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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
—— ⸗zt
er St⸗ Jugberter Apgeiget erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montang, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
latt und Sonntags mit acht eitiger illustrirter Beilage Das Blatt kostet vierteljährlich 1,M60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 75 3 einschließlich
o H Zustellungsgebulhr. Die Einruückungsgebühr für die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum belrägt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen,
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I3 8, Neklamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
VW 2344.
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Deutsches Reich.
Berlin. Der „B. B⸗C.“ erfährt in Bezug auf
i Aenderung der Wehrordnung, daß 19 neue
dibisionen der Landwehr bezw. des Landsturms
rrichtet werden sollen, also für jedes Armeekorps
ine, und in Zusammenhang damit sollen die
lrmeekorpst mmandeure die Berechtigung zur Ein⸗
erufung der Landwehr und des Landsturms er⸗
alten.
Aus Sau Remo wird demselben Blatte
elegraphirt: Obgleich eigentlich noch keine Aen⸗
erung der lokalen Zustände im Kehlkopf des
dronprinzen bemerkbar ist, befsteht doch wieder die
Noglichkeit eines neuerlichen Wachsens der früheren
zchwellung.
Das „Berliner Tageblatt“ meldet aus London:
das „British Medical Journal'; schreibt: Der
kronprinz schläft 8 Stunden ununterbrochen, speist
nit vorzüglichem Appetit und schluckt vollständig
rei. Jener Auswurf entstand wahrscheinlich durch
as Bersten eines kleinen Abscefses. Das Oedem
m oberen Theil des Kehlkopfes verschwaud ganz
nd der Kronprinz fühlt nicht die geringste Schwie-
ukeit beim Athmen.
Bei dem Besuche, den die Zaritza
uritza heißt in Rußland die Kaiserin, Zarewna
Gattin des Zarewitsch oder Großfürsflen⸗Thron⸗
igers) mit ihren fünf Kindern dem Kaiser Wil⸗
im abstattete, stellte sie dem greisen Herrscher ihre
prößlinge vor, und dieser beglückwünschte sie mit
wegter Stimme zu ihrem „blühenden Segen“,
dem er sagte: „Sie sind zu beneiden, Majestät,
schöne, junge, kräftige Prinzen und Prinzessinnen
d besitzen, ich habe nur zwei Kinder und davon
t eines so krank.“ Die Kaiserin konnte ihre
tührung nicht uuterdrücken; sie faßte die Hand
es Kaisers und sagte herzlich: „Dem Hause Hoͤhen⸗
ollern erblühen reizende Enkelkinder, die dem Groß⸗
ater wohl jedes Leid tragen helfen werden“
Berlin, 25. Nov. Bei der heute vorgenom⸗
enen Präsidentenwahl wurden 255 Stimmzettel
dgegeben und der bisherige Präsident v. Wendell⸗
diesdorf mit 174 Stimmen wiedergewählt; außer⸗
em wurden 80 weiße Zettel und ein ungiltiger
bgegeben. Als erster Vicepräsident wurde Dr.
zuhl mit 149 wiedergewählt; 92 Stimmen ent⸗
illen auf Frhr. v. Frankenstein, 5 Zettel waren
nbeschriebhen. Zum zweiten Vicepräsidenten wird
itht. v. Unruhe⸗Bomst mit 151 von 232 Stim⸗
nen gewählt, 1 Stimme fiel auf v. Helldorf, wäh⸗
end 80 Zettel unbeschrieben Garen.
Auf Antrag des Abg. Windthorst werden die
sherigen Schriftführer Dr. Bürklin, Dr. Hermes
sraf v. Kleist Schmenzin, Dr. v. Kulmiz, Dr.
horsch, Graf v. Schönborn⸗Wiesentheid, Dr. Trönd-
iin und Wichmann durch Zuruf wiedergewählt.
in Quästoren ernennt der Prasident die Äbgeord-⸗
eten Kochhann und Franke. Von der somit er⸗
aAlgten Konstituirung des Reichstages wird Seiner
dajeftät dem Kaiser Anzeige erstctet werden.
Naächste Sitzung Dienstag den 29. Piovember
inage 2 Uhr; Tagesordnung: erste Lesung des
lats.
Bie von einigen Seiten behauptet wird, würde
Trunkenheitsgesetz noch in dieser Reichstags-
non zur Vorlage kommen.
