Full text: St. Ingberter Anzeiger

vohl in unserer Stadt eine werkthatige Unterstütz⸗ 
denn sie zählt zu den wenigen noch lebenden 
etdrigen Mozart's. Die Frau, die heute 
67. Jahre steht, vennt sich Josefa Lange und 
ie Großnichte Mojart's. JIu einem Briefe, 
n sie dieser Tage an die Direktion des Hofopern⸗ 
Jeaters richtete, schildert sie in ergreifendet Weise 
n weifachen Kampf, den sie zu führen be⸗ 
Nßigt ist und bittet. ihr. der Großnichte des un⸗ 
serbuichen Tondichters, eine Unterstützung gewähren 
—WE 
— Erbe der Millionen. Aus 
hatis kommt die Nachricht von dem daselbst er⸗ 
olgten Ableben des Barons Lucien Hirsch, einzigen 
zchnes des bekannten Financiers Baron Moriz 
— Der Tod des 28jährigen Barons Lucien 
n gestern in Folge einer Lungenentzündung ein. 
garon Lucien hatte nichts, gar nichts von einem 
jariser jungen Lebemann an sich, er widmete sich 
eschließlich seinen wissenschaftlichen Studien — 
gder Universilät hatte er Jurisprudenz studirt 
und seine einzige Liebhaberei war das Sam⸗ 
neln von Antiquitäten. Freilich, eine sehr kost⸗ 
dielige Liebhaberei, aber der Sohn des Barons 
diesch, der Erbe der Millionen, konnte sich dies 
jestatten. Lucien Hirsch verkehrte fast gar nicht 
Jder Pariser Gesellschaft, er fühlte sich nur wohl 
seinem Arbeitszimmer oder in dem schönen 
—X 
ung mit den Jahren angewachsen war, und es ist 
xgreiflich, daß der Vater. glücklich darüber, einen 
zohn zu besitzen, der inmitten der Verlockungen 
ez Pariser Lebens ein so ernstes Streben offen⸗ 
arte, diesem jede Summe bewilligte, welche sein 
zammeleifer in Anspruch nahm. Baron Hirsch 
jat nun seinen einzigen Sohn verloren; er sieht 
as Refultat der Arbeit seines ganzen Lebens (das 
hermögen des, wie man weiß, sehr wohlthätigen 
harons Hirsch wird auf ca. 400 Millionen Franks 
geschätzt; dem Zwecke entfremdet, dem er es ge⸗ 
vidmet. Man wird dem schwergebeugten Manne, 
em reichen — armen Millionär, gewiß seine Theil⸗ 
nahme nicht versagen können. 
Seit Donnerstag, 24. März, liegt ein Fran⸗ 
ose namens Chauffat (von Annech, Haute Savoien) 
n tiefem Schlaf in einem französischen Restaurant 
in Greekstreet, Sceho. Um 6 Uhr morgens des 
jenannten Tages langte ein Mietwagen mit dem 
Zchlaäfer, der Reisender für ein Weingeschäft in 
der Gironde ist, aus einem übel berüchtigten Haus 
in der Tottenham Courtroad an, ging zu Bett 
und ist seither noch nicht erwacht. Man fand in 
seinem Besitz eine Karte, welche die Anweisung 
jab, daß der Inhaber, der früher unter ärztlicher 
pflege in Salhetriere ˖Spital in Paris gewesen 
war, im Fall einer plötzlichen Krankheit oder langen 
zchlafes sofort dorthin verbracht werden solle. Die 
som 26. Dezember 1886 dadierte Karte trug den 
amen Chauffat und Dr. Chorcat. Am letzten 
Sonntag wachte er auf und sagte ˖während der 
iutzen Dauer seines Wachens: „Sie haben mir 
V¶/ Frs. gestohlen“, und schlief gleich wieder ein. 
