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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerftag, Samstag und Sonutag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs
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auf welche die Expeditzion Auskunit ertheilt, I5 4. Reklamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
P 58.
Deutsches Reich.
Muuchen, 19. März. Zu Ehren des 90.
zehurtstages des deutschen Kaisers wird
m 22. März Se. Kgl. Hoheit der Prinz⸗
segent eine Tafel geben, zu welcher der preu⸗
ische Gesandie, Graf v. Werthern mit Gemahlin,
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wie die obersten Hofcharchen und die Staats⸗
minister mit ihren Gemahlinnen geladen sind.
München, 19. März: Der Abgesandte des
hapstes zum Geburtsfeste Kaiser Wilhelms,
dardinal Salimberti, hat soeben auf
einer Reise nach Berlin München passirt. Der
zreußische Gesandte speiste mit demselben im Bahnhofe.
Berlin, 19. März. Se. Majestaät der Kaiser
mpfing gestern den Hauptmann von Hülsen
und den Vremierlieutnant von Hanfstengel.
welche sich abends nach Petersburg begaben, um
dem russischen Kaiser eine Anzahl Mannschaften
des Kaiser⸗Alexander⸗GardesGrenadier⸗Regiments
n der neuen Gepäckausrüstung vorzustellen.
Die Kaiserin Augusta hat aus Anlaß
sxch bevorstehenden Geburtstages des Kaisers dem
herein Berliner Volksküchen 1000 Mk., dem Asyl⸗
erein 1000 Mk. und den Sanitätswachen 2000
Mark überwiesen.
NBUsland.
Petersburg, 19. Marz. Der Regierungs⸗
Anzeiger meldet: Der Rector der hiesigen Univer⸗
itaͤt hielt gestern in der Aula vor zahlreich anwesenden
-ztudenten, in Gegenwart der vorgesetzten Behörde
ind des Professoren⸗Kollegiums eine Ansprache,
n welcher er seine schmerzliche Ueberraschung aus⸗
rückte, daß nach der amtlichen Meldung 3 Studenten
er Petersburger Universität im Besitze von Spreng⸗
boffen betroffen und arretirt worden seien. Er
prach seinen tiefsten Abscheu und sein Bedauern
arüber aus und forderte die Studenten auf, in
ier energischsten Weise gegen diese Unthat zu pro⸗
esfiten und diesen Protest in Form einer Ergeben⸗
eits· Adresse dem Kaiser zu übermitteln. Die Rede
eß Rektors wurde von anhaltendem und lauten
eifall begleitet. Die Studenten stimmten nach
et Rede die Nationalhymne an und brachten leb⸗
afte Hochrufe auf den Kaiser aus. Ein heute
eröffentlichtes Gesetz bestimmt, daß die Jahl der
üngeren Offizäere in sämmilichen In⸗
anterie⸗Regimentern bis zu der im Etat vorgesehenen
dorm ergänzt werden.
Petersburg. Im Zue imenhang mit dem
entatsversuch wurden am ontug viele Offiziere
er hiefigen Garnison verhaftete.
Paris, 19. März. Ein Dantkschreiben von
—T an Ney, der dem Czaren sein Buch „La
ataille do Navarin“ zugesandi hatte, enthält die
Stelle: Der Kaiser fühlt sich glücklich über eine
sublikafion, die dazu bestimm isn. die Bande, die
srankreich und Rußland verbinden, noch enger zu
nipfen. — Goblet erklaͤrte einem amerikanischen
loutnalisten, es hätte sich eine Annäherung Frant-
eichs an Rußland vollzogen. — Herbeite wurde
nsrsordert. Urlaub zu nehmen und nach Varis zu
men.
Rom, 18. Marz. Der Papst hat am 16.
3. an den deutschen Kaiser ein Gratulationsschreiben
undessen 90. Geburtstage gesandt. In demselben
oftt der Papft, daß, wenn“et ihm auch die gegen⸗
ͤrtige Lage des papstlichen Stuhles nicht gestatlete,
nen besonderen Verireter an den Kaiser zu schicken,
ieser doch seine aufrichtigen Wunsche nicht weniger
ut aufneben werde
WMontagq, 21. März 1887.
