Full text: St. Ingberter Anzeiger

meFr. T.“ hat den Vorgang in folgende schwung 
bolle Verse gebracht·. —B 
Philipp Mühlmichels Heldenthat, oder der Kampf 
mist der Ringeilnatter: 3* 
Durch mehre Blätter läuft die Kunde — 
Und pflanzt sich fort weit in der Runde, 
Von dem gewaltig großen Recken, 
Zu Haus zu Kirchheim an der Ecken 
Im Thale dort, wo steh'n zwei Burgen, 
Hat er ein Unthier fühn erwurgen 
Von achthalbhundert' Millimeter. 
Nun wandert sicher wieder jeder 
Das Thal entlang zum Roͤhrenbronnen 
Er hat ja neuen Muth gewonnen 
Der Wandrer, nicht zu fürchten hat er 
Nunmehr die gräulich Ringelnatter. 
Der Lindwurm, furchtbar anzuschauen, 
Erfüllet jedes Herz mit Grauen. 
Denn er bewegt sich fort in Wellen 
Aftlang ·gerad fünfviertel Ellen, 
Hat beinah' eines Fingers Dicke. 
Das kleine Aug' sprüht Taubenblicke, 
Zweispaltig ist die schwarze Zunge 
Und stumm das Thier, weil schwach von Lunge 
Mit Gier verschlingt es seine Beute, 
Die lebend noch im Eingeweide. 
Die Mücken, Käfer, Würmer, Schnecken, 
Die dürfen schon vor ihm erschrecken, 
Und auch wohl Froschgethier und Mäuse 
Erscheinen ihm als leckre Speise. 
Nun denket Euch, mit einem Male 
Zeigt fich solch Thier im Wiesenthale! 
Da greift natürlich man zur Gabul 
Und fticht der Schlange in den Nabul. 
Dann wird fie in den Bach gebettet. 
Das Vaterland, — es ist gerettet! 
— Speier, 5. Juli. Die Generalversamm⸗ 
lung des baierischen Frauenvereins für die Pfalz 
wird dieses Jahr in Landau Mittwoch, 13 Juli, 
nachmittags 3 Uhr im Garten von Durand abge—⸗ 
jalten. Die Tagesordnung ist: 1) Begrüßung durch 
Herrn Bezirksamtman von Hartlieb. 2) Jahresbe⸗ 
richt, erstatiet vom Schriftführer des Kreisausschusses. 
3) Vortrag des Herrn Präsidialsekretärs Konrad: 
„Der baierische Frauenverein und die allgemeine 
Wohlthätigkeit.“ 4) Allenfallsige Anträge von 
Zweigvereinen. Hierauf soll in demselben Lokale 
eine gesellige Vereinigung der Mitglieder stattfinden, 
m mündlichen Gedankenaustausch zu ermögtichen. 
Die Mitglieder sämtlicher Zweigbeine der Pfalz sind 
zu dieser Versammlung eingeladen. 
Speyer, 6. Juli. Se. Exc. Herr Re⸗ 
gierungspräsident Stattsrath v. Braun ist heute 
zu einer mehrwöchigen Badekur nach Kissingen 
abgereist. Die Präsidialgeschäfte werden inzwischen 
durch Herrn Regierungsdirektor Wand erledigt. 
— Speher, 6. Juli Die giesige Polizei 
hielt gestern bei mehreren Mitgliedern der sozial 
demokratischen Partei Haussuchung nach sozial⸗ 
demokratischen Schriften. Dieselbe soll nach der 
„Sp. Zig.“ ohne Erfolg gewesen sein. 
F'Die pfälzische Kamfgenossenschaft 
läßt Folgendes bekannt geben: Der 18. Krieger⸗ 
sag der pfälzischen Kampfgenossenschaft beschloß be⸗ 
anntlich Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzregenten bei 
dessen Besuch der Pfalz eine Ovation darzubringen 
und wurde der erste Vorstand des Verbandes be— 
auftragt, zuständige Orts Erkundigungen über die 
Zeit der Reise Sr. Kgl. Hoheit einzuziehen, um 
die nöthigen Vorbereitungen treffen zu können. 
