lbstimmung mit 77 gegen 76 Stimmen abgelehnt.
der Minisier bekampfte den Antrag wiederholt.
Berlin, 17. Nov. Der Bundesrath ertheilte
einer heutigen Sitzung den Etats des Reichs-
jeeres, des Reichs⸗Indalidenfonds, des Auswärtigen
Amts, des Reichsschatzamts, des Reichsamts des
zunein, der Reichsschuld sowie dem Entwurf eines
heseßes betreffend die Fesistellung des Reichshaus-
jalisetat pro 1886187, endlich dem Gesetzentwur
hbetreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zweck
des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisen⸗
vahnen seine Zustimmunga.
Ausland.
Wien, 17. Nov. Nach Berichten aus Phi⸗
popel sind dort sämmtliche Lehrer und Beamte
ur Armee einberufen worden. — In Rom spricht
das Militärblatt „Esercito“ die Besorgniß aus, daß
Desterreich sich Albaniens bemächtige, wo Klerus
und Agenten in diesem Sinne vorgearbeit hätten.
Valona würde demnächst ein österreichischer Hafen
sein, was Italien Venedigs wegen nicht dulden
dürfe. „Esercito“ fordert die Regierung auf, ihre
Blicke nach Osten zu richten; denn von dort drohe
die Gefahr. (Fr. Z3.)
Lemberg, 18. Nod. „Przeglond“ meldet
mus Petersburg Gerüchte, nach welchen der Rücktritt
Giers und Abberufung des russischen Gesandten
aus Belgrad bevorstehend seien. Ignatieff wurde
vom Zaren empfangen. Man glaubt, er gehe in
einer außerordentlichen Mission nach Wien, Berlin,
Paris und London, Andere behaupten nach Bugarien.
Sofiia, 17. Nopb. Die Serben griffen
deute Sliwenitzz a von rechts und links mit zahl⸗
teichen Streitkräften an. Die Bulgaren schlugen
den Angriff ab, gingen darauf zur Offensive über
und verfolgten die Serben fünf Kilometer weit.
Die Serben hatten große Verluste.
Belgrad, 17. Nov. Das serbische Haupt⸗
wuartier wurde nach Zaribrod verlegt. Die von
den Serben angegriffene Stellung bei Dragoman
wurde am 15. d., Abends, von den Bulgaren ver⸗
jassen. Die Verschanzungen bei Trn wurden am
10. d. genommen und die Bulgaren gänzlich ge—
chlagen. Trn wurde besetzt und hierbei viele Ge
jangene gemacht. Ein ganzes bulgarisches Bataillon
ttreckte die Waffen; zwei Geschütze wurden genommen.
Um Timot hat ein Bataillen bulgarischer Frei⸗
»liger gleichfalls die Waffen gestreckt.
Belgrad, 17. Nov. General Leschjanin schlug
ettern die Bulgaren zwischen Kula und Widdin.
Donnerstag, 19. November 1888.— 20. Jahrg.
Die bulgarischen Truppen wurden zerstreut und —
jeßen ihre Todten und Verwundeten auf dem
Schlachtfelde. Die Serben machten 1000 Gefan⸗
gene. Ihre Verluste sind verhältnißmäßig gering.
Belgrad, 18. Nov. (ffiziell.) Die Serben
sückten gestern in Bresnik ein. Die Bulgaren
sießen 8 Geschütze zurück. Die bulgarischen Trup
den bei Widdin find als vollständig desorganisirt
und zersprengt anzusehen.
London, 18. Nov. Morgen findet die letzte
Konferenz statt.
germeister Mäircker, Rentner J. Bender, Dr. Erbel⸗
ding, Hospitalschaffner Ph. Trier und Rechtsanwalt
Schmidt, gegen den früheren Redakteur des „Pf.
Voiksblattes“, Hru. Johann Wickl, zur Verhand⸗
lung. Gegenfland der Klage sind mehrere Artikel
des Blattes über das angebliche Verhalten der
Fläger gegenüber der Einquartirung während der
Manöbverzeit
— (Cin amerikanischer Pfälzer P—
Fugen Lievre, einer der äliesten eingewanderten
Deutschen, der seiner Zeit als Hotelwirth einer
broßen Anzahl der aus Deutschland gekommenen
i848er als Helfer in der Noth erschien, ist Sonn⸗
tag Nacht zu Hoboken gestorben. Herr Lieore
wurde, wie die „N.⸗Yy. Staais⸗Ztg.“ mittheilt, im
Jahre 1817 zu Kirchheimbolanden in der
bayerischen Pfalz geboren, erlernte in Mainz die
Buchbinderei und lam Ende der dreißiger Jahre
nach New⸗NYork, wo er Gastwirth wurde. Beim
Ausbruch des Krieges ging er als Marketender des
20. New-NYorker Freiwilligen ⸗Regiments mit in's
Feld.
αι
Lokale nund pfälzische Nachrichten.
— Zweibrücken, 16. Nov. Herrn Bür—⸗
germeister Ma ercker wurde die hohe Auszeichnung
u Theil, von Sr. kgl. Hoheit dem Prinzen Luit-
pold in München gestern zur Tafel geladen zu
werden. Diese außergewöhnliche Aufmerksamkeit
ist zugleich ein Beweis der wohlwollenden Aner-
kennung für unsere Stadt über den herzlichen Em⸗
pfang, welcher Sr. kal. Hoheit hier von Seiten
der ganzen Bevölkerung entgegengebracht gʒ
— Contwig, 18. Nov. Gestern stürzte
eine hiesige Frau bei einem Gang in den Keller
mit der Petroleumlampe, welche ihr als Leuchte
diente, so unglücklich, daß die Lampe zersprang
ind sie erheblich verbrannte. Die Verunglückte ifl
dereits gestern ihren Brandwunden erlegen.
