Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sitzung des Bürger-Ausschusses wurde der Antrag 
des Siadtrathes, die Stadt Mannheim wolle zum 
Bau der Brücke über den Neckar ein Drittel, sowie 
einen weiteren Betrag von 50,000 M. (im Ganzen 
425 -450,000 Mt.) bewilligen, einstimmig ange⸗ 
nommen. Von ferneren Beschlüssen ist noch her ⸗ 
vorzuheben: An Sielle der jetzigen Mehlwage soll 
ein Gewerbeschulbaus erbaut werden, wofür 82,000 
Mark bewilligt werden. — Für Speisung von 
Kindern undemittelter Eltern wurden 25,000 Mk., 
für Schaffung von 21 weiteren Hauptlehrerftellen 
24,245 Mk. bewilligt. — Stadtrath Bessermann 
hat einen Antrag auf Aufhebung des Schulgeldes 
eingebracht. 
Mannheim, I. Febr. In der Rheinhafen⸗ 
Mündung ist, der „N. B. L.“ zufolge, heute Vor⸗ 
mittag zu Manheim ein hölzernes, mit Kohlen be⸗ 
ladenes Schiff mit einem eisernen Kahn zusammen⸗ 
gestoßen, in Folge dessen das erstere Schiff gesun— 
fen ist. Das gesunkene Fahrzeug hat eine Trag 
fähigkeit von ca. 6000 Centner. Die Kollifion 
war so erheblich, daß der hintere Theil des Holz 
schiffes, welches der Wittwe Weißenfells aus Ruhr— 
ort gehört, vollständig zerirümmert wurde. 
F Die neuen Patrontaschen. Es be— 
stätigt sich leider die Thatsache, schreibt der „Kur. 
f. Niederb.“, daß die neuen Patrontaschen einer 
österreichischen Firma zur Lieferung übergeben, 
während Helmtheile und Anderes aus Messing durch 
württembergische Fabriken billigst fubmittirt wurden. 
Gegenüber dem Abg. Brach konstatirte der Kriegs 
minister im Oktober v. J., daß er bei Submissionen 
die heimische Industrie und Gewerbe besonders be⸗ 
vorzugen werde und ist nur anzunehmen, daß die 
unlergeordneten Oekonomiekommissionen, bezw. 
Korps· Intendanturen diese kriegsministerielle Mah⸗ 
nung übersahen oder daß bayerische Submittenten 
gegenüber auswärtigen stark überboten. Im Interesse 
der bayerischen (steuerzahlenden) Geschäfitsinteressen⸗ 
ten und mit Rücksicht auf die hohen Militärlasten, 
wie sie durch die Verhältnisse überall getragen 
werden müssen, ist die Priorität bei Submissionen 
für die heimischen Industriellen u. s. w. sehr ge—⸗ 
rechtfertigt und verdienten die besprochenen Vorfälle 
eine eingehende öffentliche Auftklärung. (Im Gegen— 
satze zu Vorstehendem berichtet die „Pf. Z.“, die 
fragliche Lieferung sei an einen bayerischen Indu⸗ 
striellen vergeben worden, der sie vermuthlich an 
österreichische Geschäfte weiter vergeben hat.) 
Um 7 Pfennige! Ein Frankfurter 
Rentner stand mit einem Berliner Haus in Ver—⸗ 
bindung. Auf dem dem ersteren Aufangs Januar über⸗ 
sandten Conto Corrent-Auszug glaubte er sich um 
7 Pfennige benachtheiligt. Er reclamirte beim 
nächsten Postwechsel diesen Betrag. Das Bankhaus 
jedoch, daß wegen seiner Genauigleit bekannt ist, 
gab nicht nach und versicherte, daß der Frankfurter 
Kunde sich irre. Letzterer wurde wegen den sieben 
Pfennigen klagbar, worauf die beklagte Firma sich 
qauf dem Wege des Vergleichs mit dem Kläger 
einigte. 
FMaimz, 2. Februar. Bei dem Trajekt 
Bingerbrück-Rüdesheim ist heute der Verkehr voll- 
tändig eingestellt. 