Daraufhin erhielt der erste Vorstand Dr. Schmitt, 
Suhrektor in Edenkoben, folgendes Schreiben: 
„München, den 29. Juni 1887. Euer Hochwohl⸗ 
geboren habe ich auf das Schreiben vom 26. ds. 
Mts. im Allerhöchsten Auftrage die Ehre zu er⸗ 
wiedern, daß Se. Königl. Hoheit der Prinzregent 
zwar infolge anderweitiger Bestimmungen zu Aller⸗ 
höchstihrem Bedauern nicht in der Lage sind, noch 
im Laufe dieses Jahres eine Fahrt nach dem links⸗ 
theinischen Bayern zu unternehmen, jedoch erfreut 
sein werden, im kommenden Jahre die schöne Pfalz 
»estimmt besuchen zu können. Mit dieser Mit⸗ 
heilung gebe ich mir die Ehre, die Versicherung 
ausgezeichnetster Hochachtung zu verbinden, mit der 
ich bin Euer Hochwohlgeboren ergebenster Freiherr 
Freyschlag v. Freyenstein. Generalmajor und Ge— 
raladjutant. 
— Frankenthal, 5. Juli. Die Strafkam—⸗ 
mer des hiesigen Landgerichts veruriheilte heute den 
Gewürzbhändler Georg Grüner von Ludwigshafen 
wegen Verkaufs gefälschten Pfeffers zu 300 Mk 
Besdstrafe. Der wegen des gleichen Reales ange 
klagte Kaufmnann Münch von Ludwigshafen wurde j vom Markgrafen Achilles von Brandendur 
kreigesprochen, da er beim Verkauf den Pfeffer Jahre 1462. Die Inschrift der Fahne — 
mmer als gefalscht bezeichnet hatte. 1 Ein jung Mannschaft sich billig soll im vre 
— Te i schieben üben, damit, wenn Krieg — * 
St. Wendel, 6. Juli. Ein Mann aus fie sei zum Streit gerüst.“ Die Kißtzinger —*— 
Hohe bei Kaiserslautern namens Lehmann wunde gilde hatte dem Markgrafen ein Fatnlein Suer 
am Samstag Morgen in einer Schindgrube bei gestellt, das sich 1462 in der Schlacht bei —* 
Osterbrücken aufgefunden. Derselbe hatte sich an besonders auszeichneee. 
einer Stange in die Grube herunkergearbeitet in fEin schöner Wunsch ist in den Versen Rohe 
der Abficht, Knochen zu entwenden und ist dann Hammerlings enthalten, welche der Vorsian 
in der Grube erstickt. Seine Frau, die bei ihm Empfangsausschusses beim Frankfurter Sciße 
var, lief vor Angst weg und machte erst am fol⸗ feste in seiner Begrüßungsrede an die Oestertehe 
genden Tage die Anzeige. zitierte: 
rTeier, 6. Juii. Der Luxemburger Schnell⸗ Daß Deutschlands Rohr und Oest'reichs dRer 
ug stieß gestern Nachmittag bei der Station Treubruderlich gefinnt ———— 
Wasserbillig mit einem Güterzuge zusammen. Der Vom Brennerjoch bis an den Belt 
etzte Wagen des Schnellzuges gerieth aus dem Und über'm Niederwald 
heleise, mehrere Wagen des Guͤlerzuges wurden Nie mehr Aug' in Aug. 
