Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugherter Auzeiger. 
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M 30. J Donnerstag, 10. Februar 1887. 2232. Jahrg. 
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Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 8. Febr. Die Uebernahme der 
Pariser Nuntiatur durch den hiesigen Nuntius di 
Pietro ist so gut wie sicher, obwohl die amtliche 
Ankündigung der Versetzung noch nicht bei der hie⸗ 
igen Nuntiatur eingetroffen ist. Der Zeitpunkt der 
lebersiedelung ist noch unbestimmt. jedenfalls steht 
er nicht nahe bevor, da der Pariser Erzbischof 
vahrscheinlich einige Zeit als Pronuntius die Ge⸗ 
chäfte führen wird. Ueber den Nachfolger di 
Zietros sind Unterhandlungen noch nicht gepflogen. 
iberhaupt ist noch kein Name genaunt worden, 
Bei den vortrefflichen Beziehungen zwischen dem 
Batikan und der bayerischen Regierung ist es sicher, 
zaß der Nachfolger eine versöhnliche, in Roncettis 
ind di Pietros Fußtapfen wandelnde Person sein 
vird. 
Muünchen, 9. Febr. Die „Allgemeine Zeit⸗ 
ing veröffentlicht den Wortlaut des dem bekannten 
Schreiben des Kardinal · Staatssekretäcs Jacobini 
»om A1. Januar voxausgegangenen ersten Schrei⸗ 
»ens des Kardinals an den hiesigen paäpstlichen 
RPuntius vom 3. Januar; darin heißt es:: 
„Im Hinblick auf diese nahe bevorstehende 
Kevision der Kirchengesetze, welche — wie Grund 
st anzunehmen — befriedigend ausfallen wird, 
vünscht der heilige Vater, daß das Centrum die 
Porlage des militärischen Septennats in jeder ihm 
nöglichen Weise begünftige. Ea ist hinlänglich 
ʒelannt, daß die Regierung auf die Annahme die⸗ 
es Gesthzes den größten Werth legt. Wenn es 
aun infolge dessen gelingen sollte, die Gefahr 
ines nahen Krieges zu beseitigen, so würde das 
Tentrum sich sehr verdient gemacht haben um das 
Baterland, um die Humanität und um Europa.“ 
Zu dem Schreiben des Papstes an 
den Nuntius di Pietro in München, sagt die ge⸗ 
näßigt · ultramontane Donau⸗Ztg.“ Seine 
ußerordentliche Bedeutung und Tragweite muß 
edem einleuchten, der nicht abfichtlich seine Augen 
vderschließt. Wir sagen kaum zu viel, wenn wir 
hm die Aufgabe vindiziren, die Periode des Kultur⸗ 
ampfes abzuschließen und den veligiösen Frieden 
n Deutschland herzuslellen, wodurch die deutsche 
dation ein neues Unterpfand ihrer Einigkeit und 
Stärke gewinnt.“ Der Westf, Merkur“ erklärt, 
nan werde mit dem Wunsche des Papstes zu 
technen haben; ein Ausweg scheine ihm darin zu 
iiegen, daß die katholischen Wähler ihren Abge⸗ 
irdneten vollständig freie Hand lassen. Das klingt 
voch ganz anders, als die Aeußerungen der Ger⸗ 
nania“. 
Berlim, 8. Febr. Graf Moltke erklaͤrte 
iner konservativen Wahldeputalion gegenüber die 
Situation für sehr ernfsi, mit der Ermaͤchtigung, 
dies bekannt werden zu lassen. 
Serlin, 8. Februar. Der „Fr. Zig.“ 
elegraphirt man: An der Börse war heute das 
Berucht verbreitet, daß Vorlagen über die Verhäng⸗ 
ing des Belagerungszustandes über Elsaß Lothringen 
ind über Ausgabe von 100 Millionen Reichsschatz · 
cheinen dem Bundesrate zugegangen seien. Kreisen, 
velche davon Kenntniß haben mußten, wird dieses 
herücht als falsch bezeichnet. Es ist in diefen 
dren selbst nicht don einer ahnlichen Abficht be 
nt. 
