Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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91 auf welche die Expedition Auskunft ertheilt 1588. Reklamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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W 199 — 
Deutsches Reich. 
Mmünchen, 6. Olt. Der Finanz⸗Ausschuß 
eehmigte einstimmig die zweijährige Weiter-Er⸗ 
ug des erhöhten Malzaufschlagss. 
MRünchen, 7. Oklt. Sammtliche Nachrichten 
on dem Rücktritt des Kriegsministers entbehren 
her thatsächlichen Grundlagge. 
Augsburg, 8. Okt. Der Abendzeitung zu⸗ 
Aze soll der Kriegsminister v. Heinleth beabsich⸗ 
sin, seinen Posten mit einer rein militärischen 
nnandostellung, und zwar dem Generalkommando 
ber das 2. Armeekorps in Würzburg zu ver—⸗ 
uuschen. 
Paris, 6. Okt. Die nächste Woche wird die 
e Vertheilung des neuen Lebelgewehres zunächst 
eim 7. Armeekorps (Belfort, Besangon) stattfinden. 
Nt Kriegsminister Ferron gedenkt in einigen Tagen 
ne neue Inspektionsreise nach der Ostgrenze an⸗ 
alreten. VV—,— 
Paris, 6. Olt. Der „Temps? meldet offi⸗ 
63: Den letzten Nachrichten zufolge ist der Zu— 
and des Sultans von Marokko hoffaungslos. 
Anderseits wird gemeldet, daß Spanien zum Schutze 
us spanischen Präsidios Vorsichtsmaßregein getroffen 
zat für den Fall, daß ein Bürgerkrieg ausbrechen 
olle. Die zusammengezogenen spanischen Truppen 
xettagen nicht mehr als 2800 Mann, die nur im 
Jalle von Unruhen über die Meerenge setzen werden. 
durchaus grundlos ist, daß Frankreich an der 
drenze Marokkos Truppen anhäufe oder die Absicht 
zjabe, solche anzuhäufen. Ueber marokkanische An—⸗ 
elegenheiten herrscht zwischen Frankreich und 
zpanien vollstündiges Einvernehmen; übrigens 
egt es, England beabsichtige, den Großmächten 
orzuschlagen, daß jede ein Kriegsschiff nach Tanger 
chicke um ihre Unterthanen zu schützen. Die fran⸗ 
sische Regierung hat jedoch noch keine Mittheilung 
Rieser Art erhalten, auch keine Maßregeln zu diesem 
Jweck angeordnet. Bis jetzt herrscht noch vollstän⸗ 
ige Ruhe in Tauger und auf der ganzen marok⸗ 
anischen Küste. 
Paris, 6. Olt. Die „France“ meldet, daß 
deneral Boulanger hente in Puy⸗de⸗Dome einge⸗ 
roffen ist und seinen Einzug unter den Zurufen: 
Hoch Boulanger!“ gehalten habe. 
Paris, 7. Okt. Die Journale bringen den 
Ageblich aus authentischer Quelle stammenden 
Lert eines Toastes, welchen der Großfürst Michaelo 
wiisch beim Abschiedsessen an Bord des franzöfischen 
teamers „Uruguay“ ausbrachte, worin der Groß⸗ 
urst Frankreich ermuntert, die Revanche vorzube⸗ 
citen und er schließlich erklürt, er werde selbst im 
— 
und in die Reihen der französischen Armee ein⸗ 
teten. Es liegt auf der Hand, daß der Groß— 
irst eine solche Unvorsichtigkeit nicht oder wenigstens 
cbt bei — Besinnung begangen hat... 
Paris, 7. Okt. Der deutsche Bolschafter 
graf Münnster überreichte Flourens um 3 u 
ne deutsche Note, durch welche der Grenzfall 
waller Form endgiltig beigelegt wird, 
Aleichzeitig erfolgte ein Betrag von 50,000 Mark 
iür die Witswe Brignon. Wie aus der Note her⸗ 
or ieht, ist die deutsche Auffassung des Falles fol⸗ 
—A 
ix unndthig gehalten, da das deutsche Bedauern 
ereits unmittelbar nach dem Vorfall förmlich aus⸗ 
esprochen worden ist. Was die Entschädigung 
mlangt, so halte die deutsche Regierung daran fesi. 
haß bei dem Vorfall kein böser Mille, sondern nur 
Sonntag, 9. Oltober 1883. 
