Full text: St. Ingberter Anzeiger

ein Schweizerkalb iw Gewichte von 233 Pfund 
Jebend). 
ALudwigshafen, 28. Sept. Wie der 
„Pf. Kurier“ aus bester Quelle erfüͤhrt, befindet 
iich Herr Fr. Walz in Speher, welcher kürzlich 
hei Schifferstadt verunglückte, auf dem Weg der 
Besserung. 
— Frankenthal, 28. Sept. Eine vom 
Amtsgerichte Gelnhausen hier eingelaufene Depesche 
neldei, daß der Buchhalter Otto Gripp (nicht Grisch) 
‚on Ludwigshafen in einem dortigen Hotel verhaftet 
vorden sei. 
Vermischtes. 
7 Nach Erlaß des Krankenkasseng e— 
e tzes wurde bekanntlich die unerfreuliche Thatsache 
⸗onftatirt, daß es noch niemals so viele „Kranke“ ge⸗ 
Jeben hat. Die Zahl der Simulanten, welche auf 
dosten der Krankenlasse einen guten Tag lebte, 
war Anfangs eine ungemein große. Durch Vor⸗ 
chtamaßregeln und gerichtliche Bestrafungen ist sie 
war bedeutend gefallen, aber die Schaar der Simu⸗ 
anten treibt nach wie vor ihr Unwesen. Die 
rankenkafsen haben nun alle möglichen Anstalten 
getroffen, sich der Simulanten zu erwehren; leider 
waren die ersteren meist nutzlos und erwiesen sich 
als unpraktisch. Die Dresdener Krankenkassen haben 
nunmehr eine recht praktische und nachahmenswerthe 
Finrichiung getroffen, die fich außerordentlich be⸗ 
pahrt und die darum bei anderen Krankenlafsen 
eingeführt zu werden verdient. Um nämlich Simu ˖ 
lamen zu uͤberführen, welche über nicht erkennbare 
Schmerzen oder über die Unfähigkeit klagen, einen 
Arm zu gewissen Arbeiten zu gebrauchen 2c. also 
nicht zu Dause bleiben müssen, werden dieselben 
reranlaͤßt, bei Gewährung eines Zuschusses zum 
Zrankengelde, während der ganzen Schichtzeit in 
der Fabtik anwesend zu sein und dort auf einer 
Bant fitzend, den anderen Arbeitern zuzusehen. Es 
wird kaum Einer eine solche Unthätigkeit länger 
IAs eine Woche aushalten und bald Gelegenheit 
nehmen, mit zuzugreifen. Die vollständige Lange⸗ 
veile kann Niemand lange aushalten. 
F Ueber Vorhersagung von Naturereig⸗ 
niffen ist in letzter Zeit anläßlich der sogenannten 
Falb'schen Theorie viel geschrieben und gesprochen 
vorden. Die „Nordd. Allgem. Zig.“ bringt uns 
aus berufener Feder einen Artikel über derartige 
Prophezeiungen, dem wir Nachstehendes entnehmen: 
BZon Monalt zu Monat wiederholen fich die 
Prophezeiungen Falb's, nach welchem Stürme, 
ẽFrdbeben u. s. w. an vorausbestimmten Tagen 
aintreten sollen. Bereits fangen derartige Prognosen 
an, in weiteren Kreisen Unruhe und Befürchtungen 
zu erwecken. So berichtet man aus Basel, daß 
nach einem dorte gehaltenen Vortrage Falb's, in 
velchem er auf nahe bevorstehende Erdbeben hin⸗ 
vies, die Werthe der Häuser gesunken seien. () 
Auch unseren deutschen Küstenbewohnern kann es nicht 
gleichgiltig sein, wenn hin und wieder starke Stürme 
n Äussicht gestellt werden. Derartige Behaup⸗ 
jungen werden immer bei einem Theile des Publi⸗ 
ums Glauben finden; wird es doch sogar von 
Vielen als ein Mangel an Einsicht dargestellt, ihnen 
seinen Glauben zu schenken. Eine derartige Art 
und Weise, für Hypothesen Stimmung zu machen, 
ist durchaus unwissenschaftlich, ja sie muß als ganz 
ungehoörig bezeichnet werden, wenn es sich um so 
ernste Dinge handelt. Betrachtet man ferner die 
Art und Weise, wie jene Voraussetzungen gestellt 
verden, näher, so muß man sich sagen, daß es, 
im einen besonderen Fall zu wählen, sehr leicht 
ist, auf den 17. September oder benachbarte () 
Tage einen Sturm vorauszusagen. Zunächst fehlt 
die Angabe, für welchen Theil der Erdoberfläche 
die Prophezeiung giltig sein soll, ferner ist zu be⸗ 
achten, daß um die genannte Zeit überhaupt der Beginn 
zer stürmischen Jahreszeit, so daß ein wirkliches 
Auftreten eines Sturmes gar nichts beweist. 
