Full text: St. Ingberter Anzeiger

versammlung ab. Dieselbe war sowohl von 
den Mitgliedern des hiesigen Obstbauvereins, wie 
von Freunden des Obstbaues aus St. Ingbert, 
Neuhäusel⸗Kirkel und Hassel sehr gut besucht. Was 
ihr besondere Anziehungskraft verlieh, war der Um⸗ 
tand, daß Herr Wanderlehrer Fischer von Zwei⸗ 
hrücken derselben anwohnte und einen Vortrag hielt. 
Zunächst begrüßte der Vorstand des hiesigen Ver— 
eines, Herr kgl. Förster Helmstätter, die An⸗ 
wesenden, indem er besonders den auswärtigen 
Bästen für ihr Erscheinen Dank sagte; im An—⸗ 
schlusse hieran erstattete er sodann den Jahresbericht. 
Die Jahresrechnung schließt mit einer Ausgabe von 
nahezu 600 Mk. und einem baaren Kassenbestande 
von etwas über 100 Mk. ab. Auch fürgs nächste 
Jahr wird der Verein wieder eine Verioosung von 
Obstbäumen unter seinen Mitgliedern veranstalten. 
Bemerkt sei noch, daß auch die Anschoffung eines 
passenden Grundstückes zur Anlegung einer Baum⸗ 
schule beschlossen ist. Nachdem noch der bisherige 
Ausschuß per Akklamation wieder gewählt war, er 
griff Herr Wanderlehrer Fischer das Wort zu 
seinem angekündigten Vortrage. Als Thema hatte 
er das Sprichwort gewahlt: „Auf jeden Raum 
pflanz' einen Baum und pflege sein, er trägt Dir's 
ein!“ In ausführlicher, klarer und ansprechender 
Weise verbreitete er sich zunächst über die beiden 
Aufforderungen, welche in dem Sprichworte liegen. 
und wir hoffen, daß seine Worte über Anpflanzung 
und Pflege der Obstbäume bei sämmtlichen Zu— 
hörern die Beherzigung fanden, die sie verdienten. 
Als Sporn, auf der betretenen Bahn rüstig weiter 
zu arbeiten, beleuchtete Redner den zweiten Theil 
des Sprichwortes, die Verheißgung: „er trägt Dir's 
ein!“ indem er in kurzen Zügen den Nutzen der 
Obstbäume schilderte. Die Ausführungen des 
Redners waren wohl geeignet, den Beifall der Zu⸗ 
hörer zu finden, der denn auch, nachdem Herr 
Fischer geschlossen, nicht fehlte. — Nach Erledigung 
des geschäftlichen Theiles der Versammlung wurden 
noch eine von Wirth und Schlossermeister Schwarz 
angefertigte Obstpresse und Baumkratze besichtigt und 
einige Flaschen Obstwein, die von Rohrbacher Herren 
zur Verfügung gestellt waren, einer eingehenden 
stritik unterzogen, die für das Produkt der be— 
treffeuden Herren nicht ungünstig ausfiel. 
— Kaiserslautern, 16. Dez. In der 
heutigen Sitzung des Schöffengerichts kam außer 
drei geringwerthigen Beleidigungsklagen auch die 
Privatbeleidigungsklage des Papierfabrikanten Theo—⸗ 
dor Knöckel in Neustadt gegen den Stuhlmacher 
Georg Bayerle ebendaselbst zum Austrag. Der 
Beklagte zZat durch eine Einsendung, veröffentlicht 
in der soziald mokratischen „Pfälzischen freien 
Presse“ vom 30. Dezember v. Is. den Privaikläger 
beleidigt. In dem Artikel war ausgesprochen, 
Knöckel zahle seinen Arbeitern die niedrigsten Löhne, 
er unterdrücke mit eiserner Strenge jeden selbst- 
ständigen Gedanken, er lasse jugendliche Arbeiter 
rotz Verbot und Fabrikinspettor manchmal 18 
Siunden für einen geringen Lohn sich abquälen 
und zwinge sie, Maschinen, während dieselben im 
Gange sind, zu putzen und zu reinigen. Ereigne 
sich, wie kürzlich, ein Unglücksfall, dann spiele man 
Pontius Pilatus und die armen Teufel hätten das 
Rachsehen. Durch die Zeugenaussagen wurde die 
dolle Grundlosigkeit aller dieser Behauptungen dar—⸗ 
gethan, weßhalb Bayerle zu 14 Tagen Gefängniß 
und zu den Kosten verurtheilt wurde. 
