Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒzt. Ingberter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er ‚St. Ingberter Anzeitzer? erscheint wochentlich fünfmalz Amn Bontag, Dienstag, Donnerstag, —Astag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
janu und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das BVlatt kostet vierteljährlich 1 A 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen M 75 , einschließu 
Zuftellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr sar die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 ⸗, bei außerpfalzischen und solch n 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt.!s , Reclamen 80 . Bei amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 232. 
Donnerstag, 26. November 1885. 
Bestellun en ] Bukarest. 25. Nor. Die Kanonade um 
g Widdin dauerte die ganze Nacht fort. Heute früh 
auf den im 6 Uhr rückten die Serben in großer Zahl vor. 
iu Bon Smardan⸗Tatardschik aus versuchten sie einen 
St. Ingberter Anzeiger Angriff auf Widdin, wurden aber nach dreistündigem 
rbitterten Kampfe zurückgeschlagen. 
Sofia, 25. Nov. Eine Depesche des Fürsten 
Alexander aus Zaribrod von gestern meldet: 
die Serben griffen das bulgarische Ceutrum an, 
ourden jedoch zurückgeschlagen. Die bulgarischen 
zorposten haben bereits die Grenze erreicht. Die 
Zerben räumten Trn. 
Belgrad, 24. Nov. Offizielle Mittheilung: 
die serbische Armee griff gestern die bulgarischen 
zerschanzungen an und wurde nach erbittertem 
kampfe zurückgeworfen. Hierauf zo sie sich in die 
5ztellungen bei Zaribrod und Trn zurück. 
Belgrad, 25. Nodo. Geftern und heute 
inden bdei der serbischen Position vor Pirot 
kampfe statt. Die Bulgaren wurden mit Verlust 
urückgeworfen, erneuerten aber ihre Angriffe. Die 
erbische Arniee ist durch das aus geübten Sol⸗ 
aten bestehende zweite Aufgebot auf 535000 Mann 
derstärkt. 
rür den Monat 
Dezember 
nehmen fortwährend an: die Postanstalten, die Post- 
hoten. die Austräger und 
Die Expedition. 
Deutjiches Reich. 
Berlin, 25. Nov. Das Centrum hat heute 
me Interpellation wegen der Missionare eingebracht. 
erner bereitet das Centrum einen Antrag auf die 
rgänzung des Strafgesetzes dahin vor, daß Die⸗ 
enigen, welche das Wahlrecht Wahlberechtigter 
iindern, bestraft werden. 
Berlin, 25. Novb. Fürst Bismarck ist Nach⸗ 
autags hier wieder eingetroffen. 
Auslaud. 
Wien, 25. Nov. Die Länderbank erhielt 
ine Depesche, daß die Serben unter Anführung 
HPilan's glänzend siegten, Dragoman wiedereroberten 
uind die Bulgaren bis Slivnitza zurückdrängten. 
tiner Belgrader Privatdepesche zufolge nahm Milan 
)en Waffenstillstand an. 
London, 25. Nop. Die „Times“ enthält 
agende, gänzlich unbeglaubigte Sensationsnach⸗ 
ichten: König Milan habe beschlossen, abzudanken. 
zeine Freunde und Anhänger im Auslande wie 
m Inlande bemühten sich, die Thronfolge seinem 
zohne, wenn thunlich unter der Regentschaft der 
önigin, zu sichern. Der König sei aber ent⸗ 
hlossen, sich mit seiner ganzen Familie, wahrschein— 
ich nach Fronkteich zurückzuziehen. Behufs Ver—⸗ 
inderung der Thronbesteigung Peter Karageorge⸗ 
gitsch's sei die Besetzung Serbiens seitens Oester⸗ 
eichs bevorstehend. 
LCondon, 26. Nov. Ein am Mittwoch 
achmittag dem Auswärtigen Amte aus 
Nadrid zugegangenes Telegramm meldet; 
dönig Alfons ist heute Morgen 9 Uhr 
in der durch Dyssenterie beschleunigten 
cwindsucht gestorben. 