Nach einer Meldung der „Polit. Korresp.“ aus 
kom nehmen die Verhandlungen zwischen 
em Vatikan und Preußen den günstigsten Verlauf 
ao lassen die baldige Erzielung eines vollen Ein— 
vernehmens erwarten. Preußen habe eine weit⸗ 
gehende, wenn nicht vollständige Revision der Mai⸗ 
gesetze einschließlich der Rückkehr der geistlichen 
Irden in Preußen zugestanden. J 
Limburg, 9. Febr. Das bischöfliche Amts⸗ 
latt veröffentlicht einen Erlaß des hiesigen Bischofs, 
urch welchen der Geistlichkeit untersagt wird, sich 
in der Wahlagitation gegen das Septennat zu be⸗ 
heiligen. Die Wastl neuer Zentrumsmitglieder, 
velche für das Septennat sind, dürfte nicht erschwert 
verden. Den in der Rote Jakobinis ausgedrückten 
Wüunschen müßte Rechnung getragen werden. 
Halle, 8. Febr. Gestern wurden in Magde⸗ 
urg sämmtliche Führer der dortigen sozialdemo⸗ 
ratischen Partei, darunter Hein aus Halberstadt, 
uuf Weisung' des Polizeipräsidenten verhaftet. 
vierziger Jahre in unsere Stadt über, ihn welcher 
er während der ganzen Zeit seinem eben so schweren 
als segensreichen Berufe mit seltener Liebe und 
gflichttreue oblag. 
— Die Firma Neubronner und Repple in 
Frankenthal ist in Konkurs gerathen. Pasfiva 
ꝛtwa 250,000 Mk. 
— Ludwigshafen, 7. Febr. Mit dem 
jeutigen Tage ging das weit in der ganzen Pfalz 
ʒekannte Etablissement Bayerischer Hiesl“ (Besitzer 
derr Th. Kitzmüller) durch Kauf in Eigenthum 
‚er „Bayer. Brauerei⸗Gesellschaft, vorm. H. Schwartz, 
in Speier“ über. Der Kaufpreis beträgt 88,000 
Mk. Hexr Kitzmüller will jedoch nicht auf seinen 
dorbeeren ausruhen, sondern baut in geringer Ent⸗ 
ernung vom alten einen neuen Hiesl, der nach 
Ullem, was verlautet, mustergiltig werden soll. 
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Maom, 8. Februar. Die „Tribuna“ empfing 
ine Privatdepesche aus Aden, nach welcher die 
jalienischen Kompaaͤnien durch Baschibozuks irre⸗ 
zeführt, in einen Hinterhalt Ras Alula's fielen; 
300 seien von ihnen gefallen, von den Abessyniern 
000. — Die „Tribuna“ verlangt in ihrem heu⸗ 
igen Leitartikel, daß Fürst Bismarck offiziell demen⸗ 
ire, Hoffnungen des Vatikans auf die Wiederher⸗ 
jellung seiner weltlichen Macht belebt zu haben. 
Wenn dies nicht geschehe, müsse die italienische 
kegierung in Berlin um Aufklärung bitten. 
Aus Kischenew, 8. Februar wird gemeldet, 
fänden Fourage- und Proviant⸗Concentrirnngen 
n Südrußland statt; mit den Lieferanten seien 
Zontralte abgeschlossen; die Obersten Holdstaub 
ind · Zibolsky trafen an Kischenew behufs Proviant 
debernahme ein. 
Konstantinopel, 6. Februar. Ein kaiser⸗ 
iches Irade genehmigte heute den Ankauf von 
300,000 Mauser⸗Gewehren und 60.000 Mauser⸗ 
darabinern. Der Vertrag mit dem deutschen Fabri⸗ 
anten wird morgen unterzeichnet werden. 
ermis 
Wiebelskirchen, 7. Februar. Dieser 
Tage ist hier laut der S. u. B. Z. der merkwür⸗ 
ige Fall vorgekommen, daß ein Einwohner in 
iner Falle einen Marder und eine Kaztze gleich⸗ 
eitig gefangen hat. Vermuthlich hat die Katze 
zen Marder verfolgt und ist beim Sprunge auf 
yenselben mit in die Falle gerathen. 
7 Am Dienstag wurde durch das Schwurgericht 
u Saarbrücken der bisher unbestrafte, 25 Jahre 
ilter Schlosser L. Sch. von Neuweg bei Oberstein 
vegen Mordes, begangen im August v. J. an 
iner fiebenjührigen Tochter seines Nachbars — 
S„ch. hatte dem Kinde vorher Gewalt angethan und 
erübte den Mord, um wegen jenes Verbrechens 
nicht verfolgt zu werden — zum Tode verurtheilt. 
