Full text: St. Ingberter Anzeiger

einen Strich zu machen gesonnen ist. Unser ver⸗ 
ehrter Mitbürger wird uns für diese wenigen 
Stunden das Betreten seines Befitzes wohl nicht 
oersagen! 1 
— Kaiserslautern. Konlkurs wurde er⸗ 
zffnet über das Vermögen des Fruchthändlers 
Abraham Bender sen. K.Verwalter: Geschäfts⸗ 
nann Philipp Groß. 
— Landau. 13. Jan. An sammtliche 
kisenbahn⸗Betriebestellen ist eine Bekanntmachung 
zrgangen des Inhalts, daß in dem Wagen 6984 
zer österreichischen Staatsbahn zwei Ledertaschen 
nit je 6 Stück Pulverpatronen unter einer Ladung 
Braunkohlen sich befinden. Man sollte wohl meinen, 
aß es der Staatsbahnverwaltung nicht schwer hätte 
fallen lönnen, die Adreßstation des betreffenden 
Wagons zu ermitteln; dem ist aber nicht so und 
o wollen wir denn hoffen, daß das gefährliche 
deizmaterial entdeckt wird, bevor ein Unglück da⸗ 
zurch herbeigeführt wird. 
— Speyer, 13. Januar. Herr Eugen 
Walz, Sohn unseres geachteten Mitbürgers Herr 
Franz Walz. ist in Harrisburg, Stadt von 45,000 
Seelen in Pennsylvannien, mit 2100 Stimmen 
Alderman geworden. 
Vermischtes*. 
7 Friedrichthal, 12. Januar. Als Ter— 
nine zu den Löhnungen der Bergleute auf den 
xzöniglichen Steinkohlengruben des Bergwerksdirec⸗ 
tionsbezirks Saarbrücken im Kalenderjahre 1887 
hat die Bergwerksdirection folgende festgesetzt: Ab⸗ 
schtagslohnungen finden statt am 8. Januar, 5. 
Februar, 5 März, 9. April, 7. Mai. 4. Juni, 9. 
Juli, 6. August, 10. September, 8. October, 5. 
stopember, 10. December. 
Forbach, 12. Jan. Zur Garnison ⸗Frage. 
Soeben ist von kais. Intendantur in Straßburg die 
Mitteilung an die hiesige Stadtverwaltung gelangt, 
daß zur kantonnementsmätzigen Unterbringung eines 
Bataillons Infanterie (664 Mann)' zum 1. April 
cr. die Uebertassung der leerstehenden ehemaligen 
Vallet'schen Glashütte nebst zugehörigen Wohnun⸗ 
gen, sowie des der Stadt gehörigen vormaligen 
lostergebäudes und der städtischen Turnhalle, er⸗ 
forderlich resp. wünschenswert sind; daß im Hinblick 
auf die den Einwohnern durch die Unterbringung 
des Bataillons erwachsenden gewerblichen Vorteile 
uind um — lediglich im Interesse der Bewohner 
— eine Einlegung der Soldaten in Bürgeiquartiere 
nöglichst zu vermeiden vorausgesetzt werde, daß 
Miethen für die Räume von der Militärverwaltung 
nicht beansprucht werden und die Stadt dieselben 
ohne Vergütigung zur Disposition stellt, hingegen 
die Militärverwaltung die jedenfalls mit sehr er⸗ 
jeblichen Kosten verbundene innere Einrichtung der 
Gebäulichkeiten zur Unterbringung det Mannschaften 
zuf eigene Kosten bewirken und außerdem auch die 
Ausstattung der Massenquartiere mit fiskalischen 
dtensilien übernehmen würde. Weiterhin hat die 
Intendantur der Stadtverwaltung die Eröffnung 
gzemacht, daß ohne Rücksicht darauf, ob sich Massen- 
quartiere beschaffen lassen werden oder nicht, das 
Bataillon auf die Dauer von mindestens 6 Mona⸗ 
en resp. so lange, bis für dasselbe in Dieuze 
Unterkunft geschaffen ist, kantonnieren wird und 
dnach, falls zu erhebliche Anforderungen an die 
Militärverwaltung gestellt werden, resp. die Unter⸗ 
bringung in Massenquartieren einen hohen Kosten⸗ 
aufwand erheischt, die Mannschaften auf Bürger⸗ 
quartiere augewiesen werden müßten. Die Stadt⸗ 
derwaltung würde daher gut thun, eher ein materielles 
Opfer zu bringen, als wie die Soldaten bei den 
Bürgern unterzubringen. Das letztere wäre eine 
owohl für die Bürger wie für die Soldaten gleich 
große, für die ersteren sogar mit vielen Kosten 
derbundene Belästigung und hoffen wir, daß es 
der Stadtverwaltung gelingen wird, mit der 
Militärderwaltung ein für beide Theile annehmbares 
und günstiges Uebereinkommen zu treffen. (F. Z3.) 
