Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
oSↄt⸗ Ingberter Anzeiger erscheint täglich mit Auznahme der Sonn⸗ und Felertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs- Blatt und Mittwochs und Samstags mi 
sirirten Beilagen. as Blait kofet dierteljährlich 1. 60 8 einschließlich Tragerishn; durch die Post berogen 14 125 einjchließlich 10 Zuftellungsgebuühr. Die 
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262. Freitag, 23. November 1888. 
23. Jahrg. 
Ne Eröffnung des Reichstages. 
gerlin, 22. Nob. Mittags 12 Uhr war im 
nen Saale des königlichen Schlosses Eroffnung 
Keichstagstagung, Vor dem Schlosse 
ien sich Tausende von Menschen angesammelt. 
Saaie selbst waren die Tribünen überfüllt, 
oiplomatischen Logen dicht besetzt. Die Damen 
hienen sämtlich in Trauerlleidern. In der Hof⸗ 
—erschien die Prinzessin Albrecht mit drei Söhnen 
jer die Herzogin von Aosta, zuletzt die Kaiserin, 
er Nebenloge der Herzog von Aosta in preu— 
her Husaren⸗Uniform, Erzherzog Franz von Este 
reußischer Ulanen-Uniform. Um 12 Uhr trat 
ser Wilhelem in der Uniform der Gardes 
Corps ein, geschmückt mit dem Bande und der 
ne des Schwarzen Adlerordens. Die im Saale 
wesenden, eiwa 800, hatten sich im Halbkreise 
sgesiellt. Als Kaiser Wilhelm mit Ge— 
ige eintrat, brachte der erste Vicepräsident des 
chötages, Dr. Buhl, ein Hoch auf den Kaiser 
8, in welches alle begeistert einstimmten. Der 
aiser empfing aus den Händen des Ministerr 
o. Boͤtticher die Thronrede, welche er mit lautes 
un vernehmbarer Stimme verlas. 
dieselbe enthält folgende Hauptstellen: 
luf Meinen Reisen, welche mich in verschie— 
Theile des Reiches geführt haben, sind Mir 
xcall sowohl von Seiten Meiner hohen Bundes⸗ 
mossen wie der Bevölkerung die Beweise entgegen⸗ 
welen, daß die Fürsten und die Volker 
eutschlands dem Reich und seinen 
inrichtungen mit rückhaltlosem Ver— 
auen anhängen und in ihrer Einigkeit die 
urgschaft ihrer Sicherheit finden. 
daß der Anschluß der Freien und Hansastädte 
inburg und Bremen an den Zollverband des 
esches nach schwierigen und opferreichen Vorarbeiten 
unmehr zur Ausführung gekommen ist, erfüllt 
lich mit Genugthuung. 
die Regierung der Schweizerischen Eidgenossen⸗ 
zust hat eine Revision des Handelsvertrages 
oischen Deutschland und der Schweiz in An⸗ 
zung gebracht. Die Verhandlungen sind unter 
eteiligung von Vertretern der der Schweiz be⸗ 
achdarten Bundesstaaten geführt worden und ihr 
rgebniß besteht in einer Zusatzübereinkunft, durch 
elche die vertragsmäßige Grundlage des beider- 
nigen Verkehrs erweilert und der, Austausch 
er Erzeugnisse der gewerblichen Arbeit erleichtert 
rängnisse nach Kräften hinzuwirken und durch 
rganische Einrichtungen die Bethätigung der auf 
ein Boden des Christenthums erwachsenden Nächsten⸗ 
jebe als eine Pflicht der staatlichen Gesammtheit 
ur Anerkennung zu bringen. 
Unsere Beziehungen zu allen fremden Regier- 
ingen sind friedlich und Meine Bestrebungen un⸗ 
rusgesetzt dahin gerichtet, diesen Frieden zu be⸗ 
estigen. Unser Bundniß mit Oesterreich und 
Fialien hat keinen anderen. Zweck. Die Leiden 
anes Krieges, und selbst eines siegreichen ohne 
Not über Deutschland zu verhängen, würde Ich 
nit Meinem christlichen Glauben und mit den 
oflichten, die Ich als Kaiser gegen das deutsche 
Zolk übernommen habe, nicht verträglich finden. 
Als die Verlesung der Thronrede beendet war, er⸗ 
lärte Minister v. Boötticher den Reichstag für eröffnet. 
