Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
—* Axngherter Apzegete erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Dontrerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchenilich mit Unterhaltungs 
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— Samstag, 29. Oktober 1887. 223. Jahrg. 
Zum Arbeiterschutz. 
Da die Unfallstatistik jetzt dem Reichsversicher⸗ 
agzamt zugewiesen worden ist, so konnten in den 
zeichten der Fabrickinspektoren über den Schutz der 
srbeiter pbor Gefahren nur Beob achtungen von all⸗ 
meinerem Interesse mitgetheilt werden. In Folge 
x Regierungsverordnung, daß die zur Kenatniß 
⁊ Aufsichtsbeamten gelangenden Unfälle den Fabrik⸗ 
ispektoren amtlich zugehen sollen, übersteigt die 
zhl derselben diejenige der Vorjahre erheblich. So 
ettug im Bezirk Berlin Charlottenburg die Zahl der 
em Auffichtsbeamten zugegangenen Abschriften der 
jnfallanzeigen 2394, während es demselben früher 
eim Nichtvorhandensein einer Meldepflicht, trotz 
ler auf die Einziehung von Nachrichten verwen⸗ 
xten Mühe, im günstigsten Falle nur gelungen 
var, von etwas mehr als 800 Unfallen jährlich 
denntniß zu nehmen. Dem Aufsichtsbeamten für 
sotöodam-Frankfurt a. O. wurden 1076 Unfälle 
nitgetheilt, Y14 mehr als 1885. Mehrfach wird 
etont, daß diese Zunahme der Unfälle nur eine 
seindare, und daß aus derselben nur zu entnehmen 
, daß sich vor dem Erlaß des Unfallversicherungs⸗ 
setzes eine große Zahl von Unfällen aus Gründen 
tschiedener Art der Kenntniß der Aufsichtsbeamten 
tzogen hat. Jetzt werden auch Betriebsunfälle 
jr geringfügiger Art mitgetheilt, welche früher 
cht beachtet wurden, und das Unfallversicherungs⸗ 
seß erstreckt fich auf viele Anlagen, welche außer⸗ 
alb der bisherigen Thätigkeit der Fabrikauffichts⸗ 
amten liegen. Hierdurch erklärt sich auch die 
eigerung der zur Kenntniß gelangten Unfälle. 
die erwähnte Anordnung wird als eine die Auf⸗ 
uben der Auffichtsbeamten besonders fördernde 
zzeichnet, da sie denselben Gelegenheit bietet, sich 
ine vollkonmene Uebersicht über die vorkommenen 
infälle von Arbeitern zu verschaffen und hiermit 
e Mittel an die Hand giebt, den Bestimmungen 
us 8 120 Abs. 8 der Gewerbeordnung, mehr als 
liäher geschehen konnte. zu genügen. Der Aufsichts⸗ 
vamte für Berlin⸗Charlottenburg hat rücksichtlich 
et Ursachen folgendes Verhältniß ermittelt: Es 
zaren zurückzuführen 
l. Auf nicht vorherzusehende Zufälligkeiten — 
mentlich auch beim Transport schwerer Lasten —, 
it deren Eintritt weder der Arbeitgeber, noch der 
trheitnehmer verantwortlich gemacht werden kann. 
50.7 pCt. 
2. Auf die, oft mit der Einseitigkeit 
ꝛ dabrikarbeit in Zusammenhang stehen⸗ 
n Unachtsamkeiten, auf Ungeschicklich⸗ 
iten und Nichtbeobachtung der mit der 
theit derbundenen Gefahren seitens der 
ibeier........ .38,4, 
3. Auf Handeln der Arbeiter gegen 
tebene Vorschriften... ... 42, 
t. Auf das Tragen ungeeigneter 
hidung. 7* .0.4, 
S. Auf Leichtsinn und Unvorfichtigkeit 
dere....7 16, 
b6. Auf Neckereien, Balgereien und 
wunksucht der Arbeiter. .0,2, 
7. Auf Beseitigung oder Richtan⸗ 
ndung vorhandener Schutzvorkehrungen 1,4, 
3. Auf Mangel an Schubvotkehrungen 8.1 
100 pCt. 
