Full text: St. Ingberter Anzeiger

hpet Procuristen und Commis, den bewahrtesten 
einet n Roon, Delbrück, Caprivi und wie sie alle 
Ninis —* Verfügung stand, dem aber vor Allem 
ießen. de Kraft und Macht zur Erhaltung und 
ie nöthige ⸗ n 
— neung des Hauses in seiner von ihm selbst 
gschaffenen tüchtigen Armee nicht fehlte. Und 
x Armee, m. H., gelten meine Worte. 
Als zu Anfang dieses Jahrhunderts durch die 
negerischen Erfolge des ersten Napoleon mit seinem 
housheere den verbündeten Werbesoldaten gegen 
dder die Erbärmlichkeit der Letzteren deutlich zu 
soge trat und die Erkenntniß sich Bahn brach, 
ur mit dem Volke und durch das Votk die 
hiederbefreiung der deutschen Lande vom fränkischen 
soche zu vollbringen sei, da erließ der preußische 
uig Friedrich Wilhelm III. seinen berühmten 
cufruf: An mein Volk, worin er zur allgemeinen 
jwaffnung des ganzen Volkes ohne Unterschied 
Standes aufforderte. Für das damalige preuß- 
sche Volk war das ein willkommener Ruf, dem 
Ie waffenfähigen Männer vom 16. bis 40. 
abensjahr freiwillig folgten. Und von der Stunde 
n begann eine siegreiche Aera in den Feldzügen 
x verbündeten Heere, die endlich zur gänzlichen 
zernichtung der damaligen napoleonischen Dynastie 
ind zur Verbannung des Störenfriedes führte. 
Run begann für das schwer geschädigte durch 
iagjahrige Kriege zurückgelommene arme Deutsch 
nd eine Reihe von Friedens jahren, in denen das 
egonnene Werk der steten Volksbewaffnung weiter 
gearbeitet wurde und in welche Zeit auch die 
zrundsteinlegung zur Vorzüglichkeit der heutigen 
eutschen Armee fällt. Unermüdliches Schaffen und 
zerbessern hrachte eine Neuerung um die andere, 
je dem kurzsichtigen Auslande verborgen blieben. 
luch die übrigen deuischen Regierungen fanden es 
icht für nöthig, eine allgemeine Wehrpflicht ein⸗ 
qühren, weil man glaubte, mit dem bestehenden 
zysteme genügend auskommen zu können, bis ihnen 
dem Kriege von 1866 durch die großen Erfolge 
es preußischen Volksheeres die Augen aufgingen 
ind sie zu der Erkenntniß kamen, daß nur eine 
irmee, in der alle Bürger ohne Unterschied des 
ranges, Standes oder Vermögens dienen und für 
leiche Pflichten und Rechte kämpfen, etwas Er—⸗ 
rießliches leisten könne. — 
Und sie nahmen sofort das bewährte allgemeine 
reußische Wehrsystem an, beschafften den Armeen 
en neuen Hinterlader und übten die Truppen nach 
er neuen Taktik ein, nachdem Schutz⸗ und Trutz⸗ 
zündnisse mit dem Besieger don 1866 für alle 
vventualitäten geschlossen waren. 
Und m. H. es war die höchste Zeit, denn kaum 
mige Jahre nachher wurde die Armee zum Kriegs⸗ 
age gegen Frankreich mobilisirt und Dank ihrer 
ijch erlernten Kenutnisse in dem bewährten Systeme 
on Sieg zu Sieg geführt. Da merkte man keinen 
interschied in der Tapferkleit und Tüchtigkeit mehr, 
ie Besiegten von 1866 waren ihren Besiegern 
eich. War doch bei den Franzosen die Tapfer⸗ 
iit der blou diables, der blauen Teufel, wie fie 
je Bahern von Weißenburg und Wörth her ehr⸗ 
echtsvoll nannten, sprichwörtlich geworden. 
