Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Indherfer Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er ‚St⸗ Ingberter Anzeiger? erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
ijatt und Sonntags mit —— illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 75 3 einschließüch 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 H. Reklamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
W 233. 
Deutsches Reich. 
München, 24. Nov. Die Abgeordneten⸗ 
ammer nahm den gesammten Eisenbahn⸗Elat den 
Anträgen des Ausschusses gemäß an und überwies 
zie einschlägigen Petitionen der Staatsregierung 
ur Erwägung. 
München, 28. Nopv. Der Finanzausschuß 
at den Antrag Märcker und Gen., für Prämien 
ur die pfälzischen Remontezuchtbezirke und Förderung 
er Privat Pferdezucht in der Pfalz statt der von 
der Regierung postulirten 5600 Mk. 9000 Mk 
mzusetzen, angenommen. 
Berlin, 25. Noo. Die Mittheilungen der 
Kolnischen Zeitung“ über die unerwarteten Er— 
ebnisse der Unterredung des Reichskanzlers mis 
zem Czaren finden natürlich die allgemeinste Be— 
ichtung und auch meist, soweit eine solche schon 
zorliegt, die zutreffende Beurtheilung. Gegen 
inzelne Blätter, welche Zweifel erheben zu können 
laubten, ob die Sache sich auch wirklich so ver⸗ 
jalte, erhebt sich die „Frankfurter Zeitung“ mit 
den zutreffenden Worten: „Die Sache klingt so 
närchenhaft und erinnert so sehr an gewisse The— 
nercoups, daß man an der Richtigkeit der Angaben 
weifeln würde, wenn man nicht annehmen müßte, 
daß ein ernsthaftes Blatt derartiges nur veröffent- 
icht, wenn es aus unzweifelhafter Quelle stammt, 
ind wenn nicht gewisse Wendungen des Artikels, 
namentlich die starken Worte, die darin gebraucht 
verden, auf einen Autor schließen ließen, gegen 
)essen Zuverlässigkeit kein Zweifel erlaubt ist.“ 
Und die „Kölnische Zeitung“ bemerkt dazu: „Daß 
dei der Natur unserer Mittheilungen die Namen 
von den betheiligten Personen nicht öffentlich ge⸗ 
nannt werden können, wird jeder Vernünftige ein⸗ 
jehen. Die Namen sind übrigens nur für die 
amtlich betheiligten Kreise von Werth, der übrigen 
politischen Welt muß und dann auch, was wir mit 
getheilt haben, vollständig genüügen. Einen Punkt 
iber müssen wir betonen, der hin und wieder 
übersehen wird und dessen Nichtachtung zu falschet 
Auffassung führt. Die Fälschung diplomatischer 
Schriftstücke ist eine Gruppe von Thatsachen, die 
ür sich allein steht und keinen Zusammenhang mit 
den Bemühungen eines kleinen Hofkreises hat, der 
die auswärtige Politik des Fürsten Bismarck als 
eine vom Kaiser nur mit Widerwillen geduldete 
ginstellen möchte. In unserer Mittheilung sind 
heide Enthüllungen förmlich durch eine Mauer ge— 
irennt, und doch sind sie von einigen Blättern ver⸗ 
mischt worden. Die „Kölnische Zeitung“ hat nur 
weierlei behauptet: erstens, daß dem Czaren 
mehrere auf orleanistischen Ursprung zu— 
rückweisende gefälschte diplomatische Schriftstücke in 
die Hände geschmuggelt worden waren, die dem 
Fürsten Bismarck eine andere auswärtige Politik 
zuweisen, als die er wirklich befolgt hat; zweitens, 
daß Berliner Hofkreise mitgewirki haben, dem 
Czaren die falsche Meinung beizubringen, Kaiser 
Wilhelm ertrage die auswärtige Politik Bismards, 
ohne sie rückhaltlos zu billigen. Wenn die „Kreuz⸗ 
zitung“ für diese beiden Behauptungen Beweise 
derlangt, so begeht sie eine Lächerlichkeit. Die Be⸗ 
weise haben der Czjar dem Fürsten Bismarck und 
Fürst Bismarck dem Czaren vollgiltig einander ge— 
lefert, und wir gestehen, daß wir die Ueberzeugung 
dieser beiden Persenen, daß die eine von ihnen be— 
nogen, die andere verleumdet worden sei, für aus⸗ 
leichend beweiskräftig erachteten. Vor Wochen er⸗ 
ühlte man übrigens schon in hohen diplomatischen 
deisen, der Czar habe im leblen Augenblid die 
Sonntag, 27. November 1887. 
