Full text: St. Ingberter Anzeiger

Resultat tragen wir heute die Zahl der erhaltenen 
Stimmen nach: Von 986 abgegebenen Siimmen 
fielen auf die Herren: Weyland 96, Zimmermann 
J5, Eisenacher 86, Scheimeister 81, Herzer 81, 
Möllendick 78, Kircher 79, Notar Kemmer 77, 
Fettig K. 75, Knerr 75, Müller 69, Hooß K. 60. 
* St. Ingbert, 21. Nov. Schöffengerichts⸗ 
itzung. 1. Vorgeführt ist ein Tagner Joh. S., 
29 J. a., aus Homburg, vorbestraft, beschuldigt 
des Betielns und der Landstreicherei vom 3. Okt. — 8. 
Novb. Seine Strafe hiefür beträgt 4 Wochen Haft, auch 
wird er der Landespolizei überwiesen, der erlassene 
Daftbefehl auftecht erhallen. 2. Angeklagt der 
Zeschadigung des Straßendammes ist Mich. A., 
39 J. d., aus Rohrbach, Kesselschmied. Die Sache 
wird auf 5. Dezember behufs Zeugenladung ver⸗ 
lagt. 3. Nik. W., 50 J. a. hier, Wirth, hat im 
August mit Ueberschreitung der Baulinie ein Latten⸗ 
hor erneuert. Schuldig befunden, wird er in die 
zeringst zulässige Strafe von 1Mk. nebst den 
Kosten genommen, und die Baupolizei ermächtigt, 
den ordnungswidrigen Zustand zu beseitigen. 4. 
Gg. Kl., Wirth, 51 J. a. und P. H.,24 J. a., hier 
waren am 15. Juli bei der Wohnung des Kl. mit ein- 
ander in Streit gerathen, wobei Kl. den H. mit 
einem harten Gegenstande an den Kopf schlug, 
vas H. durch einen Hieb mit dem geschlossenen 
Messer erwiderte, so daß beide verwundet wurden. 
Da der ganze Vorgang, wie auch ein Nachspiel in 
der Küche des Kl. nicht klar erwiesen ist, sollen 
weitere Zeugen geladen und der Fall in der Sitz⸗ 
ung am 9. Januar nächst. Is. nochmals verhandelt 
werden. 5. J. H., 31 J. a. Fuhrmann aus 
Dellfeld soll sich eines Vergehens gegen die straßen 
polizeilichen Vorschriften schuldig gemacht haben, 
begangen am 26. Juni, indem er auf der Straße 
hei Hassel mit seinem Fuhrwerke eine Strecke auf 
der Fußbank gefahren sei, auch soll an seinem 
Wagen die Tafel mit dem Namen des Eigenthümers 
zefehlt haben. Da der Beklagte bestreitet, daß er 
der betreffende Fuhrmann gewesen sei, und der 
Straßenwärter, welcher ihn protokollirte, ihn heute 
aicht wiedererkennt, so erfolgt Freisprechung. 6. 
Begen den Arbeiter P. G. von hier ist Anklage 
erhoben wegen Diebstahls. G. büßt eben eine 
Gefängnißstrafe ab, e8 wird deshalb gegen ihn erst 
am 9. Januar kommenden Is. zur Verhandlung 
geschritten werden. 7. Barb. K., Ehefr. L. 81 
J. a., aus Hassel, ist geladen wegen Diebstahls 
pon Holz aus dem Dörr'schen Walde, am 22. 
Sept. Dieselbe wird zu einer Strafe von 
1 Tag Gefängniß und in die Kosten verurtheilt. 
8. Zur Verantwortung wegen Diebstahls von 
Holzkohlen aus dem Walde der Herrn Gebr. 
Krämer im August dss. Is. sind vorgeladen M. 
Mgd. F. (Ehefrau Gl.), Gertr. F. 19 J. a. und 
dina Sch., 14 J. a. aus Elversberg. Die letzteren 
sind geständig und erhalten unter Annahme mil⸗ 
dernder Umstände die geringste Strafe von je 1 
Tag Gefängniß und je s der Kosten, während 
gegen die nicht erschienene Ehefrau Gl. Vorfüh— 
xungsbefehl zur Sitzung am kommenden 5. De— 
zember erlassen wird. 9. Der Bergmann N. Gr. 
hier, 42 J. a. wird für überführt erklärt, am 5. 
