Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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223. Jahrg.
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An die reichstreuen Wähler des
Wahlbezirkes Zweibrücken⸗
Pirmasens.
S Angesichts der ernsten Lage der Gegenwart
jat gewiß jeder Vaterlandsfreund bei uns mit
Freuden die Nachricht vernommen, daß die Par⸗
eien der Nationalliberalen und Kon—
ervativen auch in unserem Wahlbezirke ein
foͤrmliches Wahlbündniß geschlossen haben. Gemein⸗
ame Noth schließt die Leute zusammen und ge⸗—
neinsam ist die Noth, nicht die Noth dieser Par⸗
zeien, wie die Undeutschen behaupten, sondern die
Noth des Vaterlandes. Aber man muß sie sehen
und fühlen diese Gefahr, und um sie zu fühlen, muß
nan ein deutsches Herz haben. Und die Deutsch⸗
gesinnten in unserem Wahlkreis gehen zusammen,
das gibt Muth zum Kampf und Hoffnung auf den Sieg.
Mögen darnm alle Bedenken zum bevorstehenden
Wahlkampf fallen, frage fich keiner, ob er mit dem
indern gehen darf. „Mischmasch“ mögen es die
Hegner nennen, wenn es ihnen gefällt — wer es
—X
das Seine thun, um einen reichstreuen Mann in
das deutsche Parlament zu schicken, und wird seine
Stimme abgeben am Tage der Wahl mit dem
Ernste, als käme es auf diese seine Stimme allein
im. Mag in der oder jener Gemeinde in anderen
Dingen vielleicht eine örtliche Zwißtigkeit bestehen,
— vor der großen deutschen Frage muß sie ver⸗
tummen. Und uns im Bayerland muß es dabei
»esonders zur Ermunterung dienen, da wir wissen,
vie unser Prinz⸗Regent sich über die Militärvor⸗
age den bayerischen Reichsstagsabgeordneten gegen⸗
iber ausgesprochen hat — leider ohne Erfolg. So
rufen wir denn allen Wählern unseres Wahlkreises
nns Gewissen: „Für Kaiser, König und Vater⸗
sand!“ Das ist eine gute Sache, darum wird sie
auch siegen.
verde. Vater und Sohn seien oft verschiedener
Ansicht und einigten sich später dennoch. Der
rüher vom Papste ausgesprochene Wunsch sei ihm
n streng diskreter Form zugegangen; seine Sache
ei es nicht, die Diskretion zu brechen. Die Kriegs⸗
jerüchte führt Windthorst theils auf frivoles Börsen⸗
piel, theils auf Wahlmanöver zurück; die Gefahr
rrankreich gegenüber sei stets vorhanden, deshalb
abe man alles bewilligt, aber nur auf drei Jahre.
Wenn dann die Lage dieselbe sei, wie heute, werde
nan alles auch weiter bewilligen. Redner schloß
mit einem Hoch auf den Kaiser und Papst.
Trier, 5. Febr. Fürst Karl zu Löwenstein
zat Trier als Versammlungsort der nächsten General⸗
ersammlung der Katholiken Deutschlands bestimmt.
AIkft. Ztg.)
Berlin, 5. Febr. Die Polizei konfiszierte
—X
lugblätter, welche heute Abend resp. morgen früh
hzurch 6 Wahlkreise verteilt werden sollten.
Berlin, 6. Febr. Dem Reichskanzler ist
aus Mexiko ein Zustimmungstelegramm von 69
Deutschen zugegangen.
Berlin, 7. Febr. Die soeben erschienene Natio⸗
ialzeitung erwähnt das Gerücht der bevorstehenden
Lerlobung mit der Prinzessin Jrene von
Hessen mit dem Prinzen Heinrich von
Preußen.
Potsdam, 7. Febr. Das Schöoffengericht
derurtheilte den Redakteur der „Potsdamer Nach⸗
richten“', Gustav Praetsch wegen groben Unfugs
durch Verbreitung der falschen Nachricht von der
angeblichen Erschießung des deutschen Militärbe⸗
pollmächtigten Herr v. Villaume durch den Czaren
zu sechswöchentlicher Haft.