Ddem Vernehmen ist der 8. Dezember nunmehr
ifinitid für den Zusammentritt des deuischen
zotlswirthschafirgihe in Aussicht ge⸗
omen.
die Stimmung gegenüber den Grundzügen der
Montag, 28. November 1883.—
22. Jahrg.
Alters- und Invalidenversicherung ist, so schreibt
ie „Nat.Lib. Korr.“, auch in Abgeordnetenkreisen,
qweit fich schon ein feststehendes Urtheil gebildet
at, eine sehr günstige und entgegenkommende.
Uber allerdings werden die großen Schwierigkeiten
m Einzelnen von allen sachverständigen Beurtheilern
ervorgehoben, und es wird vorausgesehen, daß die
„Grundzüge“ noch manche Phase zu durchlaufen
jaben und manche wesentliche Aenderung erfahren
werden, bis sie als förmlicher Gesetzeniwurf dem
Reichstag zugehen können. Man ist in Abgeord-
ietenkreisen vielfach der Ansicht, daß die Andeutung
der Thronrede, wonach das Gesetz möglicherweise
erst in der folgenden Session vorgelegt werden könne,
zestätigen werde. 1
Der in in der Thronrede angekündigte Gesetz
entwarf betreffend die Landwehr und den Landsturm
'oll nach den Meldungen verschiedener Blätter keine
hesonderen Opfer erfordern. Die Gesammtsumme,
velche zu seiner Ausführung nothwendig ist, dürfte
ich dem Vernehmen der „Kreuzztg.“ zufolge, auf
ingefähr 100,000 Mk. belaufen. Was den Land⸗
tutm anlangt, so wird nach demselben Organ vor⸗
russichtlich das Alter, bis zu welchem man landsturm⸗
fflichtig bleibt, um einige Jahre erhöht werden.
— Weitere Mittheilungen bringt der „B. B.C.“
Derselbe erfährt, daß der Gesetzentwurf die Ein—
ichtung von neunzehn neuen Divisionen der Land⸗
vehr beziehungsweise des Landsturms in's Auge
afsen soll. Wir haben neunzehn Armeekorps,
zon denen jedes aus zwei Divisionen besteht, nur
das Gardekorps hat deren drei. Jetzt soll jedem
Armeekorps eine neue Division der Landwehr he⸗
siehungsweise des Landsturms zugetheilt werden.
Ueber die Goldfunde in Deutsch⸗Südwesi⸗
Afrika (Lüderitzland“), über welche vor einigen
Wochen die ersten, kurzen Drahtmeldungen nach
Deutschland gelangten, berichten jetzt Mittheilungen,
»ie aus Capstadt nach London geschickt sind, einiges
Nähere. Danach hat der eigens zu diesem Behufe
ach Capstadt gereiste deutsche Kommissär für Süd
vestafrila, Dr. Göring, dort erklärt, daß die Gold
unde in reichhaltigen Goldadern bestehen, und daß
ich dieselben auf deutschem Gebiete am Swalop⸗
lusse, eiwa 70 (englische) Meilen von der Wal⸗
ischbai, befinden. Der Swakopfluß bildet bei seiner
Rundung ins Meer die Nordgrenze des noch eng⸗
isch gebliebenen kleinen Landstückes um Walfischbai,
rodnet jedoch, wie die meisten dortigen Flüfse, in
er heißen Jahreszeit aus. Es möge übrigens bei
ieser Gelegenheit bemerkt werden, daß schon seit
angerer Zeit Berhandlungen zwischen Deutschland
ind England geführt sind — und zwar dem Ver—⸗
iehmen nach mit gutem Forigange —, um letzteres
um Abtreten der Waldfischbai an Deutschland zu
ewegen; die Walfischbai waäre für Deutschland, da
ie von Cap Frio bis zum Orangefluß der beste
dafen ist, von großem Werthe, wabrend fie Eng⸗
and, welches nicht im Besitze des Hinterlandes iñ,
leinen erheblichen Nutzen darbiette.
Auslaund.
