unzählizen Zuschriften um ein Autogramm. Vor
inigen Tagen dekam er endlich die gewünschte Ant⸗
wort aus Hawarden; diese enthielt von der Hand
gladstonez folgende Zeilen: „Ich, William Glad—⸗
fone. bezeuge, daßz der Londoner Leinenwaaren⸗
Jändler Thomas Blount ein aufdringlicher Geselle
ondergleichen ist.“ Dieses Schriftstück befindet sich
unter Glas und Rahmen im Geschäfte Blount.“
Complicirt. Ein Engländer, Namens
Hugues, welcher seit einigen Tagen in einer Pen⸗
Jon in Bologna waohnlte, hat dieser Tage seinem
deben auf folgende fürchterliche Art ein Ende ge⸗
macht. Er trank zuerst eine mit Strichnin versetzte
xlasche Cognac, zündete sodann bei fest verschlosse⸗
jen Thüren und Fenstern ein Kohlenbecken an,
vorauf er sich die Schlagader der linken Hand
zurchschnitt. Auf dem daneb⸗n stehenden Tisch lag
ein scharf geladener Revolver, der jedoch nicht mehr
n Aklion kreten konnte. Der Unglückiche wurde
ils Liche aufgefunden. In zurückgelassenen Briefen
iebt er als Selbstmordgrund unglückuche Liebe zu
mer Opeiretten-Choristin an.
New⸗Yorkt. 11. Eine europäsche Firma,
pelche hier drei Schiffsladungen Petroleum zum
Transport nach Europa angekauft hat, läßt diese,
vie dies seit langer Zeit micht mehr üblich war,
zegen Schaden durch Kriegsereignisse
arrsichern.
rNew⸗York, 9. Dez. Der „Tribüne“
wird aus Halifax (Neu-Schottland) telegraphirt,
haß ein Versuch gemacht worden fei, eines der
großen Forts in jenem Hafen in die Luft zu
prengen. Odwohl der schändliche Plan in der
reabsichtigten Ausdehnung mißlungen sei, so hätten
»och die Gedaude und Vorräthe beträchtlichen
Schaden erlitten. Seitens der Garnison werde
roße Aufregung und Entrüstung kundgegeben.
Merkwürdige Scherze erlauben sich
e New Yorker Blätter mit ihren Lesern. So er—
lärt eine Zeitung zum Beispiel, daß sie an eine
Anzahl hervorragender Europäer Kabeidepeschen
nit der Frage gerichtet hade, „ob Amerika recht
ethan, die Auarchisten zu henken?“ Die Antwort
ätte der Herausgeber im vornherein bezahlt und
olgende Erwiderungen erhalten. „Ein gerechtes
AIrlheil kann nur der allgemeinen Zivilisation
dienlich sein. Giers. — „Mein Amt legt mir
steserve auf, ich bedauere unendlich, mich über
iesen Fall nicht äußern zu können. Spuller.“ —
„Als Mimister darf ich mich nicht in die inneren
Angelegenheiten tines anderen Staates mischen, bei
ins in Italien ist die Todesstrafe seit zehn Jahren
ibgeschafft. Crispi“ — „Ich kenne die Umstände
nicht genau genug, um ein gehaltvolles Urtheil ab⸗
jeben zu können. Gladstone.“ — „Ihre Anfrage
chmeichelt mir unendlich, die Anarchifsten von
Chicano verdienten eine strenge Strafe, allein da
hre That doch einen politischen Hintergrund hatte,
laube ich, man hätte die Todesstrafe umwandeln
»sllen. General Boulanger.“
Der salte Lehmann soll heirathen.
Diese merkwürdige Inschrift fand man neulich, wie
—
lberall mit Kreide angeschriehen, an Hausthüren,
in Wänden und Zäunen, auf Schwellen u. s w.
Das Ausrufungszeichen war, nach Angabe der
Dailh News, am unteren Ende dolchartig geformt.
Man witterte ein anarchistisches Complot und be—
rachtete die Inschrtft als ein geheimes Zeichen:
ie Polizei fühlte sich unsicher und stellte allerlei
sachforschungen an. Und was war's mit dem
zefährlichen Satze? Es war der Titel eines
Theaterstückes, das am letzten Sonntag Adend in
»er Autora⸗Turnhalle aufgeführt werden sollte und
ür das in der angegebenen Weise Reklame gemacht
wurde.