— Mölschbach, 15. Dez. SFine Kuh des 
Ackerers Pet. Brabant hierselbst brachte dieser Tage 
ein total mißgestaltetes Kalb zur Welt, welches etwa 
eine Viertelstunde am Leben blieb. Der Kopf hat 
die Form eines Kindskopfes, das Maul ist rüssel⸗ 
förmig mit Schweinzähnen und befindet sich oben 
am Hals; Ohren zählte man 12, darunter viel 
kleine, die rechte Seite des Rumpfes und der Schwanz 
hatten Aehnlichkeit mit dem Fuchs und nur die 
linke Seite des Rumpfes sowie die Beine ver— 
riethen das Kalb. Die Kuh hat den ganzen Sommer 
äber am Waldessaum geweidet. Der Kopf dieser 
interessanten Mißgeburt wurde von Herrn Lehrer 
Engel abgeschnitten und wazen schon viele Leute 
hier, um dies neueste „Weltwunder“ zu sehen. 
— Speyer, 17. Dez. Welch' empfindlichen 
Nachtheil eine versäumte Anmeldung zur Gemeinde⸗ 
Krankenversicherungskasse für den Geschäftsinhaber 
oder Arbeitgeber bringen kann, hat erst kürzlich 
wieder ein Gewerbsmeister erfahren müssen. Der⸗ 
selbe unterließ es, einen Arbeiter anzumelden. Der 
Letziere erkrankte nach kurzer Zeit der Beschäftigung 
und wandte sich an die Gemeinde-Krankenversicher— 
ingskasse, die verpflichtet ist, in jedem Falle die 
zesetzlichen Leistungen zu gewähren. Die Kosten 
jiefür mußte nun der betr. Gewerbsmeister tragen 
nit 120 Mark. 
Dürkheim, 17. Dez. In dem nahen 
deistadt braunte heute Nachmitiag um 2 Uhr das 
VBohn- und Oekonomiegebäude des Ackerers Friedrich 
deumann vollständig nieder. Kleine Kinder sollen 
nit Feuerzeug in der Scheune gespielt haben. Neu⸗ 
nann hat versichert. 
Vermischtes. 
F Ein Aufruf zur Errichtung eines Denk˖ 
nal s auf dem Grabe der am 18. August 1870 
jefallenen und bei Saint Privat ruhenden Garde—⸗ 
Z„chützen wird von einem besonderen Comite zu⸗ 
ächst an alle Kameraden erlassen. Der Verein 
harde⸗Schützen in Köln a. Rh. hat hierzu die An⸗ 
egung gegeben. Es wird beabsichtigt, das Denk⸗ 
nal bis zum Jahre 1889, in welchem das Garde⸗ 
zchützen⸗Bataillon sein 75jähriges Bestehen feiern 
oird, fertig zu stellen und zu enthüllen, um das⸗ 
elbe im Namen aller ehemaligen Garde-Schützen. 
velche ihr Scherflein dazu beigesteuert haben, an das 
Zataillon zu übergeben. 
F Gemeindeunterstützungen. Herr 
stegierungspräsident Staatsrath von Braun hat 
sus den Fonds für Gemeindezwecke nachbezeichnete 
Unterstützungen verabfolgen lasfsen. Der Gemeinde 
„tein 100 Mk. für Wasserableitung mit Umbau 
ger Ortstraverse, Bettenberg 300 Mk. für Anlage 
ines Friedhofes, Wiesbach und Höchen je 200 
Mk. für Distrikts- und Schulhausbauten, Franken⸗ 
iein 100 Mk. für Verbesssrung der Trinkwasser⸗ 
»erhältnisse, Ratsweiler und Koliweiler je 100 Mk. 
ür Schulhausbauten, Mörlheim 80 Mk. wegen 
»sonderer Leistungen für Armenzwecke, Hochdorf 
00 Mt. für Straßenbau, Schönau 100 Mt. für 
ẽrwerbung eines Schulhauses, Dellfeld 100 Mtk. 
rür Herstellung von Brücken und Wegen. 
F Zeitungen in Bayern. Das soeben 
von der k. Hauptzeitungs Expedition ausgegebene 
Zerzeichniß der in Bayern z. Z. erscheinenden 
zeitungen mit Preisangabe und Erscheinungsweise 
nthält 724 Nummern. 
f Von den Gemeinderathswahlen im jenseitigen 
zayern wurden schon allerlei Merkwürdigkeiten be⸗ 
ichtet; das Merkwürdigste dürfte sich in der Ge⸗ 
neinde Pfreimd ereignet haben, wo der seitherige 
Zürgermeister nicht in die Wahlliste aufgenommen 
var, in Folge dessen selbst nicht wählen durfte, 
iber auch nicht gewählt werden konnte. 