Seitdem ist bei uns in Süddeutschland die all⸗ 
emeine Wehrpflicht in Fleisch und Blut überge⸗ 
angen. Es ist der Stolz der Eltern, wenn der 
zohn in schmucker Uniform auf Urlaub kommt, 
nd neidisch betrachten ihn seine jüngeren Freunde, 
enen es noch nicht vergönnt ist, des Königs Rock 
nragen; in unsern Einjährigen erkennen wir die 
utelligenz und in unseren Reserve- und Landwehr · 
sfizieren ehren wir den Soldatenstand im Bürger⸗ 
oe. Kurz, m. H, unsere Armee, active wie 
chfide, ist durch die ausgezeichnete Schule die erste 
er Welt geworden und hat durch ihre Thaten die 
ewunderung und Achtung der ganzen Welt er⸗ 
dett. Mit Stolz dürfen wir auf sie blicken und 
kräftiger und fiärker sie wird und bleibt, um so 
ehr ist sie die nöthige Kraft zur Erhaltung des 
ittungenen in der neuen Firma: Deuisches Reich. 
Erst die letzten Wochen haben uns gezeigt, wie 
ehr auch die deutsche Ärmee die Hauplursache der 
shaltung des eurbpäischen Friedens ist, weil es 
an neidischer zunkesüchtiger Nachbar wagt, mit dem 
eutschen Reiche und seiner Armee anzubinden, und 
diist sie ein Hort des Friedens geworden! 
Dieser Armee, m. H. womit der deutsche Kaiser 
dunder geleistet hat uͤnd welche der Stoiz jedes 
taden deutschen Mannes ist, gilt mein Hoch. 
Lrgreifen Sie die Gläser und fuͤmmen Sie mit 
at ein in den Ruf: Die deutsche Armee lebe 
ochl hoch! hoch!“ 
Auch dieses Hoch fand lebhaften inklang, 
hloß sich als dritter allgemeiner Chor das Lied 
in „Deutschland, Deutschland über Alles!“ Mit⸗ 
ernacht mochte wohl nicht mehr ferne sein, als die 
zergkapelle mit einem Jubelmacsch die letzte Num- 
ner des Programms zum Vortrage gebracht hatte. 
Aber damit war ihre Thätigkeit wie die der Herren 
S„änger, denen für ihre trefflichen Gesänge stets 
ie lebhafteste Anerkennung zu Theil wurdr, noch 
ange nicht erschöpft. Sie mußten sich beide im« 
ner wieder zu neuen Zugaben verstehen, die eben 
in gerne gespendet, wie beifällig aufgenommen 
vurden. Und als endlich die Stunde zum Aus⸗ 
inandergehen schlug, da mußte sich ein Jeder ge⸗ 
tehen, ein herrliches patriotisches Fest mitgefeiert 
uu haben, dessen Erinnerung nicht so bald bei ihm 
cheiden wird, ein Fest das den innigen Wunsch 
hm im Herzen rege gemacht und auf die Lippen 
jedrängt hat: „Gott segne, Gott schütze 
uind erhalte unseren Kaiser!“ 
hes dtet . 
Berlin, 19. Maärz. Der Reichslag hatte in 
der zweiten Session der verflossenen Legislatur⸗ 
zeriode zwei aus seiner eigenen Initiative hervor⸗ 
egangene Gesetzentwürfe aus dem Gebiete der Ju⸗ 
izteform angenommen, nachdem sie ihn vorher 
ihrelang ohne definitives Ergebniß beschäftigt hat- 
en: Die Gesetzentwürfe über die Entschädigung 
inschuldig Verurteilter und über Wiedereinführung 
»er Berufung in Strafsachen. Die Enischeidung 
»es Bundesrats auf diese Reichstagsbeschlüsse ließ 
ange auf sich warten, ist aber jetzt endlich in ab- 
ehnendem Sinne erfolgt. Die Wiedereinführung 
»er Berufung war früher vom Reichskanzler selbst 
ils Notwendigkeit anerkannt und im Bundesrat 
veantragt worden und der letztere hatte wenigstens 
MNaßnahmen für wünschenswert gehalten, welche 
enselben Zweck auf anderem Wege zu erreichen 
uchten. Auch gegenüber der alten Forderung der 
zẽntschädigung unschuldig Verurteilter hatten sich 
ie Bundesratsvertreter bisher keineswegs vollständig 
ablehnend verhalten. Vielleicht ist daher die Er— 