FHanau, 1. Febr. In der Nacht zum 
Montag wurde auf dem Wege von Bruchköbel nach 
Pfaffenhof ein junger Mann, der sich auf dem 
Heimweg von Hanau befand, aus dem Hinterhalt 
durch einen Schuß tödtlich getroffen. Der Un⸗ 
glückliche konnte sich noch einige Schritte weiter⸗ 
schleppen und brach dann todt zusammen. Der 
Mörder ist noch nicht ermittelt. 
F In Derenburg erklärte dieser Tage ein 
Oekonom seiner Frau, welche eine Damengesellschaft 
zu laden willens war, er werde sich aufhängen, 
wenn sie ihren Vorsatz ausführe. Als die Frau, 
welche den Worten ihres Mannes keinen Glauben 
schenkte, auf, ihrem Vorsatz beharrte, ging der Mann, 
ohne weitere Worte zu machen, nach dem oberen 
Stocke und erhängte sich am Treppengeländer. Als 
man ihn auffand, war er bereits eine Leiche. 
F Püttlingen, 31. Jan. Von verschie— 
denen Seiten wird ein häufigeres Vorkommen der 
Wölfe in der letzten Zeit gemeldet. Auf der Ell- 
weiler Mühle waren letzte Nacht zwei Bestien, die 
in den Stall zu kommen versuchten und der Hunde— 
hütte einen Besuch machten. Am selbigen Abend 
begegneten einem von Saargemünd durch den Wald 
nach Host kommenden Manne 3 Wölfe, die sich 
ruhig im Wege aufpostirten, so daß letzterer in 
das eben verlassene Dorf zurückkehren mußte, um 
semand mit zu nehmen. Schreiber dieser Zeilen 
sah gestern Mitiag einen Wolf in einer Entfernung 
hon circa 200 Meter ruhig am Walde stehen. 
Treibjagden in großem Umfang könnten nur den 
Bestien entgegenarbeiten, die jetzt dem Wildstand 
hedeutenden Schaden verursachen. 
F Metzz, 31. Jan. Der Verleger und Drucker 
des seit ungefähr Jahresfrist hier erscheinenden 
„Metzer Anzeigers“ ist gestern in Konkurs erklärt 
worden. Das Blatt, welches unter den hiesigen 
Verhältnissen nicht recht prosperiren wollte, wird 
von der Masse bis auf weiteres fortgeführt. — 
In Lommeringen, dem Thatort des neuen 
Jlücklicherweise beigelegten Grenzfalles, ist am 28 
d. M. das Schulhaus vollständig niedergebrannt. 
4 St. Avold, 31. Jan. Von zwei im 
Staatswald des Reviers Lubeln eingekreisten Wölfen 
erlegte etwa 500 Schritte von der Ambacher Mühle 
Notar Wolf von Si. Abvold eine stattliche Zjährigt 
Wölfin im Gewicht von 70 Pfund. Ein gleich- 
zeitig dortselbst eingekreister Zjähriger Keiler wurde 
don Major v. Treskow des hier garnisonierenden 
14. Ulanenregiments gut angeschossen, ging aber 
noch in den Trieb zurück und wurde von dem 
Dachshund des Oberförsters verbellt. Als der 
peichfalls auf der Jagd anwesende Lieutenant v. 
ẽrngelbrechten dem Keiler den Fangschuß geben 
wollte, nahm die Sau den Schützen an, rannte 
ihn zu Boden und fuhr nachher noch dreimal über 
hn weg, ihm einen Handschuh von der Hand ab 
uind den Stiefel des einen Fußes aufschlagend. 
Nach der letzten „Rempelei“ sprang der resolute 
Jäger auf und gab dem Keiler den Fangschuß 
In demselben Revier, oberhalb der Ambacher Mühle, 
erlegte Major v. Treskow heute einen männlichen 
Wolf, der ein Gewicht von 62 Pfund hatte. 
(Sir. P.) 