22. Jahrg. 
ꝛein bedauerlicher Irrihum vorliegt; da aber das 
Unglück infolge deuischer Instruktionen und Insti⸗ 
utionen geschehen, dadurch ein französischer Unter⸗ 
han geschädigt sei, so halte es die deutsche Regie⸗ 
ung für ihre Pflicht, soweit thunlich eine Ent ⸗ 
chädigung zu gewähren, die man mit 50,000 Mt. 
ungemessen veranschlagk halte. Bezüglich der et⸗ 
vaigen Bestrafung des Soldaten Kaufmann müsse 
illes den Gerichten überlassen werden, die nach Rechl 
rkennen würden. Minister Floarens sprach dem 
Frafen Münster seinen Dank für das der Billigkeil 
nisprechende Entgegenkommen Deutschlands aus 
wodurch der Zwischenfall endgiltig erledigt ist. 
London, 5. Okt. Nach einer Meldung aus 
Fooktown ist der deutsche Kreuzer „Adler“ mit 
Zönig Malietoa von Samoa daselbst angekommen. 
Letzterer wurde auf den „Albatroß“ gebracht, wel⸗ 
her, wie es heißt, nach NeuGuinea fährt. 
London, 6 Okt. Der Sultan von Marolko 
iegt im Sterben. Wie man hört, soll er veragiftet 
worden sein. 
kostenfreie Ueberlassung der Postquittungsbücher 
anregen, wie dies bei der Reichspost der Fall ist, 
während in Bayern hiefür 2 Mk. 50 Pf. erhoben 
werden. Man hofft, daß die übrigen kaufmännischen 
Vereine der Pfalz dieses Gesuch umersühn 5 
Weischutle iim a Si, 5. Oll. Vor langerer 
Zeit wurden hier Braunkohlenlager gefunden und 
nit dem Abbaut derselben begonnen, worauf die 
Brube von Herrn Kaufmann Karl Borgamüller in 
Dortmund erworben wurde und den Namen „Rhein⸗ 
afalz J.“ erhielt. Die Ausbeute scheint nun keint 
zesonders rentable mehr zu sein, denn Herr Borgs⸗ 
nüller hat auf das Eigenthumsrecht Verzicht ge⸗ 
eistet. 
— Frankenthal, 5. Okt. Der am Sonr 
ag Abend von seinem Knechte durch Messerstich 
ebensgefaährlich verwundete Verwalter der Scharrau 
derr Fritz Pohly, welcher diesen bedeutenden Güter 
somplex im Auftrage seines in Mannheim wohnen 
den Bruders verwaltete, ist gestern Abend 9 Ub 
»inem schweren Leiden erleaen. (xFr. Ztia.) 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Ju diesem Herbste findet zum ersten Mal 
hie im Septennatsgesetze beschlossene Mehraushebung 
der Rektuten in der Höhe von ungefähr 14. 000 
Mann. 
— Ein junger Mann von Jägersburg 
'and beim Ackern einen Zinnkrug mik 9 Gold⸗ und 
180 Silbermünzen aus der Zeit des Papstes 
Paul UI. Viele Münzen tragen dessen Brustbild 
ind sind umschrieben Paul III. Ponti Maximi; 
die Kehrseite trägt einen aufrecht stehenden Löwen 
mit einer Lanze; auch französische Stücke mit den 
drei Lilien und deutsches Kaisergeld aus obiget 
Zeit ist dabei, sowie verschiedenes andere. Die 
Holdmünzen sind wie alte 20.Guldenstücke, die 
Zilbermünzen sind don einem drittel Thaler ar 
ibwärts an Größe. (3. 3.) 
— Kaiserslautern, 6. Olt. EGevölke⸗ 
rungsstatistik) Stand am 31. August 1887 
34, 118 Seelen. Im Sepfember zugezogen 267, 
veggezogen 227, demnach Mehrung 40. Im 
September geboren 106, gestorben 43, demnach 
Mehrung 68. Gesammimehrung 103. Stand 
am 30. September 34,221 Seele. 
