Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs
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22. Jahrg.
—
Deutsches Reich.
Metz, 11. März. Wegen deutschfeindlicher
Umtriebe bei den letzten Reichstagswahlen ist der
heigeordnete der Gemeinde Ars a. d. Mosel,
Debezon, seiner Funktionen enthoben worden. De⸗
nezon wird nicht der einzige Verabschiedete bleiben.
Straßburg, 12. März. Die meiste Aus-
icht Nachfolger des Staatssekretärs v. Hoffmann zu
verden, soll der bisherige Leiter der Justizabtheil⸗
ing des Ministeriums für Elsaß⸗Lothringen Unter⸗
jaatssekretär Max v. Puttkamer, haben.
Köln, 14. März. Ferdinand v. Lesseps,
velcher bekanntlich am Hofe von Berlin war, soll
ier die foͤrmliche Verficherung gegeben haben, daß
der Friede in jeder Beziehung gefichert sei. Es
Jänten zwischen den Regierungen von Paris und
herlin einige Mißverständnisse bestanden, doch seien
dieselben ausgeglichen; kein Wölkchen trübe nun⸗
mehr die guten Beziehungen zwischen den beiden
deichen.
Berlin, 13. März. Die Mittheilnng des
ʒiaatssekretäͤrs von Boͤtticher in der vorgestrigen
teichstagssitzung, daß man schon in der nächsten
Session auf Vorlegung des Gesetzentwurfs über
die Alters⸗ und Invalidenversorgung der Arbeiter
hoffen könne, hat mit Recht großes Aufsehen er⸗
tegt. Man hatte bisher geglaubt, dieses Gesetz für
in fernes Ideal halten zu sollen, für dessen Ver⸗
virklichung in nächster Zeit noch keine Aussichten
zeständen. Es muß dahin gestellt bleiben, ob Herr
jon Bötticher fich nicht etwas zu optimistisch aus⸗
jedrückt hat und ob in der That schon so bald
u der gesetzgeberischen Lösung dieses Problems ge⸗
chritten werden kann. Von wesentlichem Einfluß
dierauf wird die Frage des Fortgangs der Steuer⸗
refotm sein. Man kann sich zwar noch kein ge⸗
naues Bild von den Grundlagen machen, auf denen
diese Altersversorgung aufgebaut werden soll, aber
hne Aufwendung groͤßerer oͤffentlicher Mittel wird
* nicht abgehen.
Die preußische Regierung hat wegen zahlreicher
Schadigungen an Leben. Gesundheit und Vermögen
nfolge mangelhafter Bauausführungen die Pro—⸗
pinzialbehörden zur eingehenden Erdrternng der
Frage veranlatzt, inwiefern die Wiedereinführung
der Meisterprüfung als Vorbedingung für
xen selbständigen Betrieb des Maurer⸗ und
zimmererhandweerks nothwendig, bezw.
weckmäßig und durchführbar sei. Die Berichte find
heteits zahlreich eingelaufen; wenn das Material
ie erwaͤhnte Nothwendigkeii ergibt, so durften
Sonderbestimmungen, wie inbetceff der Hufschmiede
m Vorschlag gebracht werden.
auf der andern folgende in russischer Sprache:
„Wage! Gott beschützt die Kühnen.“ Auf dem
Briff ist die Widomung: „Dem Wuürdigsten —
Februar 1887 — Rußland.“ Der Säbel hat die
Form eines Kosakensübels. Die Scheide ist mit
Arabesken aus Gold und Silber geschmückt. Das
Behänge ist sehr werthvoll und aus Silbergewebe.
London, 14. März. (Tel.) Der „Stan⸗
dard“ veröffentlicht ein Telegramm, wonach ein er⸗
olgloser Mordversuch auf den Zaren ge⸗
macht sein soll. Wie der „Standard“ angibt, ist
hm das Telegramm in Chiffern zugegangen. Ob
demselben ein wirklicher Vorgang zu Grunde liegt,
zat sich zurzeit nicht feststellen lassen. Von anderer
Seite liegt keine bezügliche Mittheilung vor.
