Full text: St. Ingberter Anzeiger

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xʒt. Jugherren Anzeiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. I 
er ‚St⸗Jugberter ee, erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donners.ag, Samstag und Sounntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
in und Sonntags mit achtseitiger illustrirter Dae Das Blatt kostei vierteliährlich T o einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 75 83 einschlie hch 
Zustellungsgebuhr. Die —ãS — für die Lgespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 3, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I3 . Reklamen 80 3. Bei 4mauger Einruckung wird nur dreimalige derechnei. 
— 189. Sonntag, 25. September 1887. 22. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 28. Sept. In der Abgeordneten⸗ 
ammer wurde der Gesetzentwurf betreffend Ver⸗ 
sungsurkunde an einem Ausschuß von 14 Mit- 
edern verwiesen und sodann der Gesetzentwucf: 
trategische Bahnen in erster Lesung angenommen. 
eute Nachmittag 8 Uhr findet geheime Plenar⸗ 
ung betreffs Berathung der Adreffe statt. 
München, 283. Sept. Die „Neuesten Nach⸗ 
ichten“ melden aus zuverlässiger Quelle den be⸗ 
otftehenden Rücktritt des Statthalters von Elsaß⸗ 
oihringen. Derselbe wird weder im Reichsdienst, 
och in Bayern einen weiteren Posten annehmen, 
idem er sich gänzlich in's Privatleben zurückzieht. 
Metz, 22. Sept. Heute ist Frau Schnäbele 
uch Retz gekommen, um ihren Sohn zu sehen, 
jas ihr sofort erlaubt wurde. Dem „Elsässer 
vurnal“ wird darüber geschrieben: Denjenigen 
rsonen, welche mit der seit einiger Zeit so diel— 
ih geprüften Dame zu sprechen Gelegenheit hatten, 
clärlte sie offen, daß ihr Gatte und sie das Be⸗ 
hmen ihres Sohnes unbedingt mißbilligten. Der 
Jolisson“ (Schlingel), so drückte sie sich aus, sei, 
ubst für sein Alter, noch sehr unreifen Charakters, 
wahrscheinlich von überspannten Kameraden ver⸗ 
itet worden und habe gewiß die Folgen seines 
tfugs (do son melfait) nicht überlegt, sonst wäre 
zihm nicht eingefallen, nach Cheminot zurück⸗ 
Aehren. Auch sprach fie die Hoffnung aus, der 
unge werde mit einer leichten Strafe dabonkommen, 
it die Eltern zu Hause eine exemplarische Züch 
dung folgen lassen würden. 
Ausland. 
Paris, 22. Septbr. Der „Obserdateur 
rancais“ erführt aus Rom, die Verhandlungen 
pischen Baden und dem Vatikan nehmen 
nen guten Fortgang. Die badische Regierung, 
rErzbischof von Freiburg und der heilige Stuhl 
rigten sich über die Grundzüge des kirchen⸗ 
litischen Gesetzes, das nächsten Winter der Kaum— 
t unterbreitet werden soll. Der Inhalt bezieht 
auf die Etziehung des Klerus und die Orben, 
ielschaften. Das Gesetz sei dem preußischen nachge⸗ 
de. Schlözer fei ferner autorisirt, dem Papst 
ue Zugeständnisse zu machen. Auch in Bayern 
r Umschwung der kirchenpolitischen Lage 
nfinden. 
Zchwurgericht der Pfalz. 
III. Quartal 1887. 
‚weibrücken, 21. Sept. Vormittags 8 
—XV— Jahre 
ramet, und dessen Ehefrau Maria Barbara 
— Beide aus Speher wegen betrügerischen 
merotis. 
der Angeklagte Franz Weber verheirathete sich 
Hhre 18850mit der Milangellaglen Varbang 
sref, nachdem er im Jahre dorher das Kramer 
aft seiner Mutter, dag einen recht guten Ab⸗ 
hatte, in Speyer übernommen hatte. Die 
te und kostspielige Lebensweise, die insbefondere 
wlagter zuführen pflegte, konnten auf die 
um so weniger ohne den bald eintreffenden Ge— 
zruin beibehalten werden, als beide Theile 
ihrer Verheiralhung nichts RNennenswerthes an 
— mitbrachten. So war es erklärlich daß 
st sehr rasch den Weg bines sounden und Leelet 
onnes detlicßz und den der Umeduͤchtein ar 
Wwidrigleit detrat. Im Januar 1887 bereits 
n sich Zahlungsstogungen ein dad suchte 
in auf iede Art sein⸗ mißlich, Lage zu 
jeseitigen. Dies bewerkstelligte er vornehmlich da⸗ 
adurch, daß er verschiedenen Gläubigern, die ihn 
rängten, Waaren unter dem wirkuͤchen Werthe 
iberließ, bezw. solche, um bares Geld in die Hand 
u bekommen, um einen Schleuderpreis veraͤußerte. 
