ʒzt. Juoherter Anzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünufmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wbchentlich mit Unterhaltungs
latt und Sonntagß mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 4 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 -, einschließi
d ⸗ Zullellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondieile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 ⸗, bei außerpfaͤlzischen und sfolca n
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 1I3 A, NReclamen 30 4. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
M 235.
Montag, 30. November 1885.
20. Jahrg.
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Bestellungen
auf den
„St. Ingberter Anzeiger“
für den Monat
Dezember
jehmen fortwährend an: die Postanstalten, die Post⸗
zoien, die Austräger und
Die Expedition⸗
vor. Im Laufe letzter Nacht ging ein Transport
in, den man von Nisch aus anzumelden sich nicht
inmal die Mühe genommen hatte. Hier fehlt es
für so große Zahlen von Verwundeten zur Stunde
och an allem. Eine große Zahl liegt einfach auf
Stroh. Zeitweise waren nicht Wassergläser und
xlaschen zur Linderung des Durstes vorhanden,
nifunter wartete man stundenlang auf Wasser.
An Aerzten fanden sich jene drei oder vier Per⸗
onen, die bei Abmarsch des Heeres hier zurück
lieben. Bei den ersten Transporten rief man die
aar Aerzte aus Semlin zu Hülfe. Heute Abend
rst trifft das ersehnte Hülfskorps von Wien, 40
nerzte mit Baron Mundy an der Spitze, hier ein.
xrst nach Ankunft dieser Herren wird es möglich
ein, den dringenden Bedürfnissen der Stunde
Hhenüge zu leisten. Manches, was die heimkehren⸗
en Verwundeten über die Vorgänge bdei und nach
en Kämpfen bei Sliwnitzza berichten, entzieht sich
seute noch aus guten Gründen der Mittheilung.
z56 ist bei mehreren Gelegenheiten mit fast bei⸗
pielloser Wuth und Erbitterung gefochten worden.
gm Handgemenge haben die Mannschaften in
nanchen Fauͤllen die Gewehre von sich geworfen,
im sich an die Kehle zu fahren und wie Rasende
u wütgen und zu balgen, bis beide Parteien
lblodt ineinander verschlungen am Boden lagen.“
Der Fürst drängte ihn zurück und erreichte seinen
Zweck, daß die Bataillone vordrängten und den
Kückzug der Serben erzwangen.
Lakale und poalle che Nachrichten.
x* St. Ingbert, 30. Nov. Volkszählung
im 1. Dezember 1888. Um den Zählern das
Zeschäft der Zahlung einigermaßen zu erleichtern,
volle der betreffende Haushaltungsvorstand die in
die Zahlungsbogen einzutragenden Notizen vorher
ich zurechtlegen, damit der Zähler nicht zu lange
nufgehalten wird. Einzutragen sind: 1) Unter
Verzeichniß aller ꝛc. anwesenden Personen“:
jllle Personen, welche vom 830. November auf den
1. Dezember in der Wohnung des Haushaltungs⸗
horstandes übernachtet haben, ohne Unterschied, ob
dieselben dauernd oder vorübergehend anwesend
sind und ob sie Inländer oder Ausländer, Mili⸗
är⸗ oder Zivilpersonen sind. Personen, welche in
dieser Nacht in keiner Wohnung übernachtet haben,
z. B. Reisende ꝛc. werden in derjenigen Haushalt⸗
uͤng (Gasthof ꝛc.) gezählt, wo sie am Vormittag
des 1. Dezember anlangen. 2) Unter „B. Ver—
zeichniß der abwesenden Personen“ sind einzutragen:
Diejenigen Personen, welche zur Zeit der Zählung
der Haushaltung als Mitglieder angehören, die
jedoch aus vorübergehendem Anlaß abwesend sind,
z. B. die auf Reisen befindlichen Haushaltungs⸗
mitglieder, nicht aber im altiven Militärdienst oder
zur Ausbildung als Studenten, Lehrlinge ꝛtc. Ab⸗
vwesende. Bezüglich der Ausfüllung der einzelnen
Spalten der Zählungsliste verweist man auf die
Anleitung auf der ersten Seite des Zählbogens und
uuf die Musterausfüllung auf der letzten Seite
desselben. Die Gäste in Gasthöfen, die Insassen
bon Anstalten sind in die Liste des Haushaltungs⸗
vorstandes resp. Vorstandes der Anstalt einzutragen.