fF Kreuznach, 10. Wie die „O. Z.“ er⸗ 
ährt, wird Herr Stockfeld, der Geschäftsführer des 
‚iesigen Haupt Comitees für das Hutten⸗-Sickingen⸗ 
Denkmal demrächst die Agitation zur Einleitung 
von Sammlungen in Nordse, Ost- und Mittel⸗ 
Deutschland von Berlin aus leiten. 
FKarlruhe, 9. Jan. Von einem eifer⸗ 
üchtigen Ehemann erzählt der Badische Landesbote 
folgende spaßhafte Geschichte, auf welche jedenfalls 
vas hen trovato anzuwenden ist. Ein eifersüchtiger 
khemann, welcher die Treue seiner Gattin auf eine 
recht überzeugende Probe stellen wollte, schicktte ihr 
7 
eine Reihe glücklich abgefaßter anonymer Liebesbriefe 
ind bezeichnete ihr wiederholt ein Stelldichein. 
zeden Abend pilgerte er nach dem Platze und harrte 
einer Frau. Diese war aber besser, als er sie 
zerdiente, denn sie nahm die Briefe längere Zeit 
zleichgültig entgegen, bis sie, die Geduld verlierend, 
nit weiblichem Zartsinn ihren Bruder beauftragie, 
ie deliklate Angelegenheit in die Hand zu nehmen 
ind dem Briesschreiber die gebührende Antwort zu 
zeben. Der Bruder legte, um seine Partie besser 
dielen zu können, die Kleiber seiner Schwester an, 
erhüllte seinen Schnurbart mit einem dichten 
zchleier und begab sich an den Wasserthum hinter 
em Schloßgaärten, dem zulezt angegebenen Stell⸗ 
ichein. Hier wollte der harrende Gatte frohlockend 
ie ungetreue Frau am Arme fassen, diese aber 
hlug den Schleier zurück und blickte mit finsteren 
lugen auf den armen Ehe mann, der nicht begrei⸗ 
en wollte, daß seiner Frau ein Schnurbart gewach⸗ 
en sei. Die beiden Herren sagten sich nun gegen⸗ 
eitig gründlich die Meinung, bis der Eifersüchtige 
einen Schwager erkannte. Bei einer Flasche 
Goldberger“ wurde in einem Weinhause Versöh⸗ 
ung gefeiert. 
f Wuürzburg, 11. Jan. Der Gemeine des 
dniglichen 17. Inf.Regts in Germersheim Wil⸗ 
helm Kayser, lediger Kesselschmied von Franken⸗ 
hal, war eines militärischen Verbrechens der Wider⸗ 
tzung deschuldigt. Derselbe befand fich an 10 
Lovember v. Is. Abends 9 Uhr in angetrunkenem 
Zuftande in der Cantine, aus welcherer von dem Unter⸗ 
ffizier Zopf in's Kompagniezimmer geholt wurde, 
nit dem Befehle sich zu Bette zu legen. Diesem 
Befehl kam Kayser jedoch nicht nach, stopfte sich 
eine Pfeife und begab sich in ein benachbartes 
Zimmer, von wo ihn Zopf abermals holte mit 
»em wiederholten Befehle sich zu Bette zu legen. 
luhh hier machte Kayser keine Miene den Befehl 
u vollziehen, sagte das gäbe es nicht, daß er jetzt 
chon zu Bette gehe und warf dem Unteroffizier 
ie Pfeife vor die Füße. daß sie verbrach. Auf 
»en Befehl des hinzugekommenen Vize⸗Feldwebels 
Fisert, sich ruhig zu Bette zu legen, leisteie Kayser 
eine Folge, widersetzte sich der ihm angedrohten 
Arretierung, indem er mit Händen und Füßen um 
ich schlug und nur mit Gewalt in Arrest verbracht 
verden konnte. Kayser will bei dem kritischen 
Vorfall so betrunken gewesen sein. daß er nicht 
pußte, was was er that, doch konnte eine sinnlose 
Trunkenheit nicht konstatrirt werden. Er erhielt 1 
Jahr 3 Monate Gefängniß 
*7Schweinheim (cbei Aschaffenburg,) 9. 
