Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
on „St. Jugberter Anzeiger⸗⸗ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
—R Sonntags mit Sseitiaer illustrirter Beilage. Das Blaͤtt lostet vierteljahrlich T. 60 B einschließzlich Tragerlohn; durch die Post bezogen BA 75 4, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 163 5, Neklamen 30 B. Bei 4maliger Einrüchung wird nur dreimalige berechnet. 
22. Jahrg. 
B 99. 
Freitag, 20. Mai 1887. 
Die Lage in Fraukreich. 
Ein Pariser Brief der „Krz. Ztg.“ schildert 
je seindselige Stimmung der niederen Schichten 
er französischen Bevölkerung gegen Deutschland 
düsteren Farben. Ein ferneres bedeutungsvolles 
Poment sei ferner die Schwäche der Regierung; 
je radikalen Führer würden dadurch ermuthigt, 
n ihrer Herrschaft über die breiten Massen des 
zanhagels vollen Gebrauch zu machen. 
Roch ist ihnen allerdings“, schreibt der Korre⸗ 
pondent, „die Absicht, den Revanchekrieg zu führen, 
uͤcht ganz ernst, denn mit Recht fürchten sie bei 
lücklichem Ausgange desselben eine Militärdiktatur, 
ei Unglücksfällen aber die Monarchie; schwingen 
ich aber durch Umstände, die Niemand berechnen 
ann, gedrängt, diese Führer zu dem festen Ent⸗ 
chlusse auf, die Waffen gegen Deutschland zu er— 
zeben, dann sind sie auch ohne zu große Hinder—⸗ 
uisse Herren der Lage: Durch eine dreiste Straßen⸗ 
xmonstration werfen sie die Regierung über den 
haufen, was um so leichter wird, als Boulanger 
sn ihnen gewonnen ist und entschlossen scheint, 
nuch vor den letzten Mitteln nicht zurückzuschrecken, 
venn der Zeitpunkt, ihn auf den Schild zu heben, 
zeeignet erscheint. 
Daß wir hier überhaupt einer unheimlichen 
zeit entgegengehen, weiß Niemand besser 
Us die Herren der haute finance. Die feinen 
Degane derselben riechen schon Pulver, oder besser 
zesagt — Petroleum — und man fängt an, die 
dostbarkeiten in Sicherheit zu bringen. 
„Gestern hieß es an der Börse, Baron 
Uphonse (Rothschild) packe! Sollten die Ratten 
virklich schon unser Schiff verlassen?“ 
Der Korrespondent sieht vielleicht zu schwarz; 
illein es wäre thöricht, sich gegenüber Frankreich 
iner optimistischen Betrachtungsweise hinzugeben, 
vahrend unsere wohlunterrichteten Regierungskreise 
ffenbar mit großer Besorgniß der Entwicklung der 
dinge jenseits des Rheines zuschauen. Die jüngst 
erfolgten Wahlen zum Pariser Gemeinderath haben 
as revolutionäre Element in demselben erheblich 
zestärkt, und es wäre nicht ohne Beispiel, wenn 
oerselbe gelegentlich die Herrschaft über Paris und 
damit auch über Frankrteich an sich risse. Der 
Mobilmachungsplan Boulangers wird in den deut—⸗ 
chen Regierungskreisen anscheinend ebenfalls mit 
MNißtrauen angesehen. Heute äußern darüber die 
Post“ und die „Kreuz⸗Zeitung“ gleichzeitig ihr 
inbehagen. Hören wir das erstere Blatt: 
„Die Mobilmachung zweier französischer Armee⸗ 
orps im Westen würde uns eine sehr viel größere 
Aufmerksamkeit zur Pflicht machen, als wenn die 
ßrenzkorps sich auf den Kriegsfuß setzten. Das 
bestceben der Franzosen ist — wie es von ihrem 
Standpunkt aus auch sein muß —, uns zu 
iberraschen, uns vor dem Aufmarsch unserer 
deere das Reichsland wenigstens vorläufig zu ent⸗ 
ꝛeißen. Ihre Grenzkorps haben zu diesem Behufe, 
unächst freilich wohl mehr in defenfiver Absicht, 
zhr viel größere Kopfstärke als die Korps im 
ennern. Bei uns ist dasselbe der Fall, unsere 
