Full text: St. Ingberter Anzeiger

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8* iches Organ' des koͤnigl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
et Juaberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fuünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
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PB 66. * 6 J J * J 3* Samstag, 2. April 1887. — * FJ J J n J X s d g 22. Jahrg. 
Zum Geburtstage des 
Kanzlers . 
Noch klingt in den Herzen das herrliche Fest 
ach, zu welchem sich die Feiex des neunzigsten 
burtstages unseres allverehrten Kaisers gestaltet 
iid schon stehen wir wiederum vor einem natio⸗ 
dlen Gedenktage, denn wohl Niemand wird dem 
April als dem Geburtstage des Fürsten Bis⸗ 
ind diese Bedeutung absprechen wollen.Zwei⸗ 
ndfiebenzig Jahre vollendet heute der leitende 
ztaatsmann Preußens und des deutschen Reiches 
—DD— 
icht in den glänzenden, offiziellen Formen bewegt, 
die dies beim 22. März der Fall ist, so thut 
ieset Umstand der herzlichen Antheilnahme des 
veutschen Volkes an dem Geburtstage seines Kanz⸗ 
etz nicht den geringsten Abbruch. Auch diesmal 
ringen die deutschen Stämme dem Manne, der sie 
m Gemeinschaft mit Kaiser Wilhelm zur Einigkeit, 
at Macht und Größe geführt hat, zum J. April 
ie innigsten Glückwünsche dar und wohl in jeder 
vahrhaft patriotischen Brust wallt an diesem Tage 
aß Gefuhl der Dankbarkeit gegen den Mitschöpfer 
ind Gründer des neuen mächtigen Reiches deutscher 
dation auf. Im steten Ringen und Kämpfen mit 
er Mißgunst des Auslandes wie mit kleinlichen 
harteiintriguen, mit Haß und Scheelsucht und un⸗ 
ndlichen Rancünen im Vaterlande selber hat Fürff 
tismarck das große Werk seines Lebens, die natio⸗ 
jale Einigung Deutschlands, mit einzig dastehender 
Jähigkeit und Beharrlichkeit durchgeführt und der 
zrankfurter Friedensschluß bedeutete die äußerliche 
droͤnung dieses Werkes. Aber der innere Ausbau 
xesselben brachte ihm neue, schwere Kämpfe und 
ind wie oft ist der „eiserne Kanzler“ genöthigt 
ewesen, im Reichstage einer factiösen Oppofition 
egenüder persönlich für seine Politik einzutreten 
ind fie mit markiger Beredtsamkeit gegen die Nadel 
üiche und Keulenschläge der Opposition zu ver⸗ 
heidigen! War es ein Wunder, daß selbst einem 
olchen Tiianen mehr als einmal die Lust und 
draft zu erlahmen schien und der Kanzler, müde 
er ewigen Hindernisse, welche eine kurzsichtige 
Fractionspolitik ihm entgegenthuͤrmte, begehrte, aus 
einer dornenvollen Stellung entlassen zu werden? 
Uber Kaiser Wilhelm wollte sich unter keiner Be— 
ingung von seinem ersten und langjährigen Rath⸗ 
tber rennen und das beruhmte Niemals !“ mit 
em der Monarch seiner Zeit das Entlafsungsge⸗ 
uch seines ersten Ministers beantwortete, gereichte 
ax Nation zum Heile; denn aus dieser Kundgeb⸗ 
ug seines kaiserlichen Herrn nahm Fürst Bismard 
ie Kraft, für das,“ was er alßz dem Vaterlande 
iprießlich hielt, mit neuem Muthe einzutreten und 
en ermüdenden Kampf mit den oppofitionelien 
harteien weiter zu kämpfen. Die Wohlen des 21. 
fehruar haben diesen unwürdigen Zuständen ein 
ende gemacht und geffützt auf die neue Reichstags⸗ 
nehrheit kann Fürsi Bismarck die noch schwebenden 
jragen der inneren Politik ihrer gedeihlichen Losung 
utgegen führen, namentlich was die Durchführung 
n Steuerreform und den Abschluß der Unfallver⸗ 
cerungsgesetzgebung anbelangt, während das neue 
itchenpolitische Gesetz den Ausgleich zwischen 
hreußen und Curie hoffentlich vollendet hat. 
