Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Tlöss. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 17. August. Furst Bismarck wird 
ach Beendigung seiner Kissinger Kur sich nur 
itje Zeit in Berlin aufhalten und den Rest des 
nmers in Friedrichsruhe zubringen, vorher aber 
och einen Ausflug nach der Stammbesitung 
zönhausen unternehmen. Ebenso wird der 
zechstanzler die Tage seines 285jährigen Minister⸗ 
ud Ministerpräsidenten⸗-Jubiläaums, den 23. Sep⸗ 
nber und 8. Oktober ds. Is., nicht in Berlin, 
ndern wahrscheinlich in Friedrichssruh erleben. 
Potsdam, 18. August. Die feierliche 
dagelung der neu verliehenen Fahnen hat heute 
atigefunden. Prinz Wilhelm vertrat den Kaiser. 
Ausland. 
Wien, 17. August. In hiefigen diploma⸗ 
schen Kreisen ist man überzeugt, daß Rußland, 
delche Wendung auch die Dinge in Bulgarien 
ehmen mögen, trotz alles Hetzens der chauviniftischen 
—DD 
vegen Bulgariens verstehen werde. Insbesondere 
soder Czar selbst bei seinem eutschiedensten Be—⸗ 
arren auf dem gegenwärtigen Standpunkte gegen 
in derartiges Einschreiten. Er soll geäußert 
ben: „Ich will keinen Krieg wegen 
zgulgariens.“ 
Wien, 18. August. Die Mehrheit der Groß⸗ 
nüchte überlüäßt dem Sultan als Suzerän, dem 
ütrsten von Bulgarien die Nichtanerkennung mit⸗ 
utheilen. 
Bukarest, 17. August. Das Journal 
kloile Roumaine“ sagt bezüglich der bulgarischen 
lngelegenheit: Wir Rumänen haben uns weder 
uszusprechen, noch für oder gegen eine Person 
zartei zu ergreifen. Wir haben einfach zu wuͤn⸗ 
hen, daß die bulgarische Krise so bald wie mög⸗ 
ich zum Wohle der benachbarten und befreundeten 
zation ihre Loͤsung erhalte. Wir haben überdies 
ie Pflicht, die Ereignisse jenseits der Donad auf— 
ham und als uneigennutzige Zuschauer zu ver⸗ 
Iaen. 
Paris, 17. August. Bezüglich der Meldung, 
ch Rußland, falls der Prinz von Coburg als 
fürst von Bulgarien anerkaunt werde, die Girtig⸗ 
eit des Berliner Vertrages nicht mehr 
nerkennen wolhle, nimmt man hier an, daß 
me solche ruffische Drohung den thathsächlich in 
setersburg herrschenden Ansichten entspreche; weiter⸗ 
ehend glaubt man sogar, daß Rußland auch ohne 
lche Anerkennung vom Berliner Vertrage zurück⸗ 
tten werde, falls es den Anschein gewinne, daß 
er Prinz von Coburg fich dauernd in Bulgarien 
chaupten werde; was jedoch nach russischer, übtigens 
ht anzuzweifelnder Ansicht nicht der Fall sein 
üͤrde. Die pessimistische Auffafsung geht dahin, 
cß die Lossagung Rußlands vom Vetliner Ver— 
age in Serbien und Bosnien Folgen haben würde, 
aBosnien lediglich auf Grund des 
zerliner Vertrages mit Oesterreich 
erbunden sei. Uebereinstimmend wird aus 
oustantinopel berichtet, daß Rußland große An— 
engungen mache, um die Türkei zum Ein— 
hreiten gegen Bulgarien zu bewegen; 
uch liegt nicht die geringste Aussicht vor daß die Tür⸗ 
die Politik der Unihaligkeit aufgeben werde. 
„Baris, 17. Aug. Die franzossche Regierung 
un ein Telegramm qaus Sansibar erhalten, in dem 
n Tod des Afrikareisenden Stanley als gewiß 
hesehen wird. Sianley wäre danach von seiner 
pe verlassen und dann ermordet worden. 
kondon, 18. August. (Devesche der „Fr. 
Samstag, 20. Auaust 1887. 
Jahrg. 
