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—995 —* 1434 — 681 9 J.
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
det „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöochentlich mit Unter haltungs
blatt und Sonntags mit ðseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A 6 einschließlich Traͤgerlohn; durch die Poft bezogen 1. 75 , einschließlich
824 Zuflellungsgebnhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der VPfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5 , Neklanten 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
P 147.
Bestellungen
auf den ,„St. Ingberter Anzeiger“ für die
PNonate August und September werden
angenommen von den Postanstalten, den Postboten,
den Umträgern und der Expedition.
Deutiches Reich.
Muũnchen, 26. Juli. Der neue Nuntius
ztzdischhof Ruffo Scilla, wird bald nach seinem
bintreffen in hiesiger Stadt von dem Prinzregenten
in feierlicher Audienz behufs Uebergabe und Ent.
gegennahme der Kreditive empfangen werden.
XE
don maßqedender Stelle ist nunmehr festgestellt,
deß der Zusammentritt des Landtags am
15. September erfolgen wird. Das Budget be⸗
indet sich seit Samstag im Druck. Die Nach—
weisungen werden bald nachfolgen. Die Eröffnuͤng
eibst wird dem Vernehmen nach nicht im Saale
der Abgeord ietenkammer stattfinden und somit die
Auffahrt unterbleiben; es dürfte vielraehr der feier⸗
liche Akt diesmal unter großem Zeremoniell mit
einer Thronrede des Prinzregenten vor sich gehen.
Muͤnchen. 26. Juli. Aus Berlin wird den
NM. N. N.“ geschrieben: Wie ich Ihnen mit
destimmtheit“ melden kann, ist der Entwurf einer
Alters· und Invaliditätsversicherung der Arbeiter
diel weiter gediehen, als man allgemein bis jtzt
mnahm. Es sind nicht nur die großen Gesichs⸗
punkte aufgestellt, nach welchen man die schwierige
Materie zu regeln gedenkt, sondern es ist bereits
iine bis in die Einzelheiten gehende Vorlage nebst
einer Denkschrift ausgearbeitet, welche vor etwa 14
Tagen den verbündeten Regierungen zur Einsicht
nahme und Begutachtung zugegangen ist. Rück⸗
wußerungen sind begreiflicherweise jetzt, da der
bundesrath Ferien hat, in offizieller Weise nicht
dier eingelangt. Der grundsatzlichen Zustimmung
der Einzelregierungen ist man hier indessen sicher,
ebenso hofft man, daß auch über die Detailbeftimm⸗
ungen unter den Regierungen noch rechtzeitig eine
kinigung erzielt wird, welche die Vorlage des
ẽntwurss in der ersten Halfte der Reichstagsession
etiaten wird. Daß die bayerische Regierung mit
det Altersversorgung der Staatsbahnarbeiter ge—
ondert vorgehen will, hat nicht überrascht. Der
ẽrntwurf des Reichsgesetzes ist — theilweise auch
mit Rücssicht auf das Vorgehen Bayetns — aus-
drüclich auf die Beibehaliung bereits bestehender
kmzelversicherungen zugeschnitien.
München, 27. Zuli. Im Entwurf des
Jultusetats sind thatsächlich Aufbefserungen der
duschüsse für Besoldung der Lehrer und der Geist⸗
ichteit vorgesehen.
Berlin, 26. Juli. Laut verschiedenen Pri⸗
ratnachrichten aus London ist der deutsche
ronprinz an Vord des Schiffes „Victoria
und Albert“ mit der Ex-⸗Kaiserin Eugenie
usemmengetroffen, als er der Flottenschau bei
Spithead anwohnte. Die Kaiserin wohnte gleich
olls als Gast der Koönigin Victoria auf diesem
S dem Schauspiel bei. Der Kronprinz Fried⸗
ich Wilhelm und die Gemahlin des Kaisers Na⸗
vleon UI. tfrafen zuletzt bei der Eroffnaung des
pueztanals im November 1868 zusammen.
Der Papft hat, einem römischen Blatte zu⸗
e Kauser Wilheim und der Königen—
urarun von Sypanien zwei der gçgoldenen Pe—
Donnerstag, 28. Juli 1887.
