Full text: St. Ingberter Anzeiger

xn Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
a Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Moutag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs 
—R Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 75 4, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 4. Neklamen 89 8. Bei Amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
P 130. 
Bestelungen 
auf den 
A 
für das 3. Quartal 1887 
uhmen noch fortwährend an: die Postanftalten, 
ie Postboten, die Umträger und 
Die Erpedition. 
Deutsches Reich. 
München, 1. Juli. Der heutige Tag bildet 
in der Entwicklungsgeschichte unseres Rechtslebens 
inen wichtigen Markstein. Heute sind es 25 Jahre, 
haß in Bayern die Trennung der Justiz von der 
gerwaltung ins Leben trat. Die Handhabung der 
zolizeigerichtsbarkeit war vordem den Polizei⸗ 
Lhötden anvertraut, das. Verfahren geheim, die 
zerufung sehr illusorisch; es gab kein Polizei⸗ 
rafrecht. Erst unter dem liberalen Ministerium 
Multzer und v. Neumayer wurde die neue Gerichts⸗ 
ganisation erreicht, die dann auch am 1. Juli 
8602 in's Leben trat. 
München, 3. Juli. Nach vorläufiger Zu⸗ 
ummenstellung gehören von den 158 bayerischen 
andtagsabgeordneten 55 der Landwirihschaft, 33 
er Industrie, dem Handel und Gewerbe an. 29 
ind k. Beamte (11 Justiz, 8 Verwaltung, 8 Unter⸗ 
richt, 7 sind rechtskundige städt. Beamte), 23 
ind Geistliche (darunter 2 protestantische) 11 sind 
Privatiers, 3 Rechtsanwälte, 2 Lehrer, 2 gehören 
)er Zeitungswelt (Bucher und Jäger) an. 
Berlin, 2. Juli. Dem Kaiser ist laut den 
glättern heute der Bericht zugegangen, daß die 
zeuesse Untersuchung der aus dem Kehlkopf des 
dronprinzen durch die letzte Operation entfernten 
Theile der Neubildung durch Prof. Virchow ein 
seht günstiges“ Resultat ergeben hat. Diese Nach⸗ 
icht soll auf den Kaiser einen sehr erfreulichen, 
uuch in seiner Stimmung sich äußernden Eindruck 
emacht haben.“ 
Berlin, 2. Juli. Nach einer gestern Mittag 
abgehaltenen Konfetenz der Leibärzte des Kaisers 
s dessen Abreise für den 4. Ju li festg e— 
settzt worden. Dienstag den 5. Juli Vormittags 
nifft der Kaiser in Ems ein, wo er drei Wochen 
yrbleiben soll. Die Abreise nach Gastein ist 
uuf den 26. Juli in Aussicht genommen. 
Straßzburg, 2. Juli. Heute Nachmittag 
sand die frierliche Einweihung des Denkmals Lud⸗ 
vigs J. von Bayern statt. Die Festrede hielt der 
ẽenatss kretär der Universität Schricker. Der frühere 
Unterstaats sekretär Mayr übergab das Denkmal der 
ʒtadt Straßburg. Die Uebernahme desselben er⸗ 
olgte durch den Beigeordneten Hochapfel. 
Aus land. 
Bukaresft, 2. Juli. Lupta versichert, der 
tsle Alt der Sobrauje werde die Wa hl Coburg's 
ein. Die Zustimmung Deuischlands, Oesterreichs, 
naliens, Englands und der Türkei sei ficher. 
Paris, 2 Juli. Der „France“ zufolge wurde 
e neue Vorlage wegen verjuchsweiser Mobilisirung 
es Armeekorps dertagt, refpektive auf nächstes 
jahr zurückgestellt. 
Paris, 2. Juli. Die „Republique francaise“ 
tlatt den radikalen Blättern gegenüber, die sich 
bet die „Deportation“ des Genccais Boulo ngelr 
eschweren. daß dissen Ernennung zu einem Kom⸗ 
nando vollkommen gerechtfertigt sei, was nur von 
Montaa, 4. Juli 1887. 
denen bestritten werde, die glaubten, daß ein 
Beneral nicht dienen müsse, sondern daß seine Rolle 
arin bestehe, in den Redaktionsbureaus der ultra⸗ 
adikalen Blätter zu paradieren und einen politisch⸗ 
nilitärischen Salon im Hotel du Louvre zu haben. 
