Full text: St. Ingberter Anzeiger

abluffende Entdeckung: das Portemonnaie des 
aglanders fand fich in der Tasche des Franzosen, 
eh Franzosen in der Tasche des Engländers. 
waren gerichtsbekannte Gauner und hatten 
egenfeitig destohlen. 
Der Bau einer Brücke über den Kanal 
nvijchen England und Frankreich wird von 
em geplant. Admiral Clove, der frühere Ma⸗ 
neminister von Frankreich, legte jüngst als Referent 
nes für dies Unternehmen niedergesetzten Studien ⸗ 
zschusses dem Bautenminister de Heredia die 
une vor. Die Urheber des Gedankens sollen 
¶ mit der Gesellschaft für den Bau eines Tun⸗ 
qz, an deren Spitze belanntlich das Haus Roth—⸗ 
sb steht, vereinigt haben. 
London, 4. Okt. Der Dampfer „Alice“ 
n Middlesborough wird als verloren registrirt, 
feiner ganzen Mannschaft, bestehend aus 19 
uten. Das Schiff befand sich auf der Reise von 
ha nach London. 
7 Petersburg, 29. Sept. Zufolge einem 
clegtamm der „Nowosti“ aus Perm blühen da— 
sos sammtliche Bänme zum zweiten Mal. Das 
uchilber im Thermometer steigt bis auf — 26 
sad Reamur. Seit einem halben Jahrhundert 
so etwas nicht dagewesen. 
Die Macht des Gesanges. Der Bank—⸗ 
amle Josua Duvallo forderte die Sängerin Maria 
rehelli vor das Tribunal zu Rom wegen des 
ergehens der „öffentlichen Ruhestörung“. Der 
sader begann vor dem hohen Gerichtshof, sichtlich 
ecboͤs zerrüttet, mit zitternder Stimme: „Hoher 
erichtehof! Ich bin ein ruhiger, aber auch der 
he dedürftiger Mensch und habe mit meinem 
ußwirth einen achtjährigen Kontrakt abgeschlossen, 
mir meine Wohnung ausnehmend gefällt! — 
J habe keine Möglichkeit, diesen Vertrag vor der 
it zu lösen. Im vorigen Monat hörte ich, daß 
Zimmer nebenan auf 4 Monate — ich bitte 
bedenken, meine Herren Richter, auf volle vier 
donate; es sind erst 14 Tage verflossen — ver⸗ 
iethet se.. Am Morgen nach dem Einzug, als 
henoch in Gottes Morpheus Armen sanft ruhte, 
cgann auf einmal eine recht angenehme Stimme 
rzend an zu fragen: „Wer so spät durch Nacht 
id Wind reite!“ — Dann kam der unglückselige 
ctet mit seinem ächzenden Kind u. s. w. Das 
ed gefiel mir außerordentlich und ich bedauerte 
t, als zum Schluß der arme Knabe nun doch 
inz todt war. — Ich war hingerissen und konnte 
x ein ‚Bravo“ nicht versagen. — O hätte ich's 
ich nie gethan. — Man war nebenan — wie's 
ien — für den Beifall sehr empfänglich und ließ 
meinem Erstaunen mit mehrfachen Wiederbolungen 
qt jauf sich warten. Unter den Klängen des 
itlenldnigs verließ ich das Haus. Als ich Mittags 
Tisch heimtam — Weh mir! — „Der Erlen⸗ 
mg, mit Kron und Schweif!“ — Mein Sohn 
ist — o wär' er's doch — ein Nebelstreif. Es 
wr kein Nebelstreif, sondern Signora Trebelli sang 
cuberts — ich gebe ja zu — sehr schönes Lied. 
uter der mehr als vielhundertmaligen Belehrung 
3Vaters, daß die tanzenden Erlkönigs⸗Töchterlein 
r „alte graue Weiden wären“, verzehrte ich mein 
achtmahl. — „Komm, schönes Kind, komm, spiel 
it mir“ — Jawohl. — ich hatte gerade besondere 
.— das war mein Nachtgesang! — Erschöpft, 
chüttert drückte ich mein müdes. tolles Haupt in 
e Kissen, — umsonst. — „Und kommst du nicht 
lig“ — — huhu — dann brauch ich Gewali! 
trrrrr ⸗·⸗· 
‚ habe — nicht übertrieben — wohl an die 
„9 Mal die Drohungen des Erlkönigs und eben 
biele arme, ächzende Kinder mit anhören müssen, 
bie erregte, beschwichtigende Vater im Geiste vor⸗ 
sausen gesehen. 