22. Jahrg. 
beabsichtigte Reise nach Stettin aufgegeben, weil 
ihm von Konstantinopel aus ein Schriftstück über⸗ 
mittelt worden sei, das den Fürsten Bismarck „auft‘ 
argste bloßstelleꝛ. Damals war es unthunlich 
dieser Meldung Weiterverbreitung zu geben. Heute 
ist sie unschädlich und wenigstens für die Vergangen⸗ 
heit aufklärend. Ohne Zweifel handelte es sich 
auch in diesem Fall um eine Fälschung, deren 
Zweck damals in der That erreicht wurde.“ 
Dem preuß. Landtage soll ein Gesetzentwurf 
horgelegt werden, welcher für den Oberlandes— 
gerichtsbezirk Köln die Vereinigung von Rechtsan 
waltschaft und Notariat bezweckt. * 
Berlin, 28. Nov. Wie bei der Schwierig⸗ 
keit des zu behandelnden Gegenstandes von vornherein 
nichts Anderes zu erwarten war, gelangte der Ver⸗ 
ein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller in seiner 
zestrigen Sitzung in Bezug auf die Alters⸗ und 
Invalidenversicherung der Arbeiter zu dem Beschluß: 
„in die Berathung der veröffentlichten Grundzüge 
zur Alters- und Invalidenversichercung der Arbeiter 
in Gemeinschaft mit dem Centralberband einzutreten 
und dazu eine Kommission — bestehend aus den 
herren Geheimrath Stumme⸗Neunkirchen, Direktor 
Servaes ⸗Ruhrort, Direktor Lueg -Oberhausen, 
Beneraldirektor Richter-Berlin, Direktor Grund⸗ 
Breslau, Generaldirektor Ehrhardt -Cainsdorf bei 
Zwickau, Generaldirektor Brauns Dortmund, von 
Maffei⸗Dünchen und Direktor Stahl-Bredow bei 
Stettin — zu wählen.“ 
Der Ausschuß des Central⸗Verbands deutscher 
Industrieller setzte in der heutigen Sitzung eine 
dommission von 26 Mitgliedern zur Pruͤfung und 
Begutachtung der Grundzüge der Alters- und In— 
‚alidenversicherung ein. Die Kommission tritt am 
2. Dezember in Berlin zusammen. 
Das Landsturmgesetz soll gerüchtweise dahin ge⸗ 
indert werden, daß den Kommandeuren der Armee⸗ 
korps für den Bereich ihrer Korpsbezirke die Be⸗ 
fugniß zur Einberufung des Landsturmes beigeleg 
wird. 
Prinz Alexander von Battenberg 
joll sich einem in London circulirenden Gerüchte 
zufolge demnächst mit der Tochter des Prinzen von 
Wales verloben. 
Ausland. 
Paris, 24. Nov. Die Seinepräfektur ord⸗ 
aete eine Untersuchung wegen großer Unterschleife 
in, die an den Lehrmittelborräthen der Stadt Paris 
borgekommen sind. 
Die Umwandlung der 422 prozentigen fran 
zösischen Rente in eine 3 prozentige ist gefichert, 
veil die Bank von Frankreich das gesammte nöthige 
Kapital leihen wird, um die Konversion durchzu— 
ühren. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
rx. Schnappach, 26. Nov. Vorige Woch— 
wurde die hiesige neue Brunnenleitung fertig gestellt 
Es war aber auch höchste Zeit; denn die andere 
Ldeitung brachte sehr wenig Wasser, so daß die 
Schnappacher wohl oder übel den Altenwalder 
Brunnen in Anspruch nehmen mußten. Da nun 
auch der Schulbrunnen fließt, so wären nur noch 
die Bewohner der „Mitte“ im Nachteile. Es wäre 
darum wünschenswert, wenn die Leitung um einige 
hundert Meier verlängert würde. 
— An Sielle des erkrankten Herrn Professors 
Lützel in Zweibrücken und Herrn Reallehrers 
Metz in Speyer wurden von kgl. Regierung der 
Pfalz als Sachverständige für Abgabe von Gut⸗ 
achten über Orgelhauten und Revaraturen die 
Herren Seminarlehrer Orth in Speyer und 
Lehrer Hermann Hahn in Kaiserslautern be⸗ 
stimmt. Pf. 3.) 
