Full text: St. Ingberter Anzeiger

— 7 w 9 
3 J * * 5* 4 
/ *— V * 
/D — —5* F — —B 2 * —2 
2 —* — *3 8 —— 4 ?* 3* —9 * 7* 
— ⏑——— I8— 6 — —5 —1238 
— * —S—— —38 * — — —9 —* —388 
—— —D 8— —32 —839 — —7— — —88 
35 —— W —S— 7 — 5*8* —3 —5238 
—* * ö6— 8—— — —328 * *51 *. 
2* — —3238 * AIAB—— * 3 —328 8* *1* F 
J —JJ 3B — —3 
s * 8 J— 8— — * — *1* J — 
2* * 9 * h —3 — * 7 7 . —38 — 5. 
* 32838 — 5 
kg eαg 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
latt und Sonntags mit i illustrirter lage Das Blatt kosiet vierteljüͤhrlich JAMGo einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 75 4 einschließlich 
A Zustellungsgebuhr. Die Einruͤckungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt. 13 59, Reklamen 80 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
Russische Rüstungen. 
GBerl. Zig.) 
Will denn nimmer Friede werden auf Erden? 
Zoll denn die Beunruhigung niemals aufhören und 
aüssen wir jeden Augenblick davor zittern, daß die 
zriegsfurie entfesselt wird? Einen Moment schien 
3, als solle die gefahrdrohende Situation sich 
sären und ein friedliches Ansehen 9. innen. Nach 
er Berliner Entrevue wurde bekannt, daß der 
ussische Czar befohlen habe, der moskowitischen 
reßmeute die Hetze gegen Deutschland zu unter⸗ 
igen. Man betrachtete das als ein Anzeichen, 
aß das offizielle Rußland die Anbahnung besserer 
zeziehungen zu Deutschland und seinen Verbündeten 
»ünsche. Da auch sonst mancherlei Aeußerungen 
Petersburg laut wurden, welche sich für die Auf⸗ 
echterhaltung des Friedens aussprachen, so hoffte 
aan lehteren, für die nächste Zeit wenigstens, ge⸗ 
ichert. Diese Zuversicht beginnt zu wanken. Worte 
ind Thaten find zweierlei und es ist naiürlich, daß 
aan den Worten wenig Glauben beimißt, wenn die 
khaten mit ihnen nicht in Einklang stehen. Während 
tußland seine Friedensliebe betheuerte, zieht es an 
er österreichischen Grenze große Truppenmassen zu- 
mmen, eine Maßregel, für die militärtechnische 
zründe, die man offiziös geltend gemacht hat, als 
enügende Erklärung nicht angesehen werden können. 
der bedrohliche Charakter dieser Truppenansamm⸗ 
ungen an der Grenze läßt sich nicht verkennen, 
ind es darf deshalb nicht Wunder nehmen, wenn 
n Oesterreich Gegenmaßregeln angekündigt werden. 
Wir haben im heutigen Morgenblatte nach tele⸗ 
raphischem Berichte das Entrefilet des Wiener offi- 
iösen „Fremdenblatt“ mitgetheist wmelches, zweifel⸗ 
os von der Regierung ausgehend, so bestimmt als 
nöglich erklärt: „Weitergehende russische Truppen⸗ 
mnsammlungen an der österreichisch ungarischen Grenze 
vürde Oesterreich Ungarn zu entsprechenden Vor⸗ 
ehrungen zwingen, um gegenüber den ganz un⸗ 
rovozirten bedrohlichen Vorbereitungen des Nach- 
ars nicht zurückzubleiben.“ Gleichzei'g liegen auch 
n deutschen offiziösen Blättern ähnliche Aeußerungen 
vor. Die „Köln. Ztg.“ schreibt: „Was die An- 
mnmlung von russischen Truppen an der öster⸗ 
eichischen Grenze angeht, so wird es zunächst 
Desterreichs Sache sein müssen, fich Aufklärung zu 
erschaffen und gegebenen Falls sich gegen Ueber— 
umpelungen sicher zu siellen. Bei der sonst so 
esten Haltung Oesterreichs in der Orientfrage, bei 
er wie eine Ermunterung des Fürsten Ferdinand 
ussehenden entgegenkommenden Haltung der öster⸗ 
eichischen Diplomatie in Sofia wird man mit 
ʒicherheit voraussetzen dürfen, daß die Oesterreicher 
ir die russischen Rüstungen offene Augen haben. 
eider würde auch Deutschland, wenn die russischen 
ruppenverschiebungen andauern und größeren Um⸗ 
ang annehmen sollten, nicht lange mehr 
ein dürfen. Denn die Ermahnung der russischen 
dresse zur Mäßigung und selbst friedlich lautende 
ussische Noten könnten das Mißtrauen gegen diese 
nilitärischen Maßnahmen nicht beseitigen, sondern 
nützten es geradewegs verstärken.“ 
Alle diese Auslassungen klingen bedrohlich, die 
»olitische Situation hat sich, wie auch die Wiener 
atter konstatiren neuerdings wesentlich umdüstert. 
lichts destoweniger darf man noch nicht an das 
zchlimmste glauben. Wie versichert wird, soll der 
nitgetheilte Artikel des „Fremdenblatts“ nach den 
lbsichten der leitenden Wiener Kreise keineswegs 
larmiren, sondern womöglich zur Klärung der 
Samstag, 10. Dezember 1887. 22. Jahrg. 
