Full text: St. Ingberter Anzeiger

geilung für den Empfänger bildet, und daß hier⸗ 
Ich die betreffende Drucksache zur Beförderung 
gen ermäßigtes Porto ungeeignet wird. Die 
anstalten werden veranlaßt, auf solche Druck⸗ 
gensendungen zu achten, dieselben dorkommenden 
—7— anzuhalten und dem Absender wieder zu⸗ 
Ffuhren. 
n In der bekannten Mordaffaire Ziethen- 
dilhelm joll nunmehr die Wiederaufnahme 
3 Verfahrens beschlossen sein. Unsere Leser 
mern sich, daß der Barbiergehilfe Wilhelm im 
sonat Juninl. J. in Berlin verhaftet wurde. weil 
z sich selbst als der Moͤrder der Ehefrau Ziethen 
tannte. Der Ehemann Ziethen war seiner Zeit 
in Schwurgericht zu Elberfeld als Gattenmörder 
lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt, der 
zitangeklagte Wilhelm. welcher zur Zeit des 
hordes bei Ziethen in Diensten stand, abder frei— 
sprochen worden. Man schenkte im allgemeinen 
Selbstanklage des Wilhelm wenig Glauben, da 
rtielbe als ein durch und durch verlogener Mensch 
tannt war. Sollte“ sich die Nachricht von 
er Wiederaufnahm? des Verfahrens bestätigen, so 
nüssen sich doch im Laufe der neuerlichen Unter- 
chung Momente hergestellt haben, welche die Schuld 
x8 Ziethen wiederum als zweifelhaft erscheinen 
en. 
eht Lübeck, 22. Okt. Die Kirler Bucht wird 
zürker befestigt durch zwei große Küstenforts. 
*7Königsberg i. Pr. Die Familie eines 
zeglerungs⸗Subalternbeamten hatte in der Nähe 
genanntes Schweine⸗Kopfsfleisch geholt, und das⸗ 
be hatte zum Mittag der ganzen Familie, be— 
ehend aus Mann, Frau, zwei Kindern und einem 
dienstmädchen, ganz vortrefflich gemundet. Aber 
ald nach dem Genusse stellte sich bei allen bezeiche 
jeten Personen heftiges Unwohlsein ein, welches 
zei den Kindern ein so starkes, mit heftigem Fieber 
jerbundenes war, daß man schleunigst einen Arzt 
u Hilfe rief, welcher nach den auftretenden Symp⸗ 
omen „Fleischvergiftung“ konstatirle. Sofort wur—⸗ 
sen die nöthigen Mittel in Anwendung gebracht; 
rotzdem aber blieben Mann und Frau drei Tage, 
ie Kinder acht Tage bettlägerig krank, während 
as Dienstmädchen nur ein kurzes leichtes Unwohl⸗ 
ein durchzumachen hatte. 
Der Nestor der hessischen Lehrer— 
daft, Fr. Gremm, ist dieser Tage in Fürth 
Odenwald) im Alter von 87 Jahren gestorben. 
zr diente unter vier Großherzogen und ging erst 
Vension, nachdem er 61 Jahre thätig gewesen. 
— Im Hinblick auf die zahlreichen Landstreicher 
rzaͤhlt der „Straßburger Kirchenbote“, in Schle⸗ 
jen trage eine Fabrik über der Hausthüre die 
höne Inschtift „ORA EP LABORA“ (Bete und 
rbeite). Ein Fechtbruder, der diese Worte für 
ie Namen der Fabrik-Inhaber hielt, trat an den 
zausherrn mit der Frage heran: „Sind Sie vielleicht 
er Herr Ora?“ Der Fabrikant, der seine Pappen⸗ 
seimer kannte, erwiderte: „Nein, ich bin der La—⸗ 
sora und will Ihnen sogleich Arbeit anweisen.“ 
der Landstreicher verduftete schleunigsgt. 
F Französische Höflichkeit. Der Re— 
ꝛalteur der „Post“ hat den nachfolgenden anonymen 
hrief aus Rantes erhalten, den er in treuer Ueber⸗ 
chung mit einer einzigen Auslassung, derjenigen 
oͤher hinauf gerichteter Schimpfworte, veröffentlicht. 
zr lautet: 
Nantes, 17. Oktober 1887. 
in den Chef-Redakteur der Zeitung „Post“ in 
Berlin (Deutschland). 
