Full text: St. Ingberter Anzeiger

t. Juoherter Ameioe— 
Amtliches Organ des koͤnigl. Amtsgerichts St. Ingber 
— 
—J82 
⸗ * 
der St⸗ Zugterter Apgeiget erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Do rstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs 
nd onntags mit achtseitiger illustrirter Velae Das Blait kostet vierteliuhrlich TA66d anschließlich Trügerlohn; durch die Post bezogen 146 75 3 einschlie güch 
4 Zußel ungsgebuhr. Die Einruͤckungsgebühr fur die Kgespaltene Garmondzeile oder deren Raum befrägt bei Inseraten aus ver Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheili, 15 4, Neklamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
Sonntag, 11. September 18813. 22. Jahrg. 
Deutsches Neich. 
München, 8. Sept. In sozialistischen Kreisen 
vill die Frage, ob die bayerischen Sozialdemokraten 
nacht gethan hätten, für die baherischen Landtags- 
vahlen einen Compromiß mit der Volkspartei ein⸗ 
ugehen, nicht zur Ruhe kommen. Die Londoner 
zzialdemokraten urtheilen besonders über Herrn 
hrillenberger sehr absprechend. Zu Frohme, Kayser, 
giereck und Heine ist nunmehr auch Grillenberger 
elommen, der wegen seiner nicht waschechten sozial⸗ 
mokratischen Gesinnung angegriffen wird. 
München, 9. Sept. Die Staatsregierung 
pird die Erhöhung des Malzaufschlags um 6 Mk 
xer Heltoliter vorschlagen. Der Antrag auf Be— 
villigung eines außerordentlichen Zuschusses für die 
dofhaltung des Prinzregenten wird erfolgen, wenn 
jber die Höhe der Summe zwischen Ministerium 
und Kammer ein Einverständniß erfolgt ist. Jeden⸗ 
jalls wird nach dem „Fr. Journ.“ die Forderung 
mehr als 100,000 Mark betragen. a 
In der nächsten Woche tritt bekanntlich der 
eugewühlte bayerische Landtag zusammen, 
er einer auch für Bayerns Beziehungen zum Reiche 
eht bedentungsvollen Session entgegengeht. Neben 
er Branntweinsteuer ⸗Vorlage, die den Beitritt 
haherns zu der Branntweinsteuergemeinschaft be⸗ 
rifft, wird dem Landtag ein Gesetzent wurf wegen 
xet Gewährung von Mitteln für die Fertigstellung 
der bereits in Angriff genommenen strategischen 
Fisenbahnen, wozu vom Reich bereits Vorschüsse 
geleistet sind, zugehen. Außerdem rechnet man da⸗ 
auf, daß dem Landtage eine Vorlage wegen Ab⸗ 
mderung der Verfassung im Sinne der Beseitigung 
ded Prodisoriums der während der Regentschaft 
angestellten Verwaltungsbeamten und zur Ermoög⸗ 
lichung der Veräußerung von Krongütern gemacht 
verden wird. Selbstverständlich sind in dieser 
lufzählung nur jene Vorlagen erwähnt, welche 
dem Landiage bereits zu Beginn der Session zu⸗ 
gehen werden; im Laufe derselben wird er sich mit 
xrschiedenen anderen gesetzgeberischen Entwürfen zu 
zefassen haben, unter denen z. B. eine Alters⸗ und 
Invalidenversorgung der Eisenbahn · Bediensteten — 
iie erste Staatsanstalt dieser Art — genannt wird. 
Nürnbergq, 7. Sept. Die Sozialdemokraten 
jeabfichtigen den Eintritt in den Wahlkampf bei 
den Gemeindewahlen und sandten eine Petition an 
den Magistrat um Abänderung des bisherigen 
Wahlmodus. 
stissingen, 8. Sepibr. Der Reichskanzler 
fFürst Bismarck ist mit seiner Gemahlin heute 
dachmittag um 2 Uhr 10 Minuten von hier ab⸗ 
eteist. Die Spitzen der Behörden waren am 
dahnhofe zur Veraͤbschiedung anwesend. 
Berlin, 8. Sept. Fuͤrst Bismarck ist mit 
demahlin heute Nacht halb 1 Uhr hier eingeiroffen. 
