Full text: St. Ingberter Anzeiger

für das gleiche Quantum eingeführten Bieres hat 
die Zustimmung des Stadtrathes erhalten. 
— Landau, 26. Okt. Der Umstand, daß 
ein auswärtiger Bäcker seit einiger Zeit an den 
Markttagen Brod zu ermäßigten Preisen verkauft, 
veranlaßie gestern einen hiefigen Bäcker, demselben 
an Ort und Stelle Concurrenz zu machen. Letzterer 
verkaufte, wie man dem „L. A.“ mittheilt, nicht 
weniger als 350 Laib Brod zu 56 Pf. und un⸗ 
gefähr 1000 Wecke zu 2 Pf., beidet von bester 
Qualität. 
— Maxau, 25. Okt. Auf der Eisenbahnschiff⸗ 
brücke wurden gestern Abend einen Soldaten des 
L. bad. Leibdragoner ˖ Regiments, welcher sich in 
elbstmörderischer Absicht cuf die Schienen gelegt 
hatte, beide Füße abgefahren. pf. Ztig.) 
— In der Nähe der Station Bayerfeld⸗ 
Cölun ist am Dienstag Nachmittag durch den 
Koͤlner Schnellzug Nr. 215 der Bahnwart Valentin 
Pritzius überfahren und getödtet worden. 
— Die ledige 20 Jahre alte Margaretha 
Zirkel von Krickenbach wurde wegen Kindsmord 
berhaftet und in das Kaiserslauterner Landgerichts ⸗ 
gefüngniß eingeliefert. 
— Bergzabern, 26. Olt. Im Weinge⸗ 
schäft geht es in hiesiger Gegend noch sehr flau. 
Die sonst mit Vorliebe uns besuchenden „Schwowe“ 
lommen heuer nur langsam und vereinzelt, um kleine 
Parthien billig zu kaufen. — In Klingenmünster 
sind vorgestern mehrere Fader zu 250— 270 Mt. 
berkauft worden. Für Muskateller wurden einem 
Herrn 300 Mk. geboten. (S. W.) 
— Speyer, 25. Okt. Bei der geftecn hier 
begonnenen Herbstprüufung für den einjaährig frei⸗ 
willigen Militärdienst wurden den Kandidaten für 
den deutschen Aufsatz nachstehende drei Themata 
gegeben: 1) Kostbarkeit der Zeit. 2) Warum ist 
es gut, daß die Menschen die Zukunft nicht voraus 
wissen? 8) Wie läßt sich die Behauptung recht- 
ferligen: „Arbeit ist ein Segen, keine Last“? 
— Speyer. Dem Vernehmen nach haben 
die Prüfung zum Einjährig ˖Freiwilligendienst von 
8 Exraminanden nur 5 bestanden. 
— Neustadt, 26. Okt. Eine erschütternde 
Trauerkunde wird uns gebracht. In der vergangenen 
Nacht starb nach längerem Leiden in der Blüthe 
des Mannesalters im erst 38. Lebensjahre Herr 
Bankdirector Theodor Bürklin, der Bruder unseres 
Reichstagsabgeordneten Herrn Dr. A. Brüullin. 
Wer den Verlebten in der schlichten Liebenswürdig⸗ 
keit und unverhaltenen Herzlichkeit seines Charakters 
gekannt hat, wird sich dem herben Schmerze der 
Hinterbliebenen mit theilnehmenden Gefühle an⸗ 
schließen. (N. 3.) 
— In Neustadt und Ludwigshafen soll 
zleichfalls ein Lokalmalzaufschlag erhoben werden. 
In beiden Städten stößt dieses Vorhaben auf starke 
Opposition, jedoch wird bei den starken Umlagen 
kaum etwas Anderes übrig bleiben, als einen Theil 
der städtischen Bedürfnisse durch indirekte Abgaben 
zu decken. 
— Ludwigshafen, 26. Okt. Heute Vor⸗ 
mittag wurde ein junger Bursche von 16 Jahren, 
wie wir hören mit Namen Alexander Becker aus 
Mannheim, überführt, bei Frau Wittwe Abel die 
Summse von 1000 Mark aus dem Käüchenschranl 
gestohlen zu haben. Derselbe ist mit der Frau 
noch nahe verwandt und befand sich bei ihr in 
stost und Logis. Das Geld wurde bis auf einen 
Rest von etwa 50 Mik. im Ziegenstall versteckt 
aufgefunden. 