Aber auch nach Außen hin bedeuten die jüngsten 
AMeichstagswahlen eine Kräftigung der Bismarck⸗ 
da Politik, das Ausland sah, daß das deutsche 
olk in seiner aroken Mebrzabl fest und entschloisen 
hinter dem Kaiser und seinem Kanzler steht und 
8 ist eine bemerkenswerthe Thatsache, daß seit dem 
Ausfalle der deutschen Wahlen im septennatsfreund⸗ 
lichen Sinne sich der europäische Horizont wieder 
mehr aufgehellt hat. Daß die allgemeine Lage 
freilich noch unsicher genug ist. wird Niemand 
laugnen, aber zu der deutschen Politik, darf man 
das feste Vertrauen haben, daß sie auch ferner die 
Frhaltung des europüischen Friedens zu ihrer ober⸗ 
ten Richtschuur nehmen wird und der mãächtige 
Friedenbbund, auf den sie sich hierbei stützen kannm 
Jedeutet eine gewichtige Garantie dieser Bestrebun⸗ 
Jen. Hoffen wir, daß es dem ersten Träger dieser 
Friedenspolitik, dem Fürsten Bismarck, noch so 
nanches Jahr vergönnt sein wird, als erster Rathgeber 
am kaiserlichen Throne seine bisherige Politik er⸗ 
folgreich weiterzuführen und die erfreuliche geistige 
wie körperliche Frische und Rüstigkeit, mit welcher 
er nunmehr in sein 78. Lebensjahr eintritt. läßt 
diese Hoffnung nur gerechtfertigt erscheinen. Darum 
ein treugemeintes Glück auf“ dem Kanzler zum 
neuen Lebensjahre. 
olitische Uebersich. 
Im Befinden des Kaifers ist nunmehr eine 
so wesentliche Besserung eingetreten, daß der 
Monarch schon am Montag mit der Wiederent⸗ 
Jegennahme der üblichen Vorträge, wenn auch noch 
in beschränkter Weise, beginnen konnte. Die Ent⸗ 
ündung des linken Auges, höchst wahrscheinlich 
ine Folge von Zugluft, beseht zwar noch, indessen 
jat diese Affektion nach dem Ausspruche der Aerzhe 
zurchaus nichts Bedenkliches an sich, nur wird der 
Johe Herr genoͤthigt sein, noch einige Zeit auf die 
Aglichen Ausfahrten zu verzichten. 
Fuürst Bis mardbegeht heute Freitag seinen 
72. Geburtstag in erfreulicher körperlichet Rüstigkeit 
und geistiger Spannkraft. — Der leilende Staats · 
mann des Reiches und Preußens darf sich der 
jerzlichen Antheilnahme aller patriotischen Deutschen 
hei seinem Eintritt in ein neues Lebensjahr ver⸗ 
ichert halten und in diesem Sinne seien ihm die 
rufrichtigsten Glückwünsche zu dem neubegonnenen 
debensabschnitte dargebracht 3 
Der Reichstag ist noch am vᷣorigen Montag, 
ach Erledigung der dritien Etatslesung, in die 
Ofsterferien gegangen, um erst am 19. April seine 
Berhandlungen wiederaufzunehmen. Das meue 
Zaus kann in diesem vollendeten ersten Sesfions 
ibschnitte auf erfreuliche positive Leistungen zurück 
licken, denn neben dem Septennatsgesetz ist auch 
der Etat in dieser verhältnißmäßig kurzen Jeit de⸗ 
initid zu Stande gekommen, während in zweiter 
desung die Novelle zum Militärrelictengesetz. der 
Besetzenwurf betr. die Abanderung des Reichs⸗ 
heamienpenfionsgesetzes und der Musterschutzvertrag 
mit Serbien eriedigt, resp. angerommen worden 
ind. In den Commissionen befinden sich noch die 
kEntwürfe über den Servistarif und die veränderte 
dlasseneintheilung der Orte, über die Unfallver⸗ 
icherung der Seeleute und der Bauarbeiter, die 
zorlagen, betr. die Kunstbutter, den Verkehr mit 
ink⸗ und bleihaltigen Gegenständen und betr. den 
Ausschluß der Oeffentlichkeit bei Gerichtsverhand⸗ 
ungen, endlich die Initiativanträge über den 
Arbeiterschutz und übet den Befähigungsnachweis. 