Garnisonen sind erst in allerneuester Zeit noch ver⸗ 
mehrt und verstärkt worden, die Franzosen uns 
iber darin noch dadurch erheblich voraus, daß ihre 
Feldartillerie einen großen Theil der Munitions⸗ 
ind andern Fahrzeuge bespannt hat. Auch selbst 
n diesem halbmobilen Zustande sofort in die Aktion 
zeworfen, würden die Uebelstände des Auftretens 
acht ganz fertiger Formationen in sehr viel ge— 
AAerem Grade sich geltend machen, als es 1870 
zei der Verwendung der ganz schwachen Friedens⸗ 
tämme der Fall war. Die Kavallerie ist ja ganz 
ertig; durch das Heranziehen von Landpferden 
ind der Beurlaubten der Artillerie und Infanterie 
ius der nächsten Umgebung der Garnisonen würden 
iber auch diese beiden Waffen in 48 Stunden so 
zut wie völlig mobil hecgestellt sein. Die Mobili- 
irung der Grenzkorps würde hiernach auch keine 
Zrobe für die Mobilisirung völlig unfertiger Korps 
ein. Die Zeitdauer und die Friktion jeder Art 
vürden viel geringer sein. Würde nun Boulanger, 
venn die beiden Westkorps fertig sein, sofort den 
rxisenbahntransport beginnen, so würden von da 
ib in vier Tagen vier bis fünf fertige 
Urmeekorps uünsere Grenze überschrei— 
en können. Darauf müssen wir vor— 
ereitet sein. Die Stimmungen find zu ver⸗ 
inderlich jenseits der Grenze. Eine friedliche 
stegieruug führt ohne jeden Hintergedanken die 
Mobilisirung aus, und wenn dieselbe fertig ist, 
ritt eine kriegerische Gewalt auf und läßt die 
Truppen nicht nach Hause gehen, sondern marschiren. 
Bürden wir da nicht gezwungen sein, auch einige 
ind zwar mehr als zwei Armeekorps (nicht im 
Osten, sondern im Centrum) mobil zu machen? 
„Ganz gewiß! Es würde dies aber nicht ein⸗ 
mal genügen, wir müßten zur rechten Zeit noch 
ille kriegsbrauchbaren Pferde und alle Mannichaften 
es beurlaubten Standes aus den Reichslanden 
inziehen. Sind erst die Franzosen im Lande, 
ann gehen uns Pferde sowohl als Menschen ver— 
oren, ein großer Theil der letzteren wird sogar 
»as, was sie bei uns gelernt haben, gegen uns 
yerwerthen.“ 
„Auch die „Krz.⸗Ztg.“ meint, daß man ange— 
ichts des Mobilmachungsprojektes bei uns in maß— 
jebenden Kreisen eine eventuelle Verstürkung auf 
driegsfuß für sämmtliche in den Reichslanden 
tehenden Truppen in Erwägung ziehen sollte, und 
ügt die bemerkenswerthe Aeußerung hinzu: „Viel⸗ 
eicht überlegen sich die Herren im franzöfischen 
driegsministerium die Sache noch einmal gründlich, 
he'sie den ersten Schritt zum Kriege 
hun.“ Und in der That kommt aus Paris die 
Deldung, daß die große Mehrheit der Budgetkom⸗ 
nission entschieden abgeneigt sei, den vom Kriegs— 
ninister verlangten Kredit für den Versuch der Mobili— 
irung eines Armeekorps zu bewilligen. Der Ausschuß 
verde demzufolge den Gesetzentwurf gar nicht zum 
gegenstande eines Berichts machen, sondern den— 
elben stillschweigend begraben. 
Muünchen, 18. Mai. Die Wahlkreisein⸗ 
heilung bleidt unveraändert, wie bei den Wahlen 
»om Jahre 1881. 
Berlin, 18. Mai. Entrevue zwischen 
daiser Franz Josef und Kaiser Wil—⸗ 
delm. Man schreibt dem „Sprudel“ aus Berlin: 
daiser Wilhelm wird dieses Jahr sein Lieblingsbad 
Bastein nicht besuchen, da die Aerzte es 
nicht für rathsam halten, daß der Monarch, dessen 
hesundheitszustand wohl kein ungünstiger, aber 
einem hohen Alter entsprechender ist, außer Landes 
seht. Es war eine sehr schwierige Aufgabe, den 
daiser für die Ansicht der Leibärzte zu bestimmen. 