Fürst Leopold von Hohenzollern,
der Candidat der Mittelparteien im Wahlkreise
Düsseldorf, veröffentlicht folgendes Schreiben: „Eine
Anzahl von Wählern der mir durch langjährige
Beziehungen werthen Stadt Düsseldorf hat mir die
Bitte ausgesprochen, bei den bevorstehenden Wahlen
um Reichstage eine Candidatur anzunehmen. An⸗
gefichts der ernsten politischen Lage sehe ich es als
eine patriotische Pflicht an, dem an mich gestellten
Lerlangen ausnahmsweise nachzukommen und ich
joffe, daß meine Candidatur geeignet sein möchte,
die Stimmen aller reichsstreuen Wähler des Stadi⸗
ind Landkreises Düsseldorf zu vereinigen. Die von
Sr. Majestät unserem Allergnädigsten Kaiser so
zringend befürwortete unveränderte Annahme der
dem letzten Reichstage gemachten Militär⸗Vorlage
rachte ich aus Gründen der äußeren und inneren
Bolitik als eine zwingende Nothwendigkeit und ich
vürde im Falle meiner Wahl für dieselbe eintreten.
Im Uebrigen mögen die Wähler überzeugt sein,
»aß heiße Vaterlandsliebe und Antheilnahme an
jeglicher Wohlfahrt des deutschen Volkes mein Ver⸗
halten leiten wird. Baden, 28. Januar 1887.
Leopold, Fürst von Hohenzollern.“ Große Freude
jat dort und in allen nationalgefinnten Kreisen
dieses Schreiben hervorgerufen und die Hoffnung
erweckt, schreibt die „Rh.“W. Z.“, daß jeder pa—
riotische Katholik, selbst wenn er sonst zur Centrums⸗
partei gehören sollte, diesmal, wo es sich um eine
so eminent vaterländische Sache handelt, dem Fürsten
don Hohenzollern seine Stimme geben wird. Daß
diese Hoffnung in der That nicht unberechtigt ist, be⸗
veist, daß die Zahl der gutenKatholiken sich mehrt, wel che
zerade in den Rheinlanden für das Septennat ein⸗
reten. So hielt im Verein christlicher Handwerker
uind Arbeiter Caplan Ley eine Rede, in welcher
derselbe auch auf das politische Gebiet hinübergriff
und die Mitglieder ermahnte, bei der Reichstags⸗
wahl einen solchen Candidaten, im gegebenen Falle
ilso den Fürsten Leopold von Hohenzollern, zu
vählen, der für das Septennat sei.
Ausland.
Paris, 5. Febr. Der Beschluß des Mini⸗
derrathes, der Kammer einen Vorschlag einer
Aenderung ihrer Tagesordnung in dem Sinne,
zaß das Gesetz über Neugestaltung des Heeres
jofort nach der Budgetberathung den Vortritt habe,
nicht zu machen, sondern der Kammer die Ent⸗
cheidung zu überlassen, macht einen guten Ein⸗
d)ruck. Zugleich wird versichert, daß die Regier⸗
ung den Mobilisirungsversuch vertagt habe. —
Der „Temps?“ bringt folgende officiöse Mittheil⸗
ung: Es fand night, wie gesagt worden, in den
üngsten Tagen ein Briefwechsel zwischen dem
Zaren und Kaiser Wilhelm in Bezug auf die
Zriegsgerüchte statt. Die Ansichten wurden zwischen
der russischen und der deutschen Regierung ausge⸗
auscht. Minister v. Giers hatte auf Befehl des
Zaren den russischen Botschafter in Berlin, Grafen
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kanzler zu begeben; nachdem der russische 38
die Antwori erlangt und an Giers übermittelt
hatte — eine Antwort von durchaus friedlichem
Charakter —, beauftragte der Zar den Minister
v. Giers, dieselbe dem französischen Botschafter in
Petersburg mitzutheilen, der sie dann sofort an
Minister Flourens übermittelte. — Ferner erzählt
der „Temps“ heute aus einer angeblich Wiener
Quelle von einem vierfachen Bündniß, welches
Fürst Bismarck zustande gebracht habe. Wenn
Rußland die orientalische Frage aufgreifen wolle,
so werde es Oesterreich, England und Jialien in
einem Wege finden, wenn Frankreich dann Ruß⸗
'and zu Hilfe kommen wolle, werde Deutschland
ihm entgegentreten.