— Frankenthal, 25. Okt. Wegen Ver⸗ 
breitung sozialdemokratischer Flugblätter in der 
Nacht vom 18. und 19. Juni wurde der bekannte 
Tapezierer Ehrhardt zu 2 Monaten und die Ar⸗ 
beiter Johann und Jakob Weber zu je 3 Tagen 
Gefängniß verurtheilt. — Die Kaufleute Repple 
und Neubronner wurden wegen betrügerischen 
Bankerotis zu 6 bezw. 8 Monaten Gefängniß ver⸗ 
artheilt. 
Vermischtes. 
fF Heiligenwald, 26. Oklt. In dem Garten 
des Heilgehülfen Herrn Jochum hierselbst sahen wir 
zestern noch blühende Veilchen und Goldlack, ebenso 
jeigte uns derselbe eine blühende Kornähre. Es 
ist wunderbar, wie die Pflanzen das rauhe Herbst⸗ 
wetter und den Frost der letzten Nächte überstanden 
zjaben und sogar zur Blüthe gelangt sind. 
fMunchen, 26. Okt. Der Obermedizinal⸗ 
Ausschuß hat mit Bezug auf das Geheimmittel⸗ 
Anwesen folgende Resolution angenommen: 1) In 
Anbetracht der z. Zt. bestehenden Unthunlichkeit 
eines allgemeinen Geheimmittelverbots, erscheint das 
generelle Verbot der Ankündigung und Anpreisung 
von sog. Geheimmitteln, auch wenn deren Zusam⸗ 
mensetzung bekannt gegeben ist, als wirksamste 
Maßregel gegen das Geheimmittel⸗Unwesen noth⸗ 
vendig. M Geheimmittel sollen nur in Apotheken 
eilgehalten werden. Um aber das Emporblühen 
und Ueberwuchern des Geheimmittel⸗Unwesens in 
den Apotheken zu verhindern, ist es nöthig, unzwei ˖ 
deutige Bestimmungen zu erlassen, welche den Ge⸗ 
Jeimmittelverltehr in Apotheken regeln und in 
Schranken halten; insbesondere wäre den Apotheken 
u verbieten, im Handverkauf jene Geheimmittel 
abzugeben, welche nach ihrer Zusammensetzung unter 
die Tubula B und C bder Pharmacopôa Germa- 
nica fallen. 8) Eine Bestimmung ist nothwendig, 
welche gewährleistet, datz der Großhandel mit Ge⸗ 
seimmitteln nur in solchen Bahnen sich bewege, 
velche mit der Konzentrirung des Geheimmittel. 
zandels in den Apotheken im Einklang stehen. 4) 
stegelmäßige amtliche Untersuchungen von im Ver⸗ 
ehr befindlichen Geheimmitieln, sowie die zeitweise 
Beröͤffentlichung des Untersuchungsergebnisses find 
u empfehlen. 
FDie Einrichtung des abgebrochenen 
Schlafzimmers Kömigs Ludwig II. in 
rdinderhof wird, wie die Muünchener „Allg. Ztg.“ 
erninmt, infslge der Genehmigung seitens des 
Hrinzregenten dem Nationalmuseum behufs Auf-⸗ 
jellung in dessen Sammlungen überlassen werden. 
dieselde besteht aus dem Prachtbette und dieses 
u. A. aus einer reich vergoldeten geschnitzten Bett⸗ 
lade mit Goldstickerei aus blauem Sammt, einem 
Baldachin, vier großen, von demselben herabhängen⸗ 
den Vorhängen, einer Bettdecke, einem Panneau 
nit bayerischem Wappen, alles von blauem Sammt 
nit schwerer Goldstickerei, sodann aus vier Fenster⸗ 
und Thürvorhängen, fünf großen Panneaus, vier 
Vorhängen aus weißem Atlas mit seidengewebten 
Blumenbordüren, vier Sesseln und zwei Tabourets, 
vobei die Schnitzerei vergoldet und der Ueberzeug 
»lausammt und goldgestickt ist. achtzehn Stück ge⸗ 
ichnitzten, reichvergoldeten Umrahmungstheilen des 
Baldachins mit Amoretten, Krone, Kissen und 
Irdenskette. 