Zig.“) Der „Times“ zufolge sind gestern Briefen führer, denen sich der Prinz ausgeliefert hat. Au⸗ 
son Stanley eingelaufen,; dieselben ind vom 19. jzenblicklich, wo sie den Prinzen in den Händen 
juni aus Jambuya, einem Dorfe in der Nähe der daben, ist nicht mehr die Rede von einem Mini⸗ 
5tromschnellen Arvkini, datirt und theilt Stanley terium der Versöhnung. noch von einer Amnestie. 
n diesen Briefen mit, daß er und seine Leute sich Der Prinz kann die Regenten und die Minisier 
vohl befinden. bdon gestern nicht hindern, ihr Werk des Hasses 
Petersburg, 17. August. Das „Journal ind der Rache fortzusetzen, ja, letztere haben ihrem 
e St. Petersbourg“ glaubt zu wissen, daß der dandidaten nicht einmal abgerathen, sich den Segen 
ussische Geschaftsträger in Konstantinopel, Onou, »es Papstes in Rom zu ien in demselben Au⸗ 
n der That der Pforte eine Mittheilung gemacht fenblick, wo er fich vorbereitete, die Regierung über 
sabe, in welcher er gegen die Wahl und die An⸗ ine orthodore Bevölkerung auzutreten. 
unft des Prinzen von Coburg in Bulgarien Pro⸗ Konstantinopel, 18. August. Der ruffische 
est erhebt, und bemerkt: Es war unmöglich, die BSeschäftsträger erklärte angeblich dem Großvezier 
lusrede gelten zu lassen, hinter welche sich der atekorisch, daß, nachdem oer Czar seine Zustimmung 
Zrinz von Coburg in seinem Cirkular, worin er ind die Pforte die Sanktion der Wahl des Fürsten 
eine Abreise nach Bulgarien anzeigte, geflüchtet von Coburg verweigern, die Türkei den bulgarischen 
„jatte. Wenn der Prinz hat versichern können, kreignissen nicht mehr stillschweigend zusehen dürfe, 
aß etwaige Einwaͤnde sich nicht gegen seine Persen ondern handeln müsse. Die Situation wird als 
dendeten, sondern gegen die Ungesetzlichkeit des „höchst ernst betrachtet.“ 
lktes, durch woelchen er sich auf den bulgarischen Sofia, 18. August. Der Prinz von Coburg 
Thron berufen glaubte, und der Versammlung, angte heute Nachmittag aus Gabrowa, wo er die 
on der dieser Alt ausging, so ist es vollkommen dacht verbrachte, in Philippopel an, das großartige 
lar, daß mit dem Tage, wo es dem Prinzen be- dJorbereitungen getroffen hatte. Sämmtliche Städte 
iebte, die Rathschläge der bulgarischen Emissäre —üdbulgariens 'wetteifern in Zurichtungen zum Em⸗ 
ieber zu hören, als die, welche alle Mächte ihm ofange des Prinzen. 
rtheilten, der Prinz aufhörte außerhalb der Sache TEECCC..TTI— 
u stehen, und daß die Verantworilichkeit für das Die Eidesleistung in Tirnowa. 
Abenteuer, in welches er sich mit offener Verletzung Ueber den Verlauf der feierlichen Eidesleistung 
deg Rechtes der Machte und der Pforte, welche er n der Sitzung der Sobranje am Sonntag geht 
zloßsteln, auf ihn ganz und gar zurückfallt. — der „N. Fr. Pr.“ folgende eingehende Schilderung 
gezüglich der Depesche aus Konsiantinopel des In⸗ u, die wir der bemerlenswerthen Details wegen, 
alis, daß die Pforte die Anfichten der Maächte die sie euthält, reproduziren. 