O Blieskastel, 25. Nod. Heute Morgen 
kurz nach sieben Uhr stürzte eine im Baue be⸗ 
griffene Scheune und Stall des Gastwirthes Hermann 
Lang von hier ein und verletzte zum Glücke 
mehrere Arbeiter nur wenig. Ein Maurer Namens 
Stopp von Ballweiler hat es aber bede tend be⸗ 
chädigt, so daß er sofort ins Spital verbracht 
werden mußte. 
— Morgen, Sonntag, wird in Homburg 
ein Bezirksvorturnerkurs abgehalten, wozu die Turner 
des Bezirks Pirmasens⸗Zweibrücken⸗Homburg bereits 
Einladung erhalten haben. 
— Pirmasens, 283. Nov. Der „P. 3.“ 
wird von zuständiger Seite mitgetheilt, daß am 
nächsten Sonntag in Schopp eine größere Ver—⸗ 
ammlung von Interessenten in Sachen des Bahn⸗ 
zrojektes Biebermühle ⸗Kaiserslautern staitfinden wird. 
Die Erwerbung der erforderlichen Ländereien soll 
nach einer vorläufigen Berechnung einen Kosten⸗ 
aufwand von rund 200,000 Mtk. erheischen, ein 
Betrag, der sich aber durch die voraussichtliche un⸗ 
entgeltliche Ueberlassung einer Strecke von 4 bis 
5 Kilometern seitens der Staatsverwaltung auf 
160,000 Mk. ermäßigen wird. g den Fal 
ꝛiner zu diesem Zwecke nöthig werdaͤnden Anleihe 
in obiger Höhe ist es wahrscheinlich, daß die in 
Betracht kommenden Gemeinden bis auf Weitleres 
für die Zinsen aufkommen werden, und zwar in 
der Weise, daß bei einem Zinsfuße von 3 Prz. 
u. A. Kaiserslautern mit 3000 Mtk., Pirmcsent 
mit 2000 Mtk. und die übrigen Ortschaften mit 
einem zur Einwohnerzahl oder dem allgemeinen 
Interesse im Verhältniß stehenden Bruchtheile der 
Summe der Zinsen eintreten müßten. 
— Speyer, 24. Nod. Am aͤchsten Sonn⸗ 
tag Vormittag (1. Advent) wird in sämmilichen 
kath. Kirchen der Pfalz ein Hirtenbrief des Herrn 
Bischofs v. Ehrler verlesen werden, welcher speziell 
auf die Jubiläumsfeier des Papstes Leo XIII. Be⸗ 
zug nimmt. Außerdem wurde bischoöͤflicherseits eine 
Kirchenfeier für den zweiten Weihnachtatag vocge- 
sehen. 
— Aktienbrauerei Ludwigshafen 
a. Rh. Der Aufsichtsrath hat beschlossen, der Ge⸗ 
neralversammlung eine Dividende von 12 pCt. in 
Vorschlag zu bringen. An den Erträgnissen pro 
1886— 87 partizipirt diesmal ein um 100,000 Mt. 
Lößeres Aktienkavital. — 
Zermischtes. 
fFeForbach, 24. Nov. Heute früh, als die 
Bewohner Forbachs noch im besten Schlafe lagen, 
zwischen zwei und drei Uhr, brach in der Fabrik 
der Firma Gebrüder Adt plötzlich Feuer aus, und 
zwar in einer Werkstätte, in welcher sich dligle Gase 
entwickeln, die sich selbst entzunden. Die Fabrik⸗ 
glocke läutete Sturm und die Feuerwehrsignaltrom⸗ 
peten riefen die Loschmannschaften herbei. Bei dem 
hohen Interesse, welches die ganze Bevölkerung an 
der Erhaltung der Fabrik hat, konnte es dann auch 
aicht fehlen, daß der Fabrikhof nicht sofort von 
der in der Stadt zerstreut wohnenden Fabrikbe⸗ 
pölkerung und Bürgern angefüllt war, bereit zur 
Rettung der bedrohten Gebäude. Den energischen 
B.mühungen der Feuerwehr, unter Leitung ihres 
Oberbrandmeisters, Herrn Gustav Adt, und der 
heihilfe der Arbeiter und dem Vorhandensein von 
zjenügendem Wasser ist es denn auch zu danken, daß 
zinnen einer Stunde das Feuer gelöscht und das—