Mein Herr! 
Sie sind eine Canaille und ein Lümmel; Sie 
canken sich mit dem Hasse Bismarcks gegen Frank⸗ 
eich, um Ihr Gift auf alles Franzöksche zu 
hritzen, Sie feiles Reptil! Ihr schäbiges Land 
heint damit noch nicht genug zu haben, daß es 
en Fall Schnäbele und den von Raon—la⸗Plaine 
uf der Rechnung hat: in Ihrem galligen Blatt 
iuß auch noch die französische Armee wegen des 
wurch General Caffarel hervorgerufenen Skandals 
elüstert werden; angesichts des Arrestes des tapfern 
henerals Boulanger muß Ihre Freude sich Luft 
nachen. Als ob' das deutsche Heer nicht hundert 
Mal verächtlicher wäre als das Heer der Republik, 
uf das Sie einen Makel zu werfen versuchen! 
da haben Sir's Sie alterSchafskopf! Wacten 
zꝛie es ab: Frankreichs junges Heer, Boulanger 
m seiner Spihe, wird binnen Kurzem nach Berlin 
ommen; und wenn Sie dann noch nicht verreckt 
ind, Sie ... dann wird der, der Ihnen schreidt, 
sonen allen die Zähne einschlagen, wie es sich für 
olche deutschen Schweine gehört, die sich der Welt 
m Allgemeinen und im Besonderen Elsaß⸗Lothringen, 
vem Lande des Stolzes und der Ehre, verhaßt 
nach n. Merken Sie sich, daß ich Ihnen für die 
ächste Zeit Stelldichein in Berlin gebe, Sie alter 
S„aukerl, und verlassen Sie sich darauf, daß ich 
nicht ausbleiben werde. Also auf baldiges Wieder— 
sehen! Empfangen Sie den gediegensten Tritt in 
den Hintern, den man so einem alten Esel versetzen 
ann. Hoch Frankreich! Hoch die Republik! Hoch 
stußland! Hoch Boulanger! 
Ein französischer Soldat. 
Der Preiscourant für Orde' bei 
)ein betreffenden Vermittlungsagenturen in Paris 
vurde vor Kurzem von einem Geheimpolizisten der 
Lräfektur in Vorlage gebracht. Danach kostet der 
Irden der Ehrenlegion 50—100,000 Fics., je 
rach dem Vermögen des Kandidaten. Merite 
igricole 10 - 20, 000 Fr, Cambodga-Orden: 
Ritter 1500, Offizier 2800, Kommandeur 5000 
FIr. Orden Karls III. von Spanien: Ritter 4000, 
kommandant 7000 FrOrden Isabellas: Ritter 
000, Kommandant 7000 Fr. Portugiesischer 
Fhristus Orden: Ritter 5500, Kommandeur 8000 
Fr Italienischer Kronen-Orden: Ritter 5000, 
Iffizier,. 7000 Fr. Persischer Löwen⸗ und Sonnen- 
Irden: Ritter 3500, Offizier 53000, Kommandeur 
000 Fr. Italienischer St. Moriz Orden: Ritter 
»000 Fr. NRischam von Tunis: Ritter 3000, 
Dffizier 42000, Kommandeur 3000 Fr. Italienischer 
Adel: 1500 Fr. Orden der Dahlia von Arauka⸗ 
nien: Ritter 20, Offizier 50, Kommandeur 80 Fr. 
— Aus der letzten Posilion ersieht man, daß 
nuch auf Minderbemittelte gebührend Rücksicht ge⸗ 
nommen ist. 
F Brilhlanten am Strumpfband. In 
»ornehmen Pariser Damenkreisen ist es seit einiger 
Zeit Sitte, die Schnallen der Strumpfbänder reich 
nit Diamanten zu verzieren. Den Anfang hierin 
nachte die ExKönigin Isabella von Spanien. In⸗ 
olge dieser Neuerung erregt man auch durchaus 
einen Anstoß, wenn man einer befreundeten Dame 
5trumpfbänder schenkt, die seit ihrer modernen 
Zrillantenausstattung kein „delikater ToiletteGegen · 
tand“ mehr sind. Bei einem Juwelier am Boule⸗ 
hard waren dieser Tage sogar drei Paar Strumpf⸗ 
hander der Herzogin von Bauffremont in der Aus— 
age, deren jedes die Initialen der Fürstin in 
Diamantschrift zeigte. 