ertrümmert und beide Maschinen siark beschädigt, Nur Seit' an Seite knallt!“ 
o daß sich-ein grausiges Bild der Zerstörung btt. f Frankfurt a. M., 4. Juli. In au 
Zum Glück sind die Reisenden, mit Ausnahme -Schüttzenfesthalle wurde gestern ein Kellner b 
von drei leichtverletzten, jowie das Zugpersonal Hitzschlage getroffen und blieb sofort todt; auch 
mit dem Schrecken davongekommen. Wenn auch der Reftauration „Zum Würzburger Eck“ verschi— 
der Bahnveriehr durch den Unfall auf · der Strece Abends ein seit Jahren jeden Montag hierher up 
nicht unterbrochen ist, so treffen doch die Züge mi Markte kommender Viehändler infolge eines Hitß 
»edeutender Verspämng ein. ichlages. J 
F Nach einer Uebersicht über die Volks— Frankfurt a. M., 7. Juli. Der 6 
dichtigkeit wohnen auf der ganzen Erde durch- Jahre alte Glanzwäschereidefitzer Bezold hat der 
chnittlich auf einem qkm Land 11 Menschen. in Ausläufer und Glanzwäscherei Inhaber Julius Na— 
suropa jedoch 85, in Asien 19, in Airika 7, in mann (Gelnhauser Straße) erstochen. Beide lebten 
Amerika 3, in Australien 0,58. Die Reihenfolge in Feindschaft; B. glaubte, N. sei schuld ar seine 
er europäischen Staaten ist nach den neuesten Exmission. 
Zählungen folgende: Es wohnen auf 1 qkm in * Frankfurt, 7. Juli. In der Geln 
Sachsen 212, Belgien 198, Niederlande 131 hauserstraße hat gestern Abend ein Vermiether 
Hroßbtitannien mit Irland 118. Ztalien 104. seinem Miether, welcher fich nicht exmittiren lasser 
Deutschland 87, Preußen 81, Oesterreich (diesseits wollte, aufgelauert und todtgeschlagen. Nähen 
der Leitha) 77, Frankreich 72, Schweiz 72, Bahern Details fehlen noch. 
71, Russisch-Polen 58, Dänemark 53, Ungarn 51 x Die Entführung der jungen Frau des russisch 
Portugal 51, Rumänien 41, Serbien 40,. Spanien polnischen Gutsbesitzers Croset aus Interlaken duro 
34, Griechenland 31, Bulgarien 31, Türkei 27 denwücrttembergischen Sekondeleutnant Sche 
Bosnien 26, Rußland (ohne Polen) 16, Schweden ley macht in der Schweiz fortgesetztes Aufsehen, 
10, Norwegen 6 Menschen. Es wird jetzt gemeldet, daß Frau Croset verschwand 
Mannheim, 6. Juli. Gestern Nachmittag während Scholley zurückblieb und dem fassungslosen 
wurde in der Nähe der Stephanien Promenade ein Themann, welcher glaubte, seiner Frau sei ein Un⸗ 
Damenhut und ein Sonnenschirm aufgefunden, llück passiert, eifrig suchen half, bis er dieselbe ir 
welche Gegenstände anscheinend einer hiesigen Sicherheit wußte und ihr dann ebenfalls heimlid 
Bürgerstochter, die bermißt wird angehören. Ein im nachreiste. In Karlsruhe, wo das Paar zusammen⸗ 
dute angeheftete Visitenkarte läßt die Annahme traf, ist der preußischen Kommandantur Anzeige 
iemlich sicher erscheinen, daß das unglückliche Mäd⸗ gemacht worden. Die Schweizer Blätter beurtheilen 
hen aus einem bis jetzt noch unbekannten Grunde den Vorgang sehr hart. Nach Schweizer Gesetzen 
reiwillig den Tod gesucht hat. (N. B. L.) würde Leutnant Scholly vier Jahre Gefängnis er⸗ 
F Mannheim. Der Buchhalter eines hiesigen halten. 
größeren Etablissements ging mit 18,000 Mark F München. Zum IL. Pröäsidenten de 
Lüchtig und wird steckbrieflich verfolgt Bayerischen Veteranen⸗, Krieger- und 
FHeidelberg, 5. Juli. Nach einer aner Kampfgenossen-Bundes wurde Herr Gene 
ennenswerten Anordnung des hiesigen Bezirksamts allieutenant z. D. Joh. Heilmann dahier gewäblt 
saben die Ortsvorstände in den verschiedenen Ge- Der Bund, bekanntlich unter dem Protektorate St 
neinden des Bezirls darauf zu achten, daß die K. H. des Prinz-Regenten stehend, ist einer der 
Bierpressionen immer in gehörig reinem Zustande größten in ganz Deutschland, indem derselbe ewa 
ünd. 1600 Vereine mit fast 130,000 Mitgliedern zählt. 
