Full text: St. Ingberter Anzeiger

st. Ingheyter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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RITTi. 
Dienstag, 19. Juli 1887. 
22. Jahrg. 
Deutiches Reich. 
München, 18. Juli. Prinzregent Luitwpold 
dente früh 9 Uhr inkognito in einem Extrazug 
ur Zusammenkunft mit dem Kaiser nach Bregenz 
ppgereist. Die Rückkunft erfolgt heute Nacht 1Uhr. 
zu seiner Begleitung befinden sich Oberstlieutenant 
hraf von Lerchenfeld und Rittmeister Frhr. don 
colfskeel, sowie Oberregierungsrath Pernwerth 
on Bärnstein. In hiesigen Hofkreisen wird in 
er Begegnung auf österreichischem Boden eine auf 
die Initiative des Kaisers und des Prinz⸗Regenten 
urüdzuführende Vereinbarung erblickt, welche das 
anige Freundschaftsverhältniß des Deuischen Reiches 
n Nord und Süd zu dem österreichischen Nachbar—⸗ 
zasnte in besonderer Weise bekunden soll. 
burger wird hier nicht als authentischer Ausdruckt 
der russischen Regierung angesehen. 
Wien, 18. Juli Der Prinz Ferdinand von 
Toburg bleibt vorläufig in Ebenthal und geht 
päter in ein Seebad. — Kaiser Wilhelm trifft 
norgen Nachmittag in Lend ein und reist Nach— 
nittags nach Gastein weiter. Heute Abend über— 
nachtet er in Innsbruck im Hotel, woselbst siebzehn 
Zimmer reservirt sind. 
Wien, 18. Juli. Die bulgarische Deputation 
vird bis zum Mittwoch hier verbleiben. Man 
vezweifelt entschieden, daß Rußland der Wahl des 
Loburgers zustimmen werde. 
Paris, 18. Juli. Die Kammer hat die 
zrobeweise Mobilisirung mit 329 gegen 118 
Stimmen genehmigt. Es werden 20,000 Mann 
und 10,000 Pferde eingestellt. 
London, 18. Juli. In einer Unterredung 
mit einem Wiener Korrespondenten der „Times“ 
erklärte Prinz Ferdinand von Coburg, daß er sich 
nicht auf eine Bahn drängen lassen werde, welche 
vahrscheinlicher Weise zu weiterer Entfremdung 
wischen Rußland und Bulgarien führen würde. 
sotale und pooarrrsche NRNacrimren. 
r. Schnappach, 18. Juli. Am Samstag 
traf Bischof Korum von Trier auf seiner Firmungs⸗ 
reise auch in Sulzbach ein. Der Empfang war 
ein großartiger, der Schmuck der Häuser, bestehend 
aus Kränzen, Fahnen und Heiligenbildern, ein 
aüberaus reichlicher. Segenspendend durchzog der 
Bischof die Stadt vom Badnhof bis zur Kirche. 
Fine große Menge war am Sonnabend schon 
Sulzbach zugeströmt, besonders auch aus hiesigem 
Orte. Die Zahl der Segensuchenden vermehrte 
sich aber gestern um ein beträchtliches. Nachdem 
die Firmung vorgenommen, verließ vorgenannter 
derr gegen halb 4 Uhr die Stadt Sulzbach. 
* Am verflossenen Sonntag fand zu Einöd 
der 11. Verbandstag des Feuerwehrbezirks Zwei⸗ 
hrücken siatt. Auf demselben war die Feuerwehr 
„5t. Ingbert vertreten durch ihre beiden Com⸗ 
mandanten die Herren J. Neymann und K. 
Becker. Von den 75 Gemeinden des Bezirksamtes 
gehören 44 dem Feuerwehrverbande an; von diesen 
waren auf dem Verbandstage 28 vertreten. Die 
Zahl der aktiven Feuerwehrmänner beträgt im 
Ganzen 2954 Mann; hierzu kommen noch 677 
dilfsmannschaften. Vorhanden sind im Bezirke 49 
große und 10 kleine Saug⸗ und Drucdhspritzen, 11 
dandspritzen und 3 Hydrophore. Inspektionen 
fanden im abgelaufenen Jahre 30 statt, Brande 
im Ganzen 33. Der von den Gemeinden an die 
Feuerwehr gewährte Zuschuß betrug 5276 M. 
