Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts · St. Ingbert. 
7 St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltung— 
giu und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 4 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen I.M 75 4, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, Iß 4, Reklamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
h 154. 
Sonntag, 7. August 1887. 
22. Jahrg 
Deutiches deich. 
Muͤnchen, 5. Aug. Die „M. N. Nachr.“ 
hpüchen einen Rüdblick auf Katkow's Leben und 
dirken mit den Worten: Was an Feindseligem 
—* Deutschland geleistet wurde: die rohe Ver⸗ 
ung des Deutschthums in den Ostseeprovinzen, 
e Vertreibung der Deutschen aus den Westgou⸗ 
anements, der Rechtsbruch des Ukases über fremden 
ndbefitz, die Aufführung der Zoll⸗ und Verkehrs⸗ 
qranken: Katkow hat zu all diesen Maßregeln 
gichürt und gehetzt, bis der Tod die Feder, diese 
dibare Waffe, der nimmermüden Hand enriß 
low ist tot. Der Panslavismus aber lebt und 
deuischland hat keinen grimmigeren Feind. Aber 
vch Rußland hat nur Früchte des Fluches geerntet. 
das Bestreben auf die äußere Machtstellung des 
ingeheueren Ostreiches hat die thönernen Füße des 
zolosses übersehen. Rußlend hat seine inneren Feinde, 
ie Rebolutionäre und Nihilisten, die Beamten- 
rcuption und Volksaussaugung, die Trägheit und 
zqlaffheit seiner Staatsorganisation, die Ver— 
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ind während es seine Augen unverwandt. üher die 
Destgrenzen richtet, nagt im Innern geschäftig der 
durm. Das ist das Tragische in dem G.schick 
dattow's, daß er, der mit glühender Seele die 
größe seines Vaterlandes wollte, doch an seinem 
meren Fall gearbeitet hat. 
Münster, 4. August. Dem Franciskaner⸗ 
uden ist durch Erlaß des Cultusministers die 
Biedereröffnung seiner Ordensniederlassungen zu 
Rünster und zu Dorsten, dem Kapuzinerorden die 
iederlassung zu Münster behufs Aushilfe in der 
Seelsorge gestattet worden. 
Ausland. 
Brüssel. Der Herzog von Nassau soll nicht 
großherzog don Luxemburg werden, wenn der 
dnig der Niederlande von dem Schicksal der Sterb⸗ 
ichen ereilt wird, so erklären die Franzosen; sie wollen 
as Land den Belgiern üerlassen. „Die Kandi 
aatut Nassau“, schreibt der „Etoile Belge“, wird 
iuf allgemeinen Widerstand stoßen“. Begründet 
witd dieses Verlangen, Luxemburg an ein anderes 
dand als Deutschland angeschlossen zu sehen, damit, 
oß man französischerseits geltend macht, das Groß— 
getzogihum sei ein durch und durch „französisches“ 
lund. Diese Behauptung ist geradezu unsinnig; 
ne Statistik lehrt uns, daß die Bevölkerung 
uxemburgs fast durchweg deutschen Stammes sei. 
lnter den reichtich 213000 Einwohnern, wecche 
die Volkszählung vom 1. Dezember verzeichnete, 
jab es nur etwa 3⸗ bis 4000, die sich der fran— 
oͤsischnn Sprache als Umgangssprache bedienten. 
die Pariser Syndikatslammer der Gewerbe hat 
ach einer Berathung mit den Syndikatskammern 
ion St. Etienne und Lyon der Pariser Handels— 
anmer mitgetheilt, daß die Geschäfte in den beiden 
tädten besser gehen, seit die dortiger Käufer vou 
ven d utschen Reisenden nichtz mehr kaufen und 
Men auch nichts mehr verkaufen und so verhindern, 
J ihre Muster in Deutschland nachgemacht werden 
wiolge dessen erhielten die Pariser Modewaaren— 
geschafte ein Rundschreiben, worin sie aufgefordert 
deiden, den Geschästsverkeht mit den deutschen 
ktisenden abzubrechen. 
Rouvier lätt gegenwäctig einen Gesetzentwurf 
heiten welcher bezwecken soll, den deutschen 
wn cuoglch von dem französischen Markte aus— 
uil R en. 