„General Boulanger,“ schreibdt das Blatt, “stand 
engeachtet seiner angeblichen Ermüdung, die ihn 
niederschmetterte“, im Begriff, eine neue Ausgabe 
der. Umtriebe und Ranke zu veranstalten, die er 
chon einmal nach seiner Rückkehr aus Tunesien 
n demselben Hotel du Louvre mit einigem Erfolg 
esponnen hatte. Der Kriegsminister machte diesem 
biederbeginnenden Aergerniß dadurch ein Ende, daß 
r den General Boulanger mit einem Kommando 
etraute, wo er, indem er sich zugleich von seinen 
olitischen Erregungen auszuruhen Gelegenheit hat, 
adlich Beweise von seiner militärischön Fähigkeit 
blegen kann. Der Kriegsminister hat recht gehandelt. 
heneral Boulanger thäte wohl, seinen begeisterten 
Freunden, die ihm schon so viel geschadet haben, 
seyte mehr als je zu mißtrauen.“ 
Paris, 2. Juli. Nach hiesigen Meldungen 
vird die Sobranje definitid zur Fürstenwahl schreiten. 
Die Chancen schwanken zwischen Prinz Alexander 
don Battenderg, den in erster Linie das Volk und 
die Militärpartei unterstützt, und Prinz Ferdinand 
von Coburg, dem die diplomatische Welt ihre Hilfe 
eiht. Der Litztere soll nunmehr nach eingehenden 
Berathungen nicht abgeneigt sein, eine event. Wahl 
»ei der Sobranje anzunehmen. 
London, 2. Juli. Aus Kreta liegen hier 
alarmirende Nachrichten vor. Reibereien zwischen 
ver christlichen und mohamedanischen Bevölkerung 
osllen zu mehrfachen blutigen Zusammenstößen ge⸗ 
ührt haben. Die christliche Bevölkerung zieht sich 
in den Bergen zusammen, die mohamedanische flüch 
—D— 
bon neurm die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich 
jehen zu sollen. 
αααι 
Lokale und pferrische Nachrichten. 
-Zweibrücken, 1. Juli. Aus München 
rfährt das „N. Zw. T.“, daß auf die durch das 
Ableben des Herrn Notar Robert Faber in Er—⸗ 
edigung gekommene hiesige Notarstelle aller Wahr⸗ 
cheinlichkeit nach der kgl. Notar Hr. Jakob Hed 
in Grünstadt ernannt werden wird. 
— Kaiserslautern, 2. Juli. Als eine 
veitere Folge der Zahlungseinstellung der Firma 
Möser ist der heute erfolgte Konkurs der Firma 
Stöhr und Albrecht zu verzeichnen. Zum 
Zonkursverwalter wurde Geschäftsmann Rebmann 
»ahier ernannt. — Durch den hiesigen Vorschuß⸗ 
erein zahlt das Banthaus Joseph Kehr in Li— 
juidation seinen Gläubigern eine Abschlagsauote 
von 20 Prozent. 
— Wie die „Pfälz. Volksztg.“ mittheilt, ist 
zegen Herrn Verlagsbuchhändler Aug. Gotthold 
nKaiserslauternwegen Verbreitung antisemi⸗ 
ischer Schriften, welche s. Z. mit Beschlag b.legt 
vurden, Anklage auf Grund des Preßgesetzes und 
Strafgesetzbuches erhoben und derselbe nunmehr 
jor die nächste Sejfion des pfüälzischen Schwurge⸗ 
ichts verwiesen worden. 
— Carlsberg, 29. Juni. Hier ereignete 
sich der interessante und gewiß seltene Fall, daß 
eine Kuh, Herrn Johann Eberle dahier gehörig, 3 
dälber, also Drillinge, und zwar 2 Stiere und 
ein Tochterkalb, zur Welt brachte, welche sämmilich 
vohl gebildet und vorläufig vollkommen gesund 
nd munter sind. 