Reicht eine Zählungsliste nicht aus, so werden
durch den Zähler mehrere abgegeben. Die Wie—
dereinsammlung der Zählungslisten beginnt am 1.
Dezember Mittags und ist möglichst am 2. Dez.
zu beendigen.
— Durch Entschließung des königl. Staats-
ninisteriums des Innern für Kirchen- und Schul⸗
mngelegenheiten vom 16. Oktober abhin ist geslattet
worden, daß an den sämmtlichen humanistischen,
technischen und Lehrerbildungsanstalten, dann an
den Volksschulen, wenn es nach den örtlichen Ver⸗
zältnissen veranlaßt erscheint, am Dienstag den J.
Dezember l. Is. der Volkszählung wegen der Unter⸗
richt ganz oder theilweise ausgesetzt werden darf.
— Als Untersuchungsrichter für das
Beschäftsjahr 1886 sind bestellt: an dem Zwei—
hrücker Landgerichte: Herr Landgerichtsrath K. Th.
Mohr; bei dem Landgerichte Landau; Herr Land⸗
gerichtsrath Reither; hei dem Landgerichte Franken ⸗
hal: Herr Landgerichtsrath Alfred Pauli; bei dem
dandgerichte Kaiserslautern: Herr Landgerichtsrath
Julius Schneider.
— Kaiserslautern, 27. Nopß. Das
Schöffengericht hat den früheren Redakteur des
Pfälzischen Volksblaties), Herrn Wickh, der
Beleidigung des Zweibrücker nationalliberalen
Partei⸗Ausschusses, begangen durch einen, die Ein⸗
quartierung besprechenden Artikel, zu 300 Martk
Geldstrafe (ev. 2 Monaten Gefängniß) verurtheilt
und die Veröffentlichung des Urtheils in den beiden
Zweibrücker Blattern verfügt.
— Kirchheimbolanden, 27. Nov.
Gestern wurden in Morschheim die an dem Dieb—⸗
stahl bei Herrn Fretz dahier betheiligten Konrad
Politische Uebersicht.
Die Einführung des Reichssmonopo 18
ür den Branntweinhandel wird der Freis.
3. zufolge im Zusammenhang mit der Berathung
iber Gewinnung höherer Einnahmen aus dem
Hranntwein gegenwärtig erörtert. Danach würden
die einzelnen Brennereien in der Produktion nicht
iber den Umfaug der vom Reiche als einzigem
Abnehmer gemachten Bestellungen hinausgehen
ürfen.
— — —
Der Statthalter von Elsaß⸗Lothringen, Fürst
dohenlohe, hat sich von Straßburg nach
adrid begeben, um als Vertreter des Kaisers
ꝛer Beisetzung des Königs Alfonso beizuwohnen.
In seiner Begleitung befinden sich der Hofmarschall
gras Kanitz uͤnd der Kammerjunker Graf Schliv⸗
jenbach.
Muͤnchen, 28. Nopb. In der heutigen
Sitzung der Reich srathskammer wurde Dr.
A lebenslängliches Mitglied
ingeführt. Der Malzau fschlag wurde gemäß
en Beschlüssen der Abgeordueienkammer mit 34
jsegen 7 Stimmen angenommen. Ueber den Antrag
es Abg. Gabler den Militärdienst der Geist⸗
ichen zu verkürzen, wurde nach sehr lebhafter
ierstündiger Verhandlung unter Ablehnung des befür⸗
dotlenden Antrages des Berichterftatters Grafen
Drechsel die begründete Tagesordnung des Grafen
Irtenburg mit allen gegen 9 Stimmen dahin lau⸗
end angenommen, daß die Erklärungen der Re⸗
sierung über möglichst milde Ausübung des Ge—
etes genügten.