Eokale und pfältische Nachrichten.
* St. Ingbert, 21. März. Gestern Nach⸗
nittag von 2 bis 6 Uhr wurde durch Herrn
kector Lurenburger aus Zweibrücken als
Prufungscommissär die Jahresschlußprüfung in der
zewerblichen Fortbildungsschule dahier abgehalten.
Der Prüfung wohnte auch Herr Bezirksamtmann
dr. Schlagintweit an. Am Schluß der⸗
elben sprachen fich beide Herren über den Stand
der Schule recht befriedigt aus; zugleich ermahnten
ie die Schüler in eindringlicher Weise, das in der
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verthen. — Die Schule wurde im verflossenen
Jahre von 97 Schülern besucht, wovon 49 dem
beren und 48 dem unteren Kurse angehörten.
* St. Ingbert, 21. März. Die hohe
Bedeutung des morgigen Tages, an dem unser
heldenkaiser Wilhelm sein 90. Lebensjahr voll⸗
nndet, läßt es wohl gerechtfertigt erscheinen, au
„ieser Stelle der Bitte und dem Wunsche Ausdrud
u geben, daß auch unsere Stadt durch eine all⸗
jemeine Beflaggung der Festesstimmung einen
dieses Tages würdigen fichtbaren Aasdruck geben
nöge. Wie wir hören, wird der Festtag heute
Abend durch einen Zapfenstreich, ausgeführt von
der gesammten Bergkapelle, eingeleitete.
*St. Ingbert, 21. März. Ueber die
jestern Abend im Oberhauser'schen Saale stattge⸗
zabte Kaiserfeier liegt uns ein ausführlicher
gericht vor. Derselbe ist jedoch zu umfangreich,
im ihn noch in dieser Nummer zum Abdruck zu
zringen; die Veröffentlichung mit der ausführlichen
WBiedergabe der gehaltenen Reden wird darum in
nächster Nummer erfolgen. Constatirt sei aber
chon heute, daß die Feier einen überaus glänzen⸗
en Verlauf genommen hat.
— Kaiserslautern. In Konkurs
vurde erklärt Kaufmann A. May jr. dahier. K.⸗
Verwalter: Geschäftsmann Friedrich Rebmann hier.
— Kaiserslautern, 18. März. Ob er
zewinnt? Seitens eines Pfälzers, der Inhaber
einer großen Münchener Weinrestauration ist, soll,
vie in Fachkreisen erzaͤhlt wird, dieser Tage eine
iemlich gewagte Wette dadurch eingegangen worden
ein, daß Herr E. auf die Thatsache, daß bis Juni
i. J. die bayerische Armee im Felde stehen werde,
die Summe von 6000 M. wagte.
— Einschrecklicher Unglücksfall
rreignete fich am Samsiag auf dem Rheinvorland
in Ludwigshafen. Dortselbst gerieth ein etwa 10
Jahre alter Knabe Namens Karcher zwischen die
Zuffer zweier Kohlenwagen. Der Kopf wurde buch
läblich 2erauetscht und trat der Ton ausenblicklich ein.
Schwurgericht.
Quartal.
Zweibrücken, 17. März. Der 26 Jahre
ilte Bergmann Heinrich Simon von Erbach, an⸗
zeklagt wegen Korperverletzung mit nachgefolgtem
Tode, wurde als nicht überführt freigesprochen.
Zweibrücken, 19. Marz. Bankier Möser
yon Kaiserslautern wurde wegen betrügerischen
gankerutis in eine Gefängnißstrafe von 193 Jahren
hne Anrechnung der beinahe siebenmonatlichen
Intersuchungshaft verurtheilt. Ehefrau Möser
vurde freigesprochen.
(GGBerichtigung.) Die in der Samstags⸗
uummer ds. Bl. enthaltene Schwurgerichtsverhand⸗
ung resp. Verurtheiluug des Wilhelm Mayer
vegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode
4 dahin richtia zu Kellen. daß derselbe zu einer
22. Jahrg.
Zuchthausstrafe von 811 Jahren (nicht wie ge—
meldet zu 72/4 Jahren) veruriheilt wurde.