Paris, 7. Februar. Die Mitglieder des
Oberkriegsrats sind, wie verlautet, zum Sitze ihrer
etreffenden Armeekorps zurückgekehrt. Dieselben
ollen erst im Monat Mai wieder einberufen werden.
Auch soll den Truppenkorps an der deutschen Grenze
der Befehl zugegangen sein, keine Uebungen vorzu⸗
aehmen, welche zu einer falschen Auslegung Ankaß
geben könnten. Ferner sollen Maßregeln getroffen
fein, um die friedfertigen Versicherungen der franzö⸗
sischen Regierung zu bestätigen.
Brüssel, 6. Februar. Die Creditforderung
der Regierung zu militärischen Zwecken beträgt 80
Millionen Francßs.
London, 7. Febr. Der Petersburger Corre⸗
pondent des „Standard“ meldet „auf höchste
Autorität“, daß es keinen Krieg geben wird.
Nom, 6. Februar. In einem Bericht eines
Schiffkskommandanten aus Massauah vom 22. Jan.
in den Marineminister heißt es: Ras Alula ließ
den Oberbefehlshaber der italienischen Truppen,
Beneral Genee, durch Vermittelung des in Ketten
Jefangen gehaltenen Grafen Salimbeni auffordern,
zie vorgeschobenen Foris zu räumen und sich allein
nuf die Okkupation von Massauah zu beschränken.
Fraf Salimbeni bat, dieser Aufforderung nachzu⸗
ommen, da er mit dem Tode bedroht werde.
Beneral Genee antwortete, daß er der Aufforderung
nicht Folge leisten könnte. Die bezeichneten Forts
ienten zum Schutze der Karawanen. Er sei bereit,
ie Drohungen der Abyssinier zurückzuweisen
Deutsches Reich.
München, 7. Februar. Nach dem offiziellen
Polizeibericht beschränkte sich die gestern Nachmittag
auf dem Marienplatz beabsichtigte, vorher jedoch
»erbotene sozialistische Kundgebung auf verkehrs-
törende Ansammlungen des Publikums und zeit⸗
veises muthwilliges Schreien. Die Polizei und das
von der Hauptwache anrückende Militär zerstreuten
zie Menge zu wiederholten Malen und verhafteten
16 Personen, welche indeß bald wieder entlassen
purden.
Metz, 7. Februar. Der Statthalter, Fürst
. Hohenlohe, ist heute Nachmittag mit Gemahlin
uind Familie hier eingetroffen. Zu dem heute im
Stadthause von dem Fürsten gegebenen Balle find
Jegen 700 Einladungen ergangen.
Mülhausen aĩ. Elß., 5. Febr. Heute
Morgen um neun Uhr hielt die Polizei Haussuch⸗
uing in sämtlichen Druckereien und Redakuͤonsbure⸗
uus. Das Manifest des Protestkandidaten Lalance
vurde mit Beschlag belegt, die Zeitungen, welche
dasselbe brachten, konfisziert und der beir. Zei⸗
ungssatz vernichtet (Fft. Ztg.)
Köln, 6. Febr. Die rheinische Centrums⸗
hartei tagte heute im Gürzenich unter dem Vorsitz
»on Racké Mainz. Windthorsi spricht über die
»äpstliche Note und führi aus, die Wünsche
deo's XII. basirten nur auf Zweckmäßigkeitsgründen,
enen zu entsprechen unmöglich sei, ohne die Existenz
es Centrums zu gefährden; vielleicht ändere der
zapst seine Ansicht, wenn ihm alles klar gelegt
An