Paris, 25. Nov. Die Nachricht, König 
sons von Spanien sei um 913 Uhr Mit—⸗ 
gs gestorben, bestätigt sich. Die in Paris 
awesenden Spanier schreiben sich zum Zeichen des 
zeileids im PHotel Radziwill, der Wohnung der 
Nutter des Koönigs, ein. — Infolge des gestern 
erbreiteten Gerüchts vom Tode des Königs ver⸗ 
immelten sich gestern Abend die hier befindlichen 
anischen, deutschen und russischen Sozialisten in 
er Vorstadt St. Antoine, um an den gegenwärtig 
mLondon weilenden Spanier Ruiz Zorilla 
in Schreiben zu richten, worin sie ihm ihre Mit—⸗ 
nirkung zu der demnächstigen Proklamierung der 
anischen Republik zusichern. Die Carlisten wohn⸗ 
eun heute Vormittag in der Kirche der Avenue de 
doche einer Messe für die Thronbesteigung Don 
»arlos bei. 
Bukarest, 24. Nov. Nachrichten aus Ka⸗ 
nar zufolge konzentrieren die Serben ihren Angriff 
das Dorf Capitanovice. wo ein lebhafter In⸗ 
mezciekampf stattfindet. Der herrschende Nebel 
ninoten eine gegaue Observaätion. 
kokale nuand pfälzische Rachrichten. 
* St. Ingbert, 26. Nos. Gesizzwechsel.) 
Auf dem Wege der Versteigerung gingen die an 
er Neuweilerstraße gelegenen Gebäulichkeiten der 
rẽhhrhardt'schen Glashuͤtte nebst dazu gehörigen Län⸗ 
ereien um die Summe von 20,000 Mark in den 
zesitz der Knappschaft über. Dem Vernehmen nach 
ollen die Gebäude zu einem Spitale und verschie⸗ 
senen Magazinen umgebaut werden. 
— Der pfälzische Landrath hat seine 
iesjährige Aufgabe erledigt; er brachte es fertig. 
»aß die Kreisumlagen auf dem letzten Stande — 
39810 Prozent — auch für 1886 verbleiben, 
ndem er die Rückzahlung von 35,000 Mark an 
ven Maximilian-Getreidefond vorläufig um ein 
zahr hinausschob. Gewiß ist ihm unsere Be— 
»ölkerung für seine Fürsorge dankbar und 
zibt sich der Hoffnung hin, daß die schon jetzt 
inverhältnißmäßig in die Höhe geschraubte Kreis⸗ 
unlage ftatt erhöht, in Zukunft wieder herabgesetzt 
verde. Ist doch der Abstand zwischen der Pfalz, 
XVV 
ie niedrigste Kreisumlage, namlich 21 pCt. hat, 
in gar zu großer. Wäre die von der Regierung 
nn Aussicht genommene Erhöhung angenommen 
vorden, so hätte die Pfalz mit 42,3 pCt. wirklich 
ioch mehr als das doppelte den Oberbayern zu 
ragen gehabt und nachgerade würde das Vergnügen 
n der „sonnigen Pfalz am Rhein“ zu wohnen 
nauchem doch etwas zu theuer zu stehen gekommen. 
— Die Einnahmen der pfälzischen 
ßahnen für 1885 wiesen in den ersten neun 
Monaten dieses Jahres gegen dieselbe Zeit in 1884 
edeutende Mehrerträgnisse auaff. Dagegen ergab 
ich im Oktober ein Einnahme⸗Ausfall beim Güter⸗ 
erkehr von etwa 60,000 Mk. Diese Minderung 
and allerdings theilweise Deckung im Personenver⸗ 
ehr desselben Monats, so daß sich für Oktober 
. J. nur ein Minder von etwa 24,000 Mk. er⸗ 
ibt. Insgesammt beziffert sich die Mehreinnahme 
vährend der verflossenen zehn Monate dieses Jahres 
nuf Mk. 402,144,39 gegen 1884. 
— Raths weiler am Glan. 21. Novbr. 
die Halsbräune, dieser gefürchtete Würgengel der 
gleinen, ist leider hier sporadisch aufgetreten. In 
e 20. Jahrg 
susel soll die Krankheit und außerdem der Schar⸗ 
ach ärger hausen. Einem Beamten sind seine drei 
rinder der Epidemie erlegen, und der Bedauerns⸗ 
werthe selbst mit seiner Frau liegt gleichfalls an 
der schrecklichen Krankheit darnieder. 