Jan.? Heute starb dahier der Pfarrer, geistlicher 
stath und Jubelpciester F. E. Stein. Mit ihm 
chied der älteste Priester der Diözese Würzburg aus 
ziesem Leben. Geboren am 24 Okt. 1795 zu Feldkahl, 
erreichte der Verstorbene das seltene Lebensalter von 
)1 Jahren 293 Monaten; am 18. Dezember 1819 
um Priester geweiht, gehörte er 67 Jahre lang dem 
zeistlichen Stande an, von denen er 49 Jahre 4 
Monate als Pfarrer dahier verlebte. Er lebte nur 
einem Berufe und genoß die allgemeine Achtung 
.f Augsburg. Vor länger? als einem 
Jahre starb ein hiesiger Gastwirt und wurde auf 
»em katholischen Friedhofe beerdigt. Von manchen 
yi lleicht bereits vergessen, hat ihra doch sein Hund 
zie Anhänglichkeit bis übers Grab hinaus bewährt. 
ßon Zeit zu Ziit besucht nämlich das treue Tier 
hne alle Begleitung das Grab seines Herrn. Vor 
inigen Tagen wurde er dort stillsitzend, beinahe 
rfroren aufgefunden nud so oft er auch zum Fried⸗ 
jof hinausgejagt wurde, keine Schläge halten ihn 
ib, er kommt immer wieder. 
f Augsburg, 10.. Jan. Die von der ver⸗ 
erstorbenen Kämmerers- und Rittergutsbesitzers 
Wittwe Gräfin Guiot von du Ponteil von hier, für 
Vohlthätigkeitanstalten u. s. w. ausgesetzten Legate, 
rreichen die namhaftesSumme von 1,750,000 M. 
FNürnberg, 6. Januar. Die härteste 
ztrafe, welche wohl je wegen Milchverwässerung 
»erhängt worden ist, dücfte gestern an hiesiger Ge— 
ichtsstelle Uber die Bauersftau Kleemann aus dem 
enachbarten Dorfe Schweinau ausgesprochen worden 
ein. Dieselbe wurde nämlich zu viermonatigem Ge⸗ 
üngniß und zu 600 Mark Geldstrafe verurtheilt. 
Diese Strenge wird erklärlich, wenn man hört, daß 
nan es hier mit einer, wie es scheint, ganz unver⸗ 
»sserlichen Milchpantscherin zu thun hat. Die Frau, 
zie beiläausig bemerkt ganz wohlhabend und zudem 
zoch kmderlos ist, ist wegen des gleichen Vergehens 
eteits fünf⸗oder sechsmal vorbestraft; schon die letzte 
ieser Vorstrafen, die erst im Laufe des vorigen 
Sommers über sie verhängt wurde, war fast eb⸗ 
ttreng, wie die jetzige. 
F (GBom Redaktionszimmer auf, 
Zühn e.) In der nächsten Woche wird, wie 
Lürnberg geschrieben wird, der Redakteur der 
‚Allg. Ztg.“, Herr Hauptmann a. D. Mayher, 
»ortigen Stadith⸗ater als Prinzregent im Nae 
ager von Granada? auftreten. Ein Redaktionsm 
jlied des „Corresp. v. u. f. Deutschlaad,“ H 
). Kern, wird auch in den nächsten Wochen sein 
ersten theatralischen Versuch machen. 
FNMürnberg, 11. Januar. Bei 664 8 
isitationen in Wirthschaften hat die Polizeibeht 
310 wesentliche Beanstandungen ergeben; 57 Wir 
ührten Bierspritzen, bei 18 wuͤrde Unreinlichkeit 
deller und in den Geräthschaften beanstandet 
jatten saures Bier, 6 zu kleine Schenkgefäße, 
nichtgeaichte Probirgefäße. 
