Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches 
Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der „St. Ingberter Anzeiger⸗ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungt 
zlatt und Sonnlagkß mit sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 140 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.& 75 4, einschließlich 
94 gustellungsgebũ hr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespallene Garmsndzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 8, Reklamen 30 —3. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
5 65. 
Donnerstag, 31. März Bsn. 22. Jahrg. 
Deutsches Reich. Lorale und pfälziswme Rachrichten. 
Serlin, 29. Marz. Kaiser Wilhelm nahm — Zweibrücken. Der hiesige Stadtrath 
tinags wieder Vortrag entgegen. Beim Vorbei⸗ eschloß, nach Vorgang der Regierung, welche die 
arsch der Wache trat der Kaiser an das Fenster Staatssteuerzettel in Umschlag bersendet, auch die 
d wurde von der harrenden Menge mit stürmie Umlagezettel in Couvert zur Vertheilung zu bringen. 
hen Hochrufen begrüßt. - Der Stadtrath von Zweibrücke n peti⸗ 
Berlin, 29. März. Die Konservativen des üonirt bei der Direktion der pfälzischen Bahnen um 
lbgeordnetenhauses beschlossen ein Reform der Trrichtung einer Haltestelle am Sudende der Stadt. 
itelten Steuern zu beantragen, wobei namentlich In der Eingabe wird darauf hingewiesen, daß auch 
uch eine gerechtere Veranlagung der Klassen⸗Ein- in Landau und Kaiserslautern zwei Bahnhöfe be 
ommen⸗ und Gewerbesteuer sowie eine Erhöhung iehen. 
er Kapitalrentensteuer ins Auge gefaßt wird. — Landau, 29. März. Heute verschied 
ztft. 3.) »lötzlich an einem Hirnschlage Herr Landgerichts 
Berlin, 830. März. Offiziös wird heute ath Georg Jakob Becker dahier. 
semeldet: Der Gesetzentwurf über Elsaß · Lothringen — Berg, 27. März. Am letzten Freitag 
oll jedenfalls noch in der laufenden Reichstags- st ein Söhnchen von 5 Jahren und gestern ein 
essfion vorgelegt werden. Derselbe befindet fich zuu Naädchen von 11 Jahren eines Arbeiters am Gift⸗ 
zit noch im ersten Stadium der Vorbereitung. ode gestorben. Wer den Kindern das trödtliche 
füur denselben steht als Gefichtspunkt fest, daß die Hift oder auf welche Weise beibrachte, iß bis jetzt 
zerhältnisse wie vor 1879 wieder hergestellt werden. noch nicht ermittelt. 
die Geseßgebung für Elsaß⸗ Lothringen wird wieder — Ludwigshafen, 29. März. Die Kan⸗ 
lollländig dem Reichstage übertragen werden und idatenprüfung für den Dienst von pfälzischen Eisen⸗ 
ede autonome Gesetzgebung, sowie der Landesauss ahnen findet am 4. und 5. April dahier im Direk⸗ 
chuß und das Staatssekretariat fallen fort. Bei jonsgebäude ftatt. Nach den erfolgten Anmeldungen 
er Herstellung der Provinzialverwaltung nach Ana. perden fich 66 Bewerber der Pruüfung unterziehen. 
ogie der preußischen uree — — Durch Enischließung des k. Staaisministeri⸗ 
ot F eeeoen t oder ims des Aeußern wurde die den Gemeinden und 
bean dessen Stelle ein Oberprasident tritt. Suifsungen für die Versendung von Pfandbriefen 
der baherischen Hypotheken- und Wechselbank zum 
Zwecke der Vinculirung ausnahmsweise zugestandene 
Zostportofreiheit auch für die zum gleichem Zweckt 
rfolgende Versendung der den Gemeinden und 
Zztiftungen gehoͤrenden Pfandbriefe, nicht aber auch 
mderer Werthpapiere, der Süddeutschen Bodencredit⸗ 
zank in München und der Pfälzischen Hy—⸗ 
zothetkenbankin Ludwigshafen 
vewilligt, sofern die beir. Sendungen den Erforder⸗ 
nissen des 3 2 der k. Allerhöchsten Verordnung 
dom 23. Juni 1829, die Postportofreiheit in Amts⸗ 
achen betr., entsprechen und außerdem mit dem 
Beisatze Staats · Curatelsache“ versehen find. 