Ich habe gebeten, gefleht, qgestöhnt, geschrieben, 
ocht, gerast — Das Fräulein hatte kein Ohr 
nich, sie ließ nochmals und nochmals den Vater 
edauernswerthen Knaben im Arm halten.“ — 
die angeklagte Sängerin replizierte bestimmt, 
ie — — den „Erlkönig“ durchaus noch nicht 
en lassen könne! Sie habe das Lied fuͤr das 
hste Konzert als Effektnummer zu singen. Es 
ige sehr diel von dem Ausfalle ab, sie wäre sehr 
nüchtig und es könne ihr kein Mensch vorschreiben, 
toft sie so ein Lied zu üben habe in einem 
As, dessen Zins sie pünktlich bezahlt! — Schubert 
Goethe seien große deutiche Maestro's. deren 
e gründlich studirt werden müßten, u. s. w. — 
ine Einigung kam absolut nicht zu Stande. 
Kichter veruriheilten die Schubert-Verehrerin, 
Signora Trebelli, zu einer Geldstrafe von 80 Lires 
ür „öffentliche Ruhestörung“ — Von Rechtswegen! 
— Signora zahlte höhnisch diese Bagatelle und 
raunt schnippisch ihrem klagsüchtigen Nachbar zu: 
Signor, wenn ich den „Erlkönig“ im Konzert 
inge, so bekommen Sie — sicher — ein „Frei— 
zillet“ von mir!“ — 
F Eine interessante Hochzeit hat in Da— 
ota stattgefunden. Douglas Cartin, Enkel eines 
gouverneurs, heirathete Fräulein Dupree, Tochter 
ines franzoͤsisch indianischen Mischlings und einer 
Vollblut Indianerin von der Bande der Sioux. 
ks ist das erste Mal, daß ein Weißer von so her— 
orragender Familie eine Indianerin heirathet, die 
ioch dazu sich weder besonderer Schönheit, noch 
rgend welcher Erziehung rühmen darf. Aber sie 
st reich. Die Trauung wurde durch den Friedens⸗ 
ichter in Gegenwart von 1000 Sioux und 20 
Veißen vollzogen. Die Braut erschien dabei im 
hwarzen Seidenkleide mit Biberbesatz, rothen 
zändern und Schmuck aus Fischzähnen. Nachher 
rat eine alte Indianerin aus einer Hütte und 
jeulte einen greulichen Gesang, der die Ankündigung 
enthielt, daß die Indianer mit der Verbindung zu 
rieden seien. Ein Medizin-Mann, der sein Haupt 
nit einem Büffelfell verhüllt trug, verbrannte 
dräuter und rief den Segen des großen Geistes 
erab, worauf zwei junge Indianer auf weißen 
zonnys in die Ebene hinausjagten und, zurück. 
ehrend, ihre Rosse dem jungen Paar als Zeichen 
»er Billigung des großen Geistes verehrten. Dann 
egann das Hochzeitsmahl, für welches zehn ganze 
Ichsen gebraten und 100 Hunde zu Suppe ge⸗ 
ocht waren. Das Essen und der Tanz währten 
rei Tage. Das Hochzeitsgeschenk des Vaters der 
Braut bestand in 500 Stück Rindvieh, 50 Pferden 
ind 30 zahmen Büffeln. J 
F Die Ersteigung des höchsten Ge— 
zirges von Afrika, des Kilimandscharo, ist 
etzt zum erstenmale einem Deutschen gelungen: Dr. 
Neyer aus Leipzig, ein Sohn des Besitzers des 
Bibliographischen Instituts, hat diesen zum deutschen 
-„chutzgebiet gehörigen Gebirgsstock von nahezu 
3000 Meter Höhe erreicht; er hat den Kibo, (den 
söheren der beiden Gipfel) und den Rand seines 
draters bestiegen. Bisher war auf diesem Gebirge 
der Engländer Johnston am weitesten vorgedrungen; 
er hatte am Kibo eine Höhe von ungefähr 5000 
Neter erreicht, konnte aber nicht bis zur Spitze 
gelangen. Dr. Meyer wird im künftigen Monat 
iach Deutschland zurückkehren; dem Vernehmen nach 
zringt er reiche Sammlungen mit. 
