Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
zlatt und Sonntags mit Sseitiner illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährbch 1.AM 60 H einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 15 75 H, einschließlich 
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AM — J F 
4⸗ 36. J 
—z —F ich für ein wesentliches Element des Friedens, weil 
Triennat oder Septennat? es den Eindruck auf das Ausland macht, daß wir 
um so viel, um 100,000 bis 200,000 Mann 
tärker sind. Für das Ausland in seiner grund⸗ 
egenden Einrichtung für die spätere Zeit, in dem 
Aufgeben der übertriebenen Rüstungen, macht es 
doch einen erheblichen Unterschied, ob wir eine Ver⸗ 
tärkung von nur 48,000 Mann, d. h. eine drei⸗ 
ährige Aushebung von 16,000 Mann fur uns in 
Aussicht nehmen, oder ob wir, überzeugt von dem 
ernste der Lage, in die wir gerathen können, auf 
ieben Jahre diese selbe Verstärkung der Armee 
ordern.“ — I 
Diese Zahlen reden gewiß eine sehr eindring⸗ 
iche Sprache und nicht zum Wenigsten fällt dabei 
»as Argument mit in's Gewicht, daß sie auch für 
»as Ausland sehr deutlich sind. Und darum gilt 
s, am 21. Februar Männer zu Vertretern der 
Nation zu wählen, die enischlossen sind, voll und 
janz, ohne irgend welche Verklausulirungen und 
Binkelzüge, für ein starkes, dauerndes Heer einzu—⸗ 
reten, das uns nicht nur jetzt, sondern auch in 
Zukunft Haus und Heerd schutzen soll gegen die 
son Osten wie Westen drohenden Gefahren. Es 
st schon mehr als einmal in den Wahlkämpfen 
rvorgehoben worden, daß die Ablehnung des 
Septennats auch durch den neuean Reichstag das 
steich in einen schweren Verfassungsconflict stürzen 
pürde und daß eine solche innere Crisis das Ver—⸗ 
ängnißvollste wäre, was unserem theuren Vater⸗ 
ande angesichts der drohenden Weltlage begegnen 
önnte, bedarf keines besonderen Beweises. Hoffent 
ich wird das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit 
)urch sein Votum am kommenden Montag darthun, 
zaß es trotz aller inneren Parteiklämpfe noch treu 
zu seinem Kaiser steht, noch fest am Reiche hält! 
Mittel zur dauernden Erhaltung eines starken Hee⸗ 
res gewähren. Sendet Ihr dagegen Männer der 
Brotestation in den Reichstag und solche, welche 
inter nichtigen Vorwänden begründete Forderungen 
ür die Wehrkraft des Reiches abweisen, so seid 
ghr zu Eurem Theil dafür verantwortlich, wenn 
zie Unruhe nicht abnimmt, wenn die für Handel 
ind Wandel“ so schädlichen Gerüchte immer von 
euem auftauchen, und wenn der Friede weiterhin 
Jefährdet bleibt. Es kann in einzelnen Wahlkreisen 
sorkommen, daß die Freunde des Friedens und der 
⸗»uhigen Entwicklung Elsaß-Lothringens es unter dem 
Drucke der bisherigen Führer bis zum Wahltag 
ur Aufstellung eines eigenen Kandidaten nicht ge—⸗ 
zracht haben. In diesem Falle könnt Ihr Eure 
Meinung dadurch zum Ausdruck bringen, daß Ihr 
veiße Zettel in die Urne legt. Auch auf diese 
Weise wird man die Gefinnung des Landes zu er⸗ 
ennen vermögen. Noch einmal gedenket der Liebe 
zu Eurem Vaterlande Elsaß⸗Lothringen, wisset, 
zaß die Wiedervereinigung dieser alten deutschen 
dande mit dem deutschen Reiche eine unwiderruf⸗ 
che ist, die nur mit dem Bestande des deutschen 
Reiches selbst enden kann, und höret in diesen ent⸗ 
cheidungsreichen Tagen nur auf das, was Gewissen 
ind Vernunft, Liebe zum heimischen Boden, zur 
Familie und zu Eurem Besitz Euch rathen. 
Straßburg, den 15. Februar 1887. — 
Der kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen. 