— Kusel, 23. Nov. Auf die jüngst aus⸗ 
zeschriebene Stelle eines Distriktsbauschaffners da⸗ 
zier haben sich 58 Bewerber gemeldet, darunter 
piele aus Norddeutschland. 
— Kaiserslautern, 20. Nov. Gestern 
Morgen wurde in der Mailinger'schen Wirthschaft 
zahier durch Herrn Gerichtsvollzieher Diel im Auf⸗ 
rage des kgl. Amtsgerichts Lauterecken ein Pferd 
ersteigert. Der Steigerer. aus Kreuznach, mußte 
384 Mark Steigpreis zahlen. Vor zirka 84 
dahren verkaufte dasselbe ein Bauersmann aus der 
dähe von Lauterecken an einen Handelsmann in 
Idenbach zu 420 Mk. als zugfest. Letzterer be— 
auptete sodann, das Pferd ziehe nicht, und begann 
Zrozeß. Das Pferd wurde bei Beginn des Pro—⸗ 
esses in Kost, Logis und Pflege abgegeben und 
var in Meisenheim, Lauterecken und seit beinahe 
¶Monaten hier. Um nun die großen, hierdurch 
enistehenden Kosten (täglich 3 Mk.) zu beseitigen, 
»rdnete das Gericht die Versteigerung an; der 
Prozeß geht aber seinen Gang weiter, damit auch 
»as Pferd an seinen richtigen Werth kommt. Man 
zarf nur die Kosten der Fütterung und Pflege des 
Zferdes für *4 Jahre jeden Tag 8 Mk., sowie 
er sachverständigen Gutachten durch jedesmal drei 
Thierärzte, nebst Probefahrten, sodann der Herren 
LIdvokaten annehmen, so wäre der Schimmel schon 
ehr gut bezahlt. Der Kläger und der Beklagte 
saben bei Gericht schon zirka 1100 Mark Kosten⸗ 
»orlage machen dürfen! Die Sache macht sich! 
— Der Weinhändler Jul. Haas in Lan— 
dau, welcher wegen Weinfälschung ꝛc. angeklagt. 
vurde des ihm zur Last gelegten Vergehens als 
nicht überführt freigesprochen. 
— Neustadt, 22. Nov. Die kgl. Kreis— 
egierung der Pfalz hat, wie man der „N. Bad. 
2dsztg.“ schreibt, den Beschluß des Siadtrathes, 
inen akademisch gebildeten Direktor der höheren 
Töchterschule anzustellen und ihm als Nebenamt 
zugleich die Funktionen eines städtischen Lokalschul- 
nnspektors zu übertragen, nicht genehmigt. 
— Speyer, 283. Nov. Die ehemalige 
Lohn'sche Sägemühle, welche vor 3 Jahren von 
derrn L. Häuser zu einer Mahlmühle eingerichtet 
vurde, ist heute auf dem Wege der Zwangsver⸗ 
teigerung an die Stadtgemeinde Speyer um die 
S„umme von 6600 M. übergegangen. Der früher 
chon projektirte Durchgang neben dem Altpörtel 
oll nun durch eine 2 Meter breite Passage ver— 
virklicht werden. 
— Einem Sohne des Herrn Lehrers Mai von 
Ludwigshafen, dem Juriften Ludwig Mai, 
vurde bei einei Preisvertheilung, welche kürzlich 
in der Universität Heidelberg stattfand, ein Preis 
uerkannt. 
Vermischtes. 
F Die „Saar- u. Blies⸗Ztg.“ bringt in ihrer 
jeutigen Nr. ein „Eingesandt“ folgenden Inhalts: 
Berade als ein Pärchen Mann und Frau werden 
vollte, brach in einem Flecken des Kreises O. 
Feuer aus und alles, auch der Herr Standesbe— 
imte und sein Stellvertreter, eilte zur Brandstätte. 
Un letzteren wagt sich, durch die dichte Menschen- 
nenge dränsend, der junge Mann im Feierkleide 
und bittet mit schmachtendem Blicke: Ach, kommen 
ααO