Darauf brachte der königlich bayerische Gesandte, 
graf v. Lerchenfeld Koefering, ein dreifaches Hoch 
uf Kaiser Wilhelm aus. Hiernach ordnete sich der 
zug wie beim kintriit und der Kaiser verließ den 
„aal. Der Eröfnungsact dauerte 20 Minuten. 
ung der Parnellcommission verhängte 
der Präsident eine Geldstrafe von 500 Pfund Ster- 
ing gegen Edward Harrington, den nationalistischen 
Depulirten für Kerry, wegen eines in der in Kerry 
erscheinenden Zeitung „Senlinel“ veröffentlichten 
Artikels, welcher eine schwere Beleidigung gegen 
den Gerichtshof enthielt. Der Artikel, auf welchen 
der Generalprocurator gestern hingewiesen hatte, 
führte aus, daß der Gerichtshof nur eine Kreatur 
der Regierung und der „Times“ sei. Harrington 
rcklätte auf Befragen des Präsidenten, er übernehme 
die Verantwortung für den Artikel. 
Paris, 21. Nov. Der Madrider Kriegsrath 
herurtheilte den Reitlehrer, welcher wegen republi⸗ 
tanischer Propaganda unter den Madrider Sergean⸗ 
en angeklagt war, zu einem Jahr Gefängniß. — 
Der Dreklor des Zorellistischen „Pais“ erhielt sieben 
Jahre Zwangsarbeit wegen eines Artikels über den 
General Prim und die Bourbonen. 
Madrid, 21. Nov. Die amtliche „Gaceta 
deröffentlicht die Ernennungen Mazo's zum Bot⸗ 
schafter am Quirinal und Albareda's zum Bot⸗ 
ichafter in London. 
Rom, 21. Nob. Die Kammer nahm 
mit 164 gegen 538 Stimmen die Regierungsvor⸗ 
lage betreffend die Reform des Gesetzes über die 
offentliche Sicherheit an. — Im Senate erklärte 
bei Berxatung des Gesetzentwurfs über die Com⸗ 
munal⸗ und Provinzial ˖ Reform Crispi, er werde 
nach Beendigung der Debatte über den vorliegen⸗ 
den Gesetzentwurf die Interpellation Corte's über 
die ialienlsche Politik im Roten Meere beant⸗ 
vorten. 
Belgrad, 21. Nov. Aus Leskovac und 
Zabae werden blutige Schlägereien anläßlich der 
Wahlen gemeldet, welche die Einschreitung der Gen⸗ 
Farmerie nothwendig machten. In Digacevac ter⸗ 
orifieren die Radicalen die Wähler durch Droh- 
ingen mit Mord und Brandlegung, um ihre Candidaten 
—E fassungsaus- 
chuß nahm gestern die Anträge, betreffend das 
Ulgemeine Wahlrecht und das Stimmrecht auf 
—XRo——— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
xSt. Ingbert, 23. Nov. Ueber eine sehr 
zeachtenswerthe Anregung, welche Herr 
deinrich Krämenr von hier bei den dies jaäͤhrigen 
herhandlungen des pfälz. Landraths gab, schreibt 
der Pfalz. Kur.“: Von dem Referenten des Ge⸗ 
utswesens, Herrn Heinrich Krämer, Huiten⸗ 
verksbesitzer in St. Ingbert, wurde die Ansicht 
eäußert, daß es im Interesse des Gestütes üder⸗ 
jaupt gelegen sei, wenn das pfalzische Land⸗ 
zestühvom Staat übernommen werde. 
Auf dessen Anregung und im Einverständniß des 
gesammien Landraths wurde Folgen des zu Protokoll 
jegeben: „Im Anschluß an die Berathungen des 
destütswesens wurde von dem Referenten des Land⸗ 
aths über die Gestütsangelegenheiten die Frage 
aufgeworfen, ob es nicht angezeigt waͤre, angesichts 
des großen Aufwandes, den das pfälzische Land⸗ 
zestüt erheischt, mit welchem die Resultate der 
pfaͤlzischen Pferdezucht kaum in richtigem Verhält⸗ 
niß stehen dürften, an die höchste kgl. Staatsregier⸗ 
ung die Bitte zu stellen, das pfalzi sche Land⸗ 
gestüt als Staatsanstalt übernehmen 
und weiterführen zu wollen. Der Land⸗ 
cath schließt fich dieser Anschauung in der Erwäg⸗ 
ing an, daß die Gestütsländereien und Gebäude 
berhaupt schon Staatseigenthum seien, an welchem 
zer Kreis nur das Nutzungsrecht habe, daß der 
Deutsches Reich. 