7 Wuürzburg, 27. September. Militar⸗ 
hezirksgericht) Wegen thätlichen Vergreifens an 
zinem Vorgefetzten hatte fich zu verantworten der 
Hemeine des igl. 17. Inf.⸗Regiments zu Germers- 
jeim Balthasar Kohl, lediger Ziegler aus Munden⸗ 
Feim. Kohl hatte vom 23. Juli l. J. Urlaud bis 
24. Abends erhalten, überschritt diesen aber um 
24 Stunden, kam betrunken in die Kaserne, wo 
er Spektakel machte, dem Feldwebel, der ihn zur 
Ruhe verwies, respektwidrige Antworten gab und 
iich schließlich an demselben, der ihn in Arrest ber⸗ 
„ringen wollte, thätlich vergriff. Er erhielt 1 Jahr 
5 Tage Gefänaniß 
4Stutigart, 22. Sept. Bei Forkdauer 
des seitherigen günstigen Wetters dürfte der Herbst 
'o lange als moͤglich hinausgeschoben und vor vier 
Wochen kaum begonnen werden. Die Qualität, 
elbsi in geringeren Lagen, verspricht eine vorzüg⸗ 
iche zu werden. Die Ergebnisse werden verschieden 
eschätzt; man rechnet in Stuttgart auf s, in 
»eilbronn s, Weinsberg und Umgegend über X 
kßlingen, Untertürkheim, Rothenberg, Cannstatt, 
Fellbach “ bis!i2, Mundelsheim, Besigheim * bis 
sa, Bönnigheim, Clecbronn 22, Mergentheim gut 
Herbst; in Mezingen und im Lenninger Thal 
rwartet man dagegen einen besonders reichen Er— 
rag bis zu 16 Eimer (a 300 Liter) pro württem ⸗ 
zergischen Morgen. 
— Bei dem soeben beendeten deutschen Natur⸗ 
orschertage zu Wies baden wacr es wieder Virchow, 
er als schneidiger Kämpe den unrichtigen Schluß⸗ 
olgerungen der Darwin'schen „Descendenzthesrie“, 
veiche den Menschen vom Affen herleiten will, 
ntgegennat. Virchow ist unbestritten einer der 
zrößten Anthropologen der Gegenwart und mit 
der ganzen Fülle seines reichen Wissens wies er 
zach, daß der Mensch, so bald er in der Erdge⸗ 
chichte erscheint, derselbe Mensch ist, wie heutzutage. 
Reisterhaft war auch seine Zurhdweisung der 
Theorie des „Atavismus“, des Rückschlages in den 
Heneralionen. Bemerlenswerth war seine Aeußerung, 
aß die germanische Rasse sich nimmermehr dem 
Tropenklima anpassen könne und werde. 
Mannheim, 25. September. Vor dem 
*chwurgericht stand heute der Italiener Michael 
Folombara, welcher seinen Kollegen erstochen. Der 
ragische Vorfall ereignete sich bekanntlich Sountag, 
8 September im Gasthaus zum Engel in Secken⸗ 
eim, auf dem Zimmer des Colombara, nachdem 
Hotmittags letzterer von seinen Landsleuten geuzt 
dorden war, die ihm riethen, weil er angeblich sich 
eichtsinnig benahm und ihre Nationalitat beschimpfte, 
ich einen Strick zu kaufen und sich zu erhängen 
ind 20 Mark darum geben wollten, wenn er nach 
Sibirien ginge. Nach Angabe des Angeklagten 
dürmie Lesnardi Nachts 10 Uhr in sein Zimmer, 
rachdem er die Thür eingestoßen, warf ihn rück 
sings übers Bett und drosselte ihn derart, daß er 
zur Nothwehr das verhäugnißvolle Messer ergriff 
und zuftieß. Leonardi entfernte sich darauf, ging 
in sein Schlafzimmer und sank dort todt zusammen. 