Aus Sachsen, 29. Jan. In dem „ge— 
müthlichen“ Sachsen zeitigt die Reaktion unauf⸗ 
hörlich neue und immer klassischere Blüthen. Alle 
bisherigen Maßnahmen sächsischer Polizeibehörden 
erscheinen aber noch in einem milden Lichte, wenn 
man mit ihnen die neue Armenhaus Ordnung ver⸗ 
gleicht, welche kürzlich seitens der städtischen Be⸗ 
Jörden zu Meerane ausgearbeitet worden ist und 
n den letzten Tagen auch die Genehmigung der 
ortigen Stadtverordneten gefunden hat. Wie die 
Chemn. Prisse“ zu berichten weiß, wird unter den 
ulässigen Strafmitteln an 4. Stelle enge Haft bis 
u 6 Stunden und an S5. Stelle die körperliche 
Züchtigung bis zu 30 Ruthenhieben aufgeführt. 
Die Strafe der engen Haft ist, wie es in der 
jenannten Armenhaus-⸗Ordnung heißt, in einem 
zattenbehältniß, in welchem der Verhaftete weder 
ich legen noch sitzen kann, zu vollstrecken. Die 
Siraf⸗ der körperlichen Züchtigung besteht in 
Schlaͤgen mit einem 0,835 melangen, am Umgriffe 
3 mnm starken Haselstocke, auf das dloße, bei Frauen 
auf das mit einer Leinwandhose bekleidete Gesäß 
und wird durch einen städtischen Schutzmann voll⸗ 
treckt.“ Obwohl der Armen⸗Ausschuß, welcher mit 
der Vorberathung dieser Raths-Vorlage betraut 
worden, die Ablehnung dieser Strafbestimmungen 
efütwortet hatte, gelangte dieselbe dennoch im 
Stadtverordneten-Kollegium unverändert und mit 
illen gegen 6 Stimmen zur Annahme, nachdem 
owohl der Bürgermeister Dr. Böhme wie auch 
der Stadtrath Mehnert die seitens mehrerer Stadt— 
erordneten geäußerten Bedenken durch die Be— 
nerkung zerstreut hatten, daß jene Zuchtmittel in 
er Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung 
mpfohlen und eirer Musterhausordnung entlehnt 
vorden seien. (Frkf. Ztg.) 
PAus der Schweiz, 30. Jan. Vergangenen 
Zamstag fand zwischen den Stationen Cheyreß und 
Font am Neuchateler See ein Bergsturz siatt, wel⸗ 
her die von Iberdon nuch Fribourg führende Bahn 
nuf einer Strecke von über hundert Metern mit 
ingeheuren Felsblöcken und haushohem Schutt ver⸗ 
chüttete. Als einige Minuten darauf der von 
wei Lokomotiven bespannte Zug von Iberdon noch 
der nächsten Hauptstation Estavayer lelac daher— 
hrauste, versuchte der Bahnwärter durch Signale 
»as Unglück zu verhindern; allein es konnten die 
letzteren vom Fahrpersanal nicht wahrgenommen 
werden, weil gerade an dieser Stelle die Bahn 
ine starke Kurde bildet. Mit vollem Dampfe 
rannte der Zug gegen die den Bahnkörper über⸗ 
deckenden Felstrümmer. Beide Lokomotiven bäum— 
ten sich übereinander, wobei ein Lokomotioführer 
und ein Heizer so entsetzlich verstümmelt wurden, 
daß sie wenige Minuten darauf den Geist aufgaben. 
Mehrere Fahrbeamte erlitten mehr oder weniger 
zefährliche Verstümmelungen; die vierzig Passo 
iber, welche im Zuge saßen, kamen 
Weise mit dem Schrecken davon. Die veig 
rümmer schätzt man auf 6000 Kubikmeler 
den Bergstutz selbst schreibt man dem — 
wetter, vor allem aber dem bedeutenden Herabß 
des Niveaus des Neuchateler Sees zu. 
F Wien, 31. Januar. Wie aus X 
zzinska in Galizien gemeldet wird, erfolgie in 
Racht vom Samstag ein Zusammenstoß pa 
Züge zwischen Bysula und Nowybuch, beide 
zleisten. Laut Privatmeldung sind 30 Fahn 
todt und viele verwundet. 