Wilhelm an den Papst anläßlich von dessen Priester⸗ 
ubelfeier sprach die hohe Befriedigung aus, daß 
s dem Kaiser und dem Papft in ihrem Alter 
noch vergönnt ward, den religiösen Frieden herzu— 
tellen. Der Papst erwiederte das Glückwünsch 
ichreiben alsbald mit einem eigenhändigen Schreiben, 
in welchem er seinen lebhaften Dank aussprich' 
und den Gefühlen des Kaisers sich voll anschließt 
von 32 Jahren das Schauspiel eines ungewöhnlich 
reichen und durch Schönheit seiner Meteore aus— 
gezeichneten Schwarms darbietet, ist der August⸗ 
trom von Jahr zu Jahr ˖geringeren Schwankungen 
in der Zahl der Meteore unterworfen und zeigt 
ich auf der ganzen Erde gleichmaßig. Da die 
Erscheinung gewöhnlich am stärtsten zwischen dem 
10. und 12. August beobachtet wurde, ist dieselbe 
nach dem auf den 10. fallenden Heiligen der 
„Laurentiusstrom“ genannt. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
— Der Mühlenbauer und Schreiner Karl 
Maus von Niederauerbach hat durch einen unglück⸗ 
lichen Sturz auf der Faustermühle einen Genickbruch 
erlitten und ist in Folge dessen gestorben. 
— Pirmasens, 3 Aug. Dem „A.“ zu⸗ 
folge hat sich der im blühendsten Mannesalter 
stehende Verghypser G. Ruph durch 4 Schüsse ent 
leidt. Motive unbekannt. 
— Kaiserslautern, 4. Aug. Die Ham— 
nelschlächterei für den Export nach Frankreich hat 
hveute hier begonnen und wird nunmehr in dem 
vorgesehenen Maßstabe regelmäßig betrieben werden. 
— Der 16jährige Tagner Jalob Merz von 
Dielkirchen wurde heute verhaflet, weil er im Ver⸗ 
dacht steht, einen jungen Burschen aus Steingruben 
durch einen Schlag lebensgefährlich verletzt zu 
haben. (Pf. Pr.) 
— Annweiler, 3. August. Seit einigen 
Tagen weilt der berühmte Afrikareisende Herr 
Berhard Rohlfs in unserer Stadt. Derselbe 
hjat in der Behausung des Herrn Müller J. Kün 
ktele Wohnung genommen. 
— Die Stadwerwaltung Neustadt a. H. er 
offaet eine Preisbewerbung auf Anfertigung der 
Pläne und des Kostenanschlags für ein Realschul— 
jebäude. Es sind zwei Preise zu 600 und 8300 
Mk. ausgesetzt. Preisrichter sind die Herren Bau— 
rath Behnke zu Frankfurt a. M., Stadtbaurath 
Dtt zu Straßburg und Stadtbaumeister Strieber 
zu Karlsruhe. Die Arbeiten müssen bis längstens 
15. Oktober beim Bürgermeisteramt Neustadt a. H. 
ingereicht werden. 
— Neustadt, 4. August. Seit Samstag 
st der an der hiesigen Volksschule angestelte Lehrer 
M., aus Waldsee gebürtig, spurlos verschwunden. 
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— Haßloch, 4. August. Das Jahresfest 
)es pfälzischen evangelischen Vereins für innere 
Mission wird am Sonntag den 14. August, Nach 
nittags halb 2 Uhr, dahier gefeiert werden. Die 
Direktion der Pfälzischen Bahnen hat den mis 
Legitimationskarten versehenen Festbesuchern Fahr— 
axermäßigung in der Weise bewilligt, daß die am 
13. und 14. August auf allen pfätzischen Statis— 
ien gelösten einfachen Billete nach Haßloch durch 
Abstempelung zur freien Rückfahrt am 14. und 
15. August berechtigen. Legitimationskarten können 
»urch Herrn Reiseprediger Ewald in Neustad! 
und Herrn Pfarrer Stempel in Mutiterstad! 
bezogen werden. 