Seither ist er wieder erwacht, hat die Nummer 
des Mietwagens angegeben und ist wieder sofort 
eingeschlafen. Dr. Keser besucht ihn regelmäßig 
ind macht Erperimente mit ihm. Er murmelt 
säufig, spricht von seinem Diebstahl, gibt die Summe 
an, die gestohlen wurde, kennt ein Mädchen, das 
jut gegen ihn war, droht mit Selbsimord, wenn 
er sein Geld nicht wieder kriegt. Dr. Keser hat 
hn temporär geweckt, indem er starkes Licht auf 
ie geöffneten Augen fallen ließ, und in diesem 
Zustand ist es möglich, ihn mit Nahrung, Milch 
und Fleischbrühe, zu versehen. Gleich nachher schlaft 
tt wieder ein. Der aufgehobene Arm bleibt steif 
in der ihm gegebenen Stellung. Seine oft ruhigen 
Jefichts züge · nehmen unter den Experimenten den 
lusdruck eines Schlafers an, der von einem bösen 
Kaum geüngstigt ist. Wie lange er in diesem 
spnonischen Zustand bleiben wird, läßt fich nicht 
en. 
fParis. Als die Singhalesen im Oktober 
» J. den hiefigen Jardin d'ücclimation verließen, 
um fich zur Einschiffung nach Hamburg zu be⸗ 
eben, erzaͤhlten wir von einigen rührenden Scenen, 
da stattgefunden hatten, von „kleinen 
Anen die sich von einigen bronzefarbenen 
ünglingen kaum ireten konnten und ohnmächtig 
durden, als man sie mit Gewalt aus dem Ringe 
vegführte. Zwei dieser Jüunglinge dachten unter— 
sehnsüchtig an die nach Opoponax und Mo⸗ 
us duftenden Pariserinnen. an ihre liebedürstenden 
Zlicke und ihren glänzenden Schmuck und ver⸗ 
chwanden eines Tages, da ihr Schiff in einem 
dafen angelegt hatte. Eine norwegische Brigg 
dahm sie auf, und so langten die Beiden vor 
einigen Tagen in Paris an, wo sie sich kaum die 
Zeit gönnten, ihren Matrosenanzug, etwas zu 
ordnen. Dann eilten sie zu den Schönen, aber 
diese wollten die braunen Knaben nicht wieder er⸗ 
tennen, verhöhnten fie oder ließen sie von ihren 
Zofen an die Luft setzen. Ein so kurzes Gedächtniß 
var den Natursöhnchen unbegreiflich und sie hofften 
hre früheren Verwunderinnen würden noch anderen 
Sinnes werden. Als sie aber erkannten, daß sie 
ich geirrt hatten, stellten fie sich kleinlaut dem 
Direktor des Jardin d' Acclimation vor, der ihnen 
däterlich den Kopf wusch und sie dann nach der 
englischen Botschaft führte, durch deren Vermittlung 
die Enttäuschten baldigst heimbeföcdert werden 
olleu. 
F Die Löwenbraut. Aus Toulon schreibt 
nan: „Die Thierbändigerin Miß Denise feierte 
am 2. d. M. im Kreise von Kollegen und Freunden 
hre Verlobung mit dem jungen Kaufmannssohne 
Therville. Die glückliche Braut trug eine herrliche 
Balltoilette, Alles bewunderte sie, nur der Brauti⸗ 
jam sagte: „Mir geht es wie Deinen Löwen, 
nir gefüllst Du im Tricot besser.“ Denise meinte: 
„Ich werde euch beweisen, daß ich meinen Löwen 
ruch in diesem Gewande lieb bin; kommt nur 
zinüber in die Menagerie.“ Die Gesellschaft, die 
ich schon in etwas angeheitertem Zustande befand, 
olgte dem kühnen Mädchen. Denise trat in den 
zäfig und weckte mit einigen Peitschenhieben die 
gestien aus dem Schlummer. Diese richteten sich 
chlaftrunkend auf, erkannten im Halbdunkel und in 
»er ungewohnten Tracht ihre Herrin nicht wieder, 
ttürzten sich auf diese und begannen ihren entblößten 
stacken und die Arme zu zerfleischen. Man warf 
zrennende Papierballen in den Käfig, um die Thiere 
yon ihrem Opfer abzulenken; thatsächlich zogen 
ie sich zurück und Miß Denise wurde bei ihrer 
Schleppe herausgezerri. Die Löwenbraut ist lebens⸗ 
zefährlich verletzt, dabei fürchterlich entstellt.“ 
Den theuersten Kaiserschmaus haben wohl 
die Deutschen in Kairo in Egypten am 22. 