F Kreuzunach, 4. Juli. Eine tragikomische F Dresden, 4. Juli. Der deutsche Aerzte⸗ 
Beschichte passirte am Sonntag Nachmittag bei der Tag, hinsichtlich der Mittel zur Bekämpfung der 
staiser-Au. Ein an Krücken gehender lebensmüder Turpfascherei sehr getheilter Ansicht, lehnte den 
Mann stürzte fich von der Ferdinandsbrücke aus Dresdener Antrag auf eine Petition an den Reichs 
olötzlich ins Wasser. Ein Conditorgehülfe des dag behufs entschrechender Abdänderung der Reichs 
Herrn Clüsserath sowie ein Schiffer, die Zeugen Gewerbeordnung ab, beschloß jedoch auf Antrag 
zieser Scene waren, eilten schnell zur Stelle und Aub Feuchtwangen die Erklärung: „die Wiederher 
brachten den Todescandidaten mit vieler Mühe stellung des gesetzlichen Verbots der Curpfuscherei 
vieder an's Land. Der Letztere war jedoch — ist anzustreben unter Aufrechthaltung der Freizügig 
im Gegensatz zu einem Curfremden, der den Rettern keit und anderer Grundrechte der approbirten Aerzte. 
eine Belohnung einhändigte — wenig dankbar f Bingen, 5. Juli. Ein heftiges Gewittet 
üc die muth- nund geführvolle und glücklich voll- mit Hagelschlag hat in den Gemarkungen von 
ührte That, denn er herrschte einen seiner Retter Langenbuchheim, Bretzenheim und Kreuznach sowohl 
nit den Worten an: „Lump! Hätt' ich gewußt, an Aeckern als auch an Weinbergen erheblichen 
»aß ich herausgezogen würde, wär ich nicht in's Schaden angerichtet. Ganze Weinberqge wurden 
Wasser gesprungen. Er wurde in's Hospital ver- weggeflößt. 
hracht. 7F Köln. Für Jäger interessant ist eine 
F Mainz, 6. Juli. Gestern Mittag um 2 von der hiesigen Strafkammer gefällte Enischeidung, 
Uhr ist über Ober- und Niederheimbach ein Wolken- welche, weil auf reichsgerichtliche Anordnung schon 
zruch gefallen. Weinberge und Felder sind abge- in der Revisionsinstanz erfolgt, wohl ziemlich fest 
chwemmt, ganz Oberheimbach mit Wasser und stehende Giltigkeit für alle zukünftigen Fälle hahen 
Schlamm überfluthet, das Vieh ist nothdürftig ge- dürfte. Ein Jäger hatte einen Treiber, den er für 
etiet, die Arbeit dieler Winzer auf Jahre dahin. ein Reh angesehen, erschossen. Die Aachener Straf⸗ 
Auch bei Lorch ist ein Wolkenbruch niedergegangen; kammer sprach den der fahrlässigen Tsdtung Ange⸗ 
die Eisenbahnstrecke bis Aßmannshausen war zeit⸗ klagten frei, die hiesige Strafkammer aber ber⸗ 
weise ganz, später noch auf einem Geleisesunfahrbar. urtheilte den unvorsichtigen Nimrod zu einem 
Bei Kreuznach und in Starkenburg hat Hagelschlaa Monat Gefängniß. Wenn schon — so heißt es 
hedeutenden Schaden gethan. in den Urtheilsgründen — eine Fahrlässigkeit im 
F Frankfurt a. M., 4. Juli. Die älteste Allgemeinen darin liege, daß der Angeschuldigte 
Fahne im gestrigen Festzuge war die Vereinsfahne sein Ziel nicht genau beobachtet, so sei derselbe in 
ver Schützengesellschaft Kitzingen a. M. Sie ist diesem Falle um so strafbarer, weil er seinen Stand 
ärtlich 425 Jabr alt, dern sie wurde gestifiet mit einem anderen Jager kurz vor der Katasttahd