Die niederrheinisch-westfälischen 
doahlenproduzenten (Dorimund, Bochum 
n Essen) wollen eine Art Monopolbank ins 
kben rufen, indem ein „Finanzsyndikat“ 
nebildet werden soll, welches den Vertrieb der ge⸗ 
ammten Produktion und damit die Preisbildung 
u übernehmen hätte. Das Finanzsyndikat soll sich 
wie bei der Spirituskoalition verpflichten, fuür einen 
wissen Zeitraum eine bestimmie Kohlenprodultion 
a einem festgesetzten Minimalpreise abzunehmen. 
der ganze Plan wird von dem nationalliberalen 
—AXX Dr. Ham macher, dem 
hrüsidenien des Vereins fur die bergbaulichen 
uteressen dez Dorimunder Oberbergamtbezits in 
der Zoeitschrife dos heete m iten⸗ 
VBereins“ Zdes Näheren entwickelt. Hierbei wird 
nitgetheilt, daß über den Plan bereits mit einigen 
zer größten und einflußreichsten Finanzlente Ber— 
ins, welche zugleich an dem westfälischen Bergbaue 
rheblich interessirt sind, Rücksprache gepflogen und 
zereitwilliges Entgegenkommen gefunden worden sei 
kin Grund⸗, beziehungsweise Garanliekapital von 
20 bis 25 Millionen Mark würde für die Zwecke 
des Syndikats erforderlich und ausreichend sein. 
Auslaud. 
Toblach, 9. Sept. Die, kronprinzliche Fa⸗ 
nilie unternahm gestern eine vierstündige Fahr! 
in das Praxerthal und machte später eine Prome⸗ 
nade nach dem VDorfe Toblach. 
Paris, 7. Sept. Die Bewegungen der beiden 
divisionen des 17. Korps gegeneinander sollen jetz! 
wischen Montréͤal und Villasavary stattfinden. 
ẽs soll dabei möglichst kriegggemäß hergehen. Die 
beiden Divisionskommandeure sind ganz selbstständig 
die höheren Vorgesetzten nur Zuschauer. Auch will 
man, wie der „Soir“ meldet, den Ambulanzen⸗ 
und Lazarethdienst üben; zu dem Zwed werden 
Soldaten bezeichnet, welche die Rolle der Ver— 
vundeten zu übernehmen haben, sie erhalten einer 
Zeltel, welcher die Art ihrer Verwundung angiebt 
Rach „Soleil“ hätte die Probe mit der Mobil 
machung folgende Ergebnisse festgestellt: 1) Aus 
rüstung, Bewaffnung, Kriegsgeräth und Vorräthe 
ind, wie sie sein sollen. 2) Die Mannschaften 
onnen wenigstens 24 Stunden früher marschfertig 
sein, also schneller als die Weisungen vorausgesehen 
haben. 3) Das Requiriren der Pferde muß schneller 
vor sich gehen. 
Mehrere am Sonntag in Toulouse angekommene 
nuf der Reise nach Lourdes begriffene bayerische 
Zeistliche werden streng überwacht. Zwar nicht in 
Toulouse und Umgegend, wohl aber in der Maine— 
et Loire will man jetzt auch einen ganz echten 
Spion entdeckt haben; ein untrügliches Kennzeichen 
ist, daß derselbe sich bemühte, bei seiner Verhaftung 
ein Papier mit verdächtigen Aufzeichnungen zu ver— 
schlucken. Der Verhaftete soll im Besitze eines 
bayerischen Passes sein und sich für einen Erdar 
heiter ausgeben, aber — sehr weiße Hände haben 
Das Regiment Nr. 79 wird nach den Manbvern 
von Neufchateau nach Nanch verlegt werden — 
wiederum eine Verschiebung nach der Grenze von 
3000 Mann um einen Tagemarsch. 
London, 8. Sept. Im Unterhause erwiderte 
Fergusson auf eine diesbezügliche Anfrage, es se 
cichtig, daß deutsche Kriegsschiffe auf Samoa Mann— 
chaften gelandet und daß der englische und ameri— 
fanische Konsul dagegen Einspruch erhoben hätten 
— Fergusson bestätigt ferner, daß Ejub Khan 
bom afghanischen wieder auf persisches Gebiet zu— 
rückgetrieben und daß Hoffnung zu seiner Wieder— 
derhaftung vorhanden sei. r 
Die Nachricht von einer Probe⸗Mobil 
machnug in Rußland war jüngst aufgetaucht, 
)ann aber bald wieder verschwunden. Jetzt berichtet 
nan dem „Daily Chronicle“ unter dem 6. Sep⸗ 
ember, von St. Petersburg verlaute, es solle im 
daufe der nächsten Tage ein Theil der russischen 
Urmee probeweise mobilisirt werden. Der Zwed 
»er Mobilisirung — so wird hinzugefügt — ist 
iemlich derselbe, wie der der französischen, obgleich 
zie Art und Weise und die Ausdehnung derselben 
avon verschieden sind. Alle Unterthanen des 
Fzaren, welche in den Jahren 1866 und 1867 
zeboren und militärpflichtig sind, sollen im ganzen 
Peiche oinherufen mornon und sih am 7 undß 8 
ds. an gewissen Orten stellen. Die Mobilifirung 
ist daher eine allgemeine, wenn auch friedliche Ein⸗ 
berufung. Die Ankundigung soll unter den Bauern 
gewaltige Aufregung verursacht haben, da dieselben 
nach der großen Kriegspanik der letzten Zeit das 
Schlimmste befürchten. Der Versuch ist aber ein 
bloßer Versuch und hat keinen schlimmen Beweg⸗ 
grund. Ueberdies sollen alle benachbarten Machte 
davon verständigt worden sein. Ein ähnliches 
Experiment soll mit der russischen Marine gemacht 
werden. Um die Leistungsfähigkeit derselben im 
Transport von Truppen zu prüfen, sollen zwei 
Armeekorps in Odessa eingeschifft und in Sabafto⸗ 
ol wieder ausgeschifft werden. 
