Full text: St. Ingberter Anzeiger

8t. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
— — — — — — — — —— — — — 
der ‚St. Iugberter Anzeiger erscheint wochentlich fünfmalz Am Moutag, Dienstag, XX Samstag und Sonutag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich J A 60 A einschlieklich Tragerlohn; durch die Post bezogen LAM 75 4, einschliesl 
0 A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr sar die 4gespaliene Garmondzeile oder deren Kaum beträgt bei Injeraten aus der Pfalz 10 ⸗, bei außerpfaͤlzischen und lolden 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 18 G, Neclamen 30 ⸗. Bei 4mnaliger Einrüdung wird nur dreimalige berechnet. 
M 236. 
Deutsches Reich. 
Munchen, 27. Nov. Die nachste Plenar⸗ 
czung der Kammer der Abgeordneten findet — 
rie der Präsident Freiherr v. Ow nunmehr be— 
limmmt — am Mitltwoch, den 2. Dezember statt. 
uf die Tagesordnung werden die vom 
Finanzausschuß in den letzten Tagen erledigten 
steferate, das bei der Kammer eingebrachte provi⸗ 
orische Steuergesetz uad eventuell der Etat des 
Meinisteriums des Innern gesetzt worden. Der 
Finanzausschuß wird sich bereits morgen mit dem 
rovisorischen Steuergesetze befassen. 
Muünchen, 28. Nov. (Das Branntweinauf⸗ 
chlaggesetz.) Im Gesetze und Verordnungsblatte 
sir. 44 werden heute die von Seiner Majestät 
em Könige unterm 20. November 1885 zu Hohen⸗ 
chwangau sanktionirenden Gesetze, die Abanderung 
des Gesetzes über den Branntweinaufschlag beireff., 
owie die Abänderung der Bestimmungen unter Nr. 
(30 und 141 des Tarifes zum Gewerbesteuergesetze 
om 19. Mai 1881 betreffend zur öffentlichen 
denntniß gebracht. Dieselben treten sofort in 
Wirksamkeit. Das Staatsministerium der Finanzen 
ringt ferner unter Bezugnahme auf 8 4 der Aller⸗ 
vöchsten Verordnung vom 29. Mai 1880, den 
Vollzug des Gesetzes über den Brauntweinaufschlag 
zetreffend, dann auf die Bekanntmachung des 
Finanzministeriums vom 1. Juni 1880 gleichen 
hetreffes die in Folge des Gesetzes vom 20. Nov. 
1885 — die Abänderung des Gesetzes über den 
granntweinaufschlag vom 25. Februar 1880 betr. 
S an den Vorschriften der Instruktion zum Voll 
uge des letzteren Gesetzes sich ergebenden Aender⸗ 
ungen (in 32 Absätzen) mit dem Beifügen zur 
allgemeinen Kenntniß, daß dieselben sofort in 
wirksamkeit zu treten haben. 
Muͤnchen, 28. Nov. Der Finanz⸗Ausschuß 
eschäftigte sich in seiner gestrigen Abendfitzung u. 
1. mit einer Petition der Bezirksthierärzte um Er⸗ 
hzöhung des Funktionsbezuges, um pragmatische 
Anstellung und um Aufhebung der Unterordnung 
unter die Bezirkkämter. Ihre Anzahl beträgt 148 
nit je 540 Mark Funktionsbezug und 120 Mark 
Zulage, wozu verschiedene Nebeneinnahmen kommen, 
Jamentlich Jahresaversen für Diäten in polizei⸗ 
nicher Thäͤtigkeit zwischen 700 und 400 Mark, 
odann 200- 400 Mark für Hundevisitation und 
Stiervisitationen. Auf Antrag der beiden Referen⸗ 
sen werden durch Stimmenmehrheit 8,880 Mark 
nehr bewilligt, so daß der Funktionsbezug eines 
Bezirksthierarztes um 100 Mark erhöht wird. 
Darmstadt, 28. Now. Die Streichung 
des Fürsten Alexander von Bulgarien aus den 
Aisten der russischen Armee hat, wie man der ,N. 