F Ueber den Schaden, welchen die Anarchisten
dem Deutschihum in Amerika zufügen, schreibt
der „Demokrat“ in Peoria: „Was für nachtheilige
Folgen die Anarchistenbewegung für die Deutschen
in Allgemeinen und für die deutschen Arbeiter im
Besonderen in Amerika hat, kann man jetzt täglich
rfahren. Die Amerikaner betrachten jeden Deutschen,
en sie nicht gut kennen. mit Mißtrauen und
vittern hinter ihm einen halben oder ganzen Anar⸗
histen oder einen „Sympathiser“ mit den ver⸗
uchten Menschen, die Alles zerstören und mit Dy⸗
namit in die Luft blasen wollen. Kürzlich wurden
inem bekannten Deutschen Peorias, welcher viel
ür angesehene Amerikaner arbeitet, der Eintritt in
uin solches Haus verweigert, weil man ihn für einen
Anarchisten hielt, bis er feierlich erklärte, daß er
er grimmigste Feind aller Umstürzler sei, was er
n der That auch ist. Ein Maschinist, der erst
ürzlich von Deutschland nach Peoria cingewandert
st und auch Arbeit bei Nicoll, Burr u. Co. er⸗
salten hatte, wurde augenblicllich entlassen mit dem
zemerken, sich so schnell wie möglich zu entfernen,
jachdem er sich zufällig zu Gunsten der verur⸗
heilten Anarchifsten ausgesprochen hatte. Wer kann
3den Amerikanern verargen, menn sie keinen
deutschen beschäftigen wollen, welcher anarchistische
Sympathieen hat? Aber sie sind jetzt mißtrauisch
jegen die Deutschen überhanpt. Und so weit haben
ziese frisch eingewanderten aufrührerischen Hallunken
s gebracht, daß ihren friedlichen Landsleuten der
Frwerb erschwert wird.“
— Foigendes etwas „amerikanisch“ klingende
zreigniß berichtet die „N. Y. Staatszeitung“ aus
iner kleinen iexanischen Stadt. Dort traf jüngst
in alter eger in Begleuung eines jungen PVre
zigers in einem Gefährt ein und fuhr langsam und
zeobachtend durch die Hauptstraßen der Stadt. Der
Alte juchte seine Tochter, die in Begleitung eines
arbigen Don Juan sich vom Hause ohne Wissen
»es Vaters entfernt hatte. Plößlich hatte der Alte
»as Paar in der Menge entdecktt, und er sowohl,
vie der mitgebrachte Prediger sprangen behend vow
Wagen. Der Alte griff zu seiner schweren Peitsche,
der Pastor zur Bidel, und so standen die Beiden
ror dem verdutzten Paare. „Hände in einander
Jelegt! Heirathen! Hier auf der Stelle!“ donnerte
rzürnt der Alte, und an seinen drohenden Mienen
ounte der Bräutigam wider Willen wohl sehen,
aß dies keine Affenkomödie sei. Das Paar legte
zie Hände in einander. „Pastor jetzt los!“ kom·
nandirte der Alte, und der Geistliche begann seine
urze Litanei, indem er die vom Alten besorgte
deiralhslic·nz vorzeigte. und während sich eine
sroße Menschenmenge zu dem Schauspiel ange-
ammelt hatte, stellte er die üblichen Fragen an das
unge Paar, das Angesichts der drohenden Stellung
des Alten ohne Zaudern dieselben beantwortete,
ind die Heirath war in aller Form geschlossen.
Dder Alte steckte seine wuchtige Peitsche wieder unter
den Arm, der Pastor seine Bibel, mit zufriedenem
Zächeln bestiegen sie ihr Gefährt und kümmerten
ich weder um das junge Paar, noch um die Hunderte
on ungebetenen Trauzeugen.
Die Opfer der See. Die letzte austra⸗
sche Post bringt die Nachricht, daß der Dampfer
Cheviot“ unweit Welbourne gescheitert ist. Das
Schiff lief auf ein Felsenriff auf und der Sturm
vehte so heftig, daß sich kein Rettungsboot nähern
onnte. Von den 60 Personen an Bord wurden
iur 24 gerettet.
Höchste Schamhaftigkeit. Richter;
„Erheben Sie die rechte Hand zur Eidesleistung!
Zuvor aber ziehen Sie gefälligst Ihren Handschuh
sus!“ — Zeugin: „Wie, hier vor aller Welt?“
Gemeinnutziges.
Gegen den Husten. Die allgemeine Cala—
nilät bei dem jetzigen öfteren Wetterwechsel ist bei
Jurng und Alt der Husten. Da erscheint es an—
Jezeigt, eines Volksmittels zu gedenken, welches
hor einigen Jahren aus Norddeutschland zu uns
jekommen ist und mit viel Erfolg gegen den Husten
ingewendet wird: Glycerin und Citeonensaft zu
zleichen Theilen gemischt und Abends unmittelbar
ror dem Schlafengeheu genommen, Kinder einen
Theelöffel, Erwachsene einen Eblöffel voll. In
edem Falle ist das Mittel unschädlich.