Zachlage beitragen. Der Hauptzweck der offiziösen 
luslassung bestehe darin, Rußland zu bestimmten 
dundgebungen zu veranlassen, was eigentlich Wahres 
m den unkontrolirbaren Meldungen über russische 
züstungen sei, welche nachgerade beunruhigen müssen. 
Benn man einer Berliner Meldung der „Presse“ 
gzlauben schenken darf, so ist an die russische Re⸗ 
ierung von den dabei interessirten Mächten sogar 
chon eine diplomatische Anfrage in Betreff der 
uffallenden Truppenverstärkungen an der Grenze 
rgangen. In jedem Falle wird Rußland nicht 
nit der Antwort zögern dürfen, wenn es wirklich 
nicht kriegerische Absichten verfolgt. Giebt man in 
Zetersburg nicht sofort volle und befriedigende Er⸗ 
lärungen ab, so werden Oesterreich und Deutsch⸗ 
and zu ihrer Sicherheit die nothwendigen Maß 
egeln ohne Aufschub treffen. 
Trotz aller bedrohlichen Angriffe glauben wir 
aicht, daß Rußland es wagen wird, die Entscheidung 
zurch das Schwert herbeizuführen. Englische und 
sterreichische Blätter sind derselben Anficht. So 
chließt der „Standard“ einen Artikel, welcher die 
zusammenziehung russischer Truppen an der öster⸗ 
eichischen Grenze bespricht, mit der Bemerkung: 
Wir können ungeachtet aller Besorgnisse vor einer 
twaigen Kollision nicht umhin zu glauben, daß in 
zer bekannten Stärke und in den friedfertigen Ab⸗ 
ichten Deutschlands die sicherste Gewähr gegen eine 
5törung des europäischen Friedens zu finden ist.“ 
Der Pester „Lloyd“, welcher als offiziöses Organ 
der dortigen Regierungskreise gilt, schreibt ähnlich: 
Wie auch derzeit die Stimmungen und Strö⸗ 
nungen in Rußland sein mögen, im entscheidenden 
Augenblicke müßten die dortigen maßgebenden Kreise 
ich doch fragen, ob fie in Wahrheit einen triftigen 
Brund zu einem Kriege gegen uns haben. Sie 
müßten sich sagen, daß wir noch nie die berechtigten 
Ziele Rußlands negirt oder bekämpft haben; sie 
nüßten erkennen, daß es uns nicht im Traume 
einfällt, Rußlands legale Interessen in Bulgarien 
zu kreuzen; daß wir unsererseits auf der Balkan⸗ 
Zzalbinsel nichts anstreben als die ruhige Entwick⸗— 
ung der Dinge und gemeinsame, vertragsmäßige 
sungen der schwebenden Fragen. Die russischen 
naßgebenden Kreise müßten sich auch eingestehen, 
»aß wir sowohl als Deutschland stets gern die 
dand zu freundlichen und friedlichen Auseinander⸗ 
etzungen mit Rußland bieten. Und wenn diese 
ind alle anderen einschlägigen Erwägungen trotz 
hrer unwiderstehlichen Beweiskraft noch immer nicht 
usreichen würden, die Wagschale zu Gunsten des 
rzriedens neigen zu machen, so müßten jene russischen 
dreise sich fragen, ob sie der Macht der Fried 6⸗ 
iga auch gewachsen wären. Rußland steht heute 
nach seinem eigenen Willen isolirt da. An die Ollianz 
nit Franben'ch kann Czar Alexander jetzt wohl nicht 
d Varum, und weil kein Grund zu einem 
existirt, weil Rußland isolirt der mächtigsten 
pyuanx gegenübersteht, weil in keinem Falle ein 
Siegespreis entdeckt werden kann, der das wag⸗ 
zalsigste aller Abenteuer irgendwie aufzuwiegen 
ermöchte — darum koͤnnen wir ungeachtet des 
inleugbaren Ernstes der Lage und der bedrohlichen 
haltung Rußlands an die Unvermeidlichkeit eines 
drieges noch immer nicht glauben. 