3.“ von hier schreibt, die Familie des Fürsten 
ingemein peinlich berührt; es ist das leicht begreif⸗ 
ich, wenn man sich zurückruft, in welchem intimen 
petsönlichen Freundschaftsverhältniß Kaiser Alerx⸗ 
inder U. mit seinem Schwager, dem Prinzen 
Alexander von Hessen, dem Vater des bulgarischen 
Fürsten, stand. Auch die Kaiserin stand ihrem 
Liebingsbruder, dem Prinzen Alexrander, ganz be⸗ 
sondets nahe. Es wird jetzt hier daran erinnert, 
daß zu der Zeit, als Kaiser Alexander Il. ein 
häufiger Gest auf Schloß Heiligenberg bei Jugen— 
heim, dem Landsitz des Prinzen Alexander, war 
ind in der Begleitung seines Vaters der damalige 
Großfürst Alexander sich gleichfalls daselbst befand, 
derselbe sich gegen seine Vettern, die Prinzen von 
Battenberg, in einer Weise ablehnend verhielt, die 
nicht Uunbewerkt hleihen konnte. Auch später hat 
Dienstag, 1. Dezember 1888. 
20. Jahrg. 
—E 
zaß seine Sympathien in Bezug auf die Batten 
verg'jche Familie nicht die gleichen, wie die seines 
vhalers waren. Von Seiten des Fürsten Alexander 
„on Bulgarien ist die Maßregel, welche ihn aus 
zer russischen Armeeliste streicht, lediglich mit 
-„chweigen beanwortet worden. Mit welchem 
Stolze und welcher landsmännischen Befriedigung 
nan hier die Thaten des Fürsten Alexander ver⸗ 
olgt, bedarf keiner weiteren Darlegung. An der 
Seile des Fürsten kämpfen außer seinem Bruder, 
dem Prinzen Franz Joseph, noch einige Hessen, 
die zu der militärischen Umgebung des Fürsten ge⸗ 
zören. Die Speuden für die bulgarischen Ver ⸗ 
vpundeten gehen in großen Beträgen ein. Send⸗ 
ungen werden unausgesetzt befördert, und jeder 
neue Sieg der bulgarischen Fahnen, welche den 
hessischen Löwen im Wappen tragen, wird mit all⸗ 
gemeinem Jubel hier begrüßt. 
Leipzig, 28. Nov. Ein in Bezug auf bayer. 
gierexport interessantes Urtheil hat das Reichsgericht 
zefällt: Münchener Großbrauer haben in der Neu⸗ 
eit, um Kunden in Norddeutschland zu akquiriren. 
Reisende aufgestellt. Mit einem solchen Vertreter 
vurde nun von seiner Firma das Abkommen dahin 
getroffen, daß ihm für das von neuen Kunden 
ezogene Bier eine sichere Tantiöme gewahrt werde. 
Ais sich aber das Vertragsverhältniß zwischen 
Zrinzipal und Vertreter eines schönen Tages löste, 
vollte der letztere von den Einnahmen all jener 
dunden, welche er seiner Firma zuführte, die ver⸗ 
inbarte Tautièeme fortbeziehen, und nachdem ihm 
olche verweigert wurde, ist er klagend aufgetreten. 
die ersten Justanzen haben zwar zu Gunsten des 
Agenten entschieden, sodaß die Brauerei lebensläng⸗ 
ich die Provision hätte bezahlen müssen. Die 
Rebisions⸗Instanz hat aber in der Lösung des 
Pertrages auch das Aufhören des Bezuges von 
Tantiemen aus der Kasse des Prinzipals als selbst⸗ 
zerständlich erachtet und den Klaäger mit seinen An⸗ 
prüchen abgewiesen. 
Hamburg, 30. Nov. S. M. Kreuzer 
„Nautilus“ hat nach hier eingetroffenen Nach⸗ 
rcichten zu Anfang November die Marschalls⸗ 
Inseln unter deutsches Protektorat ge— 
nommen. 
Begriffe vom Dache der sog. „Wasche“ auf di 
Zeiler zu gelangen; aber noch hatte er dieselbe 
nicht erreicht, als das Dach zusammenrutschte, und 
Wagner über die Leiter auf ein untenstehendes 
Wägelchen fiel, wodurch er sich in der Hüfte be— 
zeutend verletzte. Doch soll zu ernsteren Befürch⸗ 
fungen kein Anlaß sein. 