F New⸗York, 4. Okt. Sozialistische 
Unruhen fanden gestern in Union⸗Hill (New⸗ 
Jersey) in Folge der Auflösung einee Versammlung 
tatt. Mehrere Sozialisten wurden verhaftet und 
ns Gefängniß geführt. 
— 
Demeinnütziges. 
Thee aus Brombeerblättern. Der 
zotaniker Dr. Kuntze schreibt hierüber: „Die jungen 
zrombeerblätter haben denselben Geschmach, wie 
einer, guter chinesischer Thee und einen besseren, 
ils die meisten in Europa im Handel befindlichen 
Zorten. Nachdem ich in Ostasien viel guten Thee 
etrunken und frische Theeblätter vom Strauch ge— 
aut, wird man mein Urtheil wohl beachten dürfen. 
riner Gesellschaft gelehrter Freunde in Berlin ver 
prach ich zwei Sorten feinsten Thees vorzusetzen. 
Ich bot ihnen, ohne daß sie es wußten, erst meinen 
Zrombeerblätterabsud, nachher den wirklichen Thee 
ind bat um ihr Urtheil. Einstimmig wurde der 
erstere, also das Surrogat, vorgezogen und erst nach— 
ser gab ich meinen Freunden die Aufklärung.“ 
Nan mache die Probe, bemerkt dazu die „Hannop. 
inde und forstw. Zig.“,“ nur wähle man die 
ingsten, zartesten Blätter aus, trockne sie vorher 
nder Sonne und untersuche, welche Brombeerarten 
ie besten Theeblätter liefern. Wenn weitere Kreise 
em vorstehenden Urtheile zustimmen sollten, dann 
ürften dem Handel mit ausländischem Thee ge— 
»altige Wunden geschlagen werden und viel Geld 
m Lande bleiben. 
Brombeerliqueur. Man vermischt 25 
zurch Auspressen gewonnenen Brombeersaft mit *4 
gebestem Hutzucker, 16 g Zimmt, 16 g geriebene 
Mußkatnuß, 88 Gewürznelken und 128 Piment. 
Diese Mischung läßt man entweder einige Minuten 
tochen oder an der Sonne oder um warmen Küchen 
»fen abdunsten; sobald sie erkaltet ist, setzt man 
1Congnac zu, und der Liqueur ist fertig. Man 
zieht ihn dann auf Flaschen, welche man gut ver— 
torkt an einem kühlen Orte aufbewahrt. Dieser 
diqueur ist namentlich bei Diarrhoe sehr zu 
mpfehlen. 
Fürs Krankenzimmer. Ein vorzügliches 
Räucherungsmittel in Krankenzimmern 
ist gemahlener Kaffee, von dem man einige Messer⸗ 
pitzen voll auf glühende Kohlen wirft. Die anti⸗ 
eptischen Eigenschaften des gemahlenen Kaffees 
sind bekannt. 
Vortreffhlichen Hönig aus Kür— 
bissen zu bereiten. Man schält die Küc—⸗ 
zisse, reinigt sie von den inwendigen Kernen und 
Fasern und schneidet das reine Kürbisfleisch in 
Stücke von der Größe einer Wallnuß. Diese thut 
nan ungewaschen und ganz ohne Wasser in große 
Töpfe, welche nicht vollgefüllt werden drüfen, und 
läßt sie am Feuer kochen, bis daraus eine dünne 
Brühe geworden ist. Man gießt dieselbe durch 
Leinwand in einen Kessel und drückt das in den 
Töpfen zurückgebliebene Kürbisfleisch durch Tücher, 
um die darin gebliebene Brühe auch zu gewinnen; 
etzere siedet man in einen Kessel ein, bis sie die 
Dicke eines Syrups oder Honigs erlangt hat, wobei 
ie beständig abgeschäumt wird. Diese eingesottene, 
jonigartige Menge wird in steinernen Töpfen zum 
Bebrauch aufbewahrt. Sie hat die Süßigkeit des 
»onigs und ist zu Kaltschalen und Kochspeisen an⸗ 
tatt tarinzucker zu gebrauchen. 
Marktberichte. 