F Iserlohn, 10. Jan. Zwischen 
Iserlohner Ost- und Westbahnhof sand gest 
Abend kurz vor acht Uhr ein großer Felsst 
in dem Augenblicke statt, als der fällige Person 
zug herankam. Mit einem furchtbaren Kr— 
zrasseiten die herabstürzenden Felsmassen auf 
Bahngele se und die Lokomolive, die letztere d 
tändig erschütternd und zertrümmerd. Der? 
tand sofort still, was in der Verbindung mit 
urchtbaren Erschütterung die Passagiere mit pe 
schem Schrecken erfüllte. Es ist ein wahres Wu 
der, daß größeres Unheil verhütet wurde. N 
ꝛinige Passagiere haben leichte Queischung 
erhalten. Die Strecke ist auf mehrere Tage 
verrt. J 
PBingen, 10. Jan. Ein Schüler des h 
inter dem. Namen, Viktoriastift“ bestehenden Leh 
nstituts für englische Zöglinge, im ungefähren Al⸗ 
on 17 Jahren brach heute Nachmittag beim Schli 
chuhlaufen an einer gefährlichen Stelle der sog Krip 
im Rhein ein und ertrank. Der Unglückliche wurd 
von beherzten Männern herausgezogen; alle Wieder 
jelebungsversuche waren jedoch vergeblich. 
F Treis, 10. Jan. Heute verunglückte hier 
elbst auf der Jagd ein Forstelebe aus Carder 
Im einen angeschossenen Fuchs vollends zu tödter 
»rehte er laut der „Tr. Losztg.“ sein Gewehr un 
ind versetzte ihm einen Schlag mit dem Kolben 
Das Gewehr entlud sich, nund der Schuß gin 
zem Eleben in den Veib. Nach einer halben Stum 
var er eine Leiche. 
fCrefeld, 10. Jan. Die Strafkammer ve 
urtheilte eine gewisse Franzisko Scholten, welch 
unge Mädchen nach Holland verhandelte, zu sech 
Fahren Zuchthaus. 
F Die Ziehung der Köhner Dombau⸗Lon 
erie ist nach einer Mitteilung des Generalagente 
Dda die Loose nicht sämmtlich abgesetzt worden find, 
derlegt und findet in der ersten Hälfte des Men⸗ 
Marz c. statt 
FBremen, 12. Jan. Der Tod des Herr 
rüderitz scheint noch nicht erwiesen zu sein. Di 
„Weserztg.“ schreibt nämlich: Herr Adolf Lüderitz 
hef des Hauses F. A. E. Lüderitz, ist seit letztem 
Frühjahr in Südwestafrika. Er hat verschiedene 
steisen im Lande unternommen. Jetzzt fehlen aller— 
»ings Nachrichten von ihm und es sind dadurch 
in Kapstadt Besorgnisse hervorgerafen. Allein wu 
uns von seinem hiesigen Hause mitgetheilt wird, i 
hurchaus an der Hoffnung festzuhalten, daß er sid 
nit den Stationen oder mit den zur Aufsuchun 
ausgesandten Exrpeditionen wieder vercinigt. — 
leber Herrn Lüderitz erfahren wir ferner noch, daß 
er den Orangefluß hinabgereist und an der Mün— 
dung am 20. Oktober angekommen war. Von 
vort hatte er zu Schiff (in einem kleinen Fahrzeuge) 
rordwärts nach Angra Pequena segeln wollen. 
Uls er aber bis zum 6. Dezember nicht angekom— 
nen war, rüstete man die , Meta“? aus, um ihn 
„zu suchen. Bisher blieb das erfolglos. Es is 
iber durchaus nicht gewiß, ob Herr Lüderitz der 
illzu kühnen Versuch, durch die See nach Angro 
Pequena zu gehen, wirklich ausgeführt hat. Es if 
nicht unmöglich, daß er ihn gar nicht angeftellt 
der schnell wieder aufgegeben hat und nach dem 
Drangefluß zurückgekehrt ist, wo er mit verhältniß— 
nätzig großer Sicherheit reisen konnte. Auch könnte 
er von einem vorübersegelnden Schiffe aufgenommen 
cin. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß er sich 
janz wohl befindet. 
F Eine ganze japanische Kobonie ist in 
Begriff, in Berlin einzurücken. 25 Ja panesen trafe— 
ieser Tage in Bremerhaven mit demeLloyddampfe 
„Braunschweig“ aus ihrer Heimath ein. Es sin