Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches O des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
mtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er „St· Jugberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
latt und Sonntags mit erd illustrirter Veilage Das Blatt kostet vierteljahrlich J 6V einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 4 einschlie ßlich 
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WV 244. 
Deutsches Reich. 
München, 10. Dez. Die Kammer bewilligte 
men Beitrag von 100,000 Mark für die im 
ächsten Jahre dort stattfindende Kunstgewerbe- 
lusstellung. — Der Etat des Ministeriums des 
Innern ist nach sechstägiger Debatte vollständig 
rledigt worden. 
München, 9. Dez. In der Gewehrfabrik 
Amberg wird nun wieder mit aller Macht ge⸗ 
irbeitet, es sind auch bereits wieder die Nacht- 
icrbeitsstunden eingeführt worden. 
München, 10. Dez. Bürgermeister Ehr⸗ 
jardt wird sich sicherem Vernehmen nach am 1. 
zanuar in den Ruhestand begeben. 
Berlin, 9 Dez. Der Bundesrath ertheilte 
»em Ausschußberichte betreffend den Gesetzentwurf 
iber Aenderungen der Wehrpflicht sowie dem An⸗ 
rage Preußens wegen weiterer Anordnungen auf 
Zrund des Sozialistengesetzes für Frankfurt am 
Main seine Zustimmung. 
Berlin, 9. Dez. Der „Fr. Zig.“ zufolge 
ehnie die Getreidezoll-Kommission nach langer De⸗ 
atte mit allen gegen 9 Stimmen den Antrag auf 
lufhebung des Identitätsnachweises bei der Ge— 
reideausfuhr ab. Ferner nahm dieselbe den 82 
ner Vorlage (Sperrparagraph) mit einem neuen 
Antrag Windthorst an, wonach das Getreide, das 
iuf Grund nachweislich vor dem 26. November 
abgeschlossener Verträge eingeführt wird, bis 31. 
März 1888 zu den alten Zollsätzen eingeht. 
Berlin, 9. Dez. Der Gesetzentwurf, betreffend 
ie Abünderung der Wehrpflicht ging heute Abend 
em Reichstage zu. Danach zerfallen Landwehr 
ind Landsturm in je zwei Aufgebote. Die Land⸗ 
dehr des ersten Aufgebots beginnt nach abgelegter 
dienstpflicht im stehenden Heer und dauert 5 Jahre, 
raran schließt fich ein zweites Aufgebot der Lend⸗ 
oehr und dauert bis zum 39. Lebensjahr. Zum 
zandsturm gehören alle gedienten und nicht gedienten 
)eerespflichtigen biß zum 45. Lebensjahr. Das 
weite Aufgebot der Landwehr unterliegt keinen 
friedenslübungen und daher keiner Kontrollversamm⸗ 
ung; die sonstige Kontrolle wird ihr möglichst er⸗ 
eichtert. Zur erstmaligen Aufstellung der Listen 
jaben fich alle Gedienten, die 1850 oder später 
eboren find, sechs Wochen nach Inkrafttreten des 
hesetzes zu melden. (Fr. Zig.) 
Berlin, 10. Dez. In der Begründung des 
Zesetzentwurfs über die Aenderung der Wehrpflicht 
vird hervorgehoben, daß Deutschland geographisch 
inem gleichzeitigen Angriff starker Heere auf zwei 
jronten ausgesetzt sei und solcher Bedrohung gegen⸗ 
ber fehle ein festes Fundament für die Existenz 
ind die Fortentwickelung Deutschlands, dessen Sicher⸗ 
seit nur von seiner Stärke abhänge. Die letztere 
nüsse geößer sein als die derzeitige. Das Gesetz 
volle sechs bisher dem Landsturm angehörige Jahr⸗ 
änge für die Zeit großer Gefahr sofort bereitstellen. 
die laufenden Auszjaben durch die Vermehrung 
es Controlbestandes und der Bureaufonds würden 
50,000 Mt. voraussichtlich nicht übersteigen und 
)ie einmaligen Kosten etwa 250,000 Mk. betragen. 
Wegen der Kosten für Bekleidung, Ausrüstung und 
Zewaffnung bleibt Weiteres vorbehalten. 
Berlin, 10. Dez. Die Getreidezollcommission 
ehnte auch in zweiter Lesung den Paragraphen 1 der 
kegierungsvorlage, betreffend die Erhöhung der 
Hetreidezölle, ab 
Auslaud. 
