Full text: St. Ingberter Anzeiger

Aumlliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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F St⸗ —S Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs— 
n and onntags mit —28 illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 460 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 753 —X 
5 Zulellunasgebuhr. Die Einruͤckungsgebühr fur die Lgespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunit ertheilt. Iz 4Meklamen 830 A. Bei 4maliger Einrüdung wird nur dreimalige berechnet. 
W194. 
So) nntag, 2. Oktober 1883. * 
22. Jahrg. 
Bestellungen 
J auf den V 
3t. Ingberter Anzeiger 
für das — 
leßle Quartal 1887 
amen noch fortwährend gemacht werden bei den 
1. Postanstalten, den Postboten, den Umtraäqern 
d der Expedition. 
zischen Gewerbemuseums ein Betrag von 500 Mk. 
chenkweise überwiesen. 
— Vom Gebirg, 27. Sept. Der Herbst⸗ 
nifang ist in Edesheim, Rhodt, Hainfeld, Rosch⸗ 
ach und Flemlingen auf Montag, den 10. Oktober 
estgesetzt. Auch in Weyher, Burrweiler und 
gleisweiler gedenkk man an diesem Tage zu be— 
ninnen. J 
— Gleisweiler, 28. Sept. Heute stürzte 
zer 62 Jahre alte Ackerer Gotz dahier von der 
Oberienne seiner Scheuer herab und erlitt so schwere 
Zerletzungen, daß er verstarb. (C. A.) 
Reinem großen Messer ein solch wuchtiger Schlag 
auf den Kopf versetzt, daß die Hirnschale gespalten 
wurde, an welcher Verletzung Lorier gestorben ist. 
Des Thäters ist man bis jetzt noch nicht babhaft 
jeworden. 
Kreuznach, 27. Sept. Der Chef und 
Begründer der Verlagsbuchhandlung R. Voigtländer 
jenior, der auch das „Kreuznacher Tagbl.“ in's 
Leben rief, ist in der vergangenen Nacht im Aler 
von 67 Jahren nach längerem Leiden gestorben. 
F Aus Rüdesheim wird geschrieben, daß die 
Aussichten für die diesjährige Weinlese bis jetzt 
durchaus gut sind. Jedenfalls wird die Qualität 
gut; ob sie vorzüglich werden wird, hängt von der 
ferneren Gestaltung des Wetters bis zur Lese, die 
Ende Oktober stattfindet, ab. Die Quantitäts— 
Schätzungen schanken zwischen 'x und Ra-Herbst; 
im großen Durchschnitt dürfte es 2 eines vollen 
Ertrages geben. 
F Eine Uhr von der Größe einer 
Erbsse. In einem Schweizer Museum befindei 
sich eine Uhr von nur *sus“ im Durchmesser. Sie 
ist auf dem Ende eines Bleistifts angebracht. Das 
Zifferblatt giebt nicht allein Stunden, Minuten 
und Sekunden an, sondern auch die Tage des 
Monats. Die Uhr ist ein Ueberbleibsel aus einer 
Zeit, als derartige Kunstwerke in Schnupftabak⸗ 
dosen, Hemdknöpfen oder Fingerringen eingesetzi 
wurden. Man machte solche in verschiedenen For⸗ 
men, oval, achteckig, kreuzförmig. 
F Die Chinesen San Francisco's hiellen 
zu Ehren ihres kürzlich aus China gebrachten 
Götzenbildes Tanwong einen großartigen Umzug, 
an welchem sich 1000 Chinesen mit vielen Frauen 
hetheiligten. Die letzteren ritten auf reich geschirrten 
Pferden. Die Trachten, Banner und Waffen 
nachten einen prächtigen Eindruck. 
f Ein alter Achtundvierziger, der' fast 
30 Jahre alte Erx⸗Senatorꝛ Rudolph Hildebrand 
wurde am 12. d. M. in La Grange (Texas) bei 
einer Ausfahrt aus seinem Wagen geschleudert und 
blieb todt auf dem Platze. Hildebrand hatte sich 
im Jahre 1848 an dem Aufstand betheiligt und 
sah sich nach dem Scheitern desselben zur Flucht 
gezwungen. Er kam 1850 nach Texas und er⸗ 
langte in diesem Landestheil sehr rasch eine hervor⸗ 
ragende Stellung, die er bis zuletzt zu behaupten 
wußte. Er hinterläßt ein bedeutendes Vermögen. 