57 Pf.; zur Anschaffung von Armaturstücken er⸗ 
hielt der Bezirk aus der pfälzischen Verbandskasse 
seit seinem Bestehen 33653 M. — Aus der Reihe 
der auf, der Tagesordnung des Verbandstages 
stehenden Punkte heben wir einen von den Ver⸗ 
tretern der Feuerwehr St. Ingbert, den Herren 
Neymann und Becker, gestellten Antrag hervor 
dahin zu wirken, daß im Berzirksverband Zwei— 
brücken eine Unterstützungskafse für verun— 
zlückte Feuerwehrleute gebildet werden möge. Der 
Antrag fand die Zustimmung der ganzen Ver— 
ammlung und wurde namentlich auch von dem 
derrn igl. Bezirkßamtmann Dr. Schlagintweit 
warm befürwortet und unterstützt. Auf Vorschlag 
desselben beschloß die Versammlung, den Bezirks— 
zusschuß zu ermächtigen, in Verhandlungen mit 
»em Bezirksamt einzutreten behufs Gründung einer 
zuf dem Prinzid der Friiwilligkeit und Gegen— 
seitigkeit beruhenden, von Seiten der Gemeinden 
des Bezirkes zu gründenden Kasse zur Versicherung 
der Feuerwehrleute gegen Unfälle bei Uebungen 
und Bränden. — Auf Ersuchen der Vertreter von 
St. Ingbert wurde als Ort für die nächste Bezirks⸗ 
dersammlung St. Inbert bestimmt. — Die 
Neuwahl des Bezirksausschusses ergab ols Resultat 
die Wiederwahl des bisherigen Ausschusses: 
des Herrn Bach mann⸗-Zweibrücken als Vorstand 
und der Herren Neymann⸗St. Ingbert, Lehrer 
Rummel-⸗Ensheim und Posthalter Lan g⸗Blies⸗ 
lastel als Beisitzer. 
— Zweibrücken, 19. Juli. Der oberhalb 
Bubenhausen liegende Rosenhof des Herrn Guts- 
zesitzer Esser int von diesem an einen Fremden 
derkauft worden, wie es heißt, sammt Schiff und 
Beschirr um 80,000 Me. 
— Pirmasens, 16. Juli. Der 19 Jahre 
alte Gustav Hach, Sohn des Seifensieders Hach 
von hier, ist beim Baden in der Donau zu Wien 
ertrunken. 
— Das Kreis-Comite des landwirth— 
schafthbichen Vereins der Pfalz hat be— 
ichlossen, zur Hebung der Viehzucht in den⸗ 
enigen Gemeinden, die einem Stammzuchtbezirk 
für das Glan⸗Donnersberger Vieh nicht angehören, 
auch in diesem Jahre eine Partie Simmenthaler 
Zuchtfafsel im Alter von 12 — 15 Monaten auf 
den Anfangs September l. J. in Simmenthal 
tattfindenden großen Viehmärkten für Mitglieder 
des Vereins anzukaufen. Das Kreis-Coraite richtet 
deshalb an alle Bezirks Comites das Ersuchen, sich 
mit den Gemeinden und Bullenhaltern, von denen 
eine Betheiligung zu erwarten sei, in's Benehmen 
zu setzen und Bestellungen derselben zu vermitteln. 
Die Bedingungen, unter welchen das KreisComite 
den Ankauf der Bullen besorgt, sind folgende: 1) 
Der Ankauf der Bullen in der Schweiz geschieht auf 
Kosten des Kreis⸗ Comites. 2) Das Kreis Comite legt 
den Kaufpreis vor und übernimmt das Risico, so⸗ 
wie die Kosten des Transports und der Verpfleg⸗ 
ung bis zur Uebergabe an die Besteller. 3) Die 
Besteller, welche Mitglieder des Landwirthschaftlichen 
Vereines sein müssen, haben ihre Stiere an einem 
noch näher zu bezeichnenden Tage gegen Erlegung 
des Ankaufspreises in Speyer in Empfang zu 
nehmen. 4) die gewünschte Höhe des Ankaufs- 
dreises, welche sich voraussichtlich zwischen 350 bis 
500 M. bewegen wird, kann ebenso wie das Alter 
und die Farbe in den von den Bezirks-Comites 
zu beziehenden Bestellzetteln angegeben werden. 5) 
Bestellungen müssen sämmtlich vor dem 24. Auguft 
l. J. gemacht werden. 