Metg 7. Febr. Nach der „Str. P.“ find 
wei auf dem Fort Queulen beschäftigte Arbei⸗ 
ser, welche sich tn auffälliger Weise über die Lage 
ind die innere Einrichtung des genannten Forts 
nähere Auskunft zu verschaffen suchten, unter dem 
Berdachte der Spionagen derhaftet worden. 
Dieselben sollen Franzosen aus Verdun sein, welche 
ich, wie es scheint, zu dem, angegebenen Zwecke 
uner die in letzter Zeit in größerer Anzahl bei 
»en Fortsarbeiten beschäftigten Arbeiter haben auf⸗ 
nehmen lassen. I 
F Trier, 8. Februar, Excellenz Los ist 
zestert Abend von Coblenz lommend hier einge⸗ 
roffen, um den heute stattfindenden Rekruten⸗ 
efichtigungen beizuwohnen.. 
7 Merczarg. 8. Februar. Gestern habt sich 
uuf der Saar ein Unfall zugetragen. Ein Eanal⸗ 
chiff der Frau Wwe. Barthel stieß bei Hochwasser 
auf eine unsichtbare Grippe am Mecherner Wog, 
wurde leck und sank mit 2000 CEtr Kohlen. Da 
5 an dieser Stelle äußerst tief, ist wenig Aussicht 
jorhanden, das Schiff zu heben. Schleppdampfer 
ind Taucher sind bei uns, schreidt die „M. 3.“ 
nicht zu hahen. Der Werth des Schiffes ist micht 
inbedeutend, und find weder Schiff noch Kohlen 
ersichert. —* 
FStraßburg, 8. Februar. Eine Feuers⸗ 
zrunst hat einen Theilßdes Lehrerseminars zerslört. 
Oberlahnstein, 5. Februar. Der hiesige 
Zierbrauer H. J. wurde von der Strafkammer in 
Wiesbaden wegen betrügerischer Steuerhin terziehung 
u 6 Monaten Gefängniß und 1000 Mk. Geldbuße 
erurtheilt. Derselbe hatte es innerhalb dreier Jahre 
erstanden, eine Täuschung der Steuerbeamten 
zurch Unterschieben eines Keiles zu bewerkstelligen, 
oodurch die Stellung des Kühlschiffes verändert 
ind die Prüfung unmöglich gemacht wurde. Damit 
Bokale und pfälzißsche Nachrichten. 
— Als Kandidat der Vollkspartei für die Reichs⸗ 
agswahl im Wahlkreise Zweibrücken-Pirmasens 
vurde Herr Bürgexmeister Ho hle⸗Kaiserslautern 
aufgestellt. 
— Hosheinod, 5. Febr. In der gestrigen 
Sitzung des Gemeinderathes, des Presbyteriums 
und der Höchstbesteuerten wurde einstimmig der 
hau einer Kirche für hiesigen Ort beschlossen. 
Da fich die 700 Seelen zählende protestantische 
Bemeinde bisher mit einem Schulsaale zum Gottes- 
dienste begnügen mußte, so ist obiger Beschluß in 
der ganzen Gemeinde mit Freuden begrüßt worden. 
— Dahn, 7. Februar. Beim Graben eines 
gierkellers für den Wirth Mugler dahier verunglückten 
zeute Nachmittag durch einen auf sie von der Decke 
»es Kellers herabfallenden Stein, der Onkel desselben, 
deinrich Orth und der Schreiner Peter Graf. 
krsterer blieb sofort todt; der Letztere ist schwer 
erletzt. (A. W.) 
— Frankenthal. In dem hohen Alter 
yon nahezu 85 Jahren starb in der Sonntags⸗ 
stacht der königliche Medicinalrath und quiescirte 
dandgerichtsarzt, auch langjähriger Vorstand der 
reis⸗Armen und Krankenanstalt der Pfalz, Herr 
Julius Bettinger. Der Verstorbene, ein ebenso 
rusgezeichneter Mensch als hervorragender Arzt, 
var in Zweibrücken geboren und siedelte, nachdem 
renach absolvirten Universitätsstudien eine Zeit 
sang in der Hinterpfalz prakticirt, zu Anfang der