Vermtͤschtes.
4 Eine eigenthümliche Sitte machte sich in
letzter Zeit in Ormesheim geltend. Sonst ist's
Gebrauch, daß die Männer im Wirthshaus ge⸗
müthlich ein Kartenspiel veranstalten. Jetzt hat
sich dieses edle Vergnügen auch bei einem großen
Theile des schönen Geschlechts dahier eingebürgert
ind nimmt zum Schrecken der Männer bei ihren
besseren Hälften“ den Charakter der Leidenschaft
in besorgnißerregender Weise an. Ist doch allge⸗
nein bekannt, daß die Haupilartgesellschaft ihre
Spieltour öfter bis zwölf, ein Uhr Nachts, einmal
jogar bis Morgens drei Uhr ausdehnte. Auch
don Krankheiten curirt der Karteifer. Weiß man
doch, daß einige Spielerinnnen die vorhergehende
Woche krank, Sonntags Abends zum Karten „eichel⸗
zesund'“ waren; Montags zogen sie dann wieder
das Bett der Hausarbeit vor. Da kann den Män⸗
nern schon bange sein (Zw. T.)
Mosbach, 16. März. Der Weinreisende
S. Jonas aus Weisenheim a. B. (Pfalz), welcher
in letzter Zeit die hiesige Gegend erstmals bereiste
and zuletzt in Eicholzheim gesehen wurde, wird seit
24. Februar von seinen Angehörigen vermißt. Der⸗
elbe ist ein lebensfroher Mann, mit lebhaftem
Temperamente, im Alter von 28 Jahren, unter⸗
etzter Gestalt, hat dunkelbraunen Schnurrbart und
chwarzes Haar, trägt dunkelblau Cheviot, schwarze
dose mit gelben Streifen, graulichen Ueberzieher
mit Sammtkragen und grauen Filzhut, goldene
Uhr mit Gravirung auf der Innenseite: „Zur
Anerkennung, Kaufmann und Bensheim 31. Okt.
1885,“ sowie goldene Kette. Demjenigen, der
iber den Verbleib des Vermißten genügende Aus⸗
kunft zu geben vermag, welche an die Expedition
der „Bad. Neckarztg.“ gerichtet werden wolle, ist
eine Belohnung von 100 Mark zugefichert.
F Die Macht der Liebe. Große Ereig⸗
aisse pflegen fich häufig schon vorher anzukündigen,
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dehende Garnisonwechsel! Bei einer Stellvermitt⸗
erin in Mannheim sind nicht weniger als 126
Offerten von — Karlsruher Dienst mäd⸗
ch en eingegangen, welche per Ostern d. J. in
dieser Stadt Stellen wünschen!
f Zur Arbeitsüberbürdung an den
humanistischen Anstalten. Man schreibt
den „N. N.“ aus München: In einem hiesigen
Zymnasium ist es nun schon soweit durch den Zu⸗
sammenstoß der Aufgaben, welche verschiedene Pro⸗
fessoren den Schülern geben, gekommen, daß zu
deren Bewältigung nicht allein die späten Abend⸗
dunden, sondern auch die frühesten Morgenstunden
zenoͤthigt sind. Kaum aus der Klafse nach Hause
zekommen, fängt für den strebsamen Schüler die
Arbeit von Neuem an, und abgehetzt geht er —
und es find auch die guten Schüler darunter ver⸗
standen — Morgens zur Klasse. Wo ist demnach
die nothige Ruhe des Körpers und des Geistes,
was will unter solchen Umständen das Urtheil
Anserer berühmtesten Aerzte bedeuten ? Von richtigem
Erfafsen des Lehrstoffes und von wirklicher Lern⸗
reude wie in früheren Tagen kann bei Maschinen
aicht gesprochen werden.
7Schiffbarmachung des Nedar.
Heber die Schiffbarmachung des Nedars von Heil⸗
zronn bis Cannstatt oder Eßlingen hat, wie der
Wuritemb. Staaftsanz.“ schreibt. auf Anregung