vartung berechtigt, daß der Bundesrat in beiderlei 
dinsicht demnächst. mit eigenen Vorschlägen her⸗ 
—XE 
Berlin, 20. März. Dem Bundesrath ist ein 
hesetzentwurf, betreffend den Verkehr mit Wein, 
zjugegangen. 8 1besagt: Wein, weinhaltige und 
veinähnliche Getränke, denen bei oder nach der 
Zerstellung Baryumverbindungen, metallisches Blei 
der Bleiverbindung, Glycerin Kermelsbeeren, 
Magnesiumserbindungen, Salicylsäure, unreiner 
freien Amylalcohol enthaltender) Sprit unkrystal⸗ 
isirter Stärckezucker, Theerfarbstoffe oder ⸗Gemische, 
velche einen dieser Stoffe enthalten, zugesetzt worden 
ind, oder deren Gehalt an Schwefelsäure in einem 
eiter Flüssigkeit mehr beträgt als sich in zwei 
Hramm neutralen schwefelsauren Kaliums befindet, 
zürfen sofern sie als Nahrungs-oder Genußmittel 
zienen sollen, gewerbsmäßig weder feilgehalten noch 
erkauft werden. Dem gleichen Verbot unterliegen 
zetränke der vorbezeichneten Gattung, denen bei 
der nach der. Herstellung lösliche Alumiumsalze 
Alaan ⁊c.) oder solche Stoffe enthaltende Gemische 
ugesetzt worden sind; Schaumweine jedoch unter⸗ 
iegen diesem Verbote nur, insoweit in einem 
iter mehr als 0,01 Gramm Alaun enthalten ist, 
2 besagt:: Zuwiderhandlungen werden mit Ge— 
angnißstrafe bis zu 3 Monaten und Geldstrafe 
hzis eintausend Mark oder mit Haflt geahndet. 83. 
Neben der Strafe kann auf Einziehung der Ge— 
ränke erkannt werden, gleichviel ob fie dem Ver⸗ 
irtheilten gehören oder nicht.“ 84 besagt, daß 
ie Vorschriften des Nahrungsmittelgesetzes von 
iesem Geseßze unberühe! hleiben. 
Lokale und pfäl⸗sche Nachrichten. 
*St. Ingbert, 22. März. Die Gesell⸗ 
haft Harmonie hat zu Ehren des Geburts⸗ 
ages S. Majestat des deutschen Kaisers in ihrem 
Zereinslokale auf heute Abend einen Festcommers 
eranstalteet. 
* St. Ingbert, '22. Maärz. In unserer 
„tadt lebt eine Frau, die im selben Monat und 
Jahre geboren ist, wie Kaifer Wihelm. Es ist 
ies Frau Wwe. Weirich (die Mutter des Wirtes 
zouis Weirich). Dieselbe ist geb. am 6. März 
797, ist also noch 16 Tage älter als unser 
reiser Kaiser. Frau Wittwe Weirich ist eine 
esunde, rüstige Greisin und noch im vollen 
zesitze ihrer Geistesbermögen. Sie ist noch immer 
qJätig und verbringt ihre Zeit hauptsächlich mit 
m Anfertigen von allerlei Handarbeiten. Beim 
desen bedarf sie keiner Brille und ihre Haare sind noch 
ungebleicht. Wir wünschen, daß sie ihcen Ange 
Jörigen noch viele Jahre bei ungetrübter Gesund 
seit erhalten bleiben möge. — 
— Frankenthal, 19. März. In heutiger 
„tadtratssitzung wurde. dem Vorgange anderer 
Zztädte folgend, beschlossen, die Ziele für den Ein⸗ 
ind Austritt der Dienstboten auf 1. Januar. 
. April, 1. Juli, J. Oktober festzusetzen und soll 
iese Neuerung mit 1. Juli nächsthin ins Leben 
reten. — 
Einladung zum Abonnement. 
Mit dem 1. April beginnt ein neues Abonnement auf 
ven wöchentlich 8 mal erscheinenden 
S5t. Ingberter Huzeiger 
(amtliches Organ des k. Amttgerichts St. Ingbert) 
u dem wir höfl. einladen. 
Erneuerungen des Abonnements und Neubestellungen 
vollen bald gemacht werden. Denjenigen Abonnenten, die 
»as Blatt durch unsere Austräger beziehen, werden wir 
asselbe auch im neuen Quartale fortliesern, wenn nicht vor 
tzeginn desselben ausdrücklich abbestellt wird. 
Im Preis und Erscheinen des Blaltes tritt keine 
lenderung ein. 