— Kapellen, 4. Okt. Der größte Theil 
)er hiesigen Hopfen ist verkauft und liegen vur 
ioch einzelne Partien hiet. Die bezahlten Preise 
chwebten zwischen 60 70 Mark. — Im Ganzen 
vurden hier zirla 650 Zentner (enschließlich der 
döfe) geerntet. Nehmen wir nur 600 Zentner an 
und, rechnen den Durchschnitispreis von 70 Mar' 
»er Zentner, so hat unser Dorf die respektable 
Summe von 42,000 Mark fuür den diesjährigen 
dopfen eingenommen. Ein nettes Sümmchen für 
in kleines Dorf aus dem einzelnen Landwirth⸗ 
chaflszweige. I EG. W.) 
— Speyer, 8. Oktbr. Herrn Regierungs— 
präsidenten Staatsrath v. Braun, Excellenz, wurden 
seute Ehrenzeichen und Diplom als erwähltem 
ẽhrenmitgliede des Bayer. Veteranen⸗, Krieger ˖ und 
dampfgenossenbundes überreicht. Die hiezu heauf⸗ 
ragte Deputation, Buchdrucker Herrmann Kayser 
Kaiserslautern) und Präsidialsekretär Conrad 
Speyer), Mitglieder des Bundespräfidiums, wur⸗ 
»en hierauf von Sr. Extellenz zu Tisch geladen. 
— Neustadt. Der hiesige „Kaufmännisch 
BZerein“ beabsichtigt, an den Herrn Landtags— 
Abgeordneten Müller-Haardt das Ansuchen zu 
bossen er möoe hei Berakhunn des Postetafs di⸗ 
ermischetes. 
F Die überseeische Auswanderung aus dem 
eutfchen Reich über deutsche Häfen, Aniwerpen, 
NRotterdam und Amsterdam zählte im Monat August 
3061 Köpfe gegen 6727 im August 1886. Im 
ganzen Kalenderjahr hat die Auswanderung bis 
zum 1. September 72,608 Köpfe betragen, gegen 
52,598 in derselben Zeit des Vorjahres. 
In der Menagerie vonm Montenegro auf der 
Dktoberfesiwiese in München wurde Montag 
Nachmittag ein Aufseher, während er an dem 
Käfig eines Jaguars vorübergingt, von dem letz⸗ 
teren am rechten Arme gefaßt und durch Bißwunden 
— im Ganzen 12 — schwer verletzt, bebor man ihn 
den Zähnen des wilden Tbieres wieder entreißen 
onnte. 
4 Das Loͤschwesen im Jahre 1886 hat der 
Stadt München 114,800 Mark gekostet. 
— Die bereits avisirte Verschärfung der Vor⸗ 
zedingungen für das Recht zum Einjährigen soll, 
vie sich Fachleute außerten, bereits vom nächsten 
Studienjahr eintreten und das Zeugniß hiefür erst 
nit Absolvirung der zweiten Gymnasialklasse aus⸗ 
zestellt werden. 
7 Kreuznach, 3. Okt. Zur Warnung sei 
nitgetheilt, daß gestern früh auf dem hiesigen 
Babnhof bei dem Zuge nach Bingerbrück ein Rei⸗ 
ender im Augenblick des Einsteigens durch unvor⸗ 
ichtiges Tragen seines Regenschirmes den begleitenden 
Zugführer in das linke Auge gestoßen und dasselbe 
so beschädigt hat, daß eine längere Dienstuntaug⸗ 
ichkeit die Folge sein dürfte. Für die Curkosten 
u. s. w. hat der Thäter aufzukommen. 
F Elberfeld, 5. Okt. Ein aus Bayern 
zebürtiger, 34 Jahre alter unverheiratheter Maurer 
rat gestern Abend gegen 11 Uhr in eine hiesige 
Wirihschaft und ließ sich ein Glas Bier geben. 
NRachdem er dasselbe zur Haäalfte geleert hatte, stand 
er auf und sagte: „Meine Herren! Wollen Sie 
einmal sehen, wie sich einer erschießt?“ Hierauf 
nahm er einen Revolver aus der Tasche und schoß 
ich in den Mund, so daß er sofort entseelt auf 
seinen Stuhl niedersank. Ein herbeigeholter Arzt 
Ine lediglich den Tod des Selbstmörders fest⸗ 
tellen. 
F Leipzig, 6. Olt. Die Verhandlungen in 
dem Anarchistenprozeß wurden heute zu Ende ge⸗ 
ührt Mene sprach eine halhe Stunde und be—