iber die geeigneten Mittel zur Losung der aus Tirnowa, 14. August. Die Stadt Tirnowa, 
iesem Unternehmen entstandenen Schwierigkeiten nn welcher heute ein feierlicher Staatsakt stattfindet, 
ennen zu lernen wünscht, sagt das Journal: Wir velcher der Geschichte Bulgariens eine neue Wendung 
ind der Ansicht, daß keine Macht, ebensowenig wie jiebt, ist mitten in eine Schlucht hineingebaut. Die 
kußland, die Gültigkeit der Wahl des Prinzen, inansehnlichen Häuser derselben klimmen förmlich 
noch auch besonders die Gesetzlichkeit seiner Besitz, in den Bergen hinauf. Viele bulgarische Truppen 
rgreifung der Regierung in Bulgarien zugeben ind zu dem festlichen Empfange des Fürsten hier 
ann, daß auch fortan keine Macht diesen offen⸗ ingetroffen. Am Westende der Stadt, umgeben 
zaren Bruch des Berliner Verirages billigen wird don braunen Holzhäusern, deren architektonische 
ind daß hierin nicht der Ausgangspuntt der von Schönheit zum malerischen Charakter der Stadt 
der Pforte gewünschten Beralhung liegen kann. vesentlich beiträgt, steht das Gebäude der großen 
Ddas Journal bemerlt weiter: Was man wieder⸗ Sobranje. Es ist Eigenthum des Lesevereins und 
jolen muß und nicht aus den Augen verlieren igentlich das Theater von Tirnowa, in dem sechs 
zarf, ist, daß das Unternehmen des Prinzen von Dial im Jahre gespielt wird. Nun iß der innere 
Toburg auf keinerlei Art von Rechtstitel beruht, Taum ganz für Berathungszwecde adoptirt. Der 
jondern, daß dasselbe vielmehr nach allen Gefichts⸗ Zuschauerraum gehört den Deputirten, auf dem 
hunkten hin sich als ein verwegener Angriff auf zodium befinden sich der Tisch des Präsidiums, 
das europäische Recht und auf die Rechte der Mächte bie Ministerbank und die Plätze für die Steno⸗ 
darstellt, wie dieselben in dem Berliner Vertrage raphen. Diese sind sämmtlich mit schatlachrothem 
westgestellt worden sind. Kann man, wenn es den Tuche überzogen, die Sitzbanke der Deputirten da⸗ 
Machten gefallen sollte, eine Verletzung dieser Rechte jegen einfach und schmal aus Holz gezimmert. Hier 
inter den von uns hervorgehobenen Umständen itzen die Deputirten, wie der Zufall sie Plätze 
uzulassen, in der That voraussetzen, daß sich Ruße inden ließ. Es giebt keine Parteigruppirung nach 
and allein für verpflichtet halien könnte, als Vere echts und links. Jeder nimmt einen beliebigen 
heidiger dessen aufzutreten, was von diesen Rechten Sißz ein. Auch die Redekämpfe enwickeln sich nicht 
joch übrig bleiben würde? Der Artikel des „Jour⸗ jach unsern Begriffen. Die Opposition war jetzt 
nals de St. Petersbourg“ schließt: Uebrigens ist iemlich still. Sprach einer ihrer Redner, so schnitt 
as Alles die natürliche Konsequenz eines ersten in stürmisches Dolu (Hinunter) ihm den Redefaden 
Fehlers, der nothwendigerweise andere nach sich 1b. Das Haus der Sobranje ist heute so schmucklos 
jeht. So lange der Hrinz Ferdinand sich in vie immer, nur eine Triumphpforte trägt die In⸗ 
rbenthal befand, gefiel es ihm, ju verkünden, daß chrift: „Des Volkes Stimme ist Gottes Stimme“. 
eine Ankunft in Sofia das Signal einer allge- Der Saal ist nicht dekorirt, ein Schmuck desselben, 
neinen Beruhigung sein würde, die Männer, die das Bild des Battenbergers, ist mit einem Schleier 
ei den Ausschreisungen und Grausamkeiten der icht verhängt. Vor demselben steht ein reich ge⸗ 
degentschaft betheiligt waren, sollten einer gemäßigten chnitzter Eichenstuhl, auf dem der Fürst sich während 
degierung Platz machen, die Parteien sollten mit der der Ceremonie niederlassen soll. Gegen 10 Uhr 
nseuen Ordnung der Dinge ausgesöhnt werden dommen die erslen Deputirten. Es war gestern 
uurch eine allgemeine Amnestie. Äber das Alles hon Sitzung; die Mitglieder einigten sich, in dieser 
annte nicht stimmen zu der Rechnung der Vartei- zession alle Vartei⸗Unterschiede fallen zu lassen da