FeFrankfurt a. M., 26. Okt. Auf dem 
seutigen Kartoffelmarkte ging es bei niedrigen 
Breisen sehr lebhaft zu. Der Centner wurde mit 
l Mk. 75 Pf. bis 2 Mk. bezahlt. 
F Frantfurt a. M. Am dem Grabe der 
verstorbenen Freifrau Abraham v. Oppenheim werden 
die Kaiserin, die Gräfin v. Hacke und die Stadt 
döln Kränze niederlegen lassen. 
F.,Nach Hause“. Ein regsamer und ehr⸗ 
jeiziger Fimanzmann Frankfurts hat sich ein schönes 
hermögen und den Titel eines Auffichtsraths er⸗ 
porben, was besonders seine Gemahlin erfreute und 
zu dem Entschluß bestimmte, daß fortan in ihrem 
dause nur der „nobelste Ton“ herrschen sollte. So 
jörte es die gute Frau mit Mißfallen, daß ihr 
Hatte zu seinem Lieblings⸗VDroschkenkutscher in ge⸗ 
nüthlich populärer Sprache zu sagen pflegte: 
„Fahr' mich haam!“ Sie forderte entschieden, 
daß der Herr Gemahl, eingedenk seiner Würde, sich 
einer feineren Ausdrucksweise bediene. Das ver⸗ 
sprach er denn auch und hielt Wort. Als er 
Nachts schläfrig aus seinem Klub-Lokal kam und 
der Kutscher fragte: „Wohin fahren wir, Herr X.?“ 
da antwortete er nicht „haam“, sondern „nach 
„Hause!“ Der Kutscher stutzte eiwas, aber ohne 
Widerrede stieg er auf seinen Bock und fuhr in 
die Nacht hinaus, während der Herr Aufsichtsrath 
in die Kissen des Wagens zurücksank und sanft 
einschlummerte. Plötzlich erwachte jedoch der ält⸗ 
iche Herr, weil der Wagen still hielt und der 
utscher zum Fenster hineinrief: „Da wären wir 
in Hausen, Herr Auffichtsrath! Wo soll ich ein⸗ 
stellen ?“ Der verblüffte Finanzmann rieb sich die 
Augen und stieß eine gelinde Verwünschung aus 
als er sich Nachts 1 Uhr in dem zwischen Frank— 
furt und Rödelheim gelegenen kleinen Ort Hausen 
befand, und alle Mahnungen der Gemahlin miß⸗ 
achtend, rief er: „Wer hat Dich geheißen, mich 
nach Hausen zu fahren? Haam will ich, alter 
Schaute, haam.“ 
Metz, 25. Olt. Die Garnison von Metz 
joll um ein Kavallerie⸗Regiment vermehrt werden. 
Jetzt liegen hier 6 Infanteries, 2 Kavallerie und 
2u3 Fuß. Artillerie-Regimenter, 1 Abtheilung Fuß⸗ 
Abtheilung reitende Artillerie und 1 Pionier⸗ 
Bataillon. 
fKehl, 25. Oklt. Der auf die Anschuldi 
ing hin, im Jahre 1870 durch Auswanheen 
die Wehrpflicht umgangen zu haben, am 1. din 
n Kehl. berhaftete Handelsmann Miher W 
jeimer ist, wie das „Kehler Wochenbi.“ v8 
vom Militärgericht in Freiburg wieder freinee 
vorden. en 
* Schalke, 25. Okt. Herr Bergasseso 
Randlbrock bat die Zeche „Konsolidatisn“, A 
2, woselbst im vergangenen Jahre 56 brabe — 
eute infolge einer Wetter ⸗Explofion ihren 
tanden, vor einer Wiederholung dieser —E 
datastrophe bewahrt. Bei seinem Rundgange —* 
den Schacht fand er, daß 19 Bergleute ihre Sichen 
jeits⸗Benzinlampen geöffnet hatten, so daß die mit 
alschen Wettern und Kohlenstaub geschwängerte Lijt 
nit der Flamme direkt in Verbindung trat. de 
Zergleute sollen bereits zugegeden haben, daß sie 
nittels ines Nagels die Lampen selbst defelt qe 
nacht hätten. Die Sache ist zur Anzeige gedraqt 
Große Aufregung in Nordamerika dinft 
ein Erkenntniß hervorrufen, welches dieser Tage di 
Strafkammer des Landgerichts zu Breslau gefäll 
jat. Eine aus der Provinz Posen gebürtige, ses 
22 Jahren in Amerika ansässige reiche Dam— 
gürgetin der Vereinigten Staaten von Nordamerie 
atte im August das Logirhaus in Kudowa ve. 