Darmstadt, 22. Nov. Der Zweiten 
Zamm er ist der Gesetzentwurf, betreffs Mißbrauchs 
er geistlichen Amtbgewalt, zugegangen. 
Berlin, 21. Noeb. Dem Bundesrath 
st die Convention zwischen Deutschland und 
em Freistaat St. Salvpador zugegangen, 
vonach der zwischen beiden Staaten geschlossene 
dandelsvertrag vom 18. Juui 1871 auf weitere 
sehn Jahre verlängert werden soll. 
Berlin, 21. No. Der Großfärst— 
Thronfolger traf um 9 Uhr 10 Min. Abends 
siet ein und wurde vom Kaiser, dem Prinzen 
Zeincich, der Generalität, dem Gouverneur und 
'ommandanten, den zum Ehrendienst befohlenen 
Ifficieren und dem Personal der russischen Bot⸗ 
chaft empfangen. Der Kaiser und Prinz Heinrich 
rugen russische Uniform, der Großfürst-Thronfolger 
ie Uniform des 8. preußischen Husaren · Regiments. 
Nach herzlichster Begrüßung schritten die hohen 
Zerrschaften die Front der vom Kaiser Alexander⸗ 
Harde · Grenadier-Regiment gestellten Ehrencompagnie 
ib, bestiegen sodann die Hofwegen und begaben 
ich, von einer Eskadron Gardes du Corps escor 
iert, nach der russischen Botschaft, überall mit 
nthusiastischem Jubel begrüßt. 
Berlin, 22. Nob. Im Offiziercorps des 
deneralstabes sind folgende Veränderungen be— 
ohlen worden. Bei der Generalinspection der Feld 
rirllerie ist der Chef des Generalstabes Oberst v. 
—XV des General- 
rnlierie⸗Comites, in Genehmigung seines Ab⸗ 
hiedsgesuches zur Dispositiom gestellt und an seiner · 
tatt der erste Adjutant dieser General⸗Inspection 
Najor v. Reichenau mit Wahrnehmung der Ge— 
häfte als Chef dieses Stabes beauftragt worden; 
n Stelle des zum Commandeur des Infanterie⸗ 
degiments Nr. 46 ernannken Oberfllieutenants 
draͤhmer ist Major v. Prinwitz und Gaffron zum 
zeneralstabe der Commandantur von Königsberg 
pr. und an Stelle des letzteren Major v. 
zoßler dom großen Generalstab zum Generalstab 
er 6. Division versetzt; Hauptmann v. Diest vom 
zeneralstab der 14. Diviston in Düsseldorf ist als 
dittmeister und Schwadronschef in das 1. Rheinische 
„ragonerregiment Nr. 5 versetzt worden. 
Ausland. 
London, 21. Nov. In der heutigen Sitz⸗ 
der Haushalt für das nächste Rechnungsjahr 
ird Ihnen unverweilt vorgelegt werden. Der 
oranschlag gibt Zeugniß von der befriedigen⸗ 
a Lage der Reichsffinanzen. 
der bereits früher angekündigte Gesetzentwurf 
c Regelung der Erwerbs- und Wirtschafts⸗Ge⸗ 
enschaften wird Ihrer Beschlußnahme unter—⸗ 
eitet werden. Es steht zu hoffen, daß die Zu⸗ 
ung von Genossenschaften mit beschränkter Haft⸗ 
licht, welcher der Entwurf vorschlägt, auch für 
Hebung des landwirischaftlichen Credits sich 
ailjam erweisen werde. 
Als ein teures Vermächtniß Meines in Goit 
henden Herrn Großvaters habe Ich die Aufgabe 
rnommen, die von Ihm begonnene socialpoli⸗ 
hhe Gesetzgebung fortzuführen. Ich gebe Mich 
ir Hoffnung nicht hin, daß durch gesetzgeberische 
haßnahmen die Rot der Zeit und das menschliche 
lend sich aus der Welt schaffen lassen. Aber Ich 
uchte es doch sür eine Aufgabe der Staatsgewalt, 
die Linderung vorhandener wirtschaftlicher Be⸗