September abhin seine Schwägerin durch Schlagen 
mit einem Prügel korperlich mißhandelt zu haben, 
und hiewegen zu 6 Mk. Geldstrafe ev. 2 Tage 
Gef. nebst den Kosten verurtheilt. 10. And. H. 
19 J. a. und Ph. Ob. 24 J. a. aus Rohrbach, 
fielen am Abend des 1. Juli auf der Orisstraße 
dorten in Gemeinschaft mit noch einigen nicht er⸗ 
mittelten Burschen einen Schmelzarbeiter von St. 
Ingbert an und bearbeiteten ihn mit Prügeln 
Bohnenstangen), daß er infolge der Verletzungen 
1 Tag arbeitsunfähig war. Da beide Angeklagte 
wegen Korpervberletzung schon vorbestraft sind, wird 
die heutige Strafe für H. auf 2 Monate und flr 
Ob. auf 2. Monate 14 Tage Gef. bemessen und 
ihnen die Kosten gemeinsam überbürdet. 
* St. Ingbert, 21. Nov. Die Mitglieder 
des Männerturnvereins seien daran erin⸗ 
nert, daß heute Abend 8 Uhr in dem Turnlokale 
bei P. Wagner die regelmäßigen Turnübungen 
heginnen. 
—* Den Fuhrleuten kann es nicht 
dringend genug empfohlen werden, nach eingetretener 
Dunkelheit nicht ohne Laternen zu fahren. 
Gerade in der letzten Zeit sind in der Pfalz wieder 
mehrere schwere Unglücke infolge der Nichtbefolgung 
dieser selbstverständlichen Vorsichtsmaßregel entstan- 
den, aber immer wieder ergibt sich die Nothwen⸗ 
digkeit. oͤffentlich auf die hie und da üblichen Miß⸗ 
tände warnend aufmerksam zu machen. Vielleicht 
jat unsere heutige Mahnung etwas mehr Wirkung, 
venn wir hinzusügen, daß die fortgesetzten Ueber⸗ 
tretungen der betr. Vorschrift die Gerichte mit Recht 
deranlaßt haben, strenge Strafen gegen die Nach— 
ässigen auszusprechen. 
—* In England ist kürzlich eine Lebens- 
zeschreibung Kaiser Friedrichs erschie— 
ten unter dem Titel: „Friedrich III. als Kron⸗ 
zrinz und Kaiser, ein Lebensbild von Renny Rodd“, 
velches durch einen Brief der Kaiserin Fried— 
ich an den Verfasser eingeleitet wird. Die Haupt⸗ 
telle dieses Briefes lautet: „Menschen in beschei— 
enen Lebensstellungen, welchen viele von den Seg⸗ 
jungen versagt sind, deren die Reichen sich erfreuen, 
ind welche fast alle vermeintlichen Genüsse dieser 
Velt entbehren müssen, find oft geneigt, sich ein⸗ 
ubilden, ihre Last sei die schwerste, Kämpfe, 
„chmerz und Thränen seien nur ihnen beschieden. 
zielleicht werden sie anders denken, wenn sie von 
deiden lesen, die mit solcher Geduld getragen, von 
zflichten, die so freudig erfüllt wurden, wäh⸗ 
end Krankheit die Kraft des starken Mannes 
mtergrub; sie werden einigermaßen den tiefen 
„chmerz getäuschter Lebenshoffnung begreifen, 
en ein von Liebe für sein Volk beseelter Herrscher 
mpfinden mußte, als er sich ohnmächtig-fühlte, 
ie lange gehegten Pläne für das allgemeine Beste 
uszuführen; sie werden den Muth bewundern, mit 
em er festen Fußes seinem Ende entgegenschritt, 
vährend die Schatten des Todes seinen Pfad ver—⸗ 
unkelten. Trauer und Schmerz suchen alle gleicher⸗ 
naßen heim, gebrochene Herzen finden sich in Pa⸗ 
ästen wie in Hütten, und das heilige Band der 
zruderliebe ist sicherlich da am stärksten, wo werk⸗ 
hätiges Mitleid aller Herzen vereint und Verehr⸗ 
ing für das Gute unsere Seelen erhebt.“ 
d Neuhäusel, 20. Nov. Bei der Pres- 
yterwahl gaben von 283 Wahlberechtigten 103 
hre Stimmen ab. Die früheren Presbyter wurden 
nit großer Mehrheit wieder gewählt: Frd. Herzog, 
5rd. Hussong, Val. Kleis, Lud. Schmeer, Karl 
—„chleppi. An Stelle des leider kranken Dan. 