assen und sich vor Berichtigung ihrer nur wenige 
Mark betragende Rechnung nach Breslau begeben 
on wo aus sie durch Posianweisung das Gelden— 
chickte. Inzwischen war aus Kudowa bei da 
Zreslauer Polizeibehörde die Anzcige eingegangen 
aß fie fich eines Betruges (Zechprellerei) schudi⸗ 
jemacht habe. Daraufhin wurde sie, nachdem be 
reits am 26. August ihre Vernehmung auf dem 
Polizeiprafidium stattgefunden hatte, am 27. Auguß 
jorgeladen und benachrichtigt, daß sie fich wegen 
Betrugs zu verantworten habe. Auf ihre Ver⸗ 
icherung, daß sie die Zahlung in Kudowa ledigliqh 
»ergessen und inzwischen bereus geleistet habe, wurdt 
ie in Begleitung eines Kriminal⸗Kommissars in 
Tivil nach dem Hotel geschickt, um demselben den 
Postschein über die erfolgte Geldsendung vorzulegen. 
Da ihr Sohn momentan abwesend war, ersuchte 
ie den Kommissarius zu warten, dieser aber lehun 
das adb und erklärte die Frau, als sie trotz seines 
Versuches, sie festzuhalten, nach ihrem Zimmet 
gehen wollte, für verhaftet und versuchte ihr Hand⸗ 
fesseln anzulegen. Mit den Worten: „Was? ich 
bin verhaftet?“ schlug die Amerikanerin die Hände 
des Kommissars zuruck, und als nun der Kom⸗ 
missarius sie bei den Schultern ergriff und auz 
dem Gastzimmer zu drängen suchte, sollen die 
übrigen Gäste eine drohende Haltung angenommen 
jaben. Als hierauf der Kommissar unter Vor— 
eigung seiner Marke den Kellner beauftragte, einen 
Schutzmann zu holen, ließ sich die Frau ruhig in 
ziner Droschke nach dem Polizeigefängniß abführen, 
»on wo sie in Untersuchungshaft gebracht wurde, 
vo sie bvier Tage zubrachte. Auf Beschwerde ihreh 
Anwalts wurde vom Landgericht ihre Freilassung 
zerfügt und die Erhebung der Anklage wegen Be⸗ 
rugs abgelehnt, da die Bezahlung der Schuld durqh 
Postschein nachgewiesen war. Auf Anzeige des 
riminal Kommissarius wurde nun aber gegen fie 
eine Anklage wegen Widerstandes gegen die Staats— 
Jewalt erhoben, und am 13. Oktober verurtheilte 
je die 1. Strafkammer zu Breslau zu einer Ge⸗ 
ängnißstrafe von einem Monat, beschloß auch dir 
ofottige Haftnahme, weil sie als Ausländerin flucht 
erdättig erscheine. Vergebens hatte sie verfichettn, 
daß sie in ihrer Aufregung die Worte des Kom— 
nissarius nicht verstanden und die Beamtenqualitt 
»effelben nicht gekannt habe, vergebens hatte det 
Bertheidiger ihre Unbekanntschaft mit unsern polizei⸗ 
ichen Einrichiungen geltend gemacht, vergebens 
halten fünf Entlastungszeugen beschworen, daß von 
iner drohenden Haltung der Gäste nichts zu de— 
nerken gewesen sei, der Gerichtshof war der An⸗ 
icht der Staatsanwaltschaft, daß die Anklage voll 
rwiesen und der Fall desonders streng zu beurtheilen 
ei, weil das strafbare Verhalten von ciner Dame 
uusgegangen sei und sich dieselbe auf die drohende 
Haltung ihrer Umgebung verlassen hahbe. 
Ein Scherzwort des Fürsten Bis 
marck. Gelegentlich einer leichten Erlältung, die 
sich Furst Bismarck vor einigen Tagen in Friedrichs⸗ 
ruh bei seinen Wanderungen über Land zugezogen 
Jaite, richtete er an seinen Arzt die Frage, was er 
hun solle, um dieselbe rasch los zu werden. 
Rehmen Sie ein russisches Bad, Durchlaucht! 
isih der Junger Aeskulap's. „Das ware unter