fParis, 22. Okt. Aus dem Pariser Straßen⸗ 
ieben erzählt der „Temps“ folgende hübsche Ge— 
chichte: „Gestern Adend gegen 9 Uhr sah ich an 
der Ecke der Straße Faubourg Montmarte einen 
ilten Mann mit eisgrauem Barte ftehen, der die 
Vorübergehenden freundlich grüßte und ihnen ge— 
)ruckte Reclamen überreichte. Mich interessirte der 
Breis, dessen Gesicht edle Züge zeigte, und ich 
näherte mich ihm. Im selben Augenblicke sprachen 
hn zwei gut gekleidete Damen an. Wie geht es, 
Ulter? frug die eine. — Danke, Madome, mir 
jeht es aut, aber Sie haben Furcht. Muth, Ma⸗ 
»ame, Sie werden glücklich sein und dem Vater—⸗ 
ande einen Sohn schenken. Und Sie, mein Fräulein, 
agte er zu der zweiten Dame, Sie sind noch nicht 
nerhrirathet, aber Sie werden es bald sein. Die 
)eiden Damen dankten dem Greise und gaben ihm 
ede für seinen Zettel einen Franken. Ich frug 
den nächsten Polizisten, wer der Greis sei, und er 
twiderte mir lachend: Den kennt hald Paris und 
nsbesondere die Polizei. Er ist 104 Jahre alt 
ind noch immer so rüstig wie vor 50 Jahren. Er 
zettelt nie, sondern giebt denjenigen, die ihn anreden, 
romme Wünsche mit auf den Weg. Davon lebt 
er und wir behelligen ihn niemals. Vor 4 Jahren 
jatte er seinen 100. Geburtstag gefeiert und dazu 
in halbes Dutzend Freunde, seine Kinder, wie er 
agt, im Alter von 80 und 84 Jahren, geladen. 
Die Gesellschaft begab sich in feierlichem Zuge in 
ine Garküche, ließ eine Gans braten und bestellte 
den nöthigen Wein dazu. Der Hundertundvier⸗ 
ährige, ließ sich alles trefflich schmecken, nahm die 
ßlückwünsche seiner „Kinder“ entgegen und stand 
Abends wieder auf seinem gewöhnlichen Posten, den 
Borübergehenden seine Reckamen und seine Wünsche 
anbietend. 
F Madrid, 22. Okt. Ein Theil des im 
Bau befindlichen Theaters zu Bilbao ist eingestürzt, 
3 Personen wurden getödtet, drei verwundel. — 
F Neuestes aus Kalau. Als Dr. Morell, 
Macdenzie, der berühmte englische Spezialarzt, jüngst 
ijach seinem Besuche beim Kronprinzen sich von 
Toblach nach Italien begab, um dort für den 
Winteraufenthalt des hohen Patienten ein sonniges 
Fleckchen aufzuspüren, hatte er auf der Eisenbahn 
zum Koupeegenossen einen Herrn aus der Provinz 
Pofen, der sich einige Wochen an der Riviera leisten 
wollte. Dieser Herr hielt es für ein Geoot der 
Höflichkeit, sich dem distinguirt aussehenden Reise⸗ 
gefährten vorzustellen, und that dies mit den 
Wotten: „Pein Name ist Lewi.“ — „Mackenzie“, 
erwiderte der englische Arzt mit einem keichten 
Neigen des Hauptes. — „Woher?“ entgegnete 
freadig überrascht darüber, daß er sogar in Italien 
dekannt sei, der biedere Herr Lewi aus P. Er 
hatte nach der englischen Aussprache jenes Namens 
„M' kennt Sie“ verstanden. — So erzählt das 
„Berl. Tgbt.“, welchem wir die Verantwortung 
jür alle Wirkungen dieses grausamen Kalauers 
überlassen müssen. 
7Aus London wird berichtet, daß am 
Mittwoch Morgen ein Walfisch die Themse bherauf⸗ 
schwamm und unterhalb der Tilbdury Docks auf 
den Strand gerieth. Das Thier war 835!13 Fus 
ang und hatte einen Umfang von 1314 Fuß. 
Sein Gewicht betrug 6 Tonnen und 5 Zentner. 