Wien, 26. Nov. Eine russische Quelle ver⸗
reitet die Nachricht, daß bisher nur eine einzige
usfische Division, nämlich die 13. Infanterie⸗
ivision, gegen die dsterreichische Grenze vorgeschoben
worden sei. Dagegen berichtet Przeglond Poiski“,
daß aus dem Innern Rußlands noch immer Trup⸗
en entlang der Weichselbahn zusammengezogen
verden. —
Der Wiener Korrespondent des „Daily Chro
nicle“ theilt den Inhalt eines Briefes aus War⸗
schau mit, welchen er von höchst verläßlicher Seit!
mpfangen hat. Es heißt darin: Die Truppen⸗
zewegungen nach der westlichen Grenze dauern fort.
Broße Truppenmassen sind auf dem Marsche von
)em Innern Rußlands nach Polen begriffen. Nach
'hrer Ankunft dienen fie zur Verstärkung der in
»en Weichseldistrikten und an den Eisenbahnlinien
angesammelten Regimenter. Ferner erhält das
Gerücht, nach welchem General Gurko, derselbe,
der kürzlich den famosen Toast vom Stapel ließ,
zum Oberbefehlshaber der gesammten Armee aus⸗
»rsehen ist.
Varis, 26. Nov. Die Blanquisten hatten
gestern im Saal Favié eine Versammlung und
nahmen eine Tagesordnung an, nach welcher das
Volk von Paris sich bereit erklärt, sich selbst zu
dertheidigen und zu diesem Zwetke sich in Ab⸗
theilungen organisiren wird.“ — Die abgetretenen
Minister waren heute im Elysee, um mit Grevy
iber den Tag zu berathen, an welchem sie die
Botschaft vor das Parlament bringen sollen. Am
Abend findet im Elysee wieder eine Ministerver⸗
ammlung statt, in der Greyy seine Botschaft vor-
esen soll.
Paris, 26. Nov. Senat und Deputirten⸗
ammer haben sich nach kurzer Sitzung bis Mon⸗
'ag vertagt, wo Ministerpräsident Rouvier, wie
aunmehr als zuverlässig gilt, die Botschaft des
Bräsidenten der Republik vor das Parlament bringen
vird. — Der Minister des Innern ertheilte heute
zem Polizeipräfecten besondere Befehle für die
Frist wahrend des Uebergangs der Siaatsgewalt.
Auch sind große militärische Vorsichtsmaßregeln ge⸗
roffen; die „Lanterne“ spricht sogar von einer
zroßen Truppenbewegung in Brest nach Paris zu.
Der Congreßsaal in Versailles ist für Montag be⸗
reit gestellt.
Paris, 26. Nod. Grevy empfing Nachmittags
den Erzbischof von Paris und den Bischof Freppel
von Angers. F
Bern, 25. Nov. Deutschland hat für das Schutz
zebiet Neu⸗Guinea⸗Kompagnie den Beitritt zum
Weltpestverein zum 1. Januar 1888 angemeidet.
Petersburg, 26. Nob. Das ‚„Journal de
St. Petersbourg“ betrachtet die deutsche Thronrede
als den lebhaften Ausdruck der friedlich gefinnten
bestrebungen Deutschlande —
Eotale und psaszische xaqriuteũn
*St. Ingbert, 28. Novb. Wie wir hoͤren,
'and gestern Abend im Lokale der Frau Wittwe
Brewenig eine vertrauliche Besprechung statt behufs
iner öffentlichen festlichen Begehung der Jubi—
äumsfeier Sr. Heiligkeit des Papstes
deo XIII.
*St. Ingbert, 28. Nov. Gestern Nach—⸗
nittag machte der Verein „Gemüthlichkeit“ einen
Ausflug nach Blieskastel. — Sonst machen in der
etzten Zeit unsere Vereine wenig von sich reden;
besonders scheint auf musikalischem Gebiete voll⸗
tandige Ruhe eingetreten zu sein.
*St. Ingbert, 28. Nov. Gestern Nach⸗
nittag produzierte fich auf dem Maxplatze die
Seiltänzer · Gesellschaft Knie. Die VLeistungen
varen recht gelungen und mit großer Spannung
folgte das zahlreich erschienene Publikum den hals⸗
brecherischen Kunsistücken. Leider ergriffen diele
Zuschauer, große und kleine, vor der herumgehenden
Sammelbüchse die Flucht, ein Verfahren, das für
die Gesellschaft Knie gewiß nicht ermunternd war.
— Die Vorlage einer Revision der pfäl⸗
zischen Vormundschafts-⸗Ordnung und