In intimen Hofkreisen glaubt man, daß der Kaiser 
ür diesen, durch sein Alter gebotenen Verzicht 
uur durch eine in Aussicht gestellte Begegnung 
nit dem Kaiser Franz Joses auf deur— 
schem Boden gewonnen werden konnte. 
Berlin, 17. Mai. Ein Gesetz wegen Ver⸗ 
folgung und Bestrcfung von Spionen 
oll dem Reichstag noch in dieser Session zugehen. 
das Gesetz ist schon seit längerer Zeit geplant, 
und nicht erst durch den Fall Schnäbele veranlaßt. 
Berlin, 18. Mai. Der Reichstag berieth 
zunachst die Petition des Verbandtages der deut⸗ 
schen Thierschutz-Vereine, die Schlachtthiere nur 
nach vorausgegangener Betäubung durch Blut— 
entziehung, sowie daß dieselben nur durch geprüfte 
Personen und in öffentlichen Schlachthäusern ge— 
chlachtet werden dürfen. 
2025 jüdische Gemeinden beantragen dazu, 
über diese Petition zur Tagesordnung überzugehen. 
und die Gewissensfreiheit der Bekenner des jüdischen 
Glaubens zu schützen. 
Die Kommission beantragt diese und die Pe— 
ition der deutschen Fleischerinnungen dem Reichs— 
sanzler zur Erwägung zu überweisen. 
Das Haus beschließt hierauf unter Annahme 
des Amendements Windthorst, über die Petitionen 
»ezüglich des Schächtens zur Tagesordnung über⸗ 
zugehen und die übrigen Petitionen dem Reichs⸗ 
anzler zu überweisen. 
Berlin, 18. Mai. In der Reichstagskom⸗ 
nission ist laut Depesche der Fr. Ztig. von der 
tonservativ klerikalen Mehrheit die Innungs⸗ 
novelle entsprechend den früheren reactionären 
Anträgen Ackermanns umgeftaltet worden, so daß 
einer Innung also alle Privilegien verliehen werden 
müssen, wenn derselben mehr als die Hälfte der 
Gewerbtreibenden angehören. 
Das „Deutsche Tageblatt“ meldet, Contread⸗ 
miral Knorr habe Orden des Sultans von 
Sansibar für den Kaiser und Bismarck 
überbracht. 
Frankfurt a. M., 18. Mai. Es unter⸗ 
liegt jetzt keinem Zweifel, daß gegen die hier ver⸗ 
hafteten Anarchisten die Untersuchung wegen Theil⸗ 
nahme an der Ermordung Rumpf's und des Atten⸗ 
ats auf den Clesernhof schwebt. Es finden fort⸗ 
zesetzt Vernehmungen von Zeugen im ehemaligen 
Brozeß Lieske statt und zwar durch den Untersuch⸗ 
ingoͤrichter Fabricius vom Reichsgericht in Leipzig. 
Chemnitz, 19. Mai. Die Handelskammer 
ichtete laut Fr. Ztg. eine Petition an den Reichs⸗ 
ag, dahingehend, den Antrag der Arbeiter⸗Schutz⸗ 
ommission zum Gesetzentwurfe der Abgg. Hitze 
ind Lohren im Interesse der Industrie und der 
Arbeiter abzulehnen. 
Deutiches Reich. 
Müuͤnchen, 17. Mai. Der Prinz⸗Regent, 
zei welchem heute Mittags die Herrn Bürgermeisier 
Dr. v. Widenmayer und Rechtsrath Ruppert in 
Audienz empfangen wurden, hat die Genehmi⸗ 
jung ertheilt, daß die Centenarfeier auf 
jas nächste Jahr verschoben werde. Der 
segent billigte volllommen die Erwägung, daß sich 
iese Feier am besten für das Jahr der Kunstaus-⸗ 
tellung schon deshalb eigne; da ja König Ludwig 
. der hervorragendste Beschützer und Förderer der 
dünste gewesen. Auch die letzte Rundreise berührte 
er Regent und äußerte sich mit vollster Befriedigung 
iber die vielen Freuden, welche ihm diese Reise 
zereitet habe. 
München, 18. Mai. Die Urwahlen zur 
ayerischen Abgeordnetenkammer sind auf den 21. 
zuni und die Wahlen der Adgeordneten auf den 
8. Juni anberaumt.