F München, 15. Dez. Die technische Hoch⸗ 
chule in München wurde in die Reihe jener außer- 
zreußischen technischen Hochschulen aufgenommen, 
zuf welchen das Studium mit derselben Wirkung 
ür die Zulassung zu den preußischen Staats- 
zrüfungen für das Hochbaufach, Ingenieur⸗ 
ind Maschinenbaufach zurüchgelegt werden kann, 
vie auf den preußischen technischen Hoch 
hulen. Andererseits kann auch das Studium auf 
iner preußischen technischen Hochschule mit der 
leichen Wirkung für die Zulassung zu den baye⸗ 
ischen Staatsdienstprüfungen für das Hochbaufach, 
zIngenieur- und Maschinenbaufach zurückgelegt wer⸗ 
en wie auf der technischen Hochschule in München. 
FAus dem Algäu, 16. Dez. Anläßlich 
)es Papst⸗Jubiläaums werden auf unseren Bergen 
im 31. d. M. Freudenfeuer angezündet werden. 
FGrevenbroich, 15. Dez. In den letz- 
en Tagen find hier mebrere Pecsonen an der 
zenickstarre erkrankt und drei bereits gestorben. Die 
rei Kinder eines Verstorbenen sind unter gleichen 
5umptomen erkrankt. 
7 Mannheim, 19. Dez. In der „goldenen 
s„chlange“ spielte sich gestern Abend eine Schlägerei 
wischen Militär und Civil ab. Der Hausbursche 
»er Wirthschaft vergriff sich nämlich in dem Hofe 
zer Wirthschaft an einem Drasoner, entriß diesem 
den Säbel und hieb mit demselben aui den Sol⸗ 
daten cin. Der Soldat rief um Hilfe, worauf 
nehrere Kameraden herbeieilten und den Haus— 
urschen furchtbar mißhandelten, so daß Gefahr für 
essen Leben besteht. 
F ,Prosit!“ Dieser Tagçe stand vor dem 
zochumer Schöffengericht ein Wirth, welcher aus 
e 15 Liter Bier 100 Liter Weisbier fahrizirt und 
ieses seinen Gästen als „Berliner Weißze, kühle 
Zlonde“ vorsetzte. Wegen Betrugs erhielt der 
Wirth, der „Elberf. Ztg.“ zufolge, 50 Mk. Geld⸗ 
uße auferlegt. 
F Regensburg, 16. Dez. Landtagsabgeord- 
reter Dr. Rittler wurde von den hiesigen „Patrioten“ 
— 
insichtlich der Papstfeier ebenso ignorirt wie an⸗ 
änglich Herr Bucher in Passau. 
fBerlin, 18. Dez. Heute Vormittag fand 
im Grunewald ein Pistolenduell zwischen dem 
tud phil. Oskar Neumann und einem Herrn 
MNarx statt. wobei Letzterer einen Schuß durch die 
Lunge erhielt und auf der Stelle verstarb. Das 
duell war die Folge eines Streites am Tirkus 
stenz, in dessen Verlauf Neumann von seinem Geg⸗ 
ner thäilich angegriffen worden war. Neumann 
sat sich der Behörde selöst gestellt und ist in Haft 
gjenommen worden. 
F Ein sinniges Geschenk ist dieser Tage 
on Hirschberg in einem besondern Eis nbahnwag. 
jon nach San Remo an die kroaprinzliche Famiuͤe 
ibgegangen. Die Sektion Petersdorf des Riesen. 
jebirgsbereins hat nämlich ein Wrihnachtsbaum, 
»en schönsten, den man auf den Bergen finden 
onnte, wohlverpackt, damit auch nicht ein Zweig- 
ein geknickt werde, an den Kroprinzen gesandt 
nit dem Wunsche, daß die krounprinzliche Familie 
»as Weihnacht-fest unter einem Tanneubaum der 
deutschen Heimath verleben möge! 
F Leipzig, 14. Dez. Gefsstern ist hier ein 
Zuchhalter eines groͤßeren Geschäftes verhaftet worden, 
veil er nach und nach 30,000 Mk. unterschlagen hat. 
F Altenburg, 17. Dez. In diur der—⸗ 
jangenen Nacht brach ein Hauptrohr der Wasser⸗ 
eitung. Der Wasserausfluß verursachte das Sinken 
weier Häuser, die durch Stützen vor dem Zu—⸗ 
ammenbruch geschützt werden mußten. 