Dublin, 183. Maärz. Richter O?Brin eröff⸗
nete gestern die Assisen des Kreises Kerry in Ir—⸗
land mit einer Ansprache, in welcher er sein Be⸗
dauern aussprach, daß die Zustände im Süden
Irlands sich nicht gebessert, sondern stark verschlim⸗
mert haben. Ein offener Krieg gegen jede Form
)er Autorität, ja gegen jede nothwendige soziale
Ordnung sei ausgebrochen. Die Zustände im Kreise
derry seien derartig, wie sie in keinem civilifirten
dande der Welt gefunden werden könnten. Dem
HZesetz werde Trotz geboten oder vielmehr dasselbe
Jabe aufgehoͤrt, für die Meisten zu bestehen, bei
Tag und Nacht werde mit Gewalt in Häuser ein⸗
zebrochen, Person und Leben würden angegriffen
und überall herrsche ein Schreckensregiment.
Burkaresft, 18. März. Nach Berichten
uus Rustschuk fand gestern daselbst in Gegenwart
z»er Garnison die Degradirung der aufständischen
Anterofficiere statt. — Oberst Filoff ist seinen
Wunden erlegen. — Die beiden gestern vom Kriegs⸗
jericht zum Tode verurtheilten Civilpersonen wur⸗
den zu 15jähriger Festungshaft begnadigt.
Eofeie und vfälaische Nachrichten.
— Kaiserslautern, 12. März. Gestern
ibend 5 Uhr hat man hier, oberhalb der Orth⸗
chen Fabeik, den Tagner Jakob Fluhr als Leiche
aus dem Wasser gezogen. Der Verunglückte, im
Alter, von ca. 60 Jahren, war schon seit dem
Abend vorher abwesend.
—In Neulein ingen wurde dieser Tage
mn der Nähe der Ruine beim Umgraben eines
Brundstückes eine Silbermünze mit der Jahreszah
1587 und der lateinischen Umschrift: „Heinrich II.
von Gottes Gnaden Koöͤnig von Frankreich und
Volen“ gefunden.
—Aus dem Zellerthal, 11. März. Die
Probe eines gesunden Appetits, wie wir ihn zur
Zufriedenheit unserer Aerzte einem jeden Patienten
wünschen mögen;, bestand dieser Tage ein Dienst⸗
mecht in dem benachbarien Dorfe Bubenheim, wel⸗
her nach eingenommener Mahlzeit nicht weniger
als ein Dutßzend Wecken, ein halbes Pfund
Schwartenmagen und ein gewisses Quantum Bier
mit größtem Wohlbehagen zu sich nahm. Nach⸗
dem er dieses „Wenige“ zu sich genommen, soll
derselbe noch erklärt haben, daß jetzt noch lange
nicht die Bedürfnisse seines Magens voll und ganz
befriedigt seien.
— Grethen, 14. März. Gestern wurde
dahier eine schreckliche Unthat an dem hiesigen
Polizeidiener J. Genieser begangen. In Ausübung
eines Amtes wurde derselbe nämlich durch einen
Axthieb nach dem Kopfe so schwer verwundet, daß
verselhe fast hoffnungslos darniederliegt. Der
Berletzte hat eine kranke Frau nebst fünf unerzoge⸗
nen Kindern. Der Thäter ist bereits verhaftet. (D. A.)
— Forst, 9. März. Bei der heute dahier
im Saale „Zur Krone“ abgehaltenen Güter—
Versteigerung der Erben des dahier verstor⸗
zenen Gutsbesitzers Christian Schellhorn und dessen
khefrau Bardara Walch, wurden folgende Preise
rzielt: Für 6 a 10 qm Wingert am Mühlweg
3800 M.; für 8 a 90 qm Wingert im oberen
Bechstein 4870 M.; für 6 a 80 qm Wingert in
düttenwingert 4040 M.; für 5 a 50 qm Win-⸗
jertsrott in der Wahlshöhle 18980 M.; für 16 4
70 qm Acker im oberen Hellitz 1510 M.; für
J a 50 qm Wiese im Linsenstück 1000 M.; fur
7 a 20 qm Wiese im zweiten Stechgraben 210 M.;
für 64 10 qm Wingert in der Langkammert
1500 M.' Sämmtliche Guterstücke im Forster
Bann gelegen. Für 12 a 69 qm Acker im schwar⸗
zen Sand 390 M.; für 9 a 20 qm Wingert im
Meisenbrunnen 800 M.; für 7 à 80 qm Wingert
in den Hayein 740 M.; für 9 a 50 qm Wiese
im untern schwarzen Sand 240 M. Letztere
ZSachen im Banne von Deidesheim gelegen. Die
Zteigerer sind größtentheils Forster Bürger. (Pf. K.)