Auf das Verhalten der Arbeiter waren somit 
7 Unfälle zurückzuführen; unter denen befinden 
918, aus denen Vorwürfe gegen die Arbeiter 
w herzuleiten waren, dagegen 101 Fälle, in 
velchen wider die erlassenen Vorschriften gehandelt 
vurde, 38 Fälle, in denen Leichtsinn Anderer den 
Unfall herbeiführte, 33 Fälle in Folge Nichtan— 
vendung von Schutzvorrichtungen, 11 Fälle, in 
enen trotz wiederholter Warnungen unregelmäßige 
dleidung getragen worden, 6 Fälle von Neckereien ꝛc. 
Dder Mangel an Schutzvorichtungen wurde ia 73 
Fällen ermittelt. 
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Deutjsches Reich. 
U'm 27. Ott Generallieutenant Hartmann 
st unter Enthebung von seinem Posten als Gou⸗ 
berneur der Festung zum General der Infanterie 
exnannt und zur Disposition gestellt worden. 
Straßburg, 25. Okt. Ein elsaß-lothrin- 
lischer Korrespondent regt die Ansiedelung deutscher 
dolonisten in Lothringen an. In Lothringen, 
amentlich im französischen Sprachgebiete, stehen 
ahlreiche Landgüter zum Verkauf,! meist Besitzungen 
olcher Lothringer, welche seiner Zeit für Frankreich 
optirt haben. Der Preis dieser Güter ist erheblich 
zurückgegangen. Hier wäre die beste Gelegenheit, 
deutsche Kolonisten wieder anzusiedeln, wozu sich 
am besten gewesene Soldaten, womöglich solche, die 
den deutsch⸗französischen Krieg mitgemacht haben. 
eignen würden. Da dieselben im Anfang mit 
mannigfachen Schwierigkeiten zu kämpfen haben 
würden, so bedürften fie staatlicher Unterstützung. 
Der Reichstag, meint der Korrespondent, werde die 
nöthigen Mittel dazu bewilligen. 
Berlin, 26. Okti. Vor einiger Zeit las man 
in den Zeitungen, daß der deutsche Kronprinz von 
einem reichen Franzosen zum Erben eingesetzt worden 
sei, und zwar aus Abneigung gegen Frankreich. 
Die Geschichte klang so unwahrscheinlich, daß Nie⸗— 
nand besonderes Gewicht darauf legte und sie all⸗ 
gemein für erfunden gehalten wurde. Und doch 
ist fie buchstäblich wahr! Es handelt sich um eine 
Erbschaft von mehreren Millionen Francs, und der 
Erblasser, welcher mit seinen Landsleuten schlechte 
Erfahrungen gemacht haben muß, vermachte die⸗ 
elben dem deutschen Kronprinzen, und zwar aus 
)aß gegen Frankreich. Die Angelegenheit ist dem 
dronprinzen zur Entscheidung unterbreitet worden; 
herselbe lehnte den Antritt der Erbschaft ab, weil 
er das Motiv des Erblassers nicht billigt. Die 
Ungelegenheit wird nicht verfehlen, großes Aufsehen 
ʒei unsern westlichen Nachbarn zu erregen und die 
Achtung vor unserem zukünftigen Kaiser um ein 
Beträchtliches zu erhöhen. 
Ausland. 
Paris, 27. Okt. Die Rede Crispi's hat 
zier nicht den beabsichtigten Eindruck gemacht. 
Iuch Gouvernementsblätter behaupten, sie könne die 
Befürchtung nicht zerstreuen, welche die Reise nach 
Friedrichsruhe erregt habe. Die „Republique fran⸗ 
zaise*s bringt einen Artikel, in welchem die Be—⸗ 
estigung der Alpengrenze begründet wird. 
Paris, 27. Okt. Vor der Eröffnung der 
heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erschien 
yor dem Palais Bourbon eine ziemlich große An⸗ 
ahl von verdächtigen Gestalten, aber infolge von 
Vorsichtsmaßregeln wurde weder vor der Kammer 
noch vor dem Elyjsee eine Kundgebung gewagt. 
Die Kammer nahm in zweiter Lesung mit 333 gegen 
198 Stimmen den Antrag an, der den Ueberleben⸗ 
den der in der Februar⸗Revolution 1848 Ver⸗ 
wundeten als Nationaldank eine Pension auf Lebens⸗ 
zeit bewilligt. Hierauf vertagte sich die Kammer 
auf Samsiaa. 