Deutsches Reich.
Die serbische Stadt Pirot, lange das Haupt⸗
warfier des Königs Milan ist am Freitag 27. dis.
iach lebhaftem Kampfe, welcher den ganzen Tag
zauerte, von den Bulgaren besetzt worden. Der Fürlt
llexander wird heute in die Stadt einziehen. Das
st kin großartiger Triumph, den die Mächte, welche
»en Fürsten in den letzten Tagen gedrängt haben,
zaß er einen Waffenstillstand abschließe, gern ver—
zindert hätten. Rußland, Oesterreich und die
Iforte haben dem Fürsten Alexander zugesetzt,
illein er weiß, daß die scheinbare Eipigkeit dieser
Mächte in dem Momente, wo eine von ihnen aktiv
verden wollte, wie eine Seifenblafe platzen würde.
yn dem Kampfe vom 25. d. erlitten die Serben
chwere Verluste. Prinz Franz Josef von Batten
—ED
euer, blieb aber unversehrt.
Am Donnerstag begann der Kampf bei Pirot,
vo die Serben auf den die Stadt beherrschenden
Höhen Batterien aufgestellt hatten und starke Streit⸗
raͤfte entwickelten, gegen 4 Uhr Nachmittags. Die
Balgaren hatten Mittags 1 Uhr die Grenze über⸗
chruten und gingen gleich nach ihrer Ankunft in
der Nihe von Pirot zum Angriff über, sie nahmen
eiine feindliche Position, aber die Dunkelheit machte
dem Kampfe ein Ende. — Die beiderseitigen Be—
ichtigungen wegen angeblicher Grausamkeiten wer⸗
en fortgesetzt. Die Lage der Verwundeten muß
ine trosilose gewesen sein, wie aus nachstehender
dorrespondenz der „Köln. Ztg.“ aus Belgrad, 23.
November herbvorgeht.
„Heute sind im Ganzen bereits 2000 Ver⸗
wundete in Belgrad eingetroffen, die alle den im
esten Falle drei Tage dauernden Transport von
Sliwnißa und Umgegend bis nach Belgrad über⸗
tanden hatten, viele von ihnen waren seit fünf
Tagen noch nicht frisch verbunden worden. Die
ieuͤten fanden dei ihrer Ankunft hier nicht einmal
e nothdürftigsten Maßregeln zu ihrer Aufnahme
— —
Ausland.
Wien, 29. Nov. Die „Neue Freie Presse
neldel aus Belgrad: Die Serben räumten Pirot
chon vorgestern, erstürmten es aber gestern wieder
vorauf es die Bulgaren wieder eroberten. In den
erbischen Spitälern liegen 800 Selbstverstümmler;
ie Verpflegung und die Pflege der Verwundeten
var sehr schlecht. Für den Krieg waren nicht
salb entsprechende Vorbereitungen gertroffen. Für
ie Katastrophe sei nur das Kabinet Garaschanin
aniwocilich Der König drüdte bei dem letzten
Ministerrath seine höchste Indigation aus. Nisch
wurde befestigt und armirt.
Sofia 28. Nov. Sicherem Vernehmen nach
zat Fürst Alexander in Rücksicht auf die Col⸗
Anibnote der Mächte, sowie in Rücksicht auf die
urch sein siegreiches Einrücken in Pirot gewahrte
xhre der Wassen die Einstellung der Feindselig⸗
eilen angeordnet, um die Verhandlungen über die
gedingungen des Waffenstillstandes zu eröffnen.
Sofiia, 29. Nop. In einem kritischen Mo⸗
nent während des Kampfes bei Pirot sprang
rürst Alex ander vom Pferde und wollte mil
lankem Degen an der Spitze der Kolonne vor
gehen. Ein Offizier deckte uͤhn mit seinem Leib