London, 9. Dez. Ein Telegramm der 
Saily News“ aus Wien besagt, daß wenn fich 
Montag, 12. Dezember 1887. 
die Situation an der russischen Grenze nicht binnen 
turzem andere, würden sofort ernste Maßregeln 
zum Schutze Galiziens ergriffen werden. 
Bukarest, 8. Dez. Die „Etoile Roumaine“ 
»eglückwünscht Rumänien zu der, gestern unter— 
eichneten österreichischzrumanischen Konvention be— 
reffs einer endgiltigen Feststellung der Grenzen, 
vodurch künstig jede Unsicherheit aufhören und die 
utnachbarlichen Beziehungen nig. mehr durch 
zwischenfälle an der Grenze getrübt werden 
oürden. 
Lokele und pfalzische Nachrichten. 
—Pirmasens, 9. Dez. Ueber einen 
chweren Unglücksfall wird dem „P. A.“ berichtet: 
Hestern früh verunglückte der Rottenführer Jakob 
—chweitzer von Bottenbach beim Fällen eines Buchen- 
tdammes im Staatswalde, indem ihm ein dürren 
Ast auf den Kopf fiel und ihn so schwer verletzte 
aß ec auf dem Transporte nach seiner Wohnung 
m Orte Bottenbach seinen Wunden erlag. 
Pfälzisches Schwurgericht. 
4. Quartal 1887. 
Zweibrücken, 9. Dez. Verhandlung gegen 
Beter Homer, 29 Jahre alt, Fabrikarbeiter von 
daiserslautern, wegen Verbrechens wider die Sitt 
ichkeit. — Der Angeklagte wurde schuldg befunden 
ind zu 7 Jahren Zuchthaus vexurtheilht 
Vernmischtes. 
F München, 9. Dez. Im heutigen dritten 
Beheimbundprozeß verurtheilte das Landgericht den 
Maurer Götzenberger, bei dem man ein Depot so⸗ 
ialistischer Schriften beschlagnahmt hatte, zu 6 
Monaten, Schreinermeister Schadt aus gleichem 
ßrunde und Vergolder Welker. vessen Adresse aus 
inem der beschlagnahmten Bucherpackete gestanden 
u 3 Monaten Gefängniß. Die Angeklagten be— 
tritten, einem Geheimbunde anzugehören; Schad, 
oill gar nicht Sozialist sein. Der Gerichtshof er— 
atente, daß die Zugehörigkeit zur geheimen Or⸗ 
zanisation nicht nachgewiesen sei, daß eine Foͤrderung 
der Zwecke dieser Verbindung genüge. 
F Die Liebe des Volkes. In Berlin 
ingt ein Komiker in einem Couplet folgende Strophe 
ie allabends Enthusiazmus erweckt und da capo 
erlangt wird. 
„Fern von der Heimath, in Italiens Auen, 
Da weilt die beste, edelste der Frauen 
Um Schmerzenlager ihres Monzes und weint, 
And mit ihr fleht ein ganzes Volk vereint: 
Du gütiger Gott dort auf dem Himmelsthron 
krhalte unsern deutschen Kaisersohn! 
D führ' gesund in Freude, Lieb und Glück 
Dem Prinzen seinem Volk zurück! —— 
Das hat kein Goethe g'schriehben. 
Das hat kein Schiller 'dicht't 
»z is von koan Klassiker, 
Von koan Genie. 
's is treue Volkeslieb', die aus dem Liede spricht, 
Und dennoch klingt's so vollster Poesie!“ 
Bon einem unfreiwilligen Hypnotiseur be⸗ 
ichten Berliner Blätter: Eine lustige Gesell- 
chaft von Künstlern und Kaufleuten war am 
Samstag Abend in dem bekannten Bier-Reslaurant 
on Siechen in der Behrenstraße dersammelt. Das 
Zespräch kam auf das Hypnotisiren. Ein Herr, 
Studiosus Schm., äußerte, er sei einige Male von 
Zanfen seiner Zeit hypnetifirt worden udd sei sehr 
uapfänglich für derartige Nerbenreigt. Mus lachte, 
ollte a nicht glauben, biß ein Herr aus der G 
ellschafz den Studinfun Schu. jcherf ansah und in 
22. Jahrg. 
der charakteristischen Weise des Hypnotisirens mit 
den Händen abwäris strich. In demselben Augen- 
hlick schloß Herr Schm., welcher an einem Pfosten 
tand, die Augen und blieb starr und steif stehen. 
