Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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22. Jahrg. 
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Donnerstag, 3. Februar 1888. 
Politische Aebersichl. 
Bekanntlich dürfen die französischen Offiziere 
seit dem Fall Letellier die franzöfisch deutsche Grenze 
nur mit besonderer Erlaubniß des Generals Bo u⸗ 
lang er überschreiten. Zum Ueberschreiten der 
belgischen und italienischen Grenzen, wie zum Be⸗ 
suche Englands können dagegen die Korpskomman⸗ 
danten den französischen Offizieren Urlaub von 48 
Stunden gewähren. 
Am Sonntag fand in Paris der „Nat. 
Ztg.“ zufolge ein internationales Meeting unter 
dem Vorsitze Felix Pyat's statt. Hauptredner waren 
douise Michel und andere Anarchisten, das Thema 
die Verbrüderung der Elenden aller Nationen zum 
gemeinschaftlichen Kampfe gegen die Besitzenden. Pyal 
eeierte die 28 deutschen sozialistischen Abgeordneten 
als wahre Franzosen und forderte die Versammelten 
auf, denselben ihre Glücwünsche zu votiren und 
Beiträge zu senden. 
Das Oberhaus verwarf ohne besondere Abstim⸗ 
nung die zweite Lesung der Vorlage, wonach den 
Frauen in England das Wahlrecht gewährt 
verden soll. Der Premier Salisbury erklärte im 
daufe der Debatte, es sei nicht üblich, daß ein 
Haus die Initiative zu einer Reform der Zusam⸗ 
mensetzung des anderen Hauses ergreife. 
deutsches Reh. 
KNarlsruhe, 1. Febr. Sicherem Vernehmen 
nach wird der Landtag demnächst zu einer außer⸗ 
irdentlichen Session zusammenberufen werdern, deren 
Dauer auf etwa 8 Tage bemessen wird. Der Aus⸗ 
zau· der badischen Eisenbahn aus strategischen 
Bründen soll Gegenstand der Vorlage sein. Haupt⸗ 
sächlich sell es sich um die strategische Linie Loöͤrrach⸗ 
Wehr (an der badisch⸗schweizerischeu Grenze) handeln. 
Die jüngste Anwesenheit des Finanzministers Ell⸗ 
dätter in Berlin wird mit der Angelegenheit in 
direkte Verbindung gebracht. 
Augsburg, 2. Februar. Der Regierungs⸗ 
präfident für Schwaben und Neuburg von Hör⸗ 
mann, hat ein Gesuch eingereicht, um vom 1. Rärz 
ab in den Ruhestand versetzt zu werden. 
Berlin, 1. Febr. Ueber den Ernst der 
dage giebt man sich jetzt auch schon in Centrums⸗ 
kreisen keiner Täuschung mehr hin, und man kann 
es im preußischen Abgeordnetenhause sehr leicht be— 
merken, daß auch die Windthorst'sche Pbalanx stark 
erschttiert ist. IF. Jy An 
Berlin, J1. Februar. Die neuen Allarm⸗ 
nachrichten, der Kriegsartilel und die österreichischen 
Rüstungen, haben heute an der Börse in Berlin 
eine kolossale Panik hervorgerufen. Die Reichs⸗ 
anleihe ist auf 104,50 gesunken, ein so niedriger 
Stand, wie sie ihn seit lange nicht gehabt. Bei 
nderen Papieren betrug der Preisniedergang sogar 
328 pCt. VV V — 
Berlin, 1. Februar. Sowohl zwei⸗ 
als dreirädrige Velocipede gelangen angeblich 
zur Einführung in der deuischen Armee. Der 
striegsminister hat zur Einführung derselben 
angeordnet, daß Festungen, namentlich mit weit 
abliegenden Außenforls wie Spandau, Thorn, 
Posen. Königsberg. Küstrin, Köin Straßburg, 
—* . 33 und Depeschendienst, 
er ni ur elegraphen besorgt wi 
hdurch Radfabrer vermitteln graphe sorgt wird, 
datz Grevy's und Goblet's Bemühungen, einen 
vul kanischen Ausbruch zu verhüten, wahrhaft über⸗ 
menschlich sind; nach einer Ouelle an der Seine, 
die unbedingten Glauben verdient, bestrebten sich 
diese Männer ehrlich, dem vorzubeugen. Aber 
nan sagt auch, daß sie selbst sich kaum mehr der 
Erkenntniß zu verschließen vermögen, daß Boulanger 
nächtiger sei, als der Präsident mit sammt dem 
Cabineltschef, so daß besonnenere Patrioten der 
Republick lebhaft befürchten, eines schönen Tages 
alle ihre Anstrengungen vereitelt, den Chauvinis⸗ 
mus entfacht und die Kammer sowohl wie das Land 
oon den Wortführern der Revanche fortgerissen 
zu sehen.“ 
Wien, 2. Februar. Die Wiener „Deutsche 
Zeitung“ erfährt aus zuverlässigster Quelle, daß 
der Kaiser von Oesterreich sich dahin äußerte, zu 
dem Gesandten einer Großmacht, er hoffe die Er⸗ 
haltung des Friedens. Aber die Ehre Oesterreichs 
erfordere es, „die Schwerter zu prüfen“, falls 
Rußland Bulgarien besetzen würde. 