— GWittelsbacher Landesstiftung.) 
In der am 28. ds. in München abgehaltenen ordent⸗ 
ichen Jahresversammlung wurden aus dem zur 
VBertheilung kommenden dritten Theil der Stiftungs⸗ 
rente, im Betrage von 7468 M. 70 Pfg., u. A. 
»ewilligt: dem Pfaͤlzischen Gewerbemuseum in 
daiserslautern zur Erweiterung der Lehrwerkftätten 
700 M., der Webschule in Lambrecht, neben Ge⸗ 
iehmigung der Veränderung des vorjährigen Zu⸗ 
chusses, zur Errichtung eines Webstuhles u. s. w. 
200 M 
Vermischtes. 
F Sulzbach, 30. März. Vorgestern Morgen 
kurz vor der Durchfahrt des ersten von Friedrichs⸗ 
thal abfahrenden Zuges sah ein Bahnwärter bei 
dem Bahnübergang auf dem Hammersberg eine 
ichwere eichene Leiter quer über dem Geleise 
iegen. Der Beamte hatte gerade noch Zeit, das 
dindernis zu beseitigen und dadurch ein Unglück 
zu verhüten. Gestern Morgen fand man nach den 
„Nachr.“ zufolge an derselben Stelle eine Schiene 
aüber dem Geleise liegen. 
FGinrichtung.) Se.k. Hoheit der Prinz⸗ 
regent hat das am Schwurgerichte für Oberfranken in 
Bayreuth gefällte Todesurtheil gegen den ledigen 
storbmacher Joseph Buckreus wegen Raubmordes 
bestätigt, da ein Grund zur Begnadigung nicht ge⸗ 
Jeben war. 
Muünchen. Ein Ungenannter übergab an 
daisers Geburtstag dem Vorstande des ebangelischen 
dandwerkervereins „Herberge zur Heimath“ den 
Betra von 100 Mk., um den an diesem Tage in 
der Herberge anwesenden Handwerksburschen eine 
Freude zu bereiten. Am Abend erhielt Jeder Essen, 
Bier, Cigarren, dann freies Nachtquatier, früh Kaffee 
und Brod, dann noch 50 Pfennig baar. Äm 
Abend erschien der Vorstand des Handwerkervereins 
in der Herberge, wo sich bald eine recht herzliche 
Kaiserfeier unter den aus aller Herren Länder 
stammenden Handwerksburschen entwickelte; es wurde 
ꝛin Toast auf den Kaiser ausgebracht, patriotische 
Lieder gesungen und ein Kellner aus der Schweiz 
dankte zum Schlufse Namens seiner Kollegen für 
die Festesgabe. 
4 Aus Bayern. Die nun bekannten Er⸗ 
zebnisse der Frühjahr⸗Prüfungen für den Einjährig⸗ 
Freiwilligendienst sind nicht besonders günstig aus⸗ 
zefallen, indem von 93 Candidaten nur 88 den 
Berechtigungsschein erhielten. 
F Amberg, 27. März. Die hiesige k. 
Bewehrfabrik, in welcher zur Zeit mehr als 1000 
Arbeiter abwechslungsweise Tag und Nacht beschäf⸗ 
tigt find, ist nunmehr so leistungsfähig, daß wöchent⸗ 
lich durchschnittlich 1000 neue Repetirgewehre 
angefertigt werden. Von den bisher bestellten 
75,000 neuen Gewehren ist bereits der vierte Theil 
fertig gestellt und an die einschlägigen Regimenter 
ibgegeben worden. 
FPest. Es wurden in allerjüngster Zeit 
hier mehrere Fülle von asiatischer Cholera festge⸗ 
tellt. 
Ausland. 