Fürst v. Hohenlohe. F 
Freiburg, 16. Febr. Eine Versammlung 
des Breisgau⸗Verbandes der Krieger⸗Vereine fand 
dahier fslatt. Der große Saal war von alten Sol⸗ 
daten bis auf den letzten Platz angefüllt. Hexr 
Oberstlieutenant a. D. Held begrüßte die Versamm⸗ 
und mahnte die Krieger, treu wie 1870 zusammen⸗ 
zustehen und ihre Eintracht am 21. Februar an 
der Wahlurne zu bethätigen. Ein an den Groß—⸗ 
herzog abgesandtes Huldigungs ⸗Telegramm fand 
folgende Erwiderung: „An Herrn Oberstlieutenant 
a. D. Held! Sagen Sie den Vertretern der Ver⸗ 
eine des Breisgau-Verbandes Meinen herzlichsten 
Dank für deren freundliche Begrüßung bei Gelegen⸗ 
heit Ihrer heutigen Versammlung. Diese patrio⸗ 
tische Kundgebung ist besonders wohlthuend gegen⸗ 
über so manchen leidenschaftlichen Aeußerungen 
einseitiger ParteisInteressen und stärkt Mich in der 
doffnung, daß der treue Soldatengeist fiegreich 
aduch aus dieser Prüfungszeit hervorgehen wird. 
Friedrich, Großherzog r. . 
„Die „N. A. Z.“ konftatirt, daß die Heeres⸗ 
ausgaben in Deutschland nicht in demselben 
Maße zugenommen haben, wie die übrigen Staats⸗ 
ausgaben: 
„ Um dies nachweisen zu koͤnnen, genügt es 
nicht, das Gesammtbudget des Reiches mit den in 
dasselbe eingestellten Militärausgaben zu vergleichen; 
man müßte auch die Budgeis sämmtlicher einzelner 
Bundesstaaten in die Berechnung ziehen, da ja die 
Ausgaben des Reiches in erster Linie militärischen 
Zwecken dienen, und in verhältnißmäßig geringem 
ümfange anderen Aufgaben. Dies ist bedingt 
zurch die Eigenartigkeit der Reichsverfassung, welche 
den Bundesstaaten einen großen Theil der staat⸗ 
lichen Aufgaben belassen hat. Eine solche Berech⸗ 
nung ist aber wegen der Verschiedenartigkeit der 
Zrundsaͤtze, nach welchen die Budgets der Einzel⸗ 
taaten aufgestellt find, nicht durchführbar. Da⸗ 
egen bieten die Verhältnisse des größten Bundes— 
taates einen zu diesem Zwecke geeigneten Anhalt. 
Verden nämlich den cesammten Staatsausaaben 
Am fkommenden Montag wird das deutsche 
Volk den Appell, welchen die verbündeten Regie⸗ 
rungen in der Militärfrage von dem ungefügigen 
Reichstage hinweg direkt an die Wählermassen ge⸗— 
richiet haben, beantworten. Es ist nun allerdings 
schon des Langen und Breiten darauf hingewiesen 
vorden, um was es sich in dem gegenwärtigen 
Wahlkampfe handelt, aber angesichts der vor der 
Thür stehenden Entscheidung dürfte es trotzdem 
nicht unangebracht erscheinen, den Kernpunkt der 
zanzen Streitfrage zwischen der Regierung und der 
bisherigen Parlamentsmehrheit nochmals klarzu⸗ 
legen. Der Reichstag wurde aufgelöst, weil er 
der Regierung die volle Heeresvorlage nicht auf 
ieben, sondern nur auf drei Jahre bewilligen 
wollte. Die siebenjährige Bewilligungsfrist unter⸗ 
sccheidet sich von der dreijährigen demnach nicht 
zrundsätzlich, sondern nur durch die Dauer, aber 
ben diese Dauer bildete den unüberbrückbaren 
Gegensatz zwischen der Regierung und der sie unter⸗ 
stützenden Parlamentsminderheit einer⸗ und der 
clerikal⸗freisinnig⸗socialistischen Parlamentsmehrheit 
anderseits. Die letztere glaubte ihren patriotischen 
Pflichten vollauf genügt zu haben, wenn sie „jeden 
Mann und jeden Groschen“ auf drei Jahre be—⸗ 
villigte, die Regierung aber erklärte, gestützt auf 
das Zeugniß unserer höchsten militärischen Autori— 
äten, daß sie an der geforderten Heeresverftärkung 
nuf fieben Jahre im Interesse der Festigkeit und 
Dauer unserer Heereseinrichtungen festhalten müsse, 