22. Jahrg.
daillen zugeschickt, die zur Erinnerung an die päpst⸗
liche Vermittelung im Karolinenstreit vor kurzem
geprägt wurden. Die Medaillen vefinden sich in
sehr eleganten und kostbaren Futteralen von aus
gesuchter Arbeit und mit dem päpftlichen Wappca
welches in Miniaturmalerei ausgeführt ist. Auch
Fürst Bismarck und der spanische Exministerpräsident
Tanovas del Castillo haben dieselben goldenen Me—
zaillen zugeschickt erhalten.
Ausland.
Gaftein, 27. Juli. Kaiser Wilhelm
»adete heute Morgen um 8 Uhr und unternahm
um 10 Uhr emen Spaziergang auf der Promenade
jon wo er eine halbe Stunde später zurückkehrte
Zum Diner war der deutsche Militärbevollmächtigte
n Petersburg, Oberstlieutenant v. Villaume.
geladen.
Paris, 26. Juli. Eine Rede Ferry's beim
Schützenfest in Epinat macht großes Aufsehen.
Die Radikalen erblicken in derselben eine Anbahn⸗
ung zur Rückkehr an das Staatsruder und wüthen
wegen der lebhaften Ausfälle des Redners gegen
den lärmenden Patriotismus und General Boulanger.
Der frühere Premier erklärte, Frankreich sei der
enneren Zwiste wegen einflußlos auf die Geschäfte
Europas. Er toastete auf die allen Republikanern
und allen Franzosen offene Republick. (Fr. 3.)
— Die Repetirgewehre sind gestern in
Zweibrücken für das dortige Bataillon angekommen.
— Homburg, 25. Juli. Hier trat dieser
Tage folgende ortspolizeiliche Vorschrift in Wirk—
samkeit: Bei Ausschank von Bier dürfen nur solche
Pressionen benützt werden, welche die Luft von oben
aus dem Freien und zwar nur an Orten, wo sie
rein und underdorben ist, schöpfen. Die Röhren,
durch welche das Bier läuft, müssen aus Zinn, in
welchen nicht mehr als 100 Blei enthalten sein
darf, hergestellt werden,. Die Verwendung compri⸗
mirter Kohlensäure zum Herauspressen des Bieres
ist gestattet. Die erlaubten Pressionen sind gehörig
zu reinigen und wird die Reinhaltung durch eine
hierzu aufzustellende geeignete Person in Zwischen⸗
räumen von 8 zu 8 Tagen auf Kosten der Wirthe
controllirt.
— Diedesfeld, 24. Juli. Laut Regier⸗
ungs⸗Entschließung vom 16. d. M. wurde der
Otts polizei⸗Beschluß dahier genehmigt, wonach der
Bebtrauch von Prejffionen beim Bierverzapf ver⸗
boten und die vorhandenen binnen zwei Monaten
von der Publikation an gerechnet, zu entfernen sind.
— Albersweiler, 25. Juli. Heute Nach—
mittag halb 4 Uhr ereignete sich beim Sprengen
von Felsen durch Pulver ein bedauerlicher Unfall,
indem der 34jährige verheirathete, am Steinbruch
der pfälz. Eisenbahn beschäftigte Heinrich Matz von
Rinnthal von einem zur Seite geschleuderten Gra-
nitstein derart am Hinterkopfe getroffen wurde,
daß das Hinterhauptbein sprang und der Getroffene
lebensgefährlich darniederliegt.
— Aus Bad Gleisweiler wird der „Pf.
Post“ gemeldet, daß der Componist des „Trompeter
von Säckingen“, Herr Victer Neßler aus Straß⸗
hzurg, nach sechswöchenllichem Gebrauche der Kalt—
vassercur, vollständig geheilt, von dorten wieder
abgereist sei.
— In Mutierstadt erschoß sich der Schuh—
machergeselle J. Nagin. Motiv unbekannt.