Ueber politische Angelegenheiten wird der „St. Ingberter 
Anzeiger“ fortfahren objektiv zu berichten; gehässiges und 
jersönliches Partieigezänke bleibt aus seinen Spalten ausge— 
chlofsen. Besondere Aufmerksamkeit wird er den lokalen 
ind provinziellen Vorkommnissen zuwenden. Als belle⸗ 
ristische Beigabe wird der „Anzeiger“ auch im neuen Quar⸗ 
ale das bei unseren verehrlichen Leserinnen und Lesern so 
zeliebte Sseitige illustrirte Sonntagsblatt beibehalten. Für 
es Untexhaltungsblatt liegen zum Abdrucke sehr spannende 
ẽrzählungen vor. — 
Schließlich sei unser Blatt, das sich in Stadt und 
danton St. Ingbert, sowie in der weiteren Umgegend, eine 
tetig wachsenden Verbreitung zu erfreuen hat, einem ver⸗ 
ehrl. Publikum auch als Insertionsorgan bestens em⸗ 
ohlen. —* 
Hochachtungsvoll! 
BRedaktion und Expedition 
des „St. Ingberter Anzeiger?. 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme ß. 
Ichwarze Tuche und vatins für Herren⸗ und 
Knabenkleider, garantirt reine Wolle, nadel⸗ 
fertig, ca. 140“ breità Mk. 2. 45 per Meter, 
versenden in einzelnen Metern, sowie ganzen Stücken 
jortofrei ins Haus Oettiuger Co, Frank- 
hurt a. M., Burkin⸗Fabrik⸗Depot. — Direkter Ver⸗ 
andt an Private. Muster ⸗Collektionen bereitwilligst 
franco. 
Leibig Oskar: Erlebnisse eines freiwilligen⸗ 
bayerischen Jägers im Feldzug 1870/71. Nörd⸗ 
lingen. C. H. Beck. 1887. 
Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß die wahr⸗ 
aft patriotische Gesinnung nicht genug gepflegt 
verden kann und daß der Presse wie dem Buch— 
andel hier eine schöne und wichtige Aufgabe zu⸗ 
allt, nicht so, als ob sie durch unwahre Rodomon⸗ 
aden und Derouledsche Hetzereien jene verderbliche 
S„orte von Patriotismus, welche man am besten 
ls Chauvinismus bezeichnet, erzeugen sollte; nein, 
nurch eine gesunde, geistesfrische und wahrhaftige 
iteratur soll im nach⸗ und heranwachsenden Ge⸗ 
chlecht jene charakter · und wetterfeste Gesinnung 
erangezogen werden, die zu jedem Opfer für die 
sroße Sache des Vaterlandes bereit ist. Da erzählt 
ins einer in dem; schön ausgestatteten Büchlein, 
essen Titel wir oben ausgeführt haben, seine Kriegs⸗ 
rlebnisse vom Jahre 1870/71.. Freiwillig hat er 
zen Hörsaal verlassen und ohne äußere Verpflichtung 
zie Muskete ergriffen. Wohin seine Altersgenossen 
narschirten, dem Rufe des Vaterlandes folgend, da⸗ 
zin wollte er als Jäger auch mitziehen, die Stimme 
zes Herzens trieb ihn dazu.-Und was er draußen 
ils gemeiner Mann erlebt hat, „was der in Reih 
ind Glied stehende Soldat denkt, fühlt, empfindet, 
vas er erlebt und erfährt vom Ausmarsch bis zu 
einer glücklichen Heimkehr ins Vaterland“ — das 
jat in treuherzig schlichter und einfach wahrer 
S„prache mit großem Geschick der Verfasser erzählt. 
30 führt er uns wieder die schlimmen Tage des 
lusbruches voll banger Erwartung, die Schlachten 
ind Siege über alle Hoffnung, die Einschließung 
er feindlichen Riesenhaupstadt mit ihren Mühsalen, 
„trapazen und Kämpfen vor die Seele — lauter 
ebendige und erquickende Bilder. Familienväter. die 
nit den Ihren gerne eiwas Anregendes lesen, Sol⸗ 
»aten, die den Zug mitgemacht, Freunde ihres 
Vaterlandes, sie alle werden die Gabe mit Genuß 
lesen. Wir empfehlen sie daher, denn in der That, 
der sittliche Erfolg des Büchleins muß die Absicht 
)es Verfassers krönen: „Die Liebe zum herrlichen 
Katerlande zu beleben und zu stärken.“ —