Fürst Alexander von Bulgarien
gehört jetzt unstreitig zu den Fürsten, welche sich
der unftreitigen Liebe und begeisterten Verehrung
zhrer Unterthanen rühmen können. Als des rus ·
tischen Czaren Neffe und Liebling am 13. Juli
1879 seinen Einzug in Sofia hielt, da jubelten
hin die Bulgaren freilich auch schon zu. Aber
damals galt die Begeisterung der endlich errichteten
Inabhängigkeit vom Türkenjoche, der Gründung
eines selbstständigen Bulgarenreiches, welches Träume
erwecken konnte von der Wiederkehr jener glanz
vollen Zeiten, wo der „Bulgaren Czar“ Symeon
hon der Donau im Norden bis hin zum Pindus
unabhängig und kraftvoll herrschte. Den Bulgaren
war es thatsächlich im Jahr 1879 ganz gleich—
zültig, welchen von den drei Thronkandidaten
Alexander von Battenberg, Heinrich von Reuß
und Waldemar von Dänemark) sie zum Knjas
erwählten und mit dem Prädikat Wisocestow (Ew.
Hoheit) anredeten. In dem verhältnißmäßig kurzen
Zeitraum von sechs Jahren hat sich diese ursprüag-
ische Gleichgültigkeit gegen die Person des Fürsten
in das Gegentheil verwandelt und im ganzen Bul⸗
garenlande vom entlegenen Cap Kali Atra, dessen
Felsentlippen das Schwarze Meer peitscht, bis zu
den zerklüfteten, unwegsamen Regionen des Großen
Balkans würde Jung und Alt jetzt bereit sein, für
den „vielgeliebten Knjas Alexander“ Gut und Blut
zu opfern. Alexander hat diese wunderbare Um⸗
wandlung nur sich selbst zu verdanken. Viel mögen
seine Herrschertugenden. seine Gerechtigkeitsliebe,
seine Energie, sein Muth und seine Tapferkeit
hierzu beigetragen haben. Nimmer aber wäre er
als Fremder trotz dieser Vorzuge dem Bulgaren⸗
volke sympatzisch geworden, wenn ihn die Natur
in Beziehung auf äußere Erscheinung stiefmütterlich
hehandelt hätte. Die Battenberger, dem Liebes—
bündniß eines aus uraitem deutschen Fürstenge—
schlecht entstammenden Prinzen und einer bildschönen
polnischen Gräfin entsprossen, sind sämmtlich schöne
Männer und haben, wie bekannt, zum Theil schon
ihr Glück bei hochgeborenen Prinzessinen gemacht.
Alexander von Bulgarien ist wohl der stattlichste
der Brüder. Man muß sich die kindlich naive
Denkweise des Bulgarenvolkes, dem die Natur selbst
körperliche Vorzüge gegeben hat, vergegenwärtigen,
um den Werth der persönlichen Erscheinung des
jungen Fürsten ganz zu würdigen. Vor 6 Jahren
war seinem Aussehen noch nicht der energische
Stempel der Männlichkeit aufgedrückt, trotzdem —
so erzählt uns ein Augenzeuge, der sich damals an
der Seite des Fürsten befand — wurde er im
Volke allgemein der „schöne Knjas“ genannt und
die schönere Hälfte der Bevölkerung erwärmie sich
sehr bald für ihn. Ein Abenteuer, welches dem
Fuͤrsten in der ersten Zeit seiner Regierung passirt
sein soll, kann zum Beweise für letztere Behauptuüg
dienen. Eines Abends lehnte er in einem parkerre
gelegenen Zimmer seines Konaks am Fenster und
plauderte, die aus dem von mattem Mondschein
übergossenen Park strömenden Blüthendüfte einath⸗
mend, mit einem Freunde und Begleiter aus Berlin.