-„chwarz trat als Presbyter Lud. Stemmler. Alle 
on Kirkel-Neuhäusel. Für Hassel blieb der frühere 
gertreter: Christ. Grund. Ersatzleute wurden: 
Jak. Schunk von Hassel; von Kirkel-Neuhäusel: 
zak. Schwartz, Frd. Braun, Lud. Kettinger, Jak. 
S„eel, Lud. Spieler, Christ. Schwitzgebel. 
— Ranschbach, 19. Nov. Dem Tagner 
Franz Paul Lenhard dahier wurden in letzter 
Woche aus einem verschlossenen Schranke 26 Mk. 
jestohlen. Des Diebstahls verdächtig wurde heute 
ein 15jähriger Junge aus Walsheim verhaftet. 
— Kauiserslautern, 19. Nob. Auf dem 
Verbandstage der Pfälzischen Gewerbevereine in 
Frankenthal wurde das Referat über die Collektiv⸗ 
lusstellung Pfalz wegen der vorgerückten Zeit von 
ser Tagesordnung abgesetzt und auf einen demnächst 
inzuberufenden Delegirtentag verschoben. Wie einer 
Mittheilung des Herrn Direktor Spatz, zu entneh ⸗ 
nen, hat die Collektiv-Ausstellung Pfalz in Mün⸗ 
den sowohl die Anerkennung Sr. kgl. Hoheit des 
Zrinzregenten als auch die des kgl. Staatsmini⸗ 
teriums gefunden und es ist dieser Anerkennung 
ruch Ausdruck verliehen worden. Wenn nun trotz 
»em das finanzielle Ergebniß nicht so günstig ist, 
vie dies zu wünschen gewesen wäre, so liegt dies 
vohl in erster Linie an den Gewerbevereinen und 
»en Städten selbst. Der Ausstellung Pfalz 
tanden zur Verfügung, insgesammt 18,940 
Mark 23 Pfg. Die Ausgaben betrugen 21,266 
Mark 59 Pfg., so daß sich eine Mehrausgabe von 
2326 Mk. 36 Pfg. ergibt, von welcher 420 Mk. 
iuf Platzmiethe, der Rest auf Transportkosten fallen. 
Für die Deckung des Betrages muß in einer oder 
inderer Weise Sorge getragen werden und es dürfte 
n dieser Richtung wohl ein Appell an die Städte, 
vewerbevereine, an Industrielle wie hochherzige 
Irivate ergehen, ev. auch zu einer Lotterie gegriffen 
verden, da die Aussteller noch weiter bei den ge⸗ 
jabten Opfern in Anspruch zu nehmen, wohl nicht 
zut angänglich ist. (N. Brgz.) 
— Morlautern, 18. Nov. Die Mitteilung, 
vonach in der Wohnung des Karl Schermer 
ein Brand ausgebrochen und das 1 Jahr 6 Monate 
alte Knäbchen entsetzliche Brandwunden dabontrug, 
kann die „Npf. Bzt.“ leider dahin ergünzen, daß 
das arme Kind, obwohl der Arzt gleich zur Stelle 
var und alle möglichen Mittel anwandte, gestern 
Mittag um 1 Uhr unter qualvollen Schmerzen 
einen Geist aufgab 
— Bergzabern. Wie wir erfahre 
jeabsichtigt Herr Kurhausbesitzer Holler —8 
seinem Etablissement elektrische Beleuchtung ain n 
ühren, mit der eine elektrische —ãa. r —— 
inserer Stadt leicht verbunden werden könnte 9 
Brojekt — Beleuchtung des Kurhauses und 
Stadt, — von dem bereits ein Plan ünd aoste 
anschlag vorliegt und das sich nicht ganz auf deg 
M. belaufen wird, wurde dem hin, 
Zurgermeisteramt durch Herrn Holler — ** 
im dem Stadrrathe vorgelegt zu werden. (SwWe 
— Deidesheim. Äuf einem Treibjage 
zieser Tage, abgehalten auf einem Theil der hier 
igen Feldjagd (sog. Küchenjagd) wurden 80 Hesen 
geschossen. Mit diesem Resultate dürfte man * 
rieden sein. Im Preise sind die — 
zier gestiegen und werden solche unter M. 35. 
»ro Stück nicht abgegeben. 
