die 2. und 3. Feldcompagnie des 2. Pionier-
Bataillons zum Bahnhof, von wo dieselben alsbald
mittelst Extrazuges über Schwetzingen — Friedrichs⸗
jeld zu den Manbvern der 4. Division nach Unter⸗
franken befördert wurden. Die Ankunft in Melrich⸗
sadt erfolgt heuie Abend. — Gestern Abend reisten
zwei Mitglieder der hiesigen Sanitätscolonne, die
Herren Jakoh Velten und Valentin Mangold, als
Theilnehmer an dem unter Leitung des Herrn Dr.
Port siattfindenden Uebungskurses im Sanitäts⸗
dienste nach München. Die besagte Uebung wird
eine Woche lang dauern. Am Sonntag den 11
September firdet die Inspizierung der biesigen
TFolonne durch den Oberstabsarzt und kgl. Medizinal-
rath Herrn Dr. Kuby aus Würzburg statt.
Der im Manöverfelde bei Mellrichstadt
verunglückte Soldat aus Freim ers heim heißt!
dummel. Der junge Mann war mit der 11.
Kompagnie des 18. Regiments mit dem Flaggen-
Balaillon ausgerückt, um den Gegner zu markiren
und wurde auf noch unaufgeklärte Weise mit einer
Platzpatrone in die Brust geschossen. Derselbe liegt
nun schwer verletzt darnieder.
—8udwighafen, 4. Sept. Heute Nacht
gegen 1 Uhr wurde die Schutzmannschaft in die
Wirthschaft des Herrn Krebs in der Rohrbachstraße
gerufen, um eine revoltirende Gesellschaft, die dem
Wirihe Thür und Fenster eingeschlagen, zur Ruhe
zu verweisen. Die Schutzleute wurden jedoch mit
Steinwürfen empfangen und mußten sich, weil zu
schwach, Hilfe aus der Stadt kommen lassen. Mitt⸗
serweile degaben sich die Excedenten nach dem Po⸗
lizeilokal auf dem Hemshof und richteten dort an
Thuren und Fenstern gleichfalls Verheerungen an.
Als polizeiliche Hilfe aus der Stadt kam, wurden
die Unholde, etwa 10, überwältigt und in's städti⸗
sche Verwahrungslokal verbracht.
Am 1. Januar 1888 wird, dem Beispiele
don Ludwigshafen und Speyer folgend, auch in
Frankenthal eine Penfions⸗Anstalt für die Ge⸗
meinde⸗Angestellten ins Leben treten.
Vermischtes.
4 Aus Sulzbach schreibt der „Nürnb⸗
Anz.“: Ein Wirth veranstaltete ein Preiskegel⸗
schieben, bei welchem ein Theilnehmer den als Preis
nusgesetzten Hammel gewann. Was thue ich mit
dem Vieh, dachte sich der Preisgekrönte und bot
dem Wirihe, der zugleich eine Metzgerei betreibt,
den Gewinnst zum Kauf an. Indessen über den
Preis setzte es eine lange Debatte, da der Wirth
sicht mehr als 9 Mk. fuͤr das Thier geben wollte,
diefer Preis indessen wieder dem Gewinner als zu
niedrig erschien. Bei dem Hin⸗ und Herreden
außerie der Wirth, mit dem angebotenen Betrag sei
der Hammel überbezahlt; denn dieser lange ja kaum
füt drei Männer satt zu machen. Diese Aeußerung
griff der Gegner auf und proponirte eine Weite,
vonach der Wirth und noch zwei Mann, die er
ach auswählen konnte, den Hammel auf einen Sitz
verspeisen sollte. Gelang das Experiment, dann
sollte dem Wirth das Thier geschenkt sein, andern⸗
falls derselbe 13 Mk. Strafe zahle. Der Hammel
wurde alsbald in's Jenseits geschickt, 16 Pfund
schwer gebraten und der Wirth machte sich mit noch
wei anderen Leuten an die Arbeit. Binnen kurzer
Zeit hatten dieselben vor den Augen des Wettenden
den ganzen Hammel mit Stumpf und Stil vertilgt
und obendrein an den Knochen noch saubere Arbeit
oerrichtet. Der Verlierer zog dagegen unter unge⸗
heuerer Heiterkeit der Uebrigew hungrig und ohne
dammel ab.
x Die unglückliche Tochter eines Bürgers von
Ansbach, welcher vor einigen Tagen in Folge
der durch Verletzung mit einer Nadel herbeige-
führten Blutvergistung der rechte Arm abgenommen
werden mußte, ist im Laufe des gestrigen Tages
ihren Leiden erlegen.