— Sternschnuppen. Für die Zeit vom 
). bis 13. August stehen große Sternschnuppen⸗ 
älle zu erwarten. Zahlreicher als gewöhnlich 
werden, falls heller Himmel eintreten sollte, die 
seuchtenden Metcore, welche wir mit dem Namen 
Sternschnuppen bezeichnen, in diesen Tagen sicht— 
dar sein. Dieselben gehören einem Meteorring an, 
welcher in bestimmten Zeiträumen die Bahn unse— 
rer Erde kreuzt und dessen Beobachtungen bis zum 
zahre 830 n. Chr. zurück verfolgt werden können 
entgegen dem Novemberstrom, welcher in Perioden 
Vermischtes. 
München, 4. August. Se. k. Hoheit 
zer Prinzregent ist gestern einem Unglück ent⸗ 
jangen. Als der hohe Herr nämlich zum Central⸗- 
ahnhofe fuhr, um von dort zur Jagd abzureisen, 
tieß der Hofwagen mit einem Pferdebahnwagen 
usammen, und zwar in so heftiger Weise, daß ein 
Hinterrad des prinzlichen Gefährtes ein Stück vom 
Trittbrett abriß. Glücklicherweise hatte der Leib⸗ 
utscher so viel Geistesgegenwart, die Pferde zu 
hariren, so daß ein größeres Unglück verhütet 
wurde und der Prinzregent mit dem bloßen Schrecken 
davon kam. 
München, 4. Aug. Gestern Abend starb 
dahier nach langem Leiden der k. Oberlandes⸗ 
gerichtsrath Dr. H. C. v. Kurz, langjähriger Ab⸗ 
geordneter und Vizepräsident der Kammer der 
Abgeordneten. 
F Reitenstein Miederbayern), 2. August. 
Ein hiesiger Inwohner wollte auf die vor dem 
Hause grasenden Gänse schießen, traf jedoch die 
iin Hause beschäftigte Hausfrau, welche sofort 
todt war. 
F Nürnberg, 1. August. Ein sonderbarer 
Postdiebstahl, sonderbar durch eine schier unglaub— 
liche Plumpheit, wurde dieser Tage hier verübt. 
An eine Postfiliale war ein Geldbrief mit 1200 
Mtk. Inhalt eingeliefert worden. Kurz darauf er⸗ 
schien am Postschalter ein junges Bürschchen, welches 
zorher der Einlieferung als zufälliger Zeuge bei⸗ 
jewohnt halte und erbat sich im angeblichen Auf⸗ 
rage des Absenders den Brief zurück, da an dem 
Inhalt des Schreibenz noch etwas geändert werden 
olle. Der Postbeamte — haändigte den Brief 
inbedentlich aus! Bursche und Brief kdam aber 
nicht wieder. Erst zwei Tage später wurde der 
unge Dieb in einem benachbarten Städtchen auf⸗ 
Jegriffen; an der entwendeten Geldsumme fehlte 
ndessen schon ein beträchtlicher Theil. Der be— 
creffende Postbeamte ist briläufig bemerkt ein noch 
janz junger Mann, welcher kürzlich erst von Regens— 
zurg nach hier versetzt wurde. 
FHeidelberg, 4. August. Drei Knaben, 
die' sich gestern Abend auf dem Neckar beluftigten, 
tamen mit ihrem Fahrzeug, wie man erzählt, dem 
Schlepper zu nahe, wurden umgeworfen, und ver⸗ 
loren in Folge dessen alle drei ihr Leben. 
F Bonn, 2. August. Ein hier studierender 
ungarischer Graf hatte „sämmtliche Droschkenkutscher 
Bonns“ auf seine Kosten zu einem „Kommerse“ 
eingeladen. Derselbe fand gestern in einer Restau⸗ 
ration der Meckenheimerstraße staft, und hatten viele 
Rosselenker der Einladung, theilweise mit Familie, 
Folge geleistet. Es wurde recht flott kommersirt 
aund in den verschiedenen Reden die Nothwendigkeit 
des freundlichen Einvernehmens zwischen Studenten 
und Kutschern gebührend hervorgehoben, sowie un⸗ 
ählige Toaste auf den Gastgeber ausgebracht. 
xine Nachsitzung in der Kaiserhalle schloß die seltene 
Feier. 
om, 5. Aug. Das Schreiben des Kaisers