Paris, 1. Febr. Der Kammerpräsident Flo— 
quet besuchte heute den deutschen Botschafter Grafen 
Münster. — Der Ministerrath vertagte auf Don⸗ 
aerstag den Beschluß, ob die Kammer nach Er— 
edigung des Budgeis sofort das Militärgeseßz oder 
die Getreidezoͤlle berathen soll. 
— Heute erfolgte mit großer Feierlichkeit die 
Beerdigung des Kardinal⸗Erzbischofs von Lyon 
Caveret. Burgermeister und Gemeinderath von 
dyon wohnten der Feier nicht bei. Das Dom— 
kapitel hatte das Erscheinen von Truppen verboten. 
20 Bischöfe, mehrere hundert Priester, eine große 
Zahl von Kongregationen folgten dem Zuge; auch 
der Befehlshaber des 11. Korps, der Präfekt und 
indere Militär⸗ und Civilbebörden wohnten der 
Feier bei. e— —W 
Petersburg, 2. Febr. Das „Journal de 
St. Petersbourg“ sagt, die gegenwärtigen Kriegs⸗ 
zesorgnisse seien durch Zeitungsartikel herborgerufen 
vorden. Allerdings können durch die allgemeinen 
Rüstungen Mißtrauen und Konflikte entstehen, es 
ei aber mehrfach zu Tage getreten, daß keine Re⸗ 
tiernna den Erien wünschöß⸗ 
das verletzte Glied bald nachher in bedenllicher 
Weise anschwoll, entstand der Verdacht, daß der 
Hund toll gewesen; derselbe wurde denn auch als⸗ 
bdald erschossen und Herr Straub begab sich sofort 
zu ärztlicher Untersuchung nach Neustadt. (G.) 
— Nerstadt, 31. Januar. Nach dem 
offiziösen Schluß des gestrigen Banketts lief folgen⸗ 
des Telegramm aus Berlin ein: „Verbindlichsten 
Dank für die freundlichen Grüße. Bismark.“ 
Des Jubels war fast kein Ende, als Dr. Bürklin 
die Worte vorlas. V 
— Neustadt, 31. Januar. Als gestern 
Abend der Name des von der „deutsch freisinnigen“ 
Partei aufgestellten Kandidaten bekannt wurde, ging 
alsdann das Witzwort durch deu Saal: „Das ist 
der Nagel zum Sarge des Fortschritts im Wahl⸗ 
reise Landau⸗Neustadt.“ Tag des Begräbnisses: 
21. Februar 1887. J— J 
— Mußbach, 2. Februar. Gestern ver⸗ 
unglückte dahier auf der Straße nach Mannheim, 
etwa 4 Kilometer vom Dorfe entfernt, ein ca. 
25 Jahre alter Fuhrmann einer Weinfuhre. Der⸗ 
selbe war vom Wagen gestürzt und unter die 
Räder seines eigenen Fuhrwerkes gerathen, was 
seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Ueber die 
Person des Verungluͤckten konnte man zur Zeit 
nichts Definitives ermitteln. 
— Mußbach, 1. Febrnar. Der Winzer 
Jakob Klohr von hier hat sich heute in seiner Be⸗ 
hausung an einer Thürklinke erhängt. Motive 
unbekannt. Klohr hinterläßt eine Wittwe und 8 
stinder. 