— In Mundenheim wird seit dem 9.
d. M. der in den 70er Jahren stehende fräühere
Nachtwächter Sebastian Strubel J vermißt.
Vermischtes.
* Heidelberg, 9. März. Nach der
Schlußabrechnung find von dem Jubila ums-
ond noch 36,800 M. übrig. Davon wurden
14000 M. für das Scheffeldenkmal bestimmt,
1500 - 2000 M. zu emem Ehrengeschenk für
Prof. Hoff, den Veranstalter des Festzuges und
für verschiedene andere Ausgaben. 10 M. sollen
in die städtische Sparkasse bis zum 1000jährigen
Jubilaum der Univerfität hinterlegt werden. In
500 Jahren wird diese kleine Summe durch Zinfen
ind Zinseszinsen ganz außerordentlich anwachsen.
Der größte Theil wurde der Stadt zu gemeinnützigen
Zwecken Überwiesen.
7 Ein seltener Erfolg und große Auszeichnung
ist dieser Tage einem Gelehrten RMugsburgs,
vie von dort geschrieben wird, zu Theil geworden.
Zoönig Leopold II. von Belgien hatte für das
Jahr 1885 alle Nationen der Erde zur Concurrenz
behufs Losung einer wissenschaftlich geogtaphischen
Preisfrage eingeladen und für das beste Werk einen
donigspreis von 28,000 Francs ausgesetzt. Die
aus sieben Mitgliedern bestehende internationale Jury
hat in ihrer Sitzung vom 10. Februar das von
Herrn Anton Stauber, Professor am k. Realgym⸗
aafium zu: Augsbuig eingereichte Werk als das
Beste erkllärt und demselben den obengenannten,
vahrhaft koniglichen Preis zuerklannt. Die feierliche
Berkündigung dieses Resultats wird demnächst in
jffentlicher Sitzung der k. belgischen Akademie zu
Zrüssel erfolgen, wozu der Preisgekrönte eine Ein⸗
adung der belgischen Staatsregierung erhalten hat,
ʒer er Folge leisten wird. Die Preisfrage lautete:
„Die Mittel, welche anzuwenden, und die Maß⸗
regeln, welche zu ergreifen find, um das Studium
der Geographie in den weitesten Kreisen zu verbreiten
und den geographischen Unterricht in den Lehran⸗
talten aller Grade zu finden.“
F Würzburg, 10. März. Die wegen des
zroßen Eisenbahnunglücks am Faulenberg angeklagten
Zediensteten sind nunmehr nach achtmonailicher
zoruntersuchung vor die Strafkammer des kgl.
randgerichts endailtia verwiesen und wird die Ver⸗
D. —W— J
Paris, 12. März. Der „Temps? erklärt
die Rachricht des , Figaro“ über die beabsichtigte
Nobilmachung des 110 Armeekorps (Nantes) fur
unbegründet, setzt aber hinzu, ein Versuch sei in
)en Instruktionen über die Herbstmandver allerdings
orgesehen, aber das betreffende Armeelorps sei
ioch nicht bezeichnet und werde es auch nicht eher
ug am Vorabend des Tages werden, wo die Ope⸗
mionen beginnen.
Paris, 12. Marz. „Paris“ bringt folgende
depesche aus Sh. Peletsburg: , Die NReue Zeit⸗
heldet, daß eine Gruppe russischer Patrioten von
Petersburg dem General Boulanger einen
hrensabel überschickt hat. Auf der einen
eite trägt die Klinge die Inschrift in französischer
rache— Oui vive? La France et Boulanger“