— Mit dem 1. Januar kft. Is. kommen für 
die Beförderung von Kindern auf Eisenbahnen die 
nachstehenden Bestimmungen in Bayern und im 
Wechselverkehre mit sämmtlichen dem Eisenbahnver⸗ 
„ande Deutschlands unterstellten Bahnen zur An—⸗ 
vendung. Kinder unter vier Jabren werden frei 
efördert, wenn ein besonderer Platz nicht bean⸗ 
prucht wird. Kinder im Alter von zehn Jahren 
ind darüber genießen keine Tarifermaäßigung. Ein 
ind im Alter von vier bis zehn Jahren wird in 
illen Wagenklassen und bei allen Zuggattungen 
zur Hälfte des dem Billet für Erwachsene aufge⸗ 
druckten Fahrpreises, unter Aufrundung auf volle 
zehn Pfennig befördert. Zu Kinderbilleten werden 
zie Billete fuͤr Erwachsene verwendet, von welchen 
hei der Ausgabe ein kenntlich gemachter Theil ab— 
zetrennt und von dem Schalterbeamten zurückbe- 
halten wird. Zwei Kinder im Alter von 4-10 
Jahren werden in allen Wagenklassen und Zug 
jattungen auf 1 Billet der betreffenden Wagenklasse 
ür Erwachsene befördert. Soweit Freigepäck ge⸗ 
vährt wird, werden für 2 auf 1 Billet für Er—⸗ 
vachsene beförderte Kinder 25 Kgr., auf 1 Kinder⸗ 
zillet 12 Kgr. Freigepäck zugestanden. Die vor⸗ 
tehenden Bestimmungen finden auf Retourbillete, 
kundreisebillete und Billete in Form von Koupon⸗ 
hüchern Anwendung. Die bisherigen abweichenden 
Vorschriften treten mit dem oben bezeichneten Tage 
rußer Kraft. Durch die abgeänderten Tarifbe—⸗ 
timmungen ergeben sich zum Theil Ermäßigungen, 
um Theil geringe Erhöhungen in den Fahrpreisen. 
— Der 7. Dezember d. J. bringt für die 
ʒeutsche Verkehrswelt und dieser nahestehende Kreise 
ine bedeutsame Jubiläumsfeier. An die— 
em Tage sind 50 Jahre verflossen, seit die eiste 
Fisenbahn auf deutschem Boden in Betrieb gesetzt 
vurde. Es war dies bekanntlich die Linie Nürn⸗ 
berg-Fürth. Erbaut wurde dieselbe von unserem 
pfälzischen Landsmann Herr Denis, dem Erbauer 
der ersten pfälzischen Bahnen, zu deren Direktor 
er bekanntlich auch gewählt wurde. 
— In Kusel hat am Sonntag, früh ein 
mächtiger Brand, der größte daselbst seit dem 
Stadtbrand von 1794, die Gebäude der Strumpf⸗ 
waarenfabrik von D. Zöllner eingeäschert. 
— Vom Peterskopf, 27. Nov., wird der 
„N. B.-8.“ berichtet, daß dem Förster Küßwetter 
»om Jägerthal (vormals auf der Wartei Weilach) 
tationirt, an seinem in der Gemarkung von Lei— 
tadt liegenden Wingert durch ruchlsse Hand aus 
dache ein Theil der Rebstöcke abgeschnitten wurde. 
der Thäter ist bis jetzt unbekannt, jedoch sollen 
n diefem Betreff Anhaltspunkte gegeben sein, welche 
ich gegen bekannte Waldfrevler⸗Subjekte, welche 
»er That fähig sind, richten. Derartige Beschädig- 
ingen sind in Leistadt schon häufig zum Nachtheil ver⸗ 
chiedener Personen aus Bosheit in Ausführung 
Jebracht worden, insbesondere hat man es daselbst 
auf die Forstbeumten abgesehen, welche in treuer 
pflichterfüllung ihrem schweren Berufe folgen, und 
es wäre zu wünschen, daß die Gemeinde dem 
chönen Beispiel der Geimeinde Freinsheim folgen 
vürde. woselbst durch Schadloshaltuna der Be— 
Ausland. 
Wien, 830. Nob. Die „Wiener Allgemeine 
Zeitung“ meldet aus Belgrad: Die serbische Timok⸗ 
ürmee steht anderthalb Kilsmeter vor Widdin. Das 
Treffen bei Pirot am 27. sei furchtbar gewesen. 
30,000 Bulgaren griffen die Serben an. Es ent— 
pann sich ein entsetzlicher Straßenkampf. Die 
Serben schossen aus den Fenstern und von den 
dächern, die Bulgaren zertrümmerten die Haus— 
hore und drangen über die Treppen, auf welchen 
iim Dunkeln ein entsetzliches Ringen stattfand. in 
die Häuser ein. 
Belgrad, 30. Nowo. Die Ruäüßftungen und 
Truppensendungen an die Grenze dauern fort. 
Serbien will erst abrüsten, wenn ein neuer Gou⸗ 
erneur für Ostrumelien, der aber nicht Fürst 
Mlexrander sein darf, ernannt ist. 
Lokale und pfälzißche Nachrichten. 
GOSt. Ingbert, 1 Dez. Gehstern ver— 
unglucte auf dem Kräme r'schen Eisenwerke der 
Schieferdefer Peter Waagner. Er war im