— Ruppertsberg, 31. Januar. Die 
„N. Z.“ schreibt; „Gestern erhielt ich einen 
Brief von meinem seit 36 Jahren in Amerika 
sebenden Onkel, der immer mit großer Aufmerksam⸗ 
keit den deutschen Verhältnissen gefolgt ist. Der⸗ 
elbe schreibt u. A.: „Heute lasen wir in den 
Zeitungen. daß der Reichstag aufgelöst wurde, was 
auch sehr am Platze ist; denn unter den Verhält⸗ 
nissen, in deren fich Deutschland befindet, soll es in 
voller Stärke dastehen. Ein starkes Selbstbewußt⸗ 
sein ist ein halber Sieg, und sollten die Fran⸗ 
zosen fiegreich sein, wehe um die schöne Pfalz, 
wehe, um ganz Süddeutschland! Je besser das 
Voik gerüstet ist, desto weniger ist ein Krieg 
zu befürchten. Wir Alle hoffen, daß es nicht da⸗ 
zu kommen wird.“ So dentt ein Deutscher jenseits 
des Oceaus, warum denken nicht alle Deutschen in 
der Heimath ebenso ?“ 
— Grünstadt, 31. Jan. Der junge Mann 
dahier, der (wie kürzlich gemeldet wurde) früher 
schon mit Fallsucht behaftet war und in voriger 
Woche derart von einer krankhaften Schlafsucht be⸗ 
fallen wurde, daß er mehrer Tage hindurch ganz 
bewußtlos war nund mit nur kurzen Unterbrechungen 
fünf Tage lang anhaltend schlief, ist ein Opfer 
des Todes geworden. Man hatte ihn am letzten 
Donnerstag in das hiesige Spital verbracht. Da⸗ 
selbst verschied er schon am verflossenen Samstag 
Abend, ohne daß er aus seinem Zustand wieder 
erwacht wäre. Die. Befürchtungen der Aerzte find 
somit leider eingetroffen. Der 17jährige junge 
Mann, Namens Jakob Neuschäfer aus Freinsheim, 
war übrigens, nach der „N. Bürgerztg.“, kein 
Schreinergeselle, sondern gehörte dem Kaufmanns⸗ 
flande an. Eltern hatte er keine mehr. 3 
4Speier, 31. Jan. Heute Nachmittag 
fand die Wiederversteigerung des nur kurze Zeit 
im Befitz der Herren Gebrüder Ehriger gewesenen 
Baperifschen Hofes“ dahier statt. Derselbe,. welcher 
d 31lnisve Nachrichten. 
3Zweibrücen, 31. Jan. Für Malz— 
Aufschlag haben die fünf größten hiesigen Bier— 
‚rauereien im Jahre 1885/66 bezahlt: 1. Actien 
Brauerei Tivoli M. 69, 3606, 2. J. Buchheit M 
46,260. 8. Carl Diehl M. 37,623, 4. Ludwig 
Schmidt M. 31.380 und Jalob Nohl M. 27,987. 
— Pirmasens, 31. Jan. Ein eigenartiger 
Diebstahl wurde dieser Tage bei einem Metzger aus⸗ 
jeführt. Demselben wurde nämlich ein Schinken 
jestohlen. Alle Nachforschungen führten zu nichts 
Da kommt per Bahn ein Packet unter Nachnahme. 
Diese wird bezahlt und das Packet enthält den ge⸗ 
tohlenen Schinken. 
— Bruchmühlbach, 2. Februar. Bei 
dem gestern auf dem Banne von Vogelbach durch 
herrn Lamarche von Saarbrücken abgehaltenen 
Treibjagen wurden 8 Rehböcke, 41 Hasen und 1 
Fuchs geschossen. 
— Maikammer, II. Febr. Dahiet ver⸗ 
autet von einem Unfall, der sich heute Morgen in 
Diedesfeld ereignet haben soll und der, falls er 
iich bestätigt, für den Betroffenen möglicherweise 
die traurigsten Folgen haben könnte. Herr Guts⸗ 
besitzer und Jagdpächter Stra ub wurde nämlich 
gon einem Hunde in den Arm gebissen. und da 
Aland. F 
Wien, 1. Febr. Der Pesther Lloyd 
schreibt: Wir erbalten aus Paris die Kunde.