Wandernde Schlangen. Aus 
n Ungarn (Temeser Komitat) wird der „Ie 
Züdungar. Zeitung“ über folgenden interessu 
Fall berichtet: Zwischen Kubin und Szendidn 
indet sich in der Donau die sogen. „Semendin 
Insel“, welche dadurch bekannt ist, daß Tauz 
ind aber Tausende Schlangen dort ihren Ni 
chlaf halten. Vor einigen Tagen nun g 
zas interessante Ereigniß, daß die Schlangen, 
hrem Winterschlaf erwacht, in einer Anzahl 
iber 10,000 auf das serbische Ufer him 
vanderten. Die ganze Strecke war wie bu 
nit Schlangen. Im Jahre 1875—76 fande 
ihnliche Schlangenwanderung auf der „Semenn 
Fusel“ statt. Dortige Leute, welche sich noh 
ziese interessante Erscheinung erinnern, legen 
zahin aus, daß sie heuer, wie dies auch imJ 
1875- 76 der Fall war, einer Ueberschwemu 
entgegensehen. 
r New-York, 30. Jan. Die heuten 
ingetroffenen Dampfer bderichteten über furchh 
Stürme auf dem Atlantischen Ozean. 
FGiftige Fadennudeln. Eine großen 
jahl schwerster Bleivergiftungen hat in New⸗ 
Dr. Edson zu behandeln gehabt. Die betr. 
tienten hatten Fadennudeln genossen, und erzu 
Untersuchung, daß diese Speise ca. 1060 Bledn 
hielt, indem die schöne gelbe Farbe 'der dit 
nudeln anstatt durch Eigelb durch das giftige cae 
aure Bleioxyd erzeugt worden war. — Blehr 
darate sind äußerst gefährliche Gifte und he 
A. Dr. Hager nachgewiesen, daß die Folgen 
Bleivergiftung sich nicht nur an den Betresu 
elbst bemerkbar machen, sondern daß den 
Vergiftungen sogar erdlich sind, so daß aut 
Zinder von Jemand, welcher einer Bleivergit 
zum Opfer gefallen ist, häufig hierunter zu 
haben, ja meistens schon im Säuglingsalter sin 
Die neue Brücke über den Gan 
bei Benares wurde kürzlich eingeweiht. Der! 
hat 7 Jahre gedauert und bildet einen der git 
Triumphe bhriuscher Ingenieuckunst in Indient 
Länge der Brücke von einem Ende bis zum aml 
betraͤgt 3328 Fuß und von den 16 Spanutn 
messen sieben 3366 Fuß und neun 114 Fußel 
Brückenpfeiler in der Mitte des Flusses sind 
Fuß lang und 28 Fuß breit und die Fundu 
iegen 63— 152 Fuß unler der Obeiflache.“ 
Schwierigkeiten, welche überwunden werden mi 
waren immense. Der Fluß ist an der bu 
3000 Fuß breit, und das Beit besteht bis 
zrößten Tiefe aus reinem Sand. Währen 
kalten Zeit besiht der Ganges nur 37 Füß“ 
während der Regenzeit aber schwillt er bis 
Fuß an und besitzt dann eine Geschwindiglen 
20 Fuß die Sekunde. Um der Schifffahrt 
Hindernisse zu bereiten, wurde die Brücke 25 
iber dem höchsten Wasserstand bei Fluth 9 
Die Brücke hat 75 Lakhs Rupien (750,000 
gekostet; sie bringt Lucknow in direkte Verbir 
mit Calcutta. 
fStolz will ich den Spanier 
hetrunkener Maskenballbesucher hatte auf dem 
wege unfreiwilligte Rast in der Straßenge 
macht. Vorübergehende sahen ihn dort liegen 
fragten erstaunt; „Was ist denn das fi 
dlumpen, der sich dort umherwälzt?“ — 
st ein spanischer Edelmann aus dem 16. 
qjundert!“ antwortete schlagfertig, wen' 
allend, der Betrunkene. 
Blötzliche Erkrankungen und unn 
liche Todesarten. 
Generalstabsarzt Prof. Dr. von Nußbau 
vor wenig Tagen im Münchener Kaufmärr 
Verein das Thema der plötzlichen Erkrankund 
unnatürlichen Todesarten, resp.' des br 
Vorfällen gebotenen Verhaltens in einem