vobei noch besonders betont wurde, daß das Heer 
nicht zum. Spielball der Parteileidenschaften im 
Reichstage werden solle. —R 
So stand die Sache schon bei der Reichstags- 
uflösung und so steht sie auch heute noch und 
daran haben auch alle Versuche der Opposition, 
dem Volke glauben zu machen, es sei der Regie⸗ 
tung bei der Reichstagsauflösung weniger um das 
Septennat, als vielmehr um-Beschraͤnkung der 
Volksrechte, Durchführung der Monopole und ähn⸗ 
iche Plaäne zu thun gewesen, nichts zu ändern yer⸗ 
nocht. Deutschland soll ein starkes und von den 
darlamentarischen Kämpfen und Debatten möglichst 
inberührtes Heer besitzen, wie dies die gegenwärtige 
ußerordentlich ernste Weltlage, gebieterisch von 
elbst erfordert, und zur Erreichung dieses Zieles 
jenügt eben nicht die dreijährige Festsetzung der 
deerespräsenzstärke. 91 
Wir glauben, hier das schlagende Zahlen⸗Argu⸗ 
ment hinzufügen zu sollen, durch welches Fuͤrst 
Bismarck im Reichslage die Bewilligung der Heeres⸗ 
ꝛerstärkung auf sieben Jahre begründete. Der 
tanzler sagte: „Es giebt einen Unterschied nach 
zußen hin zwischen Septennat und Triennat, der 
ehr ins Gewicht fällt. Die Vorlage ist dazu be⸗ 
timmt, nicht nur heute unsere Präsenzziffer zu er⸗ 
öhen.“ Mit Rücksicht auf die Gefahren, die nach 
)»er europäischen Constellation im nächsten halben 
Menschenalter Deutschland bevorstehen, haben wir 
ven Wunsch. daß die Zahl der wehrfähigen aus- 
jebildeten Deutschen innerhalb dieser Jahre um 
200,000 Mann vermehrt werde. —— 
12 Jahre dauert die verfassungsmäßige Heeres⸗ 
zerpflichung, und 12 mal 16000 Mann ausge⸗ 
phen geben nach Ablauf von 12 Jahren gegen 
00, 000 Mann mehr, als wir gegenwärtig haben, 
n der huchmäßigen Rechnung, und bei uns doch 
uch größtentheils in Wirklichkeit. Das Anwachsen 
deutschen Streitkraft und Webhrhaftiakeit balte 
Deutsches Reich. 
Munchen, 16. Febr. Graf Petken, Cen⸗ 
rumskandidat für Aichach, veröffentlicht eine Er—⸗ 
lärung. nach welcher er des Grafen Preysing, 
„Politik der freien Hand“ befolgen' werde; das 
jeißt, er wird dem Septennat zustimmen. Es ist 
ies in Oberbahern der erste Fal 
Straßburg, 16. Febr. Die amtliche, Lan⸗ 
deszeitung“ veröffentlicht folgende Ansprache des 
Statthalters, welche auch in allen Gemein⸗ 
den angeschlagen werden soll V 
An die Wähler in ElsaßLothringen. 
Die Reichstagswahlen werden am 21. Februar 
tattfinden. Als treuer Freund des Landes will 
ch ein woblgemeintes Wort an Euch richten. Es 
st Euch bekannt, daß der Reichstag aufgelöst wor⸗ 
den ist, weil seine Majorität der Regierung die 
Forderung verweigert hat, die erhöhten Militär— 
ausgaben, vom 1. April 1887 ab auf sieben Jahre, 
uuf ein „Septennat“ zu bewilligen. Die Regie—⸗ 
zung hat diese Forderung gestellt, weil nach ihrer 
Jdeberzeugung dem deutschen Reiche die Gefahr eines 
drieges drohl, sobald der kriegslustige Theil der 
Franzosen annehmen kann, den deutschen Streit⸗ 
kräften überlegen zu sein. Ist es Euer Wille, daß 
Elsaß⸗Lothringen den Schrecknissen eines Krieges 
nufs neue ausgesetzt werde? In den Wahlen ist 
inem jeden Gelegenheit gegeben, mitzuarbeiten an 
dem Werke der Erhaltung des Friedens. Zur 
dlärung der Lage, zur Beruhigung der Gemüther, 
ur Sicherung des Friedens trägt es bei, wenn 
uhige und versöhnliche Abgeordnete gewählt wer—⸗ 
en, welche den Friedensvertrag von 1871 rück⸗ 
altslos anerkennen und dem deuitschen Reich die 
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