— Neuhofen, 19. Novb. Ein Alt der 
zrößten Roheit wurde auf der Distriktsstraße zwischer 
sjier und Rheingönheim verübt. Achtzig Stud 9 
zoriges Jahr eingesetzte Bäumchen wurden von 
ȟbischer Hand teils abgebrochen, teils abgehaun 
Den Thätern will man auf der Spur sein. 
—V 
— Ludwigshafen, 20. Nob. Herr Köm 
nerzienrath Dr. Karl Clemm und seine Gall 
MNaria Hoff haben aus Anlaß ihres gestigen 
26jährigen Ehejubiläums eine Siff, 
ung beschlossen, in der Summe von 20,000 M. 
leber die Verwendung der Zinsen besagt 84 du 
jeute beim Bürgermeisteramte mit deeee 
ungsstaluten folgendes: „Mit den Zinsen sol 
jesonders begebten und strebsamen Jünglingen und 
Jungfrauen, welche nach Absolvirung der Gemein⸗ 
ʒeschulen in Ludwigshafen ateinschule, Realschule, 
Bolksschule, höhere Töchterschule, Fortbildungsschul 
der nach Vollendung einer richtigen Lehrzeit sih 
aoch weiter auf einer höheren gewerblichen Schulb 
oder Fachschule, z B. Pfälzisches Gewerbemuseum, 
— für Jungfrauen: Anstalt zum Ausbilden von 
dehrerinnen für Frauenarbeiten, ausbilden, abe 
durch Mangel an eigenen Mitteln oder an fremde 
Unterstützung gehindert sind, ihrer Ausbildung in 
der richtigen Weise abzuliegen, der Besuch solchet 
Anstalten durch Verleihung von Stipendien —T 
icht werden.“ Durch diese großartige Stiftuns 
jat sich das Jubiläumspaar ein bleibendes Denb 
nal in unserer Stadt gesetzt. (G. A.) 
— Ausder Vorderpfalz. Es machen 
ich in interessirten Kreisen unserer landwirthschajte 
ichen Bevollerung Klagen geltend über allzu 12 
chleppende Erledigung der anhängigen Flurhe⸗ 
reinigungs-Projekte; wenn es richtig ist, daß manche 
derselben schon vor Jahr und Tog begonnen wurden 
iber bis heute, selbst in ganz einfachen Fällen, un 
denen alle Betheiligten ihre Zustimmung gegeben. 
noch nicht zu einer ersten Tagfahrt behufs Wahl 
eines Geometers gekommen sind, so muß man solche 
dlagen für begründet erachten und recht seht 
vünschen, daß ein anderes, ein lebhafteres Tempe 
in diese Sache kommen möge, damit nicht du 
zute Wille erlahmen und nicht Hindernisse 
aüßtzlichen Projekt gegenüber auftauchen. (ßf. K) 
— Dem Vorirage des Herrn Dr. Buhl 
dem Verbandstage der pfaäl;. 8 
werbevereine zu Frankenthal über die 
ters⸗ und Invalidenversorgung, 
nehmen wir nach dem „G.-A.“ folgende iatu su 
Punkte: Nach den Ausführnngen des Herrn 
Buhl wird die Invaliden⸗ und Altermnerim 
a. 12 Millionen Arbeiter umfassen, der iuhu 
Aufwand fuͤr dieselben wird muthmaßlich ca 
ii ngepflih 
Millionen Mark betragen. Die Versicherung 
'oll mit dem 16. Lebensjahr beginnen. 
onders wünscht der Herr Referent, daß auch 
oten sowie Taglöhner, welche zugleich Betri 9 
unternehmer sind, in die Versicherung 
genommen werden. (Interessant ist eine i g 
esung gebrachte Statistik, nach welcher VDen 
Pfalz ca. 14.000 Tagiöhner, 2 9 
hboten und182,700 Taglöhner, die zug ein 
triebsunternehmer sind, Beschäftigung an * 
tändige landwirthschaftliche Betriebe gi pchchen 
der Pfalz 94,000). Nach Ansicht des 
dürfte neben der Zwangsverficherung J —* 
willige einzuführen sein. Ferner —7— *— 
die Frage sei in Erwägung zu ziehen, obn —9 
veiblichen Dienstboten bei ihrer Verheirathun⸗ 
zei dem Austritt aus der Versicherung) n 
eisteten Beiträge zurückerstattet werden z —9— 
die Gleichmäßigkeit der Reute hält Herr M. 
I