Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der ‚St⸗ Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
cait und Sonntags mit achtseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 146 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 16 75 3 einschließlich 
dZustellungsgebühr. Die Einruͤckungsgebüthrr für die Igespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 H, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 H. Neklamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
WVW 219. Montag, 7. November 1883. 
22. Jahrg. 
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auf den 
gt. Ingherter Anzeiger 
für die Monate 
Rovember und Dezember 
jehmen noch fortwährend an die kgl. Postanstalten 
die Postboten, die Umträger und 
Die Expedition. 
Deutsches Reich. 
München, 4. Nov. Das Gesetz, die der 
hfandung nicht unterworfenen Sachen und For- 
‚erungen betreffend wurde einstimmig angenommen 
Mainz, 5. Nov. Der zur Feier des Papft⸗ 
uhiläums morgen in der Diözese Mainz zu ver— 
lesende Hirtenbrief des Bischofs Haffner wird dem 
Papst danken für seine Bemühungen, der Kirche 
in dem engeren wie weiteren Vaterlande den Frieden 
zu geben und dann fortfahren: „Der bischöfliche 
Ztuhl von Mainz war nahezu verwaist, die Frei⸗ 
heit der kirchlichen Gewalt peinlichen Beschränkungen 
unterworfen, die Gemeinden in Nothlage. Daß 
dieser peinliche Zustand in der letzten Zeit eine 
Vesserung gefunden hat, verdanken wir der Weisheit 
und der Liebe des heiligen Vaters, welcher, dem 
Fntgegenkommen unseres gerechten und wohlwollen⸗ 
den Landesvaters entsprechend, über die wichtigsten 
und dringlichsten Fragen eine Verständigung her⸗ 
zeiführte.“ 
Die Truppenverstärkungen im Reichs⸗ 
jande für die einzelnen Garnisonen betrug: für 
FColmar 1 Bataillon Infanterie, für Hagee⸗ 
nau1 Abtheilung Feldartillerie, fur Mülhausen 
1Bataillon Insanterie, für Die u ze 1 Regiment 
Infanterie, fir Saarburg ebensoviel, für 
5traßburg, außer den früheren Stäben, 1 Re⸗ 
iimentsstab, 6 Bataillone Infanterie und 1 Ab⸗ 
heilung Feldartillerie. Letztere Stadt bezieht außer 
dem bedeutenden Oktroi noch beträchtliche Summen 
in Folge des Umstandes, daß die siädtischen Ein⸗ 
juartierungẽ-Baracken, welche nur zur Belegung in 
desonderen Fällen bestimmt waren, dauernd zur 
Unterbringung der Truppen benutzt werden müssen, 
vofür Servis gezahlt wird. 
Die bedeutende Stärke des 15. Armeekorps ist 
für die Reichslande ein großer materieller Vor⸗ 
theil. Ersteres bestebr“ aus 4 Divisionen, 7 In⸗ 
fanterie-Brigaden, 2 Kavallerie⸗Brigaden, 1 Feld⸗ 
und 1 Fuß—Artillerie-Brigade, 16 Infanterie⸗ 
Regimentern, 8 Kaballerie⸗Regimentern, 2 Feld⸗ 
Artillerie⸗Regimentern, 2 Regimentern und 1 Ba⸗ 
laillon Fußartillerie, 1 Jäger⸗Bataillon, 2 Pionier⸗ 
Bataillonen und 1 TraineBataillon. Außerdem 
liegen Truppen des 14. Armeekorps in Schlett⸗ 
dadt, Colmar, Mülhausen und Neubreisach. 
Das durch eine so bedeutende Truppenmacht 
diele Millionen Mark ins Land kommen und die 
Bevolkerung großen Nutzen davon zieht, ist selbst 
verständlich. Wie groß letzterer sein muß, beweisen 
die Bemühungen, welche s. Z. Neubreisach machte, 
um nur die Unteroffizier-Vorschule zu erhalten. 
Berlin, 5. Nov. Die „kKreuzZtg.“ läßt 
sich von einem „zuverlässigen“ aus Rußland zurüd⸗ 
gekehrten Freunde versichern, daß russische Truppen ⸗ 
—d an der österreichischen Grenze statt⸗ 
uden. 
worden sei und demselben versichert habe, daß die 
deutsche Regierung Anordnungen treffen würde, 
damit solche Vorfälle, wie der von Raon, sich nicht 
wiederholten. 