— Edentoben, 16. Juli. Von einem 
uüberaus schweren Unglück wurde eine hiesige Fa⸗ 
milie heimgesucht. Herr August Grünewalt, welcher 
sich vor 10 Tagen eine Verletzung an der Hand 
zugezogen, die bereits vernarbt war, fiel in Folge 
der durch die Wunde herbeigeführten Blutbvergiftung 
in Starrkrampf, der schon nach zweitägigem Kranken⸗ 
sager den Tod des in der Blüthe der Jahre 
stebenden Mannes herbeiführte. (Gegenw.) 
— Germersheim, 15 Juli. Seit einigen 
Tagen werden von dem hier garnisonirenden Kgl. 17. 
Infanterie-Regiment am Bahnhofe die neuen Ma— 
gazinsgewehre empfangen, und wird voraussichtlich 
bis Ende nachster Woche das ganze Regiment mit 
der neuen Waffe ausgerüstet sein. 
— Weisenheim a. S., 16 Juli. Gestern 
mähte der hiesige Ackersmann Georg Löwe II. mit 
»einen Tadlöhnern sein Korn im „Schlag“ ab. 
Ausland. 
Wien, 16. Juli. Die Note der Pforte in 
tetreff der bulgarischen Frage ist heute hier über⸗ 
reich worden. Die Antwort Oesterreichs Ungarns 
zürfte sfich nach der „Fr. Ztg. auf die Erklärung 
zeschänken, daß es gegen die Person des Prinzen 
jon Koburg keine Einwendung zu machen habe. 
Angesichts der wiedersprechenden Darstellungen über 
)en Eindruck, welchen der Empfang in Ebenthal 
uuf die bulgarische Deputation gemacht hat, wird 
von unterrichteter Seite versichert, daß der Eindruck 
iin entschieden deprimirender gewesen ist. —— Die 
uulgarische Deputation verlängert ihren Aufenthalt 
»is Montag und will Nachricht aus der Heimath, 
asbesondere über den Eindruck, welchen dort die 
Antwort des Prinzen gemacht, abwarten. Die 
hulgaren knüpfen an die bevorstehende Reise des 
Prinzen von Koburg nach Petersburg große Hoff⸗ 
ungen. — Nach einer Meldung der „Polit. 
Fotresp.“ aus London hat Rußland während der 
eßten Unterhandlungen der Bulgaren mit dem 
oͤrinzen von Batterberg und Koburg ein Pro—⸗ 
ramm aufgestellt, nach welchem mit Hilfe der 
bforte ein provisorischer Regent eingesetzt werden 
ollte, durch welchen eine neue Sobranje einzube⸗ 
ufen wäre; Rußland werde an diesem Programm 
efthalten. — Nach Warschauer Meldungen wird 
as russische Kaiserpaar im Laufe des Sommers 
dolen besuchen. Die Behörden erhielten bereits 
Instruktionen wegen der Empfangsvorbereitungen. 
Dan glaubt, die Reise des Kaiserpaares werde die 
dewahrung gewisser Konzessionen an die pol nischen 
Unterthanen zur Folge haben. Gouverneur Gurko 
ind Gehilfen beabsichtigen, den Empfang des Zars 
nöglichst glanzvoll zu gestalten, damit derselbe 
Anter jenem des österreichischen Kronprinzen in 
Zalizien nicht zurückbieibe. 
Wien, 16. Juli. Unterrichteterseits wird 
ehauptet, daß fich die günstigen Chancen 
ur den Koburger außerordentlich gemehrt 
aben. Ein Ansuchen um eine Audienz ist nach 
Idl bereits abgegangen. Einzelne Mitglieder der 
deputation sind bereits abgereist, die übrigen reisen 
Donug Abends, ohne Kalnoky gesprochen zu haben. 
gint sogar nach ipformirter Lesart als zweifel—⸗ 
v8. daß alle Mächte, mit Ausnahme Rußlands der 
Vehl des Prinzen bon Coburg zum Fuͤrsten von 
hulgarien zustimmen, beziehungsweise keine Ein⸗ 
dendung gegen dieselbe erheben werden. Auch von 
Seiten Frankreichs ist krin Widerspruch voraus⸗ 
usehen. da es die Legalität der Sobranje nie be⸗ 
winten und gegen die Person des Coburgers gewiß 
9 Einwendung zu machen hat. Die schroff 
kernna des Bruüsseler „Nord“ gegen den Co—