Dynamitkanonen. Der Marinesekretär 
der Vereinigten Staaten soli sich in seinem Berichte 
über die kürzlich im Hafen von New-York ange⸗ 
stellten Versuche mit einer Dynamitlanone folgender⸗ 
maaßen aussprechen: „Die Versuche sind höchst er⸗ 
rolgreich ausgefallen. Das Schiff, welches als 
Scheibe diente, wurde in die Höhe geschleudert und 
ntschwand darauf sofort den Augen. Die Wider— 
tandsfähigkeit des Schiffes ist offenbar kein Maß⸗ 
tab für die Kraft des Projektils. Durch den Ver⸗ 
such wird bewiesen, daß die Kanone Dynamit auf 
L11/ engl. Meilen (2 Km.) mit bedeutender Sicher⸗ 
heit schleudern kann. Es ist nur eine Detailfrage, 
die Schießweite und die Menge des verwandten 
Explosivstoffes zu steigern, so daß Letztere im Stande 
ist, die fiärksten Panzerschiffe zu zerstören. Durch 
das Dynamitgeschütz wird der gegenwärlige Kampf 
zwischen Torpedos und Maschinenkanonen ver— 
mieden. Kraftige Explosivstoffe kamen bis jetzt nur 
in Torpedos zur Verwendung, und man irat ihnen 
entgegen mit Maschinenkanonen und um die Schiffe 
angebrachte Netze von Stahl. Die neue pneuma— 
iische Kanone stellt aber eine neue Mefshod⸗e des 
Deutsches Reich. 
München, 30. Sept. Der Reichsverweser 
rinz Luitpold nimmt die Adressen der 
ammern am Montag entgegen. 
Müunchen, 29. Sept. Die Einberufung der 
andrat hs⸗Versammlungen ist für den 7. November 
mAussicht genommen. 
Berlin, 30. Sept. Dem „Figaro“ wird aus 
zerlin gemeldet, daß zwischen der französischen und 
er deuischen Regierung Verhandlungen angeknüpft 
jen zur Besserung der Beziehungen an der Grenze. 
ine Bestätigung dieser Nachricht fehlt. 
Baden⸗Baden, 30. Sept. Die Kaiserin 
ahm heute anläßlich ihres Geburtstages zuerst die 
luckwünsche des Kaisers entgegen. Hiernach wur⸗ 
in die kaiserlichen Hofstaaten empfangen. Sodann 
schienen die großherzogliche Familie, Prinz Heinrich 
on Preußen, der Großherzog von Sachsen ˖Weimar, 
er Furst von Hohenzollern, die Herzogin ven! 
amilton, sowie König Leopold von Belgien, um 
re Glückwünsche darzubringen. Die Stadt hat 
stlich geflaggt; vor dem Hause Meßmer, der 
dohnung der Kaiserin, wogt eine zahlreiche Menge. 
Ausland. 
Wien, 29. Sept. Bei dem Empfang des 
giene⸗Kongresses am Hofe zog der Kronprinz 
itchow zu längerem Gespräche über das Befinden 
ts deutschen Kronprinzen heran. Virchow sagte: 
Es scheine das Uebel jetzt bald beseitigt und sprach 
ie Hoffnung aus, daß der Krankheitsverlauf 
unstig sei.“ 
Rom, 29. Sept. Die „Tribuna“ erfähri 
W Venedig, der deutsche Kronprinz sehe gut aus, 
upfange jedoch Niemanden wegen seiner Hals⸗ 
eschwe rden. Heute Morgen machte der Kronprinz 
me Promenade auf dem Marcusplatz und besuchte 
ir einen Augenblick den Dogenpalast; in der Kunst⸗ 
usstelluna verblieb er dagegen 3 Stunden. (F. 3) 
Vermischtec. 