Da plötzlich fühlt er zwei weiche Arme sich um
seinen Nacken schmiegen, ein Kuß brannte auf
seinen Lippen, es wurde ihm ein Gegenstand in
die Hand gedrückt; dann war die weibliche Geftalt,
deren Züge im Dämmerlicht nicht zu erkennen
varen, im Schatten des Strauchwerkes wieder ver⸗
schwunden. Der Fürst befahl Licht zu bringen,
und beim Scheine der Kerzen fand er in dem ihm
so geheimnißvoll gemachten Präsent das Bild eines
in der griechischen Kirche besonders von Liebenden
ingerufenen Heiligen in einem zierlich aus Gold
und Silber;Filigran gefertigten Rahmen. In
Widdin ist die Golde und Silberfiligran Industrie
deimisch; der Fürst ließ deshalb diskrete Nachforsch
ungen nach dem Verfertiger des Rahmens in dieser
Stadt austellen. Auf diese Weise gelang es seine
stürmische Verehrerin zu ermitteln, eine bildschöne
Handwerkerstochter aus Widdin, welche in füdlich
ungenirter Weise ihren Gefühlen Ausdruck gegeben
halie. Knjas Alexander soll ihr später, als sie
auf Wunsch ihrer Eltern sich verheirathete, ein
fürstliches Hochzeitsgeschenk gemacht haben. That⸗
sächlich wird der Fürst, der übrigens keineswegs
'm Rufe eines leichtfertigen Don Juans steht, von
der bulgarischen Frauenwelt jetzt geradezu vergöttert,
und Mütter, Schwestern, Bräute sind es besonders,
welche die Kriegsbegeisterung für den „vielgeliedten
stnjas“ rings im Lande schüren. Mancherlei kleine
Anekdoten, die im Volke kolportirt werden, haben
diese Stimmung hervorrufen helfen. Da war der
Fürst z. B. einmal im Rhodopegebirge auf der
Jagd in jener Gegend, wo die sog Pomatken (mo—
—F
xbber hat seinen Weg in einen Blumengarten ge—
nommen, der zu dem Wohnsitz eines wohlhabenden
Muselmannes gehört. Der Fürst ist Allen voran,
um dem Thiere den Gnadenstoß zu geben. Da
ertönt ein Schrei. Eine von den Haremsdamen,
die zwischen den Beeten promenirt, hat ihn ausge⸗
toßen. Sie ist zufällig unverschleiert. Es wäre
eine Schmach für sie, wenn sie in diesem Zustande
»on fremden Männern erblickt würde. Der Fürst
ibersieht blitzschnell die Situation, breitet im nächsten
Moment sein seidenes Foulard als improvisirten
Schleier über das Antlitz der Schönen und siößt
dann den Hirschfänger dem schäumenden Thiere in
die Kehle. Der Hausherr, der unmittelbar darauf
erschien, ist jetzt einer der wärmsten Anhänger seines
Znjas. Nicht weniger ist die Rettung eines Bul-
Jjarenmädchens im ganzen Lande besprochen worden.
Der in's Schwarze Meer sich ergießende Kamtschyl
war angeschwollen. An seinem Ufer waren mehrere
Mägde mit Wäschereinigen beschäftigt. Eine“ von
ihnen wurde von den Wogen erfaßt und fortge⸗
rissen. Der Fürst, welcher sich zufällig in Gesell⸗
schaft des Okrujini Upravitel (Kreisdirektors) in der
Nähe befand, sprang ohne Besinnen mit zwei
Fischern in einen Nachen und leitete persoönlich die
Settung der Gefährdeten. Die bulgarischen Volks—
gesange befassen sich bereits mit der Person Alex⸗
unders. Da wird im Lande bis in die entlegensten
Gebirgsländer hinein nach einer melancholischen
Melodie ein Lied gesungen vom Knjas Alexander,
der im fernen Westen eine Prinzessin aus stolzem
Zönigsgeschlechte minnet; aber ein grimmer Drache
bewacht sie, und nimmer kann er die Geliebte
heimführen, bevor nicht der lästige Hüter überwun⸗
den ist . . .. Der grimme Drache ... sollte
er nicht zu identificiren sein mit der boͤsen —
Politik?
f Ueber ein sonderbares Abwehr—
mittel der Chinesen gegen die Cholera berichtet
der Vereinigten Staaten-Konsul in Foo Choo
unterm 18. September wie folgt: Binnen wenigen
Tagen sind hier viele Personen an der Cholera
erkrankt, doch betrachten die Aerzte die Krankheit
nicht als epidemisch, so daß deu den Hafen ver⸗
lassenden Schiffen nach wie vor Gesundheitsatteste
ausgestellt werden können. Zur Abwehr gegen die
Seuche haben die Chinesen des Nachts und bei
trömendem Regen Umzüge veranstaltet. bei welchen
die Götzenbilder mitgeführt wurden, und wobei so
unsinnig gegessen und getrunken wurde, daß die
Theilnehmer vollkommen empfänglich für die Cholera
gemacht wurden und ihre Genesung zu einem Ding
der Unmöglichkeit wurde, wenn sie von der Seuche
defallen wurden. Dieses Herumtragen der Götzen,
welche von den Ausländern der „große weiße
Teufel“ und der „kleine schwarze Teufel“ genannt
werden, bilden die einzigen Sanitäts-Maßregeln,
die man in Foo Chog gegen die Cholera anwendet.
Der Konsul versichert, daß die 27 am 12. 13.
und 14. September innerhalb einer Meile vom
Konsulat an der Cholera erkrankten Personen
Männer und Knaben waren, welche an derartigen
Umzügen Theil genommen hatten.
Sterbefälle.
Gestorben: in Speyer Frau Sophie Dreyfuß,
geb. Westheimer, 70 J. a.; in Landau Frau
Maria Antonia Demontant, geb. Jaeger, 85 J. a.;
in Ransweiler Jakob Dautermann, 94 J. 6 M.
alt; in Ritschmühle b. Kusel Friedrich Studt; in
Weilerbach C. F. Berckmann; in Kindenheim Joh.
Ph. Bender.
Fur die Redaktion veranwortlich: F. X. Demezz.
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