F Vier Tage mit einer Leiche auf 
dem Rücken. Aus Rothenthurm in Ungarn 
vird der folgende gräßliche Vorfoll berichtet: Eine 
m Eisenburger Comitate gebürtige Zigeunerin trieb 
ich bettelnd im Comitate herum und machte am 
etzten Sonntag, als sie ihr zehn Monate altes 
kind, welches sie auf dem Rückn mit sich trug, 
äaugen wollte, die Wahrnehmung, daß dasselbe ge— 
torben sei. Sie eilte in die nächste Gemeinde, um 
»ort die Beerdigung des Säuglings zu bewerb— 
delligen; man jagte sie jedoch aus dem Dorfe und 
o irrte das Weib vier Tage lang mit der Leiche 
mf dem Rücken, von Ort zu Ort, bis sich endlich 
»er Erzpriester von Also Cöre der Zigeunerin er⸗ 
zarmte und die unheimliche Last zur Ruhe bettete. 
FTDer Thronstuhl der KöniginHatasu. 
kine höchst interessante Seltenheit hat in den letzten 
Tagen das Britische Museum von Herrn Jense 
daworth zum Geschenk erhalten, nämlich den 
Thronstuhl der Königin Hatasu der achtzehnten 
igyptischen Dynastie, 1600 Jahre vor Christi Ge— 
rurt. Es ist das wohl das älteste Stück Mödbel, 
velches auf Erden istirt. 
Da viele NRachahmungen der 
Warnung! Rich. Brandt'schen Schweizer⸗ 
illen existiren, so achte man beim Ankauf darauf, 
aß auf der runden rothen“ Etiquette, welche nach 
Udnehmen der um die Schachtel liegenden Gebrauchs⸗ 
mweisung sichtbar wird, sich mit schwarzen Buch⸗ 
taben die im Kreise gesetzten Worte Apotheker 
stich. Brandt's Schweizerpillen finden. In der 
Nitte des rothen Grundes muß ein weißes Kreuz 
ind darauf der Namenszug Rich. Brandt enthalten 
in. Preis 1 Mark in den Apotheken. 
inter den groenvo mischen geungen demsca m 
immt gegenwärtig das ‚Berliner Tageblatt“ einen 
er ersten Plätze ein. Die hervorragenden Leistungen des 
Berliner Tageblatt“ in Bezug auf rasche und zuverlässige 
Jerichterstattung über alle wichtigen Ereignisse, durch um⸗ 
assende eigene Drahtberichte seiner an allen Weltplätzen 
ngeftellten Spezial⸗Correspondenten werden allgemein ge⸗ 
ührend anerkannt. Durch Herausgabe einer besonderen 
ollständigen Handels⸗Zeitung hat das „Berliner 
lageblatt einen neuen Wirkungskreis betreten, auf welchem 
3 die Interessen des Publikums, wie diejenigen des 
handels und der Industrie durch unparteiische und unbe⸗ 
angene Beurtheilung zu wahren sich bemüht. In den 
kheaterfeuilletons von Dr. Paul Lindau werden die 
lufführungen der bedeutenden Berliner Theater einer ein⸗ 
ehenden Beurtheilung gewürdigt, während in der Mon— 
agsbeilage des , Berliner Tageblati“: Der Zeitgeist“ sich 
ie erssen Schriftsteller mit gediegenen und zeitgemäßen 
geiträgen ein Stelldichein geben. Das illustrirte Witzblatt 
VTies erfreut sich wegen seiner zahlreichen vorzüglichen 
zilustrationen, sowie seines treffend witzigen und humor⸗ 
sollen Inhalts längst der ungetheilten Guust der deutschen 
zeserwelt. Die „Deutsche Lesehalle“ bringt als „illu⸗ 
rirtes Familienblatt“ unter sorgfältigster Auswahl des 
Ztoffes kleine, Herz und Gemüih anregende Erzählungen, 
owie Aufsätze belehrenden Inhalts. Eine besondere Rubril 
ür Rebus, rRäthsel, Skat⸗Aufgaben ꝛe. sorgt für Zerstreu⸗ 
ing und Unterhaltung. Die „Mittheilungen über Land⸗ 
birthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft“, von sachkun⸗ 
iger Hand geleitet, bringen neben selbstständigen Fach⸗ 
wikeln zahlreiche Ralbschläge und Winke für Haus und 
dof, so daß jeder Jahrgang, durch ein Sachregister vervoll⸗ 
ndigt, gleichsam ein werlhvolles Rezept⸗ und Nachschlage⸗