Homburg, 5. Oktober. (Fruchtmittelpreis und Vil— 
ualienmartt;) Weizen 8 M. 59 Pf., Korn 6 M. 48 Ppf., 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz O M. — Pf., Gerste 
dreihige O M. — Ppf. Gecste Areihige O M.— Pf., 
dafer 5 M. 92 Pf., Mischfrucht 6 M. 40 Ppf., Erbsen 
d M. — Pf. Wicken 0 M. — Pf., Bohnen O M., 
— Pf., Kartoffeln 2 M. 50 Pf. Kornbrod 6 Pfund 
30 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf., Ochsenfleisch Ppf 
RKindfleisch 40 Pf. Kalbfleisch 50 Pf., Hammelfleisch — Pf. 
Schweinefleisch 50 Pf. Butter 1 Pfund 1 M. — pf. 
Protestantischer Gottesdienst. 
Fynntag den 9. Oktober 1887, vormittags 
3 Uhr. Text: 2. Chronika 15, 128. Lied 
Nachmittags 2 Uhr: Christenlehre. 
Für die Redaktion verantworlich: F. X. Demetz. 
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Do.. Frankfurt a. M. Burkin⸗Fabrik⸗Depot. 
— Muster ⸗Collectionen bereitwilligst franco. 
Das Publikum entscheide. 
Wenn Jemand wissentlich bestrebt ist, seine Mitmenschen 
zu täuschen, oder durch gemachte Angaben verjucht, solche 
Auffassungen im Publikum zu erzeugen, sei es in ge— 
chäsftlicher oder socialer Beziehung, so ist das nicht allein 
inbillig und unehrenhaft, sondern schimpflich und gemein. 
Wenn man aber wissentlich dazu beiträgt, Unwahrheiten 
u verbreiten unter dem Deckmantel der Menschenfreund—⸗ 
ichkeit, während die eigentlichen Motive: Ehrgeiz, Gewinn— 
ucht und Notorität find, und beziehen sich solche Angaben 
ioch auf das leibliche oder geistige Wohl der leidenden 
Menschheit, so ist ein solches Gebahren äußerst verwerflich 
ind strafwürdig. 
Unter dieser Impression bestehend, haben wir immer 
eschrieben, wenn wir uns're Warners Safe Cure empfehlen. 
dedes Wort, das in unseren Reklamen oder Broschüren 
leht, beruht auf Wahrheit und die erlangten Kuren be⸗ 
veisen es! Man hat uns vorgeworfen: „Wenn Eure 
Rittel gut sind, warum macht ihr denn so viel Reklame?“ 
— Ein Kaufmann mag die beste Waare fulr einen möglichst 
illigen Preis auf Lager haben, wird das Publikum daraus 
Zutzen ziehen können, wenn ihm dies unbekannt bleibt? 
Zicherlich nicht! Es muß also bekannt gemacht werden, und 
»a gegen Spezial⸗Mittel sehr viele Vorurtheile herrschen, 
o bedarf es unsrerseits geradezu außergewöhnlich großer 
Anstrengungen, durch Annonciren den Heilwerth von 
Warners Safe Cure bekannt zu machen. Wer dieses Mittel 
inmal selbst, oder wenn es in seiner nächsten Umgebung 
gebraucht, bei Dem bedarf es keiner Reklame mehr, er 
wird selbst dafur Reclame machen. — Ist es nicht absurd 
hehaupten zu wollen: Eine Medizin durfte man nicht 
mnonciren! Warum denn nicht? Ist es ein Vergehen dem 
deideuden zu verrathen wodurch er seine Gesundheit wieder 
rlangen kann? Wenn so, dann bekennen wir uns schuldig. 
zst es aber erlaubt, die Gebrechen der Menschen zu heilen, 
d werden wir nicht aufhören Warner's Safe Cure allen 
Denen zu empfehlen, welche an Nieren⸗-, Leber⸗ und 
trinorgan-⸗Krankheiten leiden, damit sie gesunden, und 
überlassen getrost dem Publikum die Entscheidung, ob wir 
recht handeln, oder uns dadurch im miadesten etwas zu 
Schulden kommen lassen. 
Der Preis von Warner's Safe Cure ist 4 Mark die 
Flasche. Verkauf und Versandt nur durch Apotheken. — H. H 
Waruüer u. Co., Frankfurt a. M.