Die anwesenden Gäste glaubten anfangs, man habe 
s mit einer gemachten Simulation zu thun, meh⸗ 
ere anwesende Aerzte überzeugtlen sich jedoch selbsi 
zurch alle möglichen Mittel, daß der Hypnotisirte 
m Starrkrampf war. Man schaffte ihn nach dem 
dof, übergoß ihn mit Wasser und versuchte auf 
ede Weise, ihn zum Wachen zurückzubringen, wobei 
uuch der Urheber dieses Zustandes, der sich seiner 
raft bisher gar nicht bewußt gewesen war und 
die hypnotisirenden Bewegungen nur aus Scherz 
semacht hatte, sein Möglichstes that; es vergingen 
edoch beinahe zwei Stunden, ehe man im Stande 
war, den Bewußtlosen in's Leben zurückzurufen. 
Unter den anwesenden Gästen herrschte eine gewal⸗ 
tige Aufregung. 
Paris, 8. Dez. Wittwe Boucicault, Be⸗ 
fitzerin des großen Magazins „Au Bon Marche?“, 
ist gestorben. Diese Dame war hochverehrt von 
hren Beamten, die alle Theilhaber des Geschäfts 
waren von der geringsten Stellung an. 
Madrid, 8. Dez. Dre Zeitung „Diario 
de Cordova“ theilt mit, daß am Sonntag ein 
Fngländer den Thurm der Kathedrale von Cordova 
inier Führung eines Zigeuners erstiegen habe. 
Wahrend dem hörte man im Thurm zwei Schüsse 
ind kurz darnach kam der Engländer allein herab 
nit Bluiflecken an seinen Kleidern. Er begab sich 
ofort auf das britische Consulat und bei seiner 
Rückkehr in's Hotel wurde er verhaftet. Eine 
andere in Cordova erscheinende Zeitung, „El Adalid“, 
meldet, daß nach amtlicher Mitiheilung der Zigeuner 
den Engländer habe berauben und von der Gallerie 
des Thurmes habe herabftürzen wollen. Der Eng⸗ 
ander hätte deshalb seinen Angreifer im Zustande 
der Nothwehr erschossen. 
London, 9. Dez. Auf dem Marktplage 
von Nottingham trug fich gestern eine eigenthüm— 
liche Scene zu. Angesichts der herrschenden Noth 
hatte ein menschenfreundlicher Fischhaäͤndlec bekannt 
Jemacht, daß er an dem Tage eine große Menge 
Fische lostenfrei vertheilen wolle. Zur angekündigten 
Zeit war der Andrang gegen die Bude, welche er 
auf dem Markte aufgeschlagen hatte, so groß, daß 
mehrere arme Frauen obnmächtig und viele Kinder 
berietzt wurden. 4300 Piund Fisch gelanaten zur 
Vertheilung. 
4 Die deutsche Sprache hat zu Washing⸗ 
hon einen großen Erfolg zu verzeichnen. Durch 
Beschluß des Schulraths wurde an der dortigen 
ziffentlichen Hochschule der deutsche Unterricht ein⸗ 
geführt. Diesem Beispiele folgten die Privatschulen. 
deider nuß hierbei wieder eiumal die grenzenlose 
igkeit der Deutschen für ihre eigene Mut⸗ 
pruche festgestellt werden, da die eifrigsten Be⸗ 
ucher des deutschen Sprachunterrichts fast aus⸗ 
chließlich Anglo Amerilaner find. Nur sehr wenige 
zeutsche Kinder nehmen am Unterrichte Theil. 
Nicht“, so schreibt ein deutsch-amerilanisches Blatt, 
weil sie ihn nicht nothig haben, denn fie sprechen 
n wenigen Fällen deutsch und dann gewoͤhnlich 
chrecklich ungrammatilalisch.“ 
ReweYork, 6. Dez. Hier eingegangenen 
Meldungen zufolge wurde Baracca, an der Nord⸗ 
wisie Cuͤbas, von einem heftigen Sturme heimge⸗ 
ucht. Das Meer trat aus und IXXCX 
inem Theil der Stadt, wodurch etwa 100 Häuser 
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