Möge diese Hoffnung in Erfüllung gehen! 
heilter in Verbindung mit dem Rintelen'schen Ge— 
etz ˖ Entwurf über Abänderung der Strafprozeß⸗ 
Irdnung erklärte, nachdem die Antragsteller ihre 
Unträge begründet, Regierungskommissar Lente, der 
zundesrath sei grundsätzlich für die Gewährung 
iner Entschädigung, setze aber voraus, daß die 
kinzelstaaten die Mittel bieten, um in den einzelnen 
Fällen eine billige Entschädigung zu gewähren. 
Munckel sprach sich dagegen aus, daß die nn⸗ 
chuldig Verurtheilten der Mildthätigkeit der einzelnen 
Bundes⸗Regierungen überlassen würden. 
Es wurde dann beschlossen, daß die zweite 
desung im Plenum stattfinden solle. 
Darauf begann die erste Lesung des Antrags 
Mundel auf Abänderung der auf die Zufändigkeit 
der Schwurgerichte bezuͤglichen Paragraphen des 
Gerichtsverfassungs-Gesetzes. 
Windthorst bemerkte, es fehle eine einheitliche 
Regelung bezüglich der Zuständigkeit der Ge— 
schworenengerichte und der Schöffengerichte, und be⸗ 
lagte, daß man die Oeffentlichkeit des Gerichts⸗ 
Verfahrens angreifen wolle. 
Berlin, 7. Dez. Bei der fortgesetzten Be⸗ 
athung der Getreidezoll-Koramission über 8 1 der 
Kegierungsborlage wurden die Anträge des Frei⸗ 
serrn v. Ow, den Bachweizenzoll auf 3 Mk., den 
zoll für Hülsenfrüchte auf 4 Mk., für Gerste auf 
J Mt. fesizusetzen, abgelehnt. Ferner lehnte man 
die in der Regierungsvorlage vorgeschlagenen Zoll⸗ 
ätze für Buchweizen, Hülsenfrüchte, Gerste, Raps 
aind Rübsaat ab. Von einer Abstimmung über die 
ibrigen Zollsätze wurde, solange noch kein endgil— 
iges Ergedniß der Ueberzollsätze für die wichtigsten 
HZetreidearten vorliegen, abgesehen. Die Kommission 
zegann darauf die Berathung des Hammacherschen 
Antrages wegen Aufhebung des Ursprungsnach- 
veises und vertagte schließlich die Weiterberathung 
auf Freitag. 
Die Arbeit der Getreidezoll⸗-Kommission ist bis⸗ 
Jer vollständig resultatlos verlaufen, nichtsdesto⸗ 
veniger glaubt man, daß die Vorlage doch zu 
Stande kommt, wenn auch mit dem Satze von 5 
Mark für Getreide. 
Auch die „Nat.lib. Korr.“ spricht fich für die 
gesexliche Anordnung des Brodverlaufs nach Gewicht 
ius, bemerkt aber gegen die Einzelheiten des An- 
rags Lohren: „Uns scheint am besten, von der 
borschrift bestimmter Gewichtsgrößen für den einzelnen 
duiv Brod aanz abzusehen und lediglich zu be⸗ 
timnaen: Rrod darf nur nach Gewicht verkauft 
verden, und war ist der Verkäufer verpflichtet, dem 
Zäufer das von demselben Verlangte unaufgefordert 
orzuwiegen. Alsdann wird sich die Sache in der 
Zraxis so gestalten, daß der Käufer entweder sich 
in Brod aussucht und dasselbe wiegen läßt, worauf 
er sich den Preis selbst berechnen kann oder eine 
hestimmie Cewichtsmenge Brod verlangt, die er, 
eu.lei ob in einem oder mehreren Stücken, zu- 
Jewogen erhält. Genau diese Art des Brodverkaufs 
zesteht z. B. in Italien, so daß dort eine Ueber⸗ 
vortheilung des Käufers — vom direkten Betruge 
natürlich abgesehen — schlechterdings ausgeschlossen ist. 
Die Aeußerung des preuß. Kriegsministers, daß 
)as Gesetz, betreffend die Unterstützung der Familien 
don Reserve, Landwehr und Landsturm für den 
Zriegsfall dringender nothwendig sei als für den 
Frieden, hat einen Augenblick die Börse erregt. 
Offenbar aber hat der Minister nur im Eifer der 
Bertheidigung der Regierungsvorlage jene Aeußerung 
Jethan, so daß zu einer Besorgniß keine Veran⸗ 
assung vorliegt. 
Heutsches Reich. 
Berlin, 7. Dez. Deutscher Reichstag. Bei 
er ersten Berathung des Munckel'schen Gesetz-Ent⸗ 
vurfes über die Entschädigung unschuldig Verur—