— Kusel, 15 Nov. Die Hafnerswittwe
Casparowitz, deren Mann voriges Jahr in dem
dochwasser des Glau bei Offenbach ertrank, hatte
Jegen die Gemeinde Offenbach eine Entschadigungs:
lage von 12,800 Martk erhoben, weil eine falsche
Fährte nicht geschlossen wäre, wodurch ihr Mann
den Tod gefunden habe. Dieselbe ist in Saar—
zrücken mit ihrer Klage abgewiesen worden.
— Pirmasens, 17. Nov. Schon wieder
st ein Selbstmord dahier zu verzeichnen. Der
wa 530jährige verheirathete Schuster Georg Schmidt
»on hier erhängte sich heute in der Nähe des
stauschenbrunnens. Traurige Familienverhaltnisse
ollen die Veranlassung zu der unseligen That ge—⸗
vesen sein.
— Kaiserblauztern, 17. Nopd. (Cand⸗
gericht.) Urtheilsverkündigung in dem Bierver—
sälschungsprozesse. 1) Pittihan, Karl Ludwig
Bierbrauereibesitzer hier. Gesammistrafe Mk. 800
ep. 50 Tage Haft. 2) 2) Kiltz, Johann, Bier—
zrauereibesiher in Lauterecken, Mt. 270 ev. 72 Tage
Haft; d) Kiltz, Georg, Bierbrauer allda. Mk. 300
b. 30 Tage Haft; e) Greiner, Hrch, Bierbrauen
allda, Mk. 1380 eb. 138 Tage Haft; 83) a) Vee
nen, Heinrich Albert, Braumeister, früher hier, M.
100 eb. 10 Tage Haft; b) Walter, Adolf, Buch
halter hier, Mi. 400 ev. 40 Tage Haft. 4)
dieberich, Friedrich, Bierbrauer hier, Mt. 200 ev
20 Tage Haft. 5) a) Karl Freiher von Gienanth
Bierbrauereibesizer in Winnweiler, Mk. 600 ev.
50 Tage Haft; b) Karl von Fleischbein, Bureau⸗
chef allda, Mk. 150 ev. 15 Tage Haft; e) Georg
Meyer, Braumeister allda, Mt. 150 ev. 15 Tage
Haft. 6) Rutschmann, Gotthelf Moritz, Bierbrauer
diet, Mk. 600 ev. 60 Tage Haft. Die Anklage
gegen Jean und Karl Blaesy von Odernheim wurde
auf den 15. Dez. vertagt.
— Vor dem Amtsgericht Kaiserslautern
fommt am Freitag, den 27. ds. die Klage der
Mitglieder des Ausschusses der nationalliberalen
Bariei in Zweibrücken, Herren J. B. Wolff, Bur⸗
— Schweisweiler, 16. Nov. Ein gräß-
liches Unglücck hat sich am vorigen Donnerstag
in dem nahegelegenen Falkenstein zugetragen. Als
einige größere Kinder dort beim Viehweiden Feuer
anzuͤndeten, kam ein Bübchen von 4 Jahren dem⸗
selben zu nahe, und fingen dessen Kleidchen Feuer.
Ein großeres Mädchen, das in der Nähe war, eilte
herbei, um Hilfe zu leisten; allein vergebens, das⸗
selbe trug vielmehr selbst einige Brandwunden davon.
Der arme Knabe aber war dermaßen verbrannt,
daß er Tags nachher unter den größten Schmerzen
seinen Geist aufgab.
Vermischtes.
— In dem Keller eines Hauses der Viktoria⸗
straße in St. Johann wurde am Montag ein
wahrscheinlich von seiner Mutter ausgesetztes vier⸗
zehntägiges Kind aufgefunden.
FSt. Johann, 14. Nov. Die Gasfabrik
St. Johann hat der Stadt, falls diese ihr den
demnächst ablaufenden Kontrakt auf 10 Jahre ver⸗
langert, folgende Gegenleistungen angeboten: 1.
verpflichtet sie sich, den jetzigen Gaspreis von 17
Pfennigen pro Kubikmeter auf 15 Pfennige zu
ermäßigen. 2. verpflichtet sie sich. für jeden ver⸗
auften Kubikmeter Gas eine Abgabe an die Stadt
zu zahlen, die sich, nach dem heutigen Konsum be—⸗
zechnet, auf circa 11,000 Mark per Jahr stellt.
Schließlich 3. geht das Gaswerk mit Wohnhaus
und allem sonstigen Zubehoör kostenlos in den Befitz
der Stadt nach Ablauf der 10 Jahre über.
St. Johann, 17. Novb. Ein reicher
Fund war es, den dieser Tage hier eine Fran
machte, ein Portemonnaie, in welchem sich 1500
Mark in Banknoten und wohl gegen tausend Marlk
in Gold befanden. Die Frau lieferte den Schatz
auf dem Polizeiamte ab. Bald meldete und legi⸗
timirte sich dort der Eigenthümer, suchte dann die
Finderin auf, griff dann in's Portemonnaie und
legte — einen Fünfmarkschein hin! Darauf war
er im Nu aus der Thür. Der ehrlichen Finderin
kam nach der gesetzlichen Bestimmung der zehnte
Theil zu und einer solchen Undankbarkeit geger—
über wäre es am Platze gewesen, darauf zu be—⸗
tehen.