die betrügerischen Manipulationen konnten be— 
jreiflicher Weise von keiner langen Dauer sein 
ind begab fich der Angeklagte in Erkenntniß dessen 
unter'm 6. Marz abhin zu Geschäftsmann Specher 
u Speyer, um ihn bezüglich seines weiteren Ver— 
jaltens zu consultiren. Dieser rieth denn auch, 
achdem er in die Situation Webers einen Ein— 
lick erhalten, Letzterem, mit seinen Gläubigern 
in Arrangement zu treffen und so die Sache auf 
nnehmbarem Wege in's Reine zu bringen; ins⸗ 
esondere empfahl jener, von einer Gütertrennung 
einer Frau gegenüber abzustehen, da hierdurch der 
Foncurs unvermeidlich würde. Statt diesem wohl⸗ 
jemeinten Rathe Folge zu geben und seine Ver⸗ 
zältnisse in Ordnung zu bringen, suchte sich nun 
Weber, wie bereits augedeutet, dadurch über Wasser 
u halten, daß er unsinnige Quantitaten von leicht 
bzusetzenden Waaren, insbesondere Cigarren und 
ergleichen, sich verschaffte, um seine nothwendigsten 
—chulden durch Ueberlassung derselben an Gläubiger 
u tilgen. So soll er beispielsweise in der Zeit 
om 8. bis 23. Marz Waaren im Gesammtwerthe 
von über 1800 Mk. bezogen haben, die Anfangs 
lpril nur im Werthe von etwa 300 Mt. noch vor⸗ 
anden waren. Diese Art und Weise der Eredil— 
herschaffung kennzeichnet die unredliche und ver⸗ 
verffliche Absicht des Angeklagten. Es gelang ihm 
n der That, hiedurch eine Anzahl Handelshäuser 
— Baargeld zu 
erschaffen, während andere, dessen mißliche Lage 
rkennend, schon im Monat Marz auf Zahlung 
hres Guthabens unaufhoͤrlich drängten. Als unter 
iesen Verhältnissen Weber seinen Ruin mit Kie— 
enschritten herankommen sah, fuchte er, wie die 
Anklage behauptet, für seine eigene Tasche zu 
orgen. — Seine Ebhefrau stellte sich freiwillig dem 
verichte, wahrend er selbst in Weingarten bei An⸗ 
gehörigen seiner Frau verhaftet wurde. Die 
nähere Untersuchung ergab, daß ein Aclivvermögen 
don ca. 900 Mk. Passiva im Betrage von nahezu 
000 Mt. gegenüberstanden. Die Anklage erblickt im 
Ibigem dem Angeklagten Weber gegenüber ein 
Verbrechen des betrügerischen Bankrotts; dessen 
khefrau gegenüber ein solches der Theilnabine 
jieran. 
Die Geschworenen sprachen den Angeklagten 
chuldig des betrügerischen Bankerotis unler An⸗ 
zahme mildernder Umstände und schuldig des Be— 
rugs, dagegen die Ehefrau nichtschuldig, worauf 
der Gerichtshof den Angeklagten zu einer Gefäng⸗ 
nißstrafe von 15 Monalen verurtheilte und die 
khefrau freisprach. 
Lokale und pfanmsscqhe Nachrichten. 
*St. Ingbert, 24 Sept. vei Gelegen⸗ 
jeit des Rennfestes in Zweibrüden werden don 
illen pfäzischen Stationen am Samstag, den 24., 
ind Sonntag, den 25. d. M. bei gleichzeitigem 
zZulkaufe einer Eintrittskarte zum Renmm annt. 
infache Fahrbillete nach Zweibruͤcken verausgabt, 
velche Giltigkeit zur freien Rücfahrt bis einschließ⸗ 
ich Montag, den 26. d. M., erhallen. Die vVil. 
ete berechtigen zur einmaligen Hin⸗ und Rückreise 
n der entsprechenden Zugsgattung und Wagenklasse. 
rahrbillelse wie Eintritislarten werden auf der 
zuckseite mit dem Stempel der Ausgabefsotion 
artohon 
— In dem Justiz⸗Eiat sind für den Umbau 
—A ——— 
dadt a. H., sowie für eine Dienstwohnung des 
Oberamisrichters 88,000 Mt. vorgesehen. 