Paris, 4. Novb. Der gut unfterrichtete „Gil 
Blas“ giebt heute die Namen der Minister an. die 
bei dem Schnäbele'schen Vorfalle für wie wider 
den Antrag Goblet's stimmten, an Deutschland ein 
Altimatum zu richten. Für den Antrag waren: 
Boblet, Ministerpräsident und Minister des Innern; 
Beneral Boulanger, Kriegsminister; Admiral Aube, 
Marineminister; Lockroy, Handelsminister; Granet, 
Postrainister. Gegen den Antrag stimmten der 
Praͤsident der Republik und die Minister des Aus— 
wärtigen, des öffentlichen Unterrichts, der Justiz, 
der öffentlichen Bauten und der Finanzen und des 
Ackerbaues. Fünf Stimmen war für und sieben 
zegen die Kriegserklärung, wie man den Antrag 
wohl hätte nennen dürfen. 
In Paris will man, wie der „Kreuz. Ztg.“ 
zon dort telegraphirt wird, wissen, daß der marok⸗ 
anische Gouverneur von Tanger wegen hochver⸗ 
rätherischer Verbindungen mit fremden Konsuln 
ingeklagt und verhaftet worden sei. 
Paris, 4. Novb. Der Polizeicommissar Lal⸗ 
emand begab sich gestern im Auftrage des General⸗ 
)rocurators in die Conciergie und ließ den General 
Taffarel in das Cabinet des Directors bitten. Hier 
eröffnete er dem Gefangenen, er hätte den Auftrag, 
ym die Mittheilung zu machen, daß er durch Er⸗ 
aß des Präsidenten der Republik aus der Ehren⸗ 
egion gefstrichen worden war. Caffarel erblaßte 
ind sagte leise: „Nein, das ist nicht möglich! .. 
And nun werden Sie“, fuhr er fort, „mir meine 
Decoration abreißen? Sind Sie auch damit be—⸗ 
uftragt?“ „Nein General“, versetzte Lallemand, 
„das wögen Sie selbst thun.“ Mit einer nervösen 
Bewegung packte Caffarel die Rosette und riß sie 
aus dem Knopfloche, während ihm zwei dicke 
Thränen die Backen hinunter rollten. „Ich hatte 
sie doch wohl verdient“, sagte er. Dann kehrte 
der Mann schweren Schritts in seine Zelle zurück 
und seitdem soll kein Wort mehr über seine Lippen 
Jekommen sein. 
Nach dem „Figaro“ hat der in Paris lebende 
russische Maler Bogolubow eben ein Gemälde 
vollendet, welches ihm von Kaiser Alexander 
UI. bestellt worden war und nächsten Mittwoch 
bon dem Großfürften Alexis mit nach Petersburg 
zenommen werden soll. Es ist betitel: „Vive 
la France! Vive la Russie! und stellt ein russiches 
Zriegsschiff dar, welches unter lebhasten Zurufen 
der Volksmenge die Reede von Haure verläßt. 
Nach der „Köln. Ztg.“ son die französische 
Regierung von der Ernennung Lord Lyttons 
zum englischen Botschafter in Paris wenig erbaut 
sein und sie soll dies sogar haben durchblicken 
lassen. 
San Nemo, 5. Nov. Auf Wunsch der 
Frau Kronprinzessin wird in diesen Tagen Dr. 
Mackenzie von London hier eintreffen, um eine er⸗ 
reute Prüfung der Stimmbänder des Kronprinzen 
»orzunehmen. Möglicherweise soll von dem Ergeb- 
niß der Untersuchung die Erlaubniß zu einer be— 
chleunigten Rückkehr des hohen Patienten nach 
Deutschland, die bisher erst für das kommende 
Frühjahr in Aussicht genommen war, abhängen. 
Die englische Regierung wird gegen die 
Theilnehmer an der letzten verbotenen nächtlichen 
Versammlung in Woodford, in welcher die Prokla⸗ 
nation des Vizekönigs verbrannt wurde, gerichtlich 
vorgehen. Unter den Theilnehmern befinden sich 
die Parlamentsmitglieder Rowland, Gill, Sheehy 
und der Sekretär des Lordmayors von Dublin, 
Denehy. 