Lokale und pfaͤlzische Nachrichten. 
— Kirchheimbolanden, 8. Sept. Ein 
Telegramm der Neu⸗Genua⸗Kompagnie meldet unter 
anderen neuerlichen Opfern der Kolonialpolitik auch 
den Tod eines Pfälzers, und zwar des Herrn J. 
Weißer aus Bolanden, welcher als Leiter der Haupt⸗ 
dation im Bismarck⸗ Archipel ausersehen war. Et 
starb am Fieber an Bord des Dampfers Ysabel“ 
auf der Fahrt nach Cooltowowy. 
— In Speyer hat ein Restaurateur einem 
an Zahnschmerzen leidenden Gaste zwei Zähne 
mit bloßer Hand herausgezogen. Der auf diesem 
ungewöhnlichen Wege von seinen Schmerzen Be⸗ 
freite revanchirte sich der „Sp. Z.“ zufolge durch 
Spendirung einiger Flaschen Dürkheimer. 
— Neustadt, 8. Sept. Gestern Mittag stieß 
auf der Haupistraße dahier ein halbwüchsiger Bursche 
im Wortwechsel mit einem anderen diesem ein 
Messer in die Brust. Dem Schwerberletzten wurde 
sofort arztliche Hilfe zu Theil. Der Thäter is 
perhaftet. (R. 3.) 
— Haardt, 8. Sept. Der Guisbefitzer Aug. 
Weegmüller, der schon längere Zeit geistesgestort 
ist und deßhalb auch von seiner Familie nach 
Klingenmünster verbracht werden sollte, stürzte fich 
gestern Nachmittag, wie das „Ld. Tgbl.“ berichtet, 
von dem zweiten Stock seines Hauses in den ge⸗ 
pflasterten Hof. Der Unalückliche ist heute Morgen 
gestorben. 43 
— Wachenheim, 7. Sept. Die heute da⸗ 
hier abgehaliene Weinversteigerung der Herren 
starl Heinr. Wolf u. Söhne hat sich wieder 
auf das vortheilhafteste ausgezeichnet. Es find 
wieder solche Edelgewächse zur Vorlage gekommen, 
die jedem Keller und jeder Tafel zur Zierde ge⸗ 
reichen. Bei überaus starkem Besuche verlief 
das Geschäft so flott, daß schon nach wenigen 
Stunden der Vorrath von 100 Fuder, mit Aus⸗ 
nahme von 6 Nummern der edelsten 1884er, ver⸗ 
griffen war und zwar zu Preisen, welche die Taxe 
größtentheils überschritten haben. Erzielt wurden 
pro 1000 Liter für 1882er hiesige 455 und 5330, 
Ruppertsberger 440 und 460 Mk. 1888er dhiefsiger 
585, aus der besten Lage 1390, Ruppertsberger 
455 Mt. 18885er hiesiger 540, 345, 650, 630, 
660, 680, 780, 830, 900, aus den besten Lagen 
1410 und 1830, Ruppertsberger 6156, 620, 716, 
720, 820, 1100 und 1150, Forster 870, aus 
den besten Lagen 1420 und 1810, Deidesheimer 
Kisselberg 2060 Mk. 188«40 hiesiger 720, 820, 
850, 910, 1010, Traminer 1180, aus den besten 
Lagen 1100, 1400, 1700 und 2510, Rupperts⸗ 
berger 1010, 1080, 1260, Traminer 2420, aus 
der Gewann Kreuz 1930, Forster 990, 1560, 
aus den besten Lagen 1900 und 2170. Deides 
veim⸗r 04)oes 2380 Mr