März gehalten. Jedes Gedeck kostete 35 M. ohne 
Wein, Champagner und Spatenbräu, das nicht 
ehlen durfte. Der Khedive stellte zum Fest die 
Blumen und die arabische Militärkapelle. Dafür 
—X———— 
F Aus Savbannah im Indianerterritorium meldet 
ine Depesche. daß dort bei einer Minenexplosion 
18 Personen, zumeist Indianer, den Erstickungs⸗ 
od fanden. 
Dienstesnachrichten. 
Ernanntk wurden: Der interim. Verweser 
Thomas Zwick, die Schulverweser Michael Müller 
nn Zweibrücken, Ph. Schmidt zu Ehrweiler, Eduard 
Biermeier zu Nußbach, Eugen Antoni in Ingen⸗ 
jeim, Heincich Abriß in Hatzenbühl, Martin Höling 
n Neuleiningen, der interim. Schulverweser Franz 
Stauher in Wattenheim, der protest. Verweser 
Konrad Coͤrper in Gönnheim, der kath. Schulver⸗ 
weser Wilhelm Keller in Germersheim, der bisherige 
Schulverweser Franz Sapper in Oberberbach, der 
interim. Verweser Valentin Flick in Hassel zu 
dehrern; Schulverweser Heinrich Umlauff in Hert⸗ 
ingshausen zum Lehrer in Niederstaufenbach; der 
ath. interim. Verweser Wilhelm Hofrichter in 
Tiefenthal zum Lehrer in Rodenbach; Schulver- 
weser Jakob Bähr in Obereisenbach zum Lehrer 
an der conf. gemischten Schule zu Beeden; der 
nterim. Verweser Ph. Ludwig in Schrollbach zum 
Lehrer in Mittelbrunn; Schulberweser Friedrich 
Quiring in Feilbingert zum Lehrer in Callbach; 
Verweser Anton Hofbauer zu Bebelsheim zum 
Schulverweser daselbst; Verweser Michael Muth 
in Heckendalheim zum Schulvberweser daselbst; der 
kathol. interim. Schulverweser Heinrich Dillhöfer 
n Obermohr zum Schulverweser daselbst; der 
'athol. interim. Verweser Ludwig Eid in Ludwigs⸗ 
hafen zum Schulverweser in Speyer; Schulvber⸗ 
veser Karl Koch in Bobenheim am Berg zum Lehrer 
n Carlsberg; Verweser G. Höckelsberger in Groß⸗ 
zockenheim zum Schulverweser daselbst; der kath. 
Schulverweser Carl Wagner in Clausen zum Lehrer 
n Feilbingert; der interim. kathol. Verweser Joseph 
Suyr in Waldhambach zum Schulvberweser in 
deimersheim; der protest. Schulverweser Peter 
Walter in Erlenbach zum Lehrer in Standenbühl; 
der protest. Schulverweser Heinrich Römmich in 
— 
Wiesbach zum Lehrer in Rosenkopf; der interim. 
Berweser Heinrich Keller in Kleinkarlbach zum 
Schulverweser daselbst; der protest. Schulverweser 
Jakob Reuther in Erlenbach zum Lehrer in Appen⸗ 
hofen; der Lehrer Heinrich Schwarz in Imsbach 
zum Lehrer in Rodenbach; Lehrer Joh. Schenkel 
in Stelzenberg zum Lehrer in Roßbach; die interim. 
Verweser Joh. Andr. Steuer in Mehlbach und 
Mathias Becker in Dörnbach zu Schulvberwesern. 
Gemeinnũtziges. 