— Freinsheim, 25 Juli. Herr Philipp
Lind II. von hier hat schon seit einigen Tagen
vollstäͤndig reife Aepfel. Es sind dies die die soge—
nannten Alexanderäpfel, welche von höchst feinem
Beschmacke sind.
Lokale und pfalzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 28. Juli. Da in diesen
Tagen die Gymnasialabsolutorien er—
rolgen, so ist für diejenigen Abiturienten, die nich
veiter studiren und sich einem andern Berufe
widmen wollen, folgende Bekanntmachung der
Beneraldirection der Posten und Telegraphen von
Interesse. Dieselbe lautet: „Diejenigen, welche
in diesen Tagen ein Gymnasialabsolutorium er⸗
halten, haben sich nunmehr zu entscheiden, welchem
debensberufe sie sich zu widmen denken. Es wird
deshalb gerechtfertigt sein, darauf aufmerksam zu
machen, daß sämmiliche nach den früheren Bestim⸗
mungen aufgenommenen Praktikanten für den
höheren Pofn⸗- und Telegraphendienst noch im Laufe
dieses Jahres Assistenten werden, während solche
Braktikaten nach den neuen Bestimmungen von
1885 noch nicht vorhanden sind. Gymnasialabsol⸗
denten, welche sich jetzt dem höheren Post⸗ und
Telegraphendienste widmen wollen, werden daher
nach dreijähriger Praxis und hierauf bestandener
Prüfung voraussichtlich sofort eine statusmaßig
Anstellung als Assistenten erhalten. Nach weiteren
drei Jahren, welche von der bestandenen Assi⸗
tentenprüfung an berechnet werden und von
velchen mindestens ein Jahr auf einer Fachschule
zuzubringen ist, kann um Zulassung zu der höheren
Dienstprüfung nachgesucht werden, nach deren Be—
tehen in nicht allzulanger Zeit eine pragmatische
Anstellung in Aussicht steht.“
* St. Inbert, 28. Juli. Dem Jahres⸗
dericht der hiesigen Lateinschule entnehmen wir
daß die genannte Anstalt das Schuljahr mit 61
S„chülern schließt. Darunter befinden sich 43
datholiken, 15 Protestanten und 3 Israeliten. 49
Jaben ihren Wohnsitz in St. Ingbert, 12 aus⸗
wärts. Die 1. Closse zählt 19, die 2. Classe 12
die 83. Clafse 11, die 4. Classe 14 und die 5.
Classe 5 Schüler. Das neue Schuljahr beginnt
Minwoch den 28. Sept. mit der Inscription. Am
29. und 80. Sept. finden die Aufnahms- und
Nachprüfungen statt, und am 1. Okt. beginnt so
ann der regelmäßige Unterricht.
Vermißchtes.
4 Frankfurt a. M., 26. Juli. Ein hiesiger
Börsenbesucher machte der Tochter eines armen
Handwerkers den Hof und versprach ihr schließlich
auch durch Wort und Schrift die Ehe. Die Eltern
des Maädchens drängten schließlich zur Heirath.
Der Bräutigam hatte jedoch alle Lust dazu ver-
zoren. Er bot eijne Abfindungssumme von einigen
hundert Mart. Das Maädchen reichte nun Klage
auf Ehelichung ein. Noch ehe man zur Verhand⸗
ung kam, hatte man jedoch einen Vergleich zu
Stande gebracht, wonach der Verlobte durch so⸗
jortige Zahlung von 15,000 Mt. wieder frei sein
sollte. Bier Wochen nach Zahlung der Summe
berlobte sich das Madchen mit einem hiesigen Kauf⸗
mann, was dem ehemaligen Bräutigam zu Ohren
kam. Derselbe behauptete nun, beweisen zu können,
daß das Mädchen schon während seiner Verlobungs⸗
zeit mit dem jetzigen Bräutigam ein Verhältniß
Jehabt habe und verlangte Herauszahlung seiner
15,000 Mk. Dies hatte zur Folge, daß das
Madchen in Gesellschaft seiner Eltern nach Amerila
auswanderte.
Mainz, 26. Juli. Gestern wurde hier
Schneider wegen Bigamie verhaftet. Derdelbe