Paris, 29. Maärz. Seit einigen Tagen wird 
ziie Haliung der franzoͤsischen und italienischen Blätter 
eindseliger zu einander. Die Jialiener werfen 
en Franzosen allerhand Schiebereien und Treibereien 
m Massauah vor. Der Verkauf von Gewehren an 
ie Abyssinier soll mit Vorwissen des franzoͤsischen 
donsuls vollzogen sein und sranzösische Schwestern 
tten fich geweigert, italienische Verwundete in den 
zpitälern zu pflegen. Die Franzosen erklären das 
natürlich für Verläumdungen und so verschärft fich 
xr Zank immer mehr. Namentlich sind die algie⸗ 
ischen, südfranzösischen und savoyischen republika⸗ 
ischen Blätter scharf. Ein savoyisches Blatt, der 
Leman“, meint, die „Calabreser“ und „Lazzaroni“ 
dhen fich schon im Geiste ihre Maccaroninudeln 
uuf den Boulevards von Chambery und Nizza ver⸗ 
ehren. Die große „lateinische Republik“ hat hei 
iesem immer mehr anwachsenden Streite allerdings 
echt schoͤne Aussichten! 
Rußland. Wenn man verschiedene, auf 
usfische Rüstungen bezügliche Nachrichien liest, sollte 
nan beinahe glauben, daß die russische Regierung 
irgend einer Weise den Frieden zu stören beab⸗ 
dtigte: das Kriegsministerium hat sehr große 
ieferungen von Ambulanz · Gegenständen, wie Trag⸗ 
ahren, Medikamente, Instrumente ꝛc., ausgeschrie⸗ 
en; der „Regierungsbote“ veröffentlicht einen 
tlaß des General⸗Admirals, nach welchem alle 87 
orpedoboote der Baltischen Flotte stets dienstbereit 
chalten und die Mannschaften für 45 Boote so⸗ 
tt einberufen werden sollen; die Russische Dampf—⸗ 
vifffahrtsgesellschaft hat die 141ägigen Fahrten von 
dessa nach Beirut ein gestellt und die Regierung 
at die nach Ostasien bestimmten Soldaten, Sträf⸗ 
nge ꝛc. nicht, wie gewöhnlich, mit Schiffen der 
rewilligen Flotte, sondern auf zwei zu diesem 
wede gemietheten französischen Dampfern abgesandt. 
—X handelt es sich bei allen diesen 
Naßregeln nur um Vorsichtsmaßregeln, allein man 
ann nicht sagen, daß diese Vorsichismaßregeln die 
ewöhnlichen sinß 
Erdlärung. 
Der Verfasser des s. Zi. an dieser Stelle er⸗ 
chienenen Artikels, Landwirthschaftliches“ erklärt hier⸗ 
nit, daß dieser Artikel die Folge einer durch das 
aungewoͤhnliche Wort „Localnuß“ herborgerufenen 
heiteren Laune gewesen ist, keineswegs aber gegen 
die Person des Verfassers des MArtikels gerichtet 
var. Er spricht deshalb durch die Vermittlung der 
Redaktion des St. Ingberter Anzeiger sein Be—⸗ 
dauern darüber aus, wenn Letzerem durch das 
unberufene Deuteln dritter Personen Kränkungen 
rwachsen sind. 
St. Ingbert, den 29. März 1887. 
Die Redaktion. 
Fur die Redaktion verantwortlich‘ F X. Demeß. 
Telegraphischer Schifsobericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
New PYork, 26. März. — Der Postdampfer 
„Waesland“ der , Red Star Linie“, ist heute mobl 
ehalten hier angelommen 
r xrnische Schwurgericht. 
1. Quartal. 
— Zweibrücen, 26. März. Verhand— 
ung gegen Maria Heß, 28 Jahre alt, ledige Wä⸗ 
cherin von Zweibrücken, wegen Meineids. Die 
Heschworenen erklärten die Angeklagte für schuldig 
»es wissentlichen Meineids, worauf der Gerichts 
jof dieselbe unter Einrechnung der von der Straf⸗ 
tammer des kgl. Landgerichts dahier am 2. Maärz 
abhin erkannten Gefängnißstrafe zu einer Gesammt⸗ 
gefängnißstrafe von 5 Monaten verurtheilte. 
Damit endeten die Verhandlungen für das erste 
Bierteljahr. Es wurde im Laufe derselben im 
Hanzen auf Zuchthausstrafe von 19 Jahren 6 
Monaten, auf Gefängnißstrafe von 8 Jahren 9 
Monaten, auf Festungshaft von 2 Monaten er⸗ 
annk: in 4 Fällen erfolgte Freisprechund