FOchsenfurt, 2. Sept. Vorgestern Abend
wurde dahier eine 64jährige Frau, welche eben im
Begriffe siand, über die Straße zu gehen, von
einem in nachster Nähe abgefeuerten Schuß todt
zu Boden gestreckt. Näheres muß die bereits ein⸗
geleitete Untersuchung ergeben.
FFrankfurta. M., 2. Sept. Drei Brüder:
ein Keüner, ein Drechsler und ein Kutscher ge⸗
wannen am 31. August mit einem Braunschweiger
20 Thaler⸗Loos, das sie vor einigen Monaten von
dem verstorbenen Vater geerbt hatten, die Summe
—WuV
Ingenheim a. d. Bergstraße, 2. Septbr.
Fima drei Stupden von bier. oberbhalb des Dorfes
——
Reichenbach, befinden sich zwei gewaltige Felsen,
deren einer im Volksmunde längst den Namen der
„Hohenstein“ führt. Der andere Felsen wurde nun
zu Ehren des vormaligen Fürsten von Bulgarien
der „Alexanderstein“ getauft und ließ der Schwager
des Fursten, Graf Erbach ⸗Schönberg, auf dessen
ð biet die Felsgruppe liegt, dort eine Gedenktafel
inbringen, die kürzlich in Gegenwart der Familie
des Prinzen Alexander, worunter sich auch der
Fürft befand, welchem hierdurch eine Ueberraschung
vereitet werden sollte, enthüllt wurde. Die In⸗
chrift der Tafel laute: —
.An Alexander!
Hessens Sohn, Du tapf'rer Führer der Bulgaren,
Deinen Ruhm wird die Geschichte treu bewahren,
Schreibt ins heimathliche Felsgestein
Leuchtend ihn mit goldnem Griffel ein·“
der Siein wird von vielen Touristen und Ver⸗
inen besucht. Fürst Alexander, welcher in den
üngsten Wochen hier öfters bei seinen Eltern in
Schioß Heiligenberg sich aufhielt, wohnt zur Zeit
den Maunbbern der hesfsischen Truppen in Oder⸗
sessen, theilweise auch denjenigen der preußischen
Truppen in Wiesbaden als eifriger Zuschauer bei.
p In Karlsruhe wurde der Rathzsschreiber
Zondheim, stellvertretender Standesbeamter. von
der Strafkammer wegen Vergehens gegen 8 831
des R.St.⸗G.B. (Annahme von Geschenken) zu
3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Von der An⸗
lage wegen Untreue und Unterdrücung des Per⸗
onalstandes wurde er freigesprochen.
FKarlsruhe, 3. Sept. Soeben wurde
in Mädchen eingeliefert, das eingestanden hat,
Jier Kinder ermordet und bei Bulach in die Alb
jeworfen zu haben. Da indessen bisher keinerlei
stachrichten über das Auffinden einer oder mehrerer
Zindesleichen vorliegen, so dürfte wohl eher auf
Irrsinn des Mädchens als auf die Wahrheit ihres
jrausigen Gestandnifses zu richnen sein.
'Ersttickt. Aus Heusenstamm, 2. Sept.,
vird berichtet: In eigenthümlicher Weise ereilte
jier einen Arbeiter der Tod. Derselbe, im Begriff,
jach Offenbach zu gehen. nahm einige Schnäpse zu
sfich und biß in eine Blutwurst. Letztere blieb ihm
m Halse stecken, der Mann gerieth in's Husten und
die Wurst verstopfte die Luftröhre, was den Er⸗
tickungstod des Unglücklichen herbeiführte.