New⸗-York, 283. Okt. Ueber das Treiben 
der Anarchisten schreibt die „New ˖Yorker Tribüne“: 
Die Anarchisten in Chicago sollen sterben, nicht 
vegen Ausübung des Rechts der freien Rede und 
aicht nur wegen Aufwiegelung und Verschwörung 
zum Morden — was allein genügen würde, um 
ie zu hängen —, sondern wegen thatsächlicher 
Mitschuld an dem verübten Morde. Die Gerichts⸗ 
herhandlungen ergaben, daß während einer beträcht⸗ 
ichen Zeit auf Picnics, Ballen und anderen Ver⸗ 
nügungen Geld für den Ankauf von Dynamit 
jesammelt wurde. Das Geld wurde gewissen der 
etzt zum Tode verurtheilten Männern anvertraut. 
Sie kauften Dynamit und fertigten im Geheimen 
bomben an; Bomben, welche Lingg, einer dieser 
Maänner, hergestellt hatte, wurden beschlagnahmt 
ind es wurde hinreichend bewiesen, daß die Bombe, 
velche die acht Polizisten tötete, und viele andere 
erwundete, genau der von Lingg verfertigten glich. 
der Plan für die Anwendung der Bomben wurde 
n einer Zusammenkunft der Verschwörer zund in 
lebereinstimmung mit dem Rathe Engels vereinbart. 
Sie wurde am Abend des Meetings im Heumarkt 
rtheilt. Die verschiedenen Gruppen von Ver—⸗ 
chwörern wurden durch ein zwischen Lingg, Engel, 
rischer und Spies vorher verabredetes Singnal be⸗ 
zachrichtigt, daß die Zeit für Handeln erschienen 
ei. In der Verhandlung wurde klar nachgewiesen, 
daß die tonangebenden Verschwörer der Zusammen⸗ 
unft beiwohnten, und Lauschende hörten, wie sie 
Vorbereitungen für das Werfen der Bomben trafen. 
Dies sind die Thatsachen. Dieselben haben nichts 
nit den politischen Meinungen dieser Männer zu 
hun. 
New⸗York, 4. Nov. Der Richter Waite 
in Chicago, Vorsitzender des obersten Gerichtshofes, 
velcher die Berufung der Anacrchisten verwarf, 
mpfing eine Schachtel mit der Aufschrift „Ausge⸗ 
vählte Werke des Dichters „Tennyson“. Beim 
Deffnen fand er eine Höllenmaschine, die sich nicht 
entlud, weil die Zündkapseln durch den Transport 
inbrauchbar geworden waren. — Die zum Tode 
erurtheilten Anarchisten werden, wie die Chicagoer 
Befängnißwärter aus allerlei Anzeichen befürchten, 
ben Henkern auf dem Schaffot Widerstand leisten, 
um womöglich einen Krawall herbeizuführen. Am 
11. November soll die Hinrichtung stattfinden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Der JahresRechnung des Einnehmer- 
Pensions⸗Vereins der Pfalz pro 1886 ist zu ent⸗ 
iehmen: Die Einnahmen betrugen 45,159 M. 
32 Pf., die Ausgaben 35,052 M. 28 Pf., somit 
10,107 M. 54 Pf. Einnahme⸗Ueberschuß. Der 
Vermögensstand Ende 1886 war 258,228 M. 
77 Pf.; demnach Mehrung im Jahre 1886 7226 
Vd. 3 Pf. Unierstützt wurden 45 Wittwen, 20 
Waisen und 1 Doppelwaise. 
— Die Rechnungs⸗Ergebnisse nebst Vermögens⸗ 
tand der Schullehrer⸗Pensions⸗Kreisanstalt der 
Pfalz pro 1886 gestaltete sich wie folgt: Ge⸗ 
ammteinnahmen: 261,805 M. 45 Pf., Ge⸗ 
ammtausgaben: 260,039 M. 5 Pf., bleibt 1766 
M. 40 Pf. Einnahme ˖ Ueberschuß. Zur Bezahlung 
der Pensionen im Jahre 1885 hat die Vereins⸗ 
asse 64,468 M. 64 Pf. aus eigenen Mitteln 
geleistet; dagegen im Jahre 1886 infolge der seit 
Ausland. 
Paris, 5. Nov. Der „Temps“ meldet, daß 
graf Münster gestern von Flourens empfangen