22. Jahrg. 
—“-Lambrecht, 29. Juni. Der seltene Fall 
der Bigamie ereignete sich hier, indem ein in Deides⸗ 
Jeimwohnhafter, schon sei 1871 verheiratheler 
Mann sich vor einigen Wochen hier wieder ver⸗ 
jeirathete. Gestern präsentirte die Frau desselben 
auf dem hiesigen Bürgermeisteramte ihren Trauschein, 
vorauf der Bigamist verhaftet wurde. Wie es 
nöglich war, daß der Betriffende zur zweiten Heirath 
ichreiten konnte, wird die gerichtliche Untersuchung 
zeigen. 
— Neustadt, 1. Juli. Gestern Nachmittag 
tarb dahier Herr Alexander Collot, Mitglied der 
Theaterdirektion der hiefigen Sommerbühne. Der⸗ 
elbe war bereits seit längerer Zeit an der Herz⸗ 
eutelwassersucht schwer erkrankt und der Tod mag 
hm daher ein willkommener Erlöser gewesen sein. 
— Speyer, 1. Juli. Am Samstag, den 
*7. Sept. d. J. wird hierselbst eine landwirth⸗ 
chaftliche Ausstellung für die Pfalz stattfinden. 
— Speier, Ii. Juli. Dem Besitzer einer 
Zägemühle, Herrn Gauy dahier, Schwiegersohn 
des Herrn BrauereiDirektors Heinrich Schwartz, 
purden heute Vormitiag vier Finger einer Hand 
zuich die Hobelmaschine abgeschnitten. 
— Der Theilhaber der in Konkurs gerathenen 
Firma Neubronner u. Repple in Frankenthahl, 
sepple, hat sich dem Gerichte freiwillig gestellt und 
vird nunmehr die Anklage wegen fahrlässigen 
Bankerutts gegen die Firma erhoben werden. 
Vermischtes. 
Saargmünd, 1. Juli. Der in Konkurs 
zefindliche Bankier J. Marr fils hier, welcher 
zor einigen Wochen auf Grund einer Kaution von 
20,000 Mt. vortäufig aus der Untersuchungshaft 
ntlassen worden war, ist neuerdings, nach einer 
nehrere Stunden dauernden vor dem Untersuch- 
ingsrichter stattgefundenen Vernehmung wieder 
erhaftet worden. Man bringt dieselbe allgemein 
nit dem von dem gerichtlich bestellten Buchrevisor 
ibgegebenen Expertenurtheil in Verbindung. Zum 
donturse selbst können wir bestimmt mittheilen, 
aßß nächster Tage eine Vertheilung von 80 pCt. 
fatifinden wird. (S. 3.) 
Mestz, 2. Juli. Gestern Abend starb 
nach laugem Leiden im 40. Lebensjahr der weit 
ekannte Münchener Wirih Huber. 
In Rorschweier im Elsaß' hat sich ein 
Finwohner an dem in ein Faß eingebobrten Nagel⸗ 
ohrer erhängt. Vor seinem Tod äußerte sich der 
debensmüde, das neue Brannweingesetz treibe ihn 
n den Tod. Bei einer so hohen Branntweinsteuer 
oͤnne er nicht mehr genug Schnaps trinken und 
eßhalb ziehe er vor zu sterben. 
F.Cassfel, 2. Juli. Der um 8 Uhr Abends 
n Frankfurt fällige Schnellzug der Weserbahn, 
velcher größtenthells Bremer und Hannover'sche 
Schuͤtzen enthieli, erlitt bei Hannöverisch. Munden 
inen Unfall an der Maschine. Die Geiftesgegen⸗ 
vart des Lokomotivführers verhütete weiteres Unglück. 
FeFrankfurt, 30. Juni. Ueber ein blutiges 
Renconire zwischen Jagdaufseher und Wilddieb 
nelden hiesige Blälter. Gegen 11 Uhr gestern 
Bormitiag wurde der Jagdaufseher Günther von 
zẽntheim durch einen Wilddieb schwer derl⸗tzt. Als 
zünlher die GGrenze zwischen dem Enkheimer und 
fechenheimer Wald passirte, trat am rothen Graben 
hm ein Wilderer entgegen und gab josort auf 
hünther Feuer. Demselben ist ein Arm zerschmettert 
ad vie Brust flark gestreift. Er wurde in eine