Vermis hteß. 
F.Nürnberg, 21. Sept. Der Prediger der 
freireligiösen Gemeinde, Herr Karl Scholl, ist 
ein Gegner der Schutzpockenimpfung und hält nach 
seiner Meinung es fuͤr ein Gebot der Vaterpflicht, 
ich der Impfung seines Kindes, da er die Impfung 
ils schädlich betrachtet, zu widersetzen. Schon drei 
Mal wegen der Unterlassung bestraft, wurde Scholl 
jeute wiederum mit einer Geldstrafe von 25 Mark 
vegen Uebertretung des Reichsimpfgesetzes bestraft, 
a er einer wiederholten Aufforderung der Polizei⸗ 
zehörde, seine Kinder impfen zu lassen, nicht nach⸗ 
zekommen ist. 
fMannheim, 21. Sept. Die Witiwe des 
Zankiers Moritz Ladenburg wurde heute Nachmittag 
yon einem schweren Unglücksfall betroffen. Als 
ieselbe gegen 4 Uhr in Gemeinschaft mit einer 
ungen Dame in ihrer Equipage eine Ausfahrt 
internahm, scheuten die feurigen Pferde, wodurch 
zie bejahrle Dame aus dem Wagen geschleuderi 
und gefährlich am Kopfe verletzt wurde. Ihre Be⸗ 
Ileiterin rettele sich durch einen Sprung aus dem 
BZefährte und kam gleich dem Kutscher der vom 
Bock fiel, mit dem Schrecken davon. Die Equipage 
zing vollstandig in Trümmer, eines der Pferde ist 
derart beschädigt, daß es wohl getödtet werden muß. 
Mannheim, 22. Sepi. Auch im Wahl⸗ 
zang der Mittelbesteuerten, für welchen der gestrige 
Tag anberaumt war, hai fich eine Majoritat für 
den nationalliberalen Wahlvorschlag ergeben. Etwa 
zwei Drittel der Stimmen fielen auf diesen, wäh⸗ 
cend der Demokratische ein Drittel auf IX 
983 Stimmen wurden im Ganzen abgegeben. 
fF Zirkus-⸗Brand. Stuttgart, 22. Sept. 
In Mezingen ist gestern Zirkus Lorch vollständig 
abgehrannt. Niemand wurde verletzi. 
F Der dieser Tage in Stutt gart stattlgehabte 
Bienenzüchter-Kongreß nahm nach laͤngerer 
Debatte einen Antrag an, in welchem gesetzlicher 
SZchutz für ächten reinen Bienenhonig verlaugt wird, 
owie ein Verbot, andere Produkte mit diesem 
amen zu belegen, ferner eine Verfügung, daß 
dunstprodukte mit dem richtigen Namen: „Syrup“ 
u. s. w., bezeichnet werden dürfen. 
xBerlin. Einige 20 junge Damen sind 
am Sonnabend als slädtische Beamte — nämlich 
als Fleischbeschauerinnen — von Herrn Stadtrath 
Hübner mit Handschlag vereidigt worden. Meist 
ind junge Mädchen und jüngere Wittwen mit 
charfem, gutem Auge bevorzugt worden. Saͤmmt⸗ 
iche neu angestellte Fleischbeschauerinnen sind, der 
„Allg. Fl. Ztg.“ zufolge, für die neue sechste 
— Abtheilung der Trichinenschau bestimmt, die jetzt 
auf dem Zentral ·Schlachthofe errichtet werden mußie, 
da infolge der Einführung der obligatorischen Fleisch⸗ 
chau für von auswäͤrts eingefüͤhrtes Fleisch die 
Zahl der lebend eingeführten und auf dem Zentral⸗ 
Viehhofe geschlachteten Schweine sich außerordentlich 
ermehrt hat. 
F Dr. Schweninger im Harem. Dr. 
Schweninger wird demnächst in den Harem des 
„ultans gelangen! Wie dem „Figaro“ aus Kon⸗ 
lantinopel gemeldet wird, hat der Sultan Herrn 
Dr. Schweninger kommen lassen, damit derselb⸗ 
jnige überreife Odalisken von der Non va e 
vr