* Ansteckung durch Blumen. Eme noch 
nicht ganz aufgeklärte Ansteckungsgeschichte, das 
heißt Uebertragungen von gefährlichem Krantkheits⸗ 
stoff durch Zierpflanzen beunruhigt in Petersburg 
nicht wenig. Dort feierte vor einiger Zeit in einer 
ogenannten Kochmeisterei ein junges Paar seine 
Dochzeit. Tags darauf erkrankte die Neuvermählte 
ehr heftig, und die Aerzte konstatirten einen schweren 
Lyphusfall. Erst nach langem Krankenlager er⸗ 
solgte die Genesung. Es haͤtte sich inzwischen 
derausgestellt, daß das Blumenmagazin, welches die 
Ausschmückung des Hochzeitssaals übernommen, 
dabei dieselben Blattpflanzen, Zierbäume und Sträucher 
benutzt hatte, die kurz zuvor bei der Beerdigung 
einer am Typhus gestorbenen Persönlichkeit ver— 
wendet waren. Die junge Frau hatte nun einen 
Blüthenzweig von einem dieser Sträucher abgerissen, 
an ihren Busen gesteckt und sich angeblich hierdurch 
mit dem gefährlichen Krankheitsstoff infizirt. 
F New⸗York, 28. Okt. In Charleston, 
Westvirginien, entgleiste ein Zug. Es wurden 26 
Jersonen verwundet, darunter mehrere schwer. 
Für die Redaktion verantworlich: F. X. Demekß 
Cablreiehe FAlsehungen und Nach 
aAlimungen der so allgemein beliebten und als bestes, 
ingenehmstes und dabei unschädlichstes Abführmittel 
ekannten Apotheker Rich. Brandt's Schweizerpillen 
ind in der letaten Zeit constatirt und Bestrafunges 
vegen Markenschutz-Verletzung und Betrug auch theil- 
veise schon erfolgt. Es giebt eine ganze Anzabl Ver— 
cũufer, welche frũher das ächte Prüparat gefuübrt, jetat 
iber dasselbe verdächtigen und ihr eéigenes Fabrißat an 
len Mann zu bringen suchen. Das Publicum kann 
lesshalb nicht vorsiehtig genug im Ankauf der Schwei— 
erpillen sein. Man aehte stets auf die Etiquette, welehe 
las weisse Kreu? in rothem Feld und den Namenszug 
d. Brandt's tràgt 
Abon--mentseinladung auf 
eeteehe Noßhenschrift: 
—— 
— 
Simmen aus allen Parteieii) 
Worhenscekrift sür Politik, Litteratur, Ianst und Vissenschalfi. 
MASs cHG bringt allwöchentlieh in unterhaltender 
*orm Beriehte ũber alle politischen, wirtsehaftlichen, 
rissenschattlichen und gesellsehaftliehen Vorzäuge, 
relehe sien in Deutschland und im Anslande abspielen. 
DAs EcHO ist kein Parteiblatt, sondern es lässt die 
nteressantexten Stimmen aller Parteien au Worte kommen. 
DAs EohOo widwet ausserdem dem Leben der 
riohen Kreise SGuagehende Aufmerksamkeit. 
Ms — hrinet in jeder Nummer ein bis zwei 
hgeschlozseue Novelletten, Erzihlungen ete. aus der 
?eder bvewührter, eitgenössisecher Schriftsteller. 
DAs coHO betraehntet es insbesonders aueh als 
eine Ausgnbe, dem Lehen und Treiben der Dentschen im 
luslande die ßhebevollsts Aufmerksaamkeit zuzuwenden. 
DAs EcHO bringt informierende Nothen, Rritiken 
iud Leseproben aus den bedeutendsten Erscheinunge 
les internationalen Büeherinarktes. 
DAs EonhHO bietot somit jedem Gebildeten gleiehriel 
velehan Standus oder Buruss eins heochinteressante, fast 
ineuthebrliehe bektre. 
DdAs EcHO witn sieh in jedem guten deutsehen 
dause einbürgern, deshalb ist aueh sein Abonnemenis- 
»reis ein niedriger: Vlerteljührlien 3 Merk durch Post 
der Buechunntdldel — in Osterreien-Ungarn bei gleichem 
zerug 2 Gulden eingehl. Stempel. — Anteizen im Feho 
40 Pf. die Zeile. 
PROBFXUMMIFRN versendet gratis und franko ⁊ 
J. H. 8Schorer, Veriag des FReho. Berlin 8. v 
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