F Mannheim, 5. Sept. Gräßlich ver⸗
tümmell. In der Nähe des Neckarauer Uebergangs
vurde gestern Abend zwischen 10 und 11Uhr auf
dem Bahnlörper eine männliche Leiche aufgefunden,
velcher der Kopf vom Rumpfe getrennt war. Die
deiche war derart verstümmelt, daß man die einzel⸗
nen Körpertheile zusammensuchen mußte. In den
Zleidern der Leiche fand man außerdeuische Münz⸗
orten, so daß anzunehmen ist, daß der Mann,
wvelcher auf jeden Fall sich in selbstmöͤrderischer
Absicht auf das Geleise gelegt, ein Ausländer ist.
Die Leiche des bis jetzt noch Unbekannten wurde
nach der Leichenhalle auf dem Friedhofe tranus⸗
vortirt.
pEfringen, 4. Sept. Hier hat' gestern
Abend der Bliß drei Oekonomiegebäude in Asche
zelegt. Es war ein furchtbares Gewitter, welches
zie ganze Nacht hindurch andauerte.
F Vom oberen Necar, 3. Sept. Eine
Rabenmutter. Vor Jahresfrist verheirathete sich
ine Frauensperson von Bieringen, O.⸗A. Horb
nach dem Orte Kiebingen, O.⸗A. Rottenberg, wo⸗
ei sie ein 8Sjähriges Töchterchen ihres Mannes aus
rster Ehe antrat. Diesem war sie von Anfang an
ine wahre Stiefmutter; fie mißhandelte es häufig,
esonders wenn der Vater nicht daheim war und
zas Kind konnte ihr nichts recht machen. Letzten
Mittwoch verfiel das Kind abermals der Wuth des
ohen Weibes; sie prügelte auf dasselbe unbarm⸗
jerzig los, bis es todt oder wie to dt am Boden
ag. Um. nun ihre Unthat zu verbergen, nahm sie
ie Erdölflasche, leerte den Inhalt auf ihr armes
Opfer aus und setzte seine Kleider in Brand; ver⸗
rannt und entstesst fand man die Leiche. Anu—
änglich schien es in der That, als sollte der Me—
Jjäre ihr schwarzes Werk ungestraft gelingen.
NRiemand dachte an eine solche Scheußlichkeit, Jeder⸗
nann nahm an, daß ein unglüclicher Zufall das
Zind dem Feuer zu nahe gebracht. Bald aber
schlug das Blatt um, die öffentliche Meinung schöpfte
Verdacht und die Untersuchung hat denselben nun
n vollem Maaße bestätigt. Die Verbrecherin ist
verhaftet. Wie man hört, soll diefelbe das Mäd⸗
hen wegen des demselben zugehörigen Mutterguts
phobt baben. es ist also die Möalichkeit nicht aus
leschlossen, daß der Todtschlag sich noch als y
zedachter Mord enthüllt und die —
zurch den Vater. dem jedoch keine Schuld ba n
nsstin werden dann, das Kind beerben wollteh
. B. L.3)
f Ein Dampf⸗Veloziped, von dem hy
chinenfabrikanten G. Bausch in Cannstadt —*
tellt, verkehrt seit einigen Tagen in den done
Straßen. Dasselbe ist vierräderig, leicht n
ind fährt ziemlich geräuschlos. Die —
ragung auf die Räder geschieht vermittelft *
deite. Die Maschine besitzt *a Pferdekraft. et
F Inm eigentlichen Rheingau, welcher —
Waliuf beginnt und bei Lorch endet, hat man
etzt glücklicher Weise noch keine Spur der Reblau
jefunden, und zwar weder in Gärten noch
Veinbergen. — Auch in Rheinhessen in
Särten und Weinbergen, hat man trotz sorgfalutse
Antersuchungen ebenfasls noch keine Ansteckunge-
nideckt.
FBonn, 8. Sept. Gestern Nachmittag im
Uhr 52 Minuten wurde hier und in der Um—
jegend ein leichtes Erdbeben wahrgenommen, begleite
jon dumpfem unterrirdischem Rollen.