München, 28. Sept. Bei der Kalastrophe 
uf der Theresienwiese ließ in der Frey'schen Re⸗ 
tauration ein Herr, welcher bei Ausbruch des 
Zrandes das Freie suchte, seinen Ueberzieher hängen, 
in welchem fich seine Brieftasche mit 400 Mk. in 
Banknoten befand und welcher ein Raub der Flam⸗ 
nen wurde. Eine in der Sendlingerstraße woh⸗ 
iende Bürgersfrau, deren Mann sich mit ihren 
heiden Kindern auf der Festwiese befand, erschral 
hei dem Ruf: „Auf der Theresienwiese brennt's“ 
derart, daß sie ohnmächtig vom Stuhl fiel. Als 
sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, war sie auf der 
linken Seite gelähmt. 
F Frankfurt am Main. Ein junges Paar 
vurde von der Schwiegermutter auf der Hochzeits⸗ 
ceise begleitet. In Nürnberg traten bereits schwie⸗ 
germütterliche Zwiste ein. Wollte das junge Paar 
eine romantische Burg besteigen, so entschied sich 
die Schwiegermutter gewiß für einen frischen Trunk 
iw Bratwurstglöckchen“ u. s. w. In Passau 
jatte die Spannung den höchsten Grad erreicht. 
Der junge Ehemann war bereits zum vollendeten 
zchwiegermuiter⸗Hasser geworden. Er verließ mit 
einer jungen Frau heimlich die Schwiegermutter 
ind reiste allein weiter. Als er wieder in Frank⸗ 
urt eintraf, stellte sich ihm die Schwiegermutter 
ils Braut vor. Sie hatte auf der Heimreise die 
Bekanntschaft eines Herrn gemacht, welcher sich mit 
der vermögenden Dame verlobte. O, diese Schwie⸗ 
sermütter! 
4 Wiesbaden, 30. Sept. Geheimrath 
Brofessor Dr. Leonhard Rudolf Konradv. 
dangenbeck, der bedeutendste Chirurg Deuisch- 
ands in diesem Dezenium, geboren in Hannover 
im 9. November 1810, ist heute hier gestorben. 
FOffenburg, 26. Sept. In der heutigen 
Schwurgerichtssitzung wurde der Gerichtshof und 
»as anwesende Publikum in furchtbare Aufregung 
zersetzt. Als nämlich dem wegen Körperverletzung 
nit nachgefolgtem Tode angeklagten Blechner Va⸗ 
lentin Betz von Gengenbach gegen 1 Uhr Nachmittags 
»as auf 1*3 Jahre Gefängniß lautende Urtheil ver⸗ 
ündet wurde, sprang derselbe über das seinen Sitz 
umgebende Geländer, ergriff das auf dem Tische 
iegende Dolchmesser und versetzte sich schnell hinter⸗ 
inander, ohne daß er daran verhindert werden 
onnie, mehrere Stiche in den Leib. Er mußte 
sinweggetragen werden: die Verwundung iñ lebens⸗ 
zefährlich. 
Mannheim, 28. Sept. Unser Nachbar⸗ 
oxt Ilbesheim war gestern in später Abendstunde 
»er Schauplatz einer blutigen That. In genanntem 
Irte hatte eine Zigeunerbande ihr Lager aufge— 
hlagen, um daselbst ihre Seilliänzerkünste zu pro⸗ 
uziten. Gestern Abend 10 Uhr nun wurde der 
zigeuner Lorier von einem anderen Mitgliede der 
nande in seinem Wagen überfallen und ihm mit 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
Si. Ingbert, 1. Oktober. Heute begann 
under kgl. Lateinschule, in der höheren 
Tochterschule und'in den protestantischen 
boltaschülen der Unterricht für das Winter- 
emester. 
— Niederwürzbach, 25. Sept. Ein an 
bittwen reicher Ort durfte Niederwürzbach sein, 
ndem in unserm Dorfe, das ungefähr 1250 Ein⸗ 
Hobner zählt, über 110 Wittwen leben. (3. 3.) 
dBlieskastel, 80. Sept. Zur Aufnahme 
Jdie hiesige Präparandenschule daben sich 22 
ʒchüler gemeldet. 
Mimbach, 30. Sept. Das Wohnhaus 
ek Jakob Huß ong brannte heute ab. 
7 Kaiserslautern, 28. Sept. Durch 
ie Generaldersammlung der Lampertsmühle wurde 
em unrefundirlichen Stammvermögen des Pfal⸗