Sterbefäãlle.
Gestorben: In Landau Herr Dr. med. Julius
Fichborn, 68 Jahre alt, ebendaselbst Frau Babette
Zober, geb. Hosmannn, 2612 Jahre alt, in Landau
Babette Kober, geb. Hofmann, 26 Jahre alt,
n Freckenfeld Lina, 12 Jahre alt, Tochter von
4. G. Mayer; in Kaiserslautern Adam Woll .
jeffer, 74 Jahrr alt, in Deidesheim Franciska
Ißrver, 36 Jahre alt.
— 2
Neueste Nachrichten.
Paris, 12. Dez. Das hiesige russische Preß⸗
ureau verbreitet folgende Note: Rußland, das ge⸗
iug Beweise seiner Mäßigung gegeben habe, sei
etzt entschlossen, die bulgarische Frage zu lösen.
Deutschland habe bösen Willen und Feindseligkeit
segen Rußland in Adrede gefstellt. Die Aufrichtig—
eid dieser Versicherung werde Rußland au dem
Druck erkenaen, den Deutschland auf Oesterreich
ind Jialien ausübe, welche die Bulgares offen
interstützten.
Paris, 12. Dez. Das neue Ministerium
st gebildet. Es besteht aus folgenden Mitgliedern:
Tirard Präsident und Finanzen, Sartien, Innere.
Flourens A⸗ ußeres, General Wolff Krieg, Faye
ünterricht, Fallieres Justiz, Loubet öffentliche Ar⸗
deiten, Dautresme Handel, Viette Landwirthschaft
und de Mahy Marine.
Paris, 12. Dez. Morgen wird die Bot⸗
schaft des neuen Präsidenten der Republik in bei⸗
den Kammern verlesen werden. Nachmititags 4
Uhr treten die neuen Minister im Elysee zusam-
men, nachdem die Ernennunasdecrete unterzeichnet
ind.
Hamburg, 12. Dez. Das bereits behobene
Unwohlsein des Reichskanzlers bestand in einer
Darmkolik und ist nur noch Ruhe und Diät er⸗
orderlich.
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Deuev.
—7 * 9
Frankfurter Journal. Se ee
cheinen drei Ausgaben täglich:
Nachmittagsblatt,
Abendblatt,
Morgenblatt mit allen in der Nacht
einlaufenden Draͤhtmeldungen. Keine Preisser⸗
höhung.
Hamdburger 50 Tolr.⸗Loose. Vie nachste Ziehuag
findet am 2. Januar 1888 statt. Gegen den
Coureverlust von ca. 40 Pik. pro Stück bei der
Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl Neu—
burger, Berlin, Französische Straße 13, die Ver—
sicherung für eine Prämie von 1 Mk. pro Stück
Morgen, Mittwoch, den 14. Dez.
im Soale des Herrn Oberhauser
Letzte große
Vorstellung mit Concert.
Abwechselndes Programm.
Zum Schluß der Vorstellung:
Großer Preisweitkampf zwischen einem
der Herkulesse und 12 der stärksten
Manner von hier. 1000 Mk. Prämie
wird bezohlt, wenn die 12 Männer
im Stande sind, einen der Herkulesse
von der Stsle zu bringen.
1. Platz 60 Pfennig, 2. Platz
40 Pfennig, 3. Platz 25 Pfennig.
Gebr. Brumbach.
Chocolace Stollavereie
F F. O. Moser
Sachcard
empfiehlt die Conditorei
J. Rickel.
In ein Ladengeschäft
J wird für sofort ein
gewandtes Mädchen
gesucht. Zu erfragen in
der Expedition.
Arrae Punsch⸗Essenz
Rum * —
Portwein
Burgunder a
Ananas
Royal
Cognac
Rum
Arrae
Sowie alle Sorten
Feine Tafelliquerure⸗
empfiebhlt die Conditorei
J. Ricelcel.
Jur 3 Marb
15 000 Sortimentskistchen
—A
ceizend schöne neue Sachen, delikat im
Beschmack, versende dos Kistchen circa
130 Stück enthaltend, füt nur 3 Mark
gegen Nachnahm«. Daseselbe geringer
213 Mark. Kiste u. Verpackung be—
rechne nicht. Wiederverkäufern sehr
ohrend.
4. Sommerfeld., Dresden.