Das Messer, ein sogenanntes Metzgermesser, war 
zis zum Heft in die rechte Seite durch die Lunge 
edrungen, der Tod trat durch Verblutung ein. 
Die Geschworenen bejahten nur die Schuldfrage 
zuf Koörperverletzung mit nachgefolgtem Tode, unter 
nildernden Umfständen. Urtheil: Ein Jahr Ge⸗ 
ängniß. (G. A.) 
pWorms, 27. Sept. Die Ausführung der 
ür die städtische Wassetlenung nöthigen Arbeiten und 
Jurustungen wird nunmehr ernstlich betrieben. Die 
Fieferungen für diesen Zweck im Anschlagswerth 
son über 500,000 Mark find bereits submissions- 
veise ausgeschrieben. Bald werden wir somit viele 
ände thätig sehen, um die Wasserbersorgung der 
Stadt ihrer Verwirklichung entgegenzuführen. 
Baden⸗Baden, 28. Sept. Gestern ist 
gie alljährliche Konferenz deutscher Eisenbahn⸗ 
direktoren, zu welcher 40 Vertreter erschienen 
ind, eröffnet worden. 
7 Straßbburg, 29. Sept. Schlag auf 
-„chlag werden gegenwärtig Bürgermeister aus 
sen Beamtenkreisen im Elsaß ernannt. So sind 
rnannt worden in Mülhausen der bisherige Kreis⸗ 
ireklor in Gebweiler, in Remelfingen der Kreis⸗ 
ekretär, in Sirk ein Oberfoörster, in Mörchingen 
in praktischer Arzt Dr. Krönig aus Schlesien. 
— Die neue Willemer und Frankensteiner Volks⸗ 
hule inSachsen hausenist die erste Schule Frank- 
uris, welche mit einer Badeeinrichtung für Schüler 
eersehen ist. Jede Schule hat im Kellergeschoß einen 
eizbaren Bade und Ankleideraum. Jeder Bade⸗ 
aum enthält 5, zur gleichzeitigen Aufnahme von 
e3 Kind ern bemessene Douche:Wannen; es können 
ilfo zu gleicher Zeit 15 Kinder je nach Bedarf 
nit kaltem oder warmen Wasser abgebraust werden. 
F Berlin, 27. Sept. Die Frage der Ein- 
uhrung einer Eisenbahn⸗Normalzeit für das deutsche 
steich ist neuerdings wieder auf die Tagesordnung 
jebracht worden. Bekanntlich haben seit einer Reihe 
zon Jahren alle europäischen Einzelstaaten, die süd⸗ 
eutschen einbegriffen, eine solche Normalzeit ange— 
rommen; nur Norddeutschland und die Reichslande, 
vo die mittlere Ortszeit giltig ist, machen eine 
Jusnahme. Der dreußische Eisenbahnminister hat 
uf eine neuerdings an ihn gerichtete Eingabe 
rinführung einer Normalzeit für die panhen 
XE natürlich 
mnderen norddeutschen Bahnen anbequemen mihn 
— dahin geantwortet: „daß der gegenwärtige 8 
tand zu Mißständen keinen Anlaß gebe, —* 
ie bestehende Einrichtung der Dienstfahrpläne J 
gerliner Zeit genüge. Was nun —— 
ingeht, so ist hier der Wechsel der Eisenbahngi 
ꝛin sehr rascher und trotzdem gar nicht unbedeutende 
Im Bodensee zum Beispiel giebt es fünf verschieden 
Zeiten“, die eine Differenz bis zu fast einer * 
Zziunde aufweisen. Dies hat, der „Hamb. — 
uͤfoige, ein soeben aufgetauͤchtes Projekt veramaht 
zas dahin geht, für Bayern, Württemberg un 
Baden, sowie möglichst auch für die Reichsland 
ine gemeinsame Normalzeit zu bestimmen, und 
war eventuell die Stuttgarter Zeit, welche dann 
ils „süddeutsche Zeit“ figurieren würde. Da die 
—„chweiz dann nur noch eine Differenz von sieben 
MNinuten (weniger)) behielte, so dürfte dieselbe sic 
ielleicht auch zu einer Aenderung ihrer Normel 
eit verstehen. Die „deutsche Reichs-Normalzeit 
st freilich noch in weiter Ferne 
Berlin, 27. Sept. Ueber eine in ver⸗— 
jangener Nacht an einem städtischen Wachter ber 
jangene Mordthat berichtet der Polizeibericht: Heute 
Nortgen bald nach 6 Uhr wurde in den mit einem 
johen Eisengitter umgebenen Anlagen der Elisabeth. 