Der italienische Minister⸗Präsident Crispi be—⸗ 
onte in einer zu Turin gehaltenen Banket Rede, 
zaß Italien mit allen Mächten befreundet sei, 
zu einigen derselben stehe es jedoch in ganz be⸗ 
onders intimen Beziehungen, indem es auf dem Fest⸗ 
lande mit den Centralmächten verbündet ist und 
auf den Meeren im Einverständniß mit England 
jandelt. Italien stecke sich indessen kein Ziel, wo⸗ 
durch sich andere Mächte bedroht fühlen könnten. 
Zeine jüngste Reise nach Friedrichsruh erregt ohne 
Zrund die öffentliche Meinung in Frankreich; 
Iücklicher Weise erschütterte diese Erregung das 
Zertrauen der französischen Regierung nicht, welche 
zie guten Absichten Italiens kennt. Das Bündniß⸗ 
ystem der Regierung bezwecke die Erhaltung des 
friedens, keinen Angriff auf die Ordnung, keine 
Zeunruhigung. Wie JItalien verfolge auch Deutsch⸗ 
sand dasselbe Ziel, den Frieden zu erhalten. Die 
Uebeceinstimmung der Gedanken und Gesinnungen 
Bismarck's mit seinen eigenen, die schon seit lange 
zatire, sei jetzt nur noch mehr befestigt. Wenn 
man gesagt, daß in Friedrichsruh eine Verschwörung 
zem icht worden sei, so war dies eine Verschwörung 
zu Guusten des Friedens. Alle, die den Frieden 
wollen, können sich dieser Verschwörung anschließen. 
Die Discretion erlaube es ihm nicht, alle denkwürdigen 
Worte zu wiederholen, welche ihm Fürst Bismarck 
jesagt; nur eines Wortes wolle er erwähnen, daß 
hm der Fürst beim Abschiede gesagt: „Wir er—⸗ 
veisen Europa einen Dienst.“ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Nachdem das Reichsgericht wiederholt 
enischieden hat, daß die zu einer Kontrol⸗Ver⸗ 
ammlung Einberufenen während des ganzen 
Tages der Einberufung, als zum aktiven Herr ge⸗ 
zörig, dem Militäcstrafrecht unterworfen sind, andere 
Berichte aber anders entschieden haben, sind die 
Staatsanwaltschaften angewiesen worden, die Reichs⸗ 
gerichtsansicht als Richtschuur zu nehmen. 
— Aus der Pfalz, 25. Okt. schreibt man 
der „Pfälz. Presses: Es duürfte Vielen nicht be— 
kannt sein, daß zur Zeit in der Anlage von Lokal⸗ 
hahnen sich auch in der Pfalz eine Konkurrenz 
geltend macht. So protegirt die Direktion der 
Ifälzer Bahnen die Anlage einer Bahn von 
Frankeuthal nach Großkarlbach, lehnt aber die 
Weiterführung nach dem Leiningecthal ab. Die 
Lokalbahnaktiengesellschaft“ mit dem Sitz in Mun⸗ 
hen hat nun eine Konzession nachgesucht, um die 
Bahn in der ganzen von der Bevölkerung gewünsch⸗ 
en Ausdehnung zu bauen, wobei sie keinerlei 
Zinsengarantie vom Staate und erheblich geringere 
Zeiträge als die Direktion der Pfälzer Bahnen von 
den betheiligten Gemeinden verlangt. Die genannte 
Besellschaft, von dem Besitzer der bekannten Kruuß⸗ 
chen Lokomotivenfabrik in München begründet, hat 
dereits in Thüringen und anderen Gegenden 
Deutschlands und ganz besonders in Oesterrrich 
ind Ungarn Lokalbahnen im Betrieb, der auf ver⸗ 
ꝛinfachte Weise und deshalb billiger, als dies sonst 
möglich wäre, erfolgt. Durch das obengenannte 
Zonzessionsgesuch wird die bayerische Regierung 
arüber entscheiden müssen, ob sie das Monopol 
er Pfälzer Bahnen aufrecht erhalten oder es zu 
Zunsten einer an sich nicht unberechtigten Konkur⸗ 
eenzgesellschaft und nur für Lokalbahnen durch— 
rechen will. 
— Edenkoben. Die Einführung eines 
docal⸗Malzaufschlages in hiesiger Stadt von 1M. 
ür den Hektoliter hier gebrauten und von 60 Pf