Ueber die Verwendung der Stein— 
kohlenasche. Bei der Ausdehnung der Industrie 
ist der Verbrauch der Steinkohlen sehr gestiegen, 
daher die großen Rückstände von Asche, welche bis⸗ 
her noch wenig verwendet, ja oft verschleudert wur⸗ 
den; und dennoch hat diese einen bedeutenden 
Werth. In nassen und schweren Getreideböden 
bringt die durch ein Drahtgitter geworfene Stein⸗ 
kohlenasche einen unberechenbaren Vortheil. Ein 
Auftragen von 6—7 em Steinkohlenasche im Herbste 
und gehörige Unterbringung mit dem Spaten lockert 
die Erde bedeutend, bewirkt ein besseres Eindringen 
der äußeren Atmosphäre und befördert die darauf 
zebauten Gewächse in ihrem Wachsthume. Alle 
Hattungen gedeihen in dieser Erde vortrefflich. be⸗ 
onders die Hülsenfrüchte. 
Telegraphischer Schiffsbericht 
der „NRed Star Linie“ Autwerpen. 
Newyork, 7. April. — Der Postdampfer 
„Noordland“ der ‚Red Star Linie“, welcher am 
26. März von Anwerpen abging, ist heute wohl⸗ 
hehalten bier angekommen. 
Briescasten der Redaktion. 
Preisräthsel betreffend. Wir machen darauf auf⸗ 
merksam. daß Lösungen längstens bis Freitag 
Vormittag in unsern Händen sein müssen; 
päter einlaufende Lösungen bleiben bei der Ver⸗ 
oosung ausgeschlossen. 
——— 
Pit end braucht fie anzuwenden, ohne 
sich vorher erkundigt zu haben 
uind hierzu bieten die nach Tausenden zählenden Dank— 
chreiben, welche über die Apotheker R. Brandt's Schweizer⸗ 
illen verbffentlicht werden, die beste Gelegenheit. Erhält⸗ 
ich äà Schachtel 1 M. in den Apotheken. Hauvidebot: 
Duiassshafen. Adlex⸗Anothek⸗ 
Neuenburger (Neufchatel) 10 Fres.-Loose. Die 
aüchste Ziehung findet am 1. Mai siatt. Gegen 
den Coursverlust von ca. 10 Mk. pro Stück bei 
der Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl 
Neuburger, Berlin, Franzöfische Straße 13, die 
Berficherung für eine Prämie von 40 Pf. pro 
Ztück. 
Abonnementseinladung auf 
di⸗ eigt verbrectafe deuftsebe Mochenscrift: 
d 
4 ss 
* 
3 
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(GStimmen aus allen Parteion) 
FVachenachrist sar Polltit, Litoratar, Iunot and Viatenschasi. 
DAs EkohHO bringt allwõchentlies iIn unterhaltendor 
wvorm Herichte über alle politizehen, wirtachaftlieben, 
vissenschaftllehen und zeseltschasttierhen Vorgänge, 
relehe sien in Deutaehland and im Auslande abspielen 
MS ECHIO A el Parteibiatt, aonders es IIect aie 
nteresasantesten Stimmen aller Parteien au Worte Kommen. 
AASs EcHo widmet ausaerdem dem Leben der 
hohen Rreise eingehende Aufsmertasamkeit. 
MASs AV hringt in joder Nummer ein vis awel 
ihxesehlossens Novelletten, Erzahlangen ete. aus der 
deder bewahrter. zeitgenõössiseher Sechriftstoller. 
B EChO hetrachtet es insbesondere aveh ale 
eine 4asgabe, dem Leben und Treiben der Peatschen im 
uslande tlie liebevoliste Aufmerasamkeit 2uzιαοen. 
DAS EcHo briugt informierende Notixen, Rritixen 
iud Leseproben aus den dedeutendsten Erseheinungea 
les intornationalon Bũchermark tes. 
DAS ECHO bietat oMmit Jedem GebilMeten gleiehriel 
welcheu Staudes oder Barufo eine hochiuteresssante, fast 
inenthehrliehe bektäre, 
dAs —AV viu sien in Jedem guten deutschen 
Aause einbürgern, desbaib iat aueh sein Ahbonnements- 
ꝛreis ein nieciriger: Viertehjährlien 3 Mark dureh Poet 
»der Buchnandel — in Odsterreien-Ungarn bei gleichem 
ßezug 2 Gulden einschl. Stempel. — Antelzen im Eeho 
10 Pf. die Zeile. 
PROBFNUMMEKISMN verseudet gratis und franko 
— J. H. Schorer, Verlag dea Echo. Rerlin a. v 
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