irche durch den Parkwächter Schulz an einem Baum 
nitielst Riemens aufgehängt die Leiche des städtifchen 
VBächiers Friedrich Braun vorgefunden und durqh 
inen sofort herbeigeholten Schutzmann abgeschnitten 
An dem Halse des Todten, der zuletzt in einen 
—chanllocal in der Bergstratze um 3 Uhr Nacht 
esehen worden ist, wurden zwei Stichwunden wahr 
enommen, von denen die eine offenbar mittelf 
ines stark mit Blut besudelten in der Nähe des 
ringangs zur Sakristei vorgefundenen Stemmeisens 
eigebracht war. Auf den Treppen der Sakriste 
varen mehrfache Blutspuren und an der Thür ein 
on einem Stemmeisen herrübrender Eindruck wahr⸗ 
jehmbar. Eine große VDenge hellbraunen Schnupf 
abaks, wie ihn gewohnheitsmäßige Verbrecker alß 
Waffe bei sich zu führen pflegen, lag an der untersier 
Ztufe der Treppe. Da auch das Gefsicht des todten 
VBächters mit Schnupftabak bedeckt war, ger ann 
Z den Anschein, daß Diebe in der Kirche, weiche 
allerdings keine Werthgegenstände enthält, einzu— 
zrechen versucht hatten und von dem den Par 
epidirenden Wächter bei der That betroffen waren 
Auf einen harten Kampf deutete der Umstand hin, 
daß der aus der Scheide gerissene Säbel des 
Wachters, welcher zwischen der Sakristei und der 
zundort der Leiche auf der Erde lag, mit Blut 
ollständig bedeckt und auch mit Kopfharren hekbleht 
var. Hiernach wäre anzunehmen, daß einer der 
Thäter eine sehr starke Kopfverletzung davon ge 
ragen hat, mit welcher Annahme freilich der Um⸗ 
aud nicht in Einklang zu bringen ist, daß kiite 
3zlutspuren nach der Einfriedigung führen. Die 
isherigen Ermittelungen haben eine Aufklarung 
arüber nicht gegeben, ob an dem Braun ein Ver⸗ 
rechen verübt worden ist oder er sich selbst der 
Tod gegeben und den Anschein erweckt hat, alß 
denn er bei Ausübung seines Dienftes ermorde 
vorden sei. 
4 Berlin. In einigen hiesigen Blatten 
ourde dieser Tage berichtet: „Eine grobe Nat 
assigteit wird für den Schlächtermeistet M. seht 
mangenehme Folgen haben. Derselbe war von der 
39. Abtheilung am Amäisgericht J als Schöffe ge 
aden und ohne jede Entschuldigung ausgeblieben 
In Folge dessen mußten fünf Termine verlag 
verden. Der Gerichtshof erlkannte gegen ihn ath 
sne Geldstrafe von 50 Mark und legte ihm d 
nosten auf. Letztere dürften, da ziemlich vieh 
eugen geladen waren, nicht unerheblich sein. 
ie „Allgem. Fl.⸗Ztg.“ bemerkt dazu, daß aut 
ees für unveraniwortlich hält, wenn sich jemand 
einer Schöffenpflicht entzieht. Es ist recht schade 
aß fünf Termine deshalb vertagt werden mußten 
ber wir fürchten, Herr M. würde auch zu einem 
echsten Termin nicht kommen, da ec (es ist de 
Sdlachtermeister Miisel) bereits am 80. Juni 
sorben is — so dang unentschuldigt in sein Ferp— 
hleiben also doch nicht. 
'Sertin. Die Ziehung der l Ales 
177 Preußischer Klassen-VLotterie wird nach — 
näßiger Bestimmung am 3. Oktober d. J. sri 
3 Uhr, ihren Anfang nehmen. Das Einzahle 
Ir Imuichen 100,000 Loofe⸗stummern nebß den