Es ist das sehr anerlennenswerth, wenn man er⸗ 
vägt, daß der neue Reichstag seit seiner Einbe— 
rufung nur wenig über drei Wochen zusammen war 
ind auch in dieser Zeit wiederholt pausiren mußte 
ind diese Förderung der parlamentarischen Arbeiten 
»annte eben nur dadurch erreicht werden, daß man 
allseitig sich bemühte, in' den Verhandlungen nur 
die Sachlichkeit vorwalten zu lassen und von weit⸗ 
chweifigen, unnützen Erbrterungen moöͤglichst Ab⸗ 
tand zu nehmen.“ Nach seinem Wiederzusammen⸗ 
ritle nach Ostern wird der Reichstag in den Ent⸗ 
vurfen, welche commissarischer Vorberathung unter⸗ 
iegen, einftweilen genügendes Arbeitsmaterial vor⸗ 
inden, aber seine Hauptaufgabe dürfte auf einem 
inderen Gebiete liegen. Uebereinstimmende Ber— 
ner Meldungen lafsen kaum mehr daran zweifeln, 
daß ein neuer Branntweinsteuerge setzentwurf fich in 
der Ausarbeitung befindet, ja, vielleicht schon fertig 
gestellt ist und natürlich würde derselbe alsdann 
zen Schwerpunkt für die zweite Hälfte der Reichs⸗ 
jagssession bilden. Außerdem verlautet, daß die 
Reichsregierung einer in Berlin zusammengetretenen 
Tommissfion von Sachverständigen. ein neu ausge⸗ 
arbeitetes Zuckersteuerproject zur! Begutachtung 
unterbreitet hat. Daß es indessen noch in der 
gegenwärtigen Session des Reichstages zu einer 
Verfländigung über die Steuerreform kommen wird, 
st leider nicht anzunehmen, da sich die Anfichten 
iber die einzuschlagenden Bahnen noch immer zu 
chroff gegenüberstehen.“ 
Wie sich erwarten ließ, ist jetzt das ikalien ie 
sche Cabinet Depretis durch? den Eintritt 
der Oppofitionsführex Trispi und Zanardelli recon⸗ 
tituirt worden. Bei der Meinungsverschiedenheit, 
velche⸗ offenkundig zwischen den neuen Eabinets⸗ 
mitgliedern einer⸗ und den Ministern Depretis und 
Braf Robilant anderseits über die wichtigsten 
Fragen der inneren und äußeren Politik Italiens 
derrscht, wird man dem umgeformten Cabinet kaum 
tine lange Lebensdauer prophezeihen können. 
Die entdechte neue republitanische Versschwo⸗ 
rung in Spanien scheint glücklicherweise noch 
im Keime erstickt warden zu sein. Der Minister 
des Inneren, Castillo, erklärte in der Deputirten⸗ 
kammer, daß die Regierung die Pläne und Vor⸗ 
bereitungen der Verschwörer kenne und genügend 
Mittel besitze, die Ordnung aufrecht zu erhalten; 
hierbei muͤßie aber der Minister selber zu⸗ 
Jestehen, daß die Verschwörungen in Spanien ein 
hᷣronisches Uebel seien.· Von den Führern der 
Opposition wurde die loyale Erklärung abgegeben, 
daß die Regierung bei Vertheidigung der Ordnung 
unbedingt aufdie Unterstützung aller Parteien 
zählen könne und wenn diese Versicherung wirklich 
aufrichtig gemeint ist, so wird. die Monarchie 
Alfonfo XIi. auch diese neueste innere Zucung 
seicht überwinden. Naturlich hat der Erzverschwörer 
Zorrilla wieder die Hand im Spiele, der in Sicher⸗ 
Feit von Paris aus die planmäßige Unterwühlung 
eines Vaterlandes durch die repnblikanischen Agenten 
eiten lann. — 
Herr Katkow, der „Nebenzar', ist, wie der 
Telegraph bereits gemeldet, Anfang dieser Woche 
in Petersburgeingetroffen, um seine Sache 
an Ort und Stelle zu führen. Welche Aufnahme 
der einflußreiche Redacteur und Besitzer derMost. 
Zig.“ in der Residenz gefunden hat, darüber ist 
noqh nichts bekannt, es wird aber versichert, daß 
derr Katkow guter Dinge sei und sich wegen des 
hm angeblich, drohenden Sturmes keine grauen 
Daare wachsen lasse. Fast scheint dieser Optimis⸗ 
mus gerechtfertigt zu sein, wenigstens hat sich die 
Meldung, daß der „M. Z3.“ wegen ihrer oppo⸗ 
fitionellen Haltung eine Verwarnung zu Theil ge— 
worden sei bislaug nicht bestätigt. 5 
Entgegen den officiellen, in Sofia eingelau— 
tenen NRadrichten von rumänischer und türkischer