7 Koln, 3. Sept. Die Ursulinerinnen er—
jielten die Erlaubniß zur Rüdkehr in ihr hiesiges
dloster und zur Wiedereröffnung ihres Lehrerziehums
nstituts.
FStramme Touristen. Wahrend de
erflossenen großen Schulferien unter nahm Hen
Oberlehrer Dr. B. in Chemnitz mit seiner Frau
ind seinem 1 Jahr alten Söhnchen einen Ausflu
zurch das Erzgebirge, Fichtelgesirge, Egerland und
Bogiland. Das Kind saß während der Zeit im
dinderwagen, in dem auch das nöthige Gepͤd
intergebracht war. Auf der ganzen Strecke don
Themnitz über Marienbad, Eger, Franzensbad, Vad
Elster, Zwickau und zurück wurde die Bahn nu
dreimal für ganz kurze Entfernungen benutzt, se
daß mit Kind und Kinderwagen in 21 Wander—
tagen mindestens 500 Kilometer zu Fuß zurüd⸗
Jelegt wurden. Dabei sind auch hohe, steile und
elsige Berge mit dem Gefährt erklettert, und die
bequemere, aber schattenlosere Landstraße fast immet
zegen die beschwerlicheren, aber dühleren Waldweq
ertauscht. Den drei Reisenden ist der „Ausflu
refflich bekommen.
In Leipzig ist neuerdings das Projeh
der Erbauung eines Elster ⸗Saale⸗-Kanals abermal
nuf der Tagesordnung erschienen. Nachdem die
achsische Staatsregierung das fragliche Unternehmen
urch den Bau der LeipzigePlagwitzer Verbindung;
zahn indirekt wesentlich gefördert hat, hofft man,
umal auch der preußische Staat dieses Projeh
weifellos begünstigen wird, nunmehr die Leipziget
Zroßindustriellen sich in finanzieller Beziehung be—
heiligen werden. Die Kosten des Kanalhbaues,
dessen Ausführung auch der Stadt Leipzig die Vor⸗
heile des Schifffahrtsverlehrs bringen würde, sind
nuf etwa 4 Millionen Mark veranschlagt worden.
— Die 1d8jährige Tochter eines armen Land
chullehrers aus dem Wester wald, die vor einiger
Jaͤhren bei einer Frankfurter Familie Stellung ab
Ddienstmädchen fand, ging vor Jahresfrist mit der
Tochter des Hauses, gis diese sich mit einem Lun
»oner Kaufmann verheirathete, nach —X
zas Mädchen eine gute Schulbildung genossen hahr
und sich zu benehmen verstand, wurde es Gehel
chafterin der jungen Frau. Als unlängst die
Heiden eine Segelbootfahrt auf der Themse unher
iahmen, schlug das Boot um und während die
Zesellschafterin sich an demselben festhalten konnte,
jerieth ihre Herrin unter Wasser. Entschlossen et
riff das Maͤdchen die schon Gesunkene und mit
ufbietung aller Kräfte und unter eigener Lebenß
sefahr gelang es ihr, den Kopf der bereits bewußt⸗
dewordenen Dame so lange über Wasser
jalten, bis einige mit Booten herbeikommend
Ferren der Bedrangten Hilfe und Reltung drachtn
Zei dieser Gelegenheit verliebte sich einer der Relter
in junger, reicher Engländer, in die huhsche
nuthige Gesellschafterin und trug ihr seine ven
Rochvem er ihre Einwilligung erhalten hatu
reeiste er mit ihr zu ihrem Heimatsdorf im Weßet.
vald, um das Jawort des Vaters einzuholen und
)en alten Lehrer selbst nach England mitzunehmen
a ee Sea Die Wa
Ztg.“ meldet: „Gestern Abend hielt eine gunh
on Leuten, welche von dem Bankhause Sdh
icher u ompe in Frankfurt a. Me, durch den
Seneralvertrerer